ADHS betrifft nicht nur Kinder: In der Schweiz leben laut Schätzungen rund 3-5 % der Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Neben medikamentösen und psychotherapeutischen Ansätzen wird die Ernährung zunehmend als unterstützender Faktor diskutiert - besonders im Hinblick auf Darmgesundheit, Blutzuckerschwankungen und Mikronährstoffe.
Der Einfluss der Ernährung auf ADHS
ADHS ist komplex - aber Ernährung kann ein wirksamer, alltagsnaher Co-Faktor sein. Besonders bei Erwachsenen wird dieser Bereich oft übersehen. Es gibt Hinweise darauf, dass individuelle Ernährungsempfehlungen zur besseren Symptomkontrolle beitragen können.
Darmgesundheit und ADHS
Studien deuten auf eine Verbindung zwischen dem Darmmikrobiom und ADHS-Symptomatik hin. Ein gestörtes Darmmilieu sowie eine erhöhte Darmdurchlässigkeit werden häufig in Zusammenhang mit ADHS beobachtet. Die Darm-Hirn-Achse ist zentral für die kognitive Entwicklung. Ein verarmtes oder entzündetes Mikrobiom kann die neurochemische Regulation stören.
Was kann helfen?
- Fitter Darm durch Prä- und Probiotika: Fermentierte Lebensmittel (z. B. Sauerkraut, Kimchi, ungesüsster Joghurt) und präbiotische Ballaststoffe fördern ein gesundes Mikrobiom.
 - Pflanzenbasierte Kost: Frisches Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte können helfen, Entzündungsprozesse zu regulieren und die Darm-Hirn-Achse positiv zu beeinflussen.
 
Blutzuckerspiegel und ADHS
Blutzuckerspitzen können Konzentration und Impulskontrolle negativ beeinflussen. Ein ausgewogenes Frühstück mit ausreichend komplexen Kohlenhydraten kann dazu beitragen, übermässige Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Zudem sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Gemüse geachtet und möglichst mit frischen Grundnahrungsmitteln gekocht werden. Der Konsum von Fertiglebensmitteln sollte reduziert werden.
Empfehlungen:
- Weniger Zucker & stark verarbeitete Kohlenhydrate: Eine stabilisierende Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten und gesunden Fetten ist empfehlenswert.
 - Lebensmittel mit hohem glykämischen Index begrenzen: Industrielle gezuckerte Frühstückscerealien, Weißbrot, Kuchen, Limonaden, pasteurisierte Fruchtsäfte, überkochte Kartoffeln oder Süßigkeiten sollten vermieden werden.
 
Mikronährstoffe und ADHS
Besonders Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Zink und Eisen spielen eine Rolle in der Neurotransmitterregulation. Eine pflanzenbetonte, vollwertige Ernährung kann Mängel oft ausgleichen oder vorbeugen. Natürliche Salicylverbindungen sind in Obst, Beeren, Mandeln usw. enthalten. Eine Unterversorgung mit Kalzium und Magnesium (Co-Faktoren für die körpereigene Bildung von Dopamin), Zink (agiert u.a. auch als Dopamin-Wiederaufnahmehemmer) kann ebenfalls relevant sein.
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Wichtige Mikronährstoffe:
- Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA): Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die in fettem Fisch oder in Form von Ergänzungsmitteln vorkommen, spielen eine Schlüsselrolle im neuronalen Betrieb.
 - Magnesium, Eisen und Zink: Mikronährstoffmängel sind häufig bei Kindern mit ADHS.
 
Studien zum Mikrobiom und ADHS
Eine Studie zum Einfluss von fermentierter Kräuterhefe auf das Mikrobiom der menschlichen Darmflora zeigt, dass die Einnahme von Kräuterhefe bei den Probandinnen unter anderem eine sichtbare Veränderung in der bakteriellen Zusammensetzung des Darms ausgelöst hat und die Homöostase des Darmmikrobioms unterstützt wurde. 26 Frauen mit einem BMI von 30 bis 35 nahmen während drei Wochen täglich flüssige Kräuterhefe ein. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden sie medizinisch untersucht sowie Blut- und Stuhlproben analysiert (Sequenzierung von 68 Bakterienarten).
Zusammenfassend konnten folgende Resultate beobachtet werden:
- Kräuterhefe beeinflusst die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm.
 - Sie scheint eine mikrobielle Veränderung in Richtung Homöostase zu beeinflussen.
 - Sie hat einen positiven Einfluss auf das Verhältnis von Firmicutes und Bacteroidetes (F/B-Verhältnis).
 - Sie scheint das Wachstum von Butyrat produzierenden Bakterien bei jungen adipösen Frauen zu fördern.
 - Sie scheint den Blutdruck sowohl bei metabolisch ungesunden (MUO) als auch bei metabolisch gesunden Personen (MHO) zu senken.
 
Weitere Faktoren, die ADHS beeinflussen können
Die Ursachen für ADHS sind vielschichtig und nicht abschliessend geklärt. Man geht davon aus, dass die Entstehung von ADHS auf einer komplexen Wechselwirkung verschiedener Einflussgrössen beruht. So führen wohl genetische Dispositionen und andere Einflussfaktoren, z. B. Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie Umweltfaktoren, zu Abweichungen in der neuronalen Entwicklung, die für die Entstehung der ADHS-Symptomatik verantwortlich sind.
Weitere Faktoren:
- Chronische Belastungen mit toxischen Metallen wie Blei, Cadmium, Kupfer, Quecksilber, Arsen und Aluminium sind bei ADHS sehr häufig.
 - Organische Substanzen (z.B. Pestizide).
 
Mikronährstoffe als begleitende Massnahme
Mikronährstoffe können als begleitende Massnahme in der Therapie von ADHS eine sinnvolle Rolle spielen. Studien deuten darauf hin, dass gezielte Supplementierungen helfen können, Defizite auszugleichen und bestimmte Symptome zu lindern. In offenen Anwendungsstudien hat sich die Gabe von Kalzium und Magnesium als überraschend erfolgreich hinsichtlich des Verhaltens und der Konzentrationsfähigkeit erwiesen. Nur bei niedrigem Serumferritin supplementieren. Eisenmangel kann die mentale Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Kann ADHS-Symptome moderat verbessern, reduziert die Stressempfindung.
Die Rolle von Fachpersonen
Für eine möglichst gezielte Verbesserung der Situation sollten stets die im Einzelfall eine Rolle spielenden Einflussfaktoren sorgfältig eruiert (auch mithilfe von Laboranalysen) und in der Folge auch in der begleitenden Therapie berücksichtigt werden. Für die Beratung sollte die Hilfe von Fachpersonen aus Medizin, Pharmazie und Naturheilkunde in Anspruch genommen werden, die sich besonders gut mit der ADHS-Problematik, mit der Ernährung, mit Mikronährstoffen sowie auch mit chronisch toxischen Einflüssen auf den Stoffwechsel auskennen.
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Zusammenhang zwischen ADHS, Ernährung und Verhalten
Es gibt immer mehr Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Aufmerksamkeitsstörungen hinweisen. Eine Ernährung, die reich an schnell verdaulichen Zuckern, Zusatzstoffen und stark verarbeiteten Lebensmitteln ist, kann Symptome von Hyperaktivität verstärken, während eine ausgewogene Ernährung, reich an Omega-3, Ballaststoffen und Mikronährstoffen, die Konzentration, das Stressmanagement und die Schlafqualität verbessern kann. Es handelt sich nicht um eine heilende Behandlung, sondern um eine...
Empfehlungen
- Vermeiden Sie Lebensmittel mit hohem glykämischen Index (Süßigkeiten, Limonaden, Gebäck), stark verarbeitete Produkte, die reich an Farbstoffen (Tartrazin, Allurarot), Konservierungsstoffen (Natriumbenzoat) und Süßungsmitteln (Aspartam) sind, sollten vermieden oder begrenzt werden.
 - Bevorzugen Sie Lebensmittel, die reich an Omega-3 (fettiger Fisch, Nüsse, Leinsamen), in Zink (Eier, Hülsenfrüchte), in Eisen (mageres Fleisch, Linsen), in Magnesium (dunkle Schokolade, Mandeln) und in Tryptophan (Banane, Vollkornreis, Truthahn).
 - Ein proteinreiches Frühstück (Ei, Naturjoghurt, Trockenfrüchte) und zuckerarm fördert die Konzentration, indem es Blutzuckerschwankungen vermeidet.
 - Nahrungsergänzungsmittel auf Omega-3 (EPA/DHA), Zink, Magnesium oder Eisenbasis können das Nervensystem unterstützen, insbesondere bei nachgewiesenen Mängeln.
 
Die Darm-Hirn-Achse und ADHS
Das Mikrobiom spielt eine grundlegende Rolle bei der Regulierung von Stimmung und Verhalten über die Darm-Hirn-Achse. Ein Ungleichgewicht der Darmflora (Dysbiose) kann Reizbarkeit, Hyperaktivität und Verdauungsprobleme verstärken.
Ernährungsempfehlungen für Kinder mit ADHS
Auch die Ernährung kann nicht alles, aber sie kann offensichtlich viel. Die Ernährung ist eine wesentliche Säule, aber sie allein kann nicht alle Bedürfnisse eines Kindes erfüllen, das mit ADHS diagnostiziert wurde. Indem man diese Hebel mit einer angepassten Ernährung kombiniert, können wir eine günstige Umgebung für die Entwicklung des Kindes schaffen, seine Schwierigkeiten lindern und seine natürlichen Ressourcen stärken.
Weitere Tipps für Eltern und Fachleute:
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Viele Studien zeigen, dass Bewegung - insbesondere Ausdauer- oder strukturierte Aktivitäten (Schwimmen, Kampfkünste, Radfahren...) - verbessert die Konzentration, die emotionale Regulation und reduziert Unruhe.
 - Schlafhygiene: Kinder mit ADHS leiden oft an Schlafstörungen. Aber, ein Mangel an Ruhe verschlimmert die Impulsivität, geistige Erschöpfung und Unordnung. Regelmäßige Routinen, weniger Bildschirmzeit am Abend und eine ruhige Umgebung können einen signifikanten Unterschied machen.
 - Die psycho-affektive Umgebung: Die elterliche und schulische Begleitung spielt eine entscheidende Rolle. Ein besseres Verständnis für ADHS-typische Verhaltensweisen, können eine beruhigende Kommunikation, strukturierende Orientierungspunkte und die Wertschätzung der Fortschritte des Kindes den Alltag verändern.
 
Wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien
Die wissenschaftliche Literatur über ADHS und Ernährung wird immer umfangreicher. Obwohl noch nicht alle Effekte vollständig verstanden sind, ein Konsens zeichnet sich ab über die Idee, dass eine qualitativ hochwertige Ernährung kann einige Symptome modulieren bei einigen der betroffenen Kinder.
Wichtige Forschungsergebnisse:
- Die Journal of the American Medical Association hat gezeigt, dass der regelmäßige Verzehr von Obst und Gemüse das Risiko chronischer Erkrankungen senken kann.
 - Zeitschrift für Kinderpsychologie und Psychiatrie (Bloch & Qawasmi, 2011), bestätigen, dass eine Nahrungsergänzung mit EPA/DHA verbessert bescheiden die Symptome von ADHS, insbesondere auf demAufmerksamkeit und Impulsivität.
 - Die berühmte Studie von McCann (2007), die veröffentlicht wurde in The Lancet, hat eine Verbindung hergestellt zwischen einige Lebensmittelfarbstoffe und die Zunahme von Hyperaktivität bei Kindern.
 - Studien, wie die von Rucklidge et al. (2014), zeigen, dass Kinder mit ADHS oft niedrigere Raten aufweisen. Eisen, Zink, Magnesium und eins Ungleichgewicht der Darmmikrobiota. Die Supplementierung scheint in diesen speziellen Fällen den Allgemeinzustand und bestimmte kognitive Funktionen zu verbessern.
 
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