ADHS Medikamente für Erwachsene: Kostenübernahme durch Krankenkassen in der Schweiz

ADHS kann den Alltag zur Herausforderung machen, und Medikamente können für Menschen mit ADHS den Unterschied machen. Die Einnahme von Medikamenten gegen ADHS klingt verlockend: Eine Pille nehmen und alles ist etwas einfacher.

Nicht alle Betroffenen benötigen eine medikamentöse Behandlung. Wer gut mit den Symptomen zurechtkommt und sich im Alltag nicht beeinträchtigt fühlt, kommt oft ohne entsprechende Präparate aus. Wenn ADHS jedoch zu Problemen führt und beispielsweise die Produktivität bei der Arbeit oder in der Schule beeinträchtigt, können Medikamente eine wichtige Stütze sein. Auch, wenn Begleiterkrankungen wie Depressionen auftreten, helfen Ritalin und Co. ebenso als Ergänzung zu anderen Therapieformen.

Zugelassene Wirkstoffe und Verschreibung

Für die Behandlung von ADHS sind in der Schweiz die Wirkstoffe Methylphenidat, Dexmethylphenidat, Lisdexamfetamin und Atomoxetin zugelassen. Psychiater:innen verschreiben am häufigsten Präparate mit Methylphenidat, enthalten zum Beispiel in den Medikamenten Ritalin und Concerta. Die anderen Wirkstoffe kommen zum Zug, wenn Methylphenidat nicht wirkt.

ADHS Medikamente fallen in der Schweiz unter das Betäubungsmittelgesetz, weshalb sie nur mit einem speziellen BtM-Rezept erhältlich sind. Das Einlösen dieser Rezepte ist an konkrete Bedingungen geknüpft. So dürfen sie beispielsweise nicht in digitaler Form ausgestellt und müssen innerhalb von einem Monat eingelöst werden. Die verschriebene Menge des Medikaments darf zudem die Dosis für einen Monat nicht überschreiten. Lesen Sie hierzu auch das Merkblatt des Amtes für Gesundheit.

Kostenübernahme durch Krankenkassen

Die Krankenkassen in der Schweiz übernehmen die Kosten für ADHS Medikamente, wenn die Symptome seit dem Kindesalter bestehen und eine entsprechende Diagnose vorliegt. Eine Ausnahme besteht bei Ritalin: da es für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren vorgesehen ist, geschieht die Abgabe an Erwachsene off-label und wird nicht von der Krankenkasse bezahlt.

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Medikamente helfen einem Grossteil der Betroffenen, indem sie die Dopamin-Konzentration im Gehirn erhöhen und so die Weiterleitung von Nervenimpulsen verbessern. Je nach Dosierung und Präparat haben die Medikamente eine kurz- bis mittelfristige Wirkung: entweder zwischen drei bis fünf oder acht Stunden. Die Fachpersonen stellen die für Sie oder Ihr Kind empfohlene Menge und Medikament individuell zusammen.

Zu Beginn erfolgt der Start immer mit einer kleinen Dosis, die schrittweise erhöht wird, falls keine Verbesserung eintritt. Wie bei allen Medikamenten können auch bei ADHS Medikamenten Unterschiede in der Verträglichkeit auftreten. Das bedeutet, dass einige Menschen Nebenwirkungen erleben, während andere die gleiche Dosis gut vertragen. Aber keine Sorge: Meistens sind keine oder nur geringe Nebeneffekte vorhanden. Bei Kindern sind Wachstumsverlangsamungen möglich, aber selten. Bei langfristiger Einnahme zeigt eine neue Studie, dass Puls und Blutdruck leicht steigen können. Allerdings nicht bei allen Patient:innen. Deswegen ist eine regelmässige Kontrolle dieser Werte sehr wichtig, um die Dosierung gegebenenfalls anzupassen.

Umgang mit Nebenwirkungen und Dosierung

Wenn die Wirkung von ADHS Medikamenten abnimmt, kann es sein, dass Ihre Symptome stärker zurückkehren. BtM Rezepte unterliegen strengeren Kontrollen, als herkömmliche Rezepte. Nur weil Nebenwirkungen auftreten, muss das Medikament nicht unbedingt abgesetzt werden. Einige Nebenwirkungen können mit einfachen Mitteln gemildert werden. So bietet es sich bei Appetitlosigkeit an, das ADHS Medikament erst nach dem Essen einzunehmen. Bei Schlafstörungen kann es helfen, die Tablette am Morgen zu nehmen oder die Dosis auf den Abend hin zu verringern.

Eine regelmässige Kontrolle und Kommunikation mit Ihren Ärzt:innen ist enorm wichtig! Teilen Sie unbedingt mit, wenn Sie Nebenwirkungen haben, insbesondere wenn es um den Blutdruck oder die Herzfrequenz geht. Natürlich sollten Sie das Medikament nur in der verschriebenen Dosis und zum verschriebenen Zeitpunkt einnehmen. Ändern Sie die Dosierung und den Einnahmezeitpunkt nicht eigenmächtig. Informieren Sie sich über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Koffein oder Alkohol. Vereinbaren Sie regelmässige Kontrolltermine mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin, damit Wirksamkeit, Dosierung und allfällige Nebenwirkungen überwacht werden können.

Lenken Sie in den ersten Wochen der Einnahme keine Fahrzeuge, da ADHS Medikamente die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen können. Lassen Sie sich gegebenenfalls eine ärztliche Bescheinigung ausstellen, die bestätigt, dass Sie befugt sind, Betäubungsmittel zu besitzen. Dies und die Übersetzung des Dokumentes in Englisch ist vor allem bei Reisen wichtig.

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Ob Sie Ritalin und Co. einnehmen möchten, ist Ihre persönliche Entscheidung. Fragen Sie sich, wie gross Ihr Leidensdruck durch ADHS ist und wie stark entsprechende Präparate Ihren Alltag erleichtern könnten. Tauschen Sie sich anonym und kostenlos in unserem Selbsthilfe-Forum aus. In der EnableMe Community können Sie alle Ihre Fragen stellen.

Weitere Informationen zu Medikamenten und Kostenübernahme

In der Schweiz werden fast ein Viertel der Kosten zulasten der Grundversicherung durch Medikamente verursacht. Bevor es auf den Markt gelangt, wird jedes Medikament durch Swissmedic geprüft. Diese Prüfungen umfassen insbesondere Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit in der Anwendung des Medikaments sowie seine Reinheit und seinen Gehalt an Wirkstoffen. Dieses Verfahren dauert in der Regel fast ein Jahr.

Damit die Grundversicherung ein Medikament vergüten kann, genügt jedoch die Zulassung durch Swissmedic allein nicht. Zuerst einmal muss das Pharmaunternehmen einen Antrag an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stellen. Das BAG kontrolliert hierauf das Medikament auf Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit.

Der Zugang zu einem Medikament und seine Vergütung durch die Grundversicherung sind an bestimmte Bedingungen geknüpft.

Wichtige Punkte zur Medikamenteneinnahme

  • In der Schweiz erfolgt die Abgabe von über 80% aller Medikamente gegen Rezept.
  • Ein Generikum enthält denselben Wirkstoff und ist ebenso wirksam wie das Originalmedikament. Es kostet jedoch in der Regel 20 bis 30% weniger.
  • Wenn in Ihrem Rezept ein Originalmedikament aufgeführt ist, können Sie in Ihrer Apotheke darum bitten, dass Ihnen das Generikum verkauft wird.

Innovative Therapien

Immer häufiger hört man von sogenannten innovativen Therapien. Worum geht’s? Solche Medikamente basieren auf Genen, Gewebe oder Zellen menschlichen oder tierischen Ursprungs. Je nach Anwendung werden sie manchmal über ein Implantat oder eine Prothese verabreicht.

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Bei innovativen Therapien sind noch viele Fragen offen punkto Ethik und Nebenwirkungen. Doch bieten sie auch neue Hoffnung auf Behandlung oder Heilung von bisher unheilbaren Krankheiten wie bestimmten Krebsarten, Alzheimer oder Bewegungsstörungen.

Fallbeispiele und Erfahrungen

Eine junge Frau ärgert sich: Die Concordia habe sich zuerst geweigert, die Kosten für ihre Medizin zu tragen - weil ihre Diagnose erst mit 23 erfolgte. Odermatt, die ihren richtigen Namen aus Angst vor Stigmatisierung hier nicht genannt haben möchte, war 23, als ihr das Studium plötzlich zu viel wurde. Sie hatte Angstzustände, kämpfte mit leichten Depressionen.

Es gibt auch den Fall einer Frau, die jahrelang Probleme im Beruf hatte - bis bei ihr ADHS diagnostiziert wurde. Sie nimmt Medikamente, die man ihr aber nach der Pension nicht mehr bezahlt. Nach ihrer Pensionierung kam der Schock: Die Krankenkasse Atupri beschied ihr, dass sie Focalin für über 65-Jährige nicht mehr vergüte. «Ich muss mich doch auch als Rentnerin konzentrieren können», sagt Blum. Seit sie das Medikament nimmt, muss sie kaum mehr in Behandlung, bestätigt der Psychiater. Es gehe ihr «sehr viel» besser.

Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS im Erwachsenenalter

Nehmen wir an, ein Ü40 er hat die Diagnose ADHS. Wie kann eine Behandlung aussehen:

  1. Ohne Medikamente
  2. Mit kurzfristiger Einnahme von Medi
  3. Langfristige Einnahme der Medi

Bei einer ADHS wird eine multimodale Therapie empfohlen bestehend aus Psychotherapie, Psychoedukation (d.h. Informationen zur Erkrankung) und Medikation. Ob und wie Medikamente eingesetzt werden, hängt vom Schweregrad der Symptome und dem Wunsch des Betroffenen ab. Dabei kann die Medikation sowohl längerfristig wie auch punktuell z.B. für eine Prüfung, eingesetzt werden. Eine regelmässige fachärztliche Evaluation ist dabei notwendig und auch Auslassversuche der Medikation helfen um zu überprüfen ob die Medikation weiterhin sinnvoll resp. hilfreich ist. Eine ausführliche Besprechung soll bei einem Psychiater vorgenommen werden.

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