Zwangsstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und können das Leben der Betroffenen erheblich einschränken.
Viele verheimlichen ihre Krankheit, sodass die Diagnose oft mit Verzögerung gestellt wird.
Zwangserkrankungen sind gekennzeichnet durch unbeeinflussbare Gedanken und durch Handlungen, die der Patient ausführen muss, obwohl er sie als übertrieben oder irrational erkennt.
Zwänge sind wiederkehrende Gedanken und Handlungen, die die betroffene Person wiederholt ausführt.
Häufig leiden Patientinnen oder Patienten bereits seit Jahren unter Zwängen und verheimlichen diese aus Scham vor ihrem Umfeld.
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Erst wenn die Kräfte nicht mehr reichen und ein Zusammenbruch droht, suchen sie Hilfe.
So werden Zwangsstörungen leider häufig erst nach Jahren richtig diagnostiziert und behandelt.
Chronifizierung und Verlauf
Bis eine Person mit Zwangserkrankung eine geeignete Behandlung beginnt, dauert es im Schnitt 7 Jahre.
Betroffene versuchen, ihre Symptome oftmals nicht zu zeigen, da sie ihr Verhalten als unsinnig empfinden, es jedoch nicht unterbinden können.
Oder sie schämen sich für Zwangsgedanken mit aggressiven oder sexuellen Inhalten und haben Angst, diese in die Tat umzusetzen, je mehr sie sich damit auseinandersetzen.
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Leider heilen Zwangserkrankungen nur selten von selbst.
Vielmehr zeigen sie eine Ausbreitungsneigung und verstärken sich mit der Zeit.
Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser ist die Prognose.
Auch bei chronifizierter Erkrankung kann eine Behandlung den Schweregrad deutlich reduzieren und zu einer guten Symptomlinderung führen.
Umfangreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass die psychotherapeutische wie auch die medikamentöse Behandlung wirkt und die Gehirnaktivität verändert.
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Zwar werden Betroffene durch die Behandlung selten vollständig symptomfrei, oftmals können die Symptome jedoch so stark reduziert werden, dass sie im Alltag nur noch wenig stören und die Lebensqualität deutlich zunimmt.
Zwangsstörungen verlaufen in Zyklen (Abbildung).
Zunächst flössen die Zwangsvorstellungen dem Patienten Angst ein.
Um die Angst zu lindern, muss er bestimmte Handlungen oder mentale Rituale ausführen.
Nach einer gewissen Zeit treten die Gedanken jedoch erneut auf und erfordern eine Wiederholung der Rituale.
So gerät der Patient in einen Teufelskreis, aus dem er sich ohne professionelle Hilfe nicht mehr befreien kann.
Ursachen
Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Veranlagung eine Rolle spielen könnte.
Menschen, bei denen enge Familienmitglieder eine Zwangsstörung oder andere Angststörungen aufweisen, haben ein höheres Risiko, selbst daran zu erkranken.
Veränderungen im Gehirn, insbesondere im Bereich der Gehirnregionen, die für die Verarbeitung von Angst, Zwang und Unsicherheit verantwortlich sind, könnten eine Rolle spielen.
Ein gestörter Serotoninstoffwechsel wird oft mit Zwangsstörungen in Verbindung gebracht.
Das Erlernen von bestimmten Verhaltensweisen oder Ritualen als Reaktion auf Ängste oder unerwünschte Gedanken könnte dazu führen, dass diese Verhaltensmuster verstärkt werden.
Einige Studien haben gezeigt, dass stressige Lebensereignisse oder traumatische Erfahrungen das Risiko für Zwangsstörungen erhöhen könnten.
Persönliche Merkmale wie Perfektionismus, ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein oder ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle könnten das Entstehen von Zwangsstörungen begünstigen.
Es ist wichtig zu betonen, dass keine einzelne Ursache allein für das Auftreten von Zwangsstörungen verantwortlich ist.
Vielmehr handelt es sich um eine komplexe Wechselwirkung verschiedener Faktoren.
Symptome
Zwangsgedanken treten immer wieder auf, oft in bestimmten Mustern oder Themen.
Die Betroffenen haben wenig bis keine Kontrolle über das Auftreten dieser Gedanken.
Sie können nicht einfach aufhören, daran zu denken.
Oft sind die Gedanken unangemessen, irrational oder unrealistisch.
Sie stehen nicht im Einklang mit den persönlichen Werten oder Überzeugungen der Person.
Die Gedanken lösen intensive Angst, Besorgnis oder Unruhe aus.
Die Person empfindet die Gedanken als bedrohlich oder gefährlich.
Zwangsgedanken drängen sich ungefragt in das Bewusstsein der Person und können sehr störend sein.
Die Themen von Zwangsgedanken können vielfältig sein, einschliesslich Ängste vor Kontamination, Schuld, Gewalttätigkeit, sexuellen Inhalten oder religiösen Themen.
Beispiele für Zwangsgedanken könnten sein:
- Die Angst, sich mit Keimen anzustecken, was zu wiederholtem Händewaschen führt.
 - Die ständige Befürchtung, etwas Schlimmes getan zu haben, auch wenn es keine realen Beweise dafür gibt.
 - Das ständige Wiederholen von Wörtern oder Sätzen in Gedanken, um eine befürchtete Katastrophe zu vermeiden.
 - Unkontrollierbare Vorstellungen von Gewalt gegen sich selbst oder andere, die stark belasten.
 
Zwangshandlungen werden immer wieder durchgeführt, oft in bestimmten Abfolgen oder einer festgelegten Anzahl von Wiederholungen.
Die Handlungen dienen dazu, die Angst oder den Stress zu reduzieren, der durch die zwanghaften Gedanken ausgelöst wird.
Die Handlungen werden oft sehr präzise und genau ausgeführt.
Kleinste Abweichungen von der Routine können zu erhöhter Angst führen.
Zwangshandlungen können viel Zeit in Anspruch nehmen, wodurch das tägliche Leben der Betroffenen beeinträchtigt wird.
Oft haben die Handlungen keinen realistischen Bezug zur vermeintlichen Bedrohung oder dem zwanghaften Gedanken.
Dennoch werden sie ausgeführt, um die Angst zu bewältigen.
Die Zwangshandlungen beeinträchtigen die normale Funktionsweise im Alltag, in sozialen Beziehungen, in der Arbeit oder in anderen wichtigen Lebensbereichen.
Beispiele für Zwangshandlungen können sein:
- Wiederholtes Händewaschen, um die Angst vor Keimen oder Krankheiten zu lindern.
 - Ständiges Überprüfen von Türen, Fenstern oder Geräten, um sicherzustellen, dass sie geschlossen oder ausgeschaltet sind.
 - Das Bedürfnis, bestimmte Worte oder Zahlen in Gedanken zu wiederholen, um eine schlimme Vorstellung zu vermeiden.
 - Sich zwanghaft bestimmten Anordnungen oder Reihenfolgen beim Anziehen, Essen oder anderen Aktivitäten zu unterwerfen.
 
Diagnostik
Ein Psychiater/ Psychologe führt eine gründliche klinische Bewertung durch, um die Symptome zu verstehen, deren Schweregrad zu beurteilen und andere relevante Informationen zu sammeln.
Die Symptome müssen stark genug sein, um erheblichen Stress, Angst oder Unbehagen zu verursachen.
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