Psychosomatische Zahnschmerzen: Wenn Stress auf die Zähne geht

Zahnschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Oftmals werden sie durch Karies oder Entzündungen im Mundraum verursacht. Doch was, wenn der Zahnarzt keine Ursache findet? Vielleicht gehören Sie damit zu einer wachsenden Zahl von Betroffenen, die unter dem Phänomen der sogenannten „non-odontogenen Zahnschmerzen“ leiden.

Immer mehr Menschen mit solchen Beschwerden suchen professionelle Hilfe in einer Zahnarztpraxis, in welcher der behandelnde Zahnarzt dann keine Erkrankung feststellen kann, auch nicht unter Einbeziehung eines dreidimensionalen Röntgenbildes. Es gibt jedoch auch Zahnbeschwerden, die ganz offensichtlich stressgemacht sind - bei denen jedoch weder ärztliche noch zahnärztliche Diagnosen seitens Ihrer Zahnarztpraxis etwas ergeben.

Psychosomatische Zahnschmerzen sind ein häufiges Phänomen, das viele Menschen betrifft. Oft wird nicht sofort erkannt, dass emotionale und psychische Faktoren eine Rolle bei Zahnschmerzen spielen können. Psychosomatische Zahnschmerzen entstehen nicht durch körperliche Schäden oder Erkrankungen im Mundbereich, sondern sind das Ergebnis emotionaler Belastungen und psychischer Probleme.

Ursachen psychosomatischer Zahnschmerzen

Nachvollziehbare Gründe dafür, dass Stress Zahnschmerzen auslösen kann, gibt es viele. Zahnschmerzen, die in der Folge von Stress auftreten, können durch verschiedene Aspekte verursacht werden:

  1. Stress, Angstzustände, Depressionen oder Trauer können zu körperlichen Symptomen führen, die sich in Form von Zahnschmerzen äußern.
  2. Verspannungen und Verkrampfungen der Muskulatur im Kieferbereich können durch Stress entstehen. So kann diese psychische Belastung die Körperhaltung beeinflussen und für Verspannungen im Nackenbereich sorgen. Die sich daraus ergebenden Schmerzen sind dazu geeignet, bis in die Zähne auszustrahlen - über die entsprechen Nervenbahnen geleitet.
  3. Auch das unbewusste, stressbedingte Aufeinanderpressen der Zähne lässt starken Druck auf Kiefermuskulatur und Zähne entstehen. Während einer akuten Stressperiode werden die Zähne dadurch oft unbewusst fest aufeinander gedrückt.
  4. Ein Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Zahnschmerzen kann ebenfalls bestehen.
  5. Sehr häufig beeinflusst Stress die Körperhaltung und kann so zu Verspannungen im Nackenbereich führen.
  6. Gewöhnlich nachts im Schlaf tritt bei manchen Patienten das sogenannte Knirschen auf. Durch spezielle Knirschschienen lässt sich das Zähneknirschen vermeiden.
  7. Wer gestresst ist, neigt dazu, seine Zähne nur oberflächlich zu putzen - oder es sogar ganz wegzulassen.

Sie spüren Ihre Zähne an einer Stelle, die bereits behandelt wurde? Auch dieses Phänomen kann auf psychosomatische Zahnschmerzen hinweisen.

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Diagnose und Behandlung

Auch dann, wenn Sie sich sicher sind, an stressbedingten Zahnschmerzen zu leiden, raten wir von einer Selbstdiagnose ab. Im schlimmsten Fall stecken hinter den Beschwerden doch ernsthafte Beschädigungen der Zähne oder andere gesundheitliche Probleme, die dringend zahnärztlich abzuklären sind. Leiden Sie an Zahnschmerzen, führt kein Weg am Zahnarztbesuch vorbei.

Es kann eine Herausforderung darstellen, stressbedingte Zahnschmerzen zu diagnostizieren. Um die genaue Ursache der Beschwerden herauszufinden, kann die Anfertigung eines dreidimensionalen Röntgenbildes notwendig sein. Ein guter Zahnarzt wird Sie bei Verdacht auf psychosomatische Schmerzen auch nach Ihren Stressleveln und Stressbewältigungsmethoden fragen.

Häufig ist zur Behandlung von stressbedingten Zahnschmerzen ein ganzheitlicher Ansatz vonnöten. Dieser schliesst einerseits die zahnmedizinische Versorgung, auf der anderen Seite aber auch Stressmanagement und gegebenenfalls eine Psychotherapie mit ein.

Besteht durch den Stress bereits ein sehr hoher Leidensdruck, sollte unbedingt eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden. Falls dem so ist, kann eine Fehlprogrammierung im Schmerzgedächtnis vorliegen - in einem solchen Fall wäre eine ambulante Psychotherapie möglicherweise angeraten.

Schmerzmittel können bei akuten Zahnschmerzen zwar Linderung verschaffen, sollten aber niemals als dauerhafte Lösung des Problems verstanden werden.

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Die Behandlung psychosomatischer Zahnschmerzen sollte ganzheitlich angegangen werden:

  1. Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie können helfen, die zugrunde liegenden emotionalen Probleme zu identifizieren und zu bearbeiten.
  2. Techniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und die Entspannung zu fördern.
  3. Sollten muskuläre Verspannungen und Triggerpunkte in der Kaumuskulatur diagnostiziert werden, kann eine gezielte Triggerpunkt-Therapie helfen. Triggerpunkte können auch sehr effizient mit Dry Needling behandelt werden.
  4. Zahnärzte können spezielle Schienen einsetzen, die der Reduzierung des Zähneknirschens dienen. Durch spezielle Knirschschienen lässt sich das Zähneknirschen vermeiden.

Vorbeugung: Stressmanagement und Mundhygiene

Damit es gar nicht erst zu Zahnschmerzen aufgrund von Stress kommt, sollten Sie auf ein effektives Stressmanagement achten. Nehmen Sie sich regelmässig Zeit für Erholung und Entspannung. Dabei können Techniken zur Stressbewältigung hilfreich sein.

Daneben ist eine gute Mundhygiene wichtig, die regelmässig durch den Zahnarzt kontrolliert werden sollte.

Wir alle kennen Zahnschmerzen als unangenehmes Symptom von Karies oder Entzündungen im Mundraum. Mitunter steckt dahinter aber auch ein psychosomatisches Problem, wie zum Beispiel Stress. Das zeigt, wie wichtig es ist, den Ursachen für die Schmerzen auf den Grund zu gehen.

Für Zahnärzte ist es mitunter nicht leicht, stressbedingte Zahnschmerzen als solche zu erkennen. Dafür braucht es neben einem hohen Erfahrungs- und Wissensschatz auch das notwendige Einfühlungsvermögen für den Patienten oder die Patientin.

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Bevor Sie in den Inhalt der nachfolgenden Tipps einsteigen, beachten Sie bitte unsere dringende Empfehlung und suchen Sie auf jeden Fall einen Zahnarzt Ihres Vertrauens auf. Sie oder er sollte vorab eine organische Ursache der Beschwerden unbedingt ausschliessen.

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