AOK Psychotherapie Leistungen: Burnout verstehen, behandeln und vorbeugen

Zeitdruck und Stress nehmen immer mehr zu. Wir wollen allem gerecht werden und das sowohl beruflich als auch privat. Die Belastung besteht von zwei Seiten gleichzeitig und das kann oft auch zu viel werden. Schneller als man denkt fühlt man sich müde, gestresst und ausgebrannt.

Burnout: Mehr als nur Erschöpfung

Doch fühlt man sich nun einfach nur total erschöpft oder ist es vielleicht schon ein Burnout? Burnout ist in der Regel die Folge eines anhaltenden Stresszustandes. Es ist ein schleichender Prozess, der sich über Wochen und Monate, oft auch über Jahre hinweg entwickelt. Schon lange ist Burnout kein Randphänomen mehr.

Definition und Abgrenzung

Burnout beschreibt einen Zustand starker emotionaler, geistiger sowie körperlicher Erschöpfung in Folge von anhaltender Überforderung, Überlastung oder auch Mobbing. Burnout ist eigentlich keine medizinische Diagnose, sondern vielmehr ein Krankheitszustand, der in verschiedenen Phasen und Ausprägungen abläuft. Viele Anzeichen sind typisch für beide Erkrankungen und der Unterschied ist nicht so einfach auszumachen, da sich die Symptome überschneiden und sich keine klaren Grenzen zwischen den beiden Krankheitsbildern ziehen lassen. Man könnte Burnout auch als Vorstufe einer Depression bezeichnen.

Ursachen und Risikofaktoren

Unser Alltag ist zunehmend geprägt von einem Lebensstil und Verhaltensweisen, die sich schädlich auf unsere Gesundheit auswirken. Stress, Hektik, Existenzängste, Sorgen und vieles mehr beschäftigen uns unermüdlich. Burnout ist weit verbreitet und kann grundsätzlich jeden treffen. Ganz egal, ob Manager, Lehrer oder Verkäufer - die Stresskrankheit kommt in allen Bevölkerungs- und Berufsgruppen vor. Inzwischen wird Burnout deutlich öfters diagnostiziert als Früher. Betroffene leiden meist an einer Kombination aus psychischen und körperlichen Beschwerden, die ein vielschichtiges Krankheitsbild ergeben. Am häufigsten von Burnout betroffen sind Frauen und Männer zwischen 30 und 60 Jahren, wobei laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland in jeder Altersgruppe mehr Frauen als Männer betroffen waren.

Insgesamt litten rund 3,3 Prozent der befragten Männer unter Burnout, während bei den Frauen 5,2 Prozent der Befragten unter Burnout litten. Eine Studie der AOK ergab sogar, dass Frauen aufgrund eines Burnouts ungefähr doppelt so häufig krankgeschrieben werden als Männer, vor allem waren hierbei Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren betroffen. Besonders betroffen sind Menschen in erzieherischen und therapeutischen Berufen.

Lesen Sie auch: Psychotherapie und Versicherung

Der Zustand des Burnout wurde zuerst bei Menschen beschrieben, die in sozialen, Heil-oder Pflegeberufen oder ehrenamtlichen Tätigkeiten arbeiten. Denn oft arbeiten in diesen Berufen Menschen, die ein hohes Maß an Idealismus mitbringen und sich dadurch schneller über ihre emotionalen und körperlichen Belastungsgrenzen hinaus verausgaben.

Das Burnout-Syndrom kann sehr vielfältige Ursachen haben. Die Wurzel des Übels liegt in der Regel in Stress und Überlastung, die wir aufgrund verschiedener Faktoren empfinden. Dem zugrunde liegt oft ein zunehmendes und andauerndes Ungleichgewicht zwischen äußeren Anforderungen und persönlichen Möglichkeiten. Menschen, die sich schneller gestresst fühlen, sind meist eher betroffen als Menschen, die mental stabil und damit stressresistenter sind. Wenn äußere Belastungen und extreme Stresssituationen zu viel werden, kann das schnell zu Überforderung und schließlich zu Erschöpfung und Burnout führen.

Nicht nur die eigene psychische Konstitution, sondern auch das äußere Umfeld kann eine Erkrankung mit dem Burnout-Syndrom begünstigen. Unter die äußeren Ursachen für Burnout fällt im Prinzip alles, was an äußeren Faktoren einen negativen Einfluss auf uns ausübt und Stress für uns bedeutet. Meist sind diese äußeren Ursachen im beruflichen Alltag verortet. Als innere Ursachen für Burnout gilt alles, was wir uns an Stress und Problemen selbst machen.

Symptome eines Burnouts

Man fühlt sich erschöpft, ausgebrannt, gestresst, müde. Es ist ein vielschichtiges Krankheitsbild, das durch verschiedene physische, psychische und emotionale Erschöpfungszustände gekennzeichnet ist. Ein Burnout kommt in der Regel nicht mit einem eindeutigen spezifischen Symptom daher, sondern gleich mit einer ganzen Reihe verschiedenster Symptome.

Psychisch-emotionale und geistige Symptome

  • Man resigniert, hat keine Lust mehr und kann sich nicht mehr motivieren.
  • Man fühlt sich gestresst, hat das Gefühl eigenen und auch äußeren Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden.
  • Betroffene fühlen sich dauerhaft kraftlos und ausgelaugt.
  • Das Bedürfnis nach Erholung und Ruhepausen wächst zunehmend.
  • Betroffene können nicht mehr richtig abschalten und kommen einfach nicht zur Ruhe.
  • Vor allem nach der Arbeit gelingt es Ihnen nicht den Kopf frei zu bekommen.
  • Man sieht keinen Sinn mehr in alltäglichen und/oder beruflichen Aufgaben, fühlt sich leer und ausgebrannt.
  • Die Freude geht verloren und nichts scheint mehr Spaß zu machen.
  • Man zieht sich vermehrt aus dem sozialen Leben zurück, braucht mehr Zeit für sich und sagt häufig Verabredungen ab, weil sie einem noch mehr Stress verursachen.
  • Betroffenen leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten und dauerhafter Anspannung.
  • Es passieren mehr Fehler oder Aufgaben gelingen nicht mehr.
  • Man ist zunehmend unzufriedener mit sich selbst und anderen Menschen.
  • Keiner kann einem etwas recht machen und nichts scheint zu genügen.
  • Betroffene machen sich ständig Gedanken und grübeln über alles stundenlang nach.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Meist gestehen sich Männer Erschöpfung und Überlastung erst deutlich später ein als Frauen, weil sie sich schwerer damit tun Schwäche zuzugeben. Sie sind sehr stark davon beeinträchtigt, dass in unser Gesellschaft noch immer das Bild vorherrscht, Männer müssten stark sein und dürften keine Schwäche zeigen. Frauen tun sich im Gegensatz zu Männern in der Regel deutlich leichter über ihre Gefühle zu sprechen und es zu kommunizieren, wenn sie sich überlastet und erschöpft fühlen. Sie weisen eher depressive als überspielende Tendenzen auf, reagieren empfindlicher und deutlich emotionaler als Männer. Für viele Frauen ist es Teil der eigenen Problembewältigung darüber zu sprechen, was sie belastet.

Lesen Sie auch: Rottenburg Psychotherapie

Phasen des Burnout-Syndroms

Die Wissenschaft hat verschiedene Modelle zur Beschreibung des Verlaufs und der Entwicklung eines Burnouts aufgestellt. Sie bestehen aus bis zu 12 Phasen, die sich in ihrer Anzahl und Beschreibung unterscheiden.

  1. Der Drang sich selbst und anderen etwas beweisen zu wollen. Betroffene stellen erhöhte Erwartungen an sich selbst und erledigen ihre Arbeit mit besonderer Begeisterung.
  2. Verstärkter Einsatz. Um den besonders hohen Erwartungen zu genügen, wird noch mehr geleistet und noch mehr Energie in die Arbeit gesteckt. Das Gefühl unentbehrlich zu sein steigt, es wird freiwillig weit mehr geleistet, als notwendig wäre (z.B. Überarbeitung mit Vernachlässigung eigener Bedürfnisse.
  3. Die Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse tritt immer mehr in den Hintergrund und soziale Kontakte werden vernachlässigt. Überspielen und Verdrängen von Konflikten, Problemen und Bedürfnissen. Um leistungsfähig zu bleiben, blenden Betroffene die Ansprüche des eigenen Körpers aus.
  4. Fehler, Unpünktlichkeit und Vergesslichkeit nehmen zu. Umdeutung der eigenen Werte. Alte Grundsätze und ehemals wichtige Dinge wie soziale Kontakte, Hobbies und Beziehungen werden angezweifelt.
  5. Die Wahrnehmung stumpft ab. Freundschaften und berufliche Beziehungen werden eher gemieden, da sie als Belastung empfunden werden.
  6. Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme. Das Verhalten aus den vorherigen Phasen führt vermehrt zu Schwierigkeiten, die aber verdrängt werden. Betroffene haben eine niedrige Toleranzgrenze, fühlen sich nicht ausreichend anerkannt und gehen nur noch ungern zur Arbeit, kommen zu spät oder sind unzuverlässig.
  7. Rückzug und Meidung sozialer Kontakte. Betroffenen fühlen sich hoffnungs-, orientierungslos und ohnmächtig. Innere Leere und Sinnlosigkeit machen sich breit. Es kommt zur Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Medikamente, Spielen oder Sex.
  8. Der Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit schreitet voran, was sich durch Ungenauigkeit, Desorganisation und Entscheidungsunfähigkeit zeigt. Deutliche Verhaltensänderungen. Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und leisten nur noch das Minimum. Oftmals versinken sie in Selbstmitleid und Eigenbrötlerei. Selbst auf gut gemeinte Zuwendung reagieren sie ärgerlich und bewerten alles als Angriff.
  9. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Betroffene fühlen sich wie abgestorben und entfremdet. Innere Leere. Wechsel zwischen dem Gefühl des inneren „Abgestorbenseins“ und starken negativen Emotionen. Oft kommt es zu Panikattacken und Angstzuständen. Der Alltag wird nur noch mutlos und ausgezehrt bewältigt.
  10. Depressionen mit Symptomen wie dauerhafter Verzweiflung, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung.
  11. Völlige Burnout-Erschöpfung mit massiven geistigen, körperlichen und emotionalen Erschöpfungszuständen. Der Körper und das Immunsystem sind angegriffen und es kann zu voranschreitenden Erkrankungen kommen.

Diagnose und Behandlung

Es gibt keine allgemein akzeptierten diagnostischen Kriterien für einen Burnout, denn die Bandbreite der Erkrankungserscheinungen macht die Diagnose mitunter gar nicht so einfach. In der Regel ermittelt ein Arzt mithilfe spezieller Fragebögen und Tests, ob ein Burnout vorliegt. Meist wird das sogenannte „Maslach burnout inventory“ der Psychologin Christina Maslach angewendet. Es gilt als eine Art Messinstrument für die Diagnose von Burnout.

Burnout sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn es ist eine ernsthafte Erkrankung, die professionell behandelt werden sollte. Betroffene schätzen ihre Lage oft falsch ein und werden erst aktiv, wenn es ihnen bereits viel zu schlecht geht. Es gibt keine allgemein gültige Standard-Therapie.

Wege zur Therapie

Wenn Sie den Verdacht haben an Burnout zu leiden, empfiehlt es sich zunächst Ihren (Haus-)Arzt aufzusuchen. Befindet sich der Burnout-Prozess noch im Anfangsstadium, kann eine Kurzzeittherapie bereits ausreichend sein. Ist der Burnout-Prozess bereits weiter fortgeschritten, ist meist eine Psychotherapie zur Behandlung notwendig. Ob zur Behandlung von Burnout Medikamente verschrieben werden oder nicht, hängt individuell vom Betroffenen und den vorliegenden Symptomen ab. Neben psychotherapeutischer Unterstützung kann ein Burnout je nach Schweregrad unter Umständen auch medikamentös therapiert werden. Vor allem, wenn schwere depressive Symptome vorliegen. Darüber entscheidet der behandelnde Arzt oder Therapeut im Laufe der Behandlung.

Je nach Schwere des Burnouts kann ein Aufenthalt in einer speziellen Klinik oder in einem Reha-Zentrum sinnvoll sein. Sie bieten in der Regel ein breites Spektrum an Therapieprogrammen an. Ja, zur Therapie von Burnout gibt es spezielle Kliniken und Therapiezentren. Außerdem bieten oft auch Krankenhäuser und Universitätskliniken eine stationäre oder ambulante Therapie an.

Lesen Sie auch: Überblick: Die neue Psychotherapie-Regelung in der Schweiz

Grundsätzlich ist davon abzuraten Burnout ausschließlich selbst von zu Hause aus zu behandeln. Suchen Sie auf jeden Fall einen Therapeuten auf, um sich beraten zu lassen und um einschätzen zu können, wie ihr gesundheitlicher Zustand ist.

Dauer der Arbeitsunfähigkeit und Behandlungsdauer

Wie lange man in der Regel arbeitsunfähig ist, hängt von dem individuellen Ausmaß und der Schwere der Erkrankung ab. Je nachdem wie stark der Erschöpfungszustand und auch die körperlichen Beschwerden ausfallen, kann eine längerfristige Krankschreibung nötig sein. Kehrt man zu früh in den Arbeitsalltag zurück, riskiert man nur schnell wieder in den alten Sog aus Stress, Überforderung und Erschöpfung gezogen zu werden.

Wie lange die durchschnittliche Behandlungsdauer bei Burnout ausfällt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Auch hier gilt es mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten abzusprechen welche Therapieart für Sie am sinnvollsten ist. Empfiehlt sich eher eine ambulante Therapie oder ein stationärer Klinikaufenthalt oder reichen einzelne Therapiesitzungen aus?

AOK Leistungen und Kostenübernahme

Um abzuklären, ob eine Burnout Behandlung von Ihrer Krankenkasse übernommen wird, sollten sie Rücksprache mit Ihrem Arzt und Ihrer Krankenkasse halten.

Selbsthilfe und Prävention

Ist man sich als Betroffener seiner Lage bewusst, kann man sich neben einer therapeutischen Behandlung auch durch zahlreiche Maßnahmen selbst helfen.

Um sicher herauszufinden ob man unter Burnout leidet sollte man einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen. Grundsätzlich können sie hilfreich sein, um sich in einem ersten Schritt mit dem Thema auseinander zu setzten, allerdings können sie ein Gespräch mit einer Fachkraft nicht ersetzten. Unbehandelt kann Burnout weitreichende Folgen haben, die sich nicht nur massiv auf die Gesundheit auswirken, sondern sich in alle Bereiche des Lebens ziehen.

Ein Burnout kann allerdings auch eine Chance sein. Denn manchmal liegt in etwas Negativem gleichzeitig etwas Positives verborgen. Wie so oft im Leben gilt auch hier: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Je früher eine potenzielle Gefährdung für Burnout erkannt wird, desto besser und schneller sind die Besserungsaussichten. Vor allem mangelnde Selbsterkenntnis oder die Verleugnung der Überforderung stehen einer Prävention leider nicht selten im Wege. Wichtig ist es daher die Warnsignale des Körpers frühzeitig zu erkennen und Erschöpfungszustände nicht einfach auf die leichte Schulter zu nehmen oder gar zu ignorieren. Deswegen gilt es stehts achtsam mit sich und seinem Körper umzugehen und die eigenen Grenzen zu respektieren. Wer ständig über seine verfügbaren Potenziale hinausgeht, hat irgendwann keine Kraft mehr.

Die Prävention von Burnout setzt primär bei der Verminderung von Stress an, indem man stressauslösende Faktoren reduziert und für einen Ausgleich zur beruflichen Belastung sorgt. Hilfe kann man auf verschiedene Arten und Weisen finden. Grundsätzlich können Sie sich an Ihren Hausarzt wenden oder an spezielle Beratungsstellen. Ein ausführliches Therapieprogramm ist in der Regel sinnvoll. Es kann helfen die Zusammenhänge zwischen Lebensführung und der psychischen Gesundheit zu verstehen und somit die Ursachen der Burnout-Erkrankung zu erkennen.

Im Internet kann man eine Vielzahl unterschiedlicher Foren finden, die sich mit Burnout beschäftigen und einen Raum für Austausch und Hilfe bieten. Der Austausch mit Leidensgenossen kann unterstützend und motivierend wirken. Vor allem, wenn man sich nicht traut mit Freunden oder Familie über den Zustand zu sprechen. Betroffene schämen sich oft und haben das Gefühl zu versagen, weil sie sich überfordert fühlen und nicht weiter wissen.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Aspekte des Burnout-Syndroms zusammen:

Aspekt Beschreibung
Definition Zustand emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung
Ursachen Anhaltender Stress, Überforderung, Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Möglichkeiten
Symptome Erschöpfung, Resignation, Konzentrationsschwierigkeiten, sozialer Rückzug
Diagnose Ärztliche Untersuchung, Fragebögen (z.B. Maslach Burnout Inventory)
Behandlung Psychotherapie, Medikamente (bei Bedarf), Klinikaufenthalt (in schweren Fällen)
Prävention Stressmanagement, Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Ausgleich zur Arbeit

tags: #aok #psychotherapie #leistungen