Wohin bei Angststörungen Hilfe finden?

Angst ist eine Grundemotion, die uns hilft, Gefahren zu erkennen, ihnen zu entkommen oder ihnen vorzubeugen. Daher stellt sie ein überlebenswichtiges Warnsystem dar. Pathologische Angst tritt jedoch in Situationen auf, in denen in Wirklichkeit keine Gefahr oder Bedrohung besteht.

Bestimmen Ängste Ihr Leben und können Sie es deshalb nicht mehr frei gestalten? Beherrschen Sorgen und Befürchtungen Ihren Alltag? Haben Sie Angstanfälle, die von Herzklopfen, Zittern, Schwindel und Panikgefühlen begleitet werden? Leiden Sie unter quälenden Gedanken, die sie loswerden möchten, aber nicht können? Betreiben Sie viel Aufwand in Form von Zwangsritualen (z. B. kontrollieren, ordnen, putzen) oder vermeiden Sie Orte oder Situationen?

Ängste, Phobien oder Zwänge können den Alltag stark einschränken und zu schwerem Leiden führen. Den Patientinnen und Patienten, die unter einer Angststörung leiden, ist der irrationale oder übersteigerte Charakter ihrer Ängste oft bewusst. Pathologische Ängste gehen mit einer veränderten Körperreaktion wie Herzrasen, Zittern oder Schweissausbrüchen sowie mit einer veränderten Wahrnehmung einher.

Das Raum-Zeit-Gefühl löst sich auf, harmlose Erscheinungen oder Kommentare werden als äusserst gefährlich interpretiert und es entsteht der Drang zu fliehen, zu kämpfen oder zu erstarren. In diesem Fall könnte eine Angststörung vorliegen. Eine Angststörung kann sich auch als andauerndes Gefühl von Anspannung und Besorgnis bemerkbar machen.

Eine weitere mögliche Reaktion auf Ängste (z. B. vor Ansteckung, Krankheiten, Dreck, einer selbst verschuldeten Katastrophe oder anderen schlimmen Ereignissen) sind Zwänge. Dabei besteht für Betroffene ein innerer Drang, bestimmte Dinge wiederholt zu denken oder zu tun, um die Angst oder andere starke und unangenehme Gefühle kurzfristig zu reduzieren.

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Behandlungsmöglichkeiten

Angst- und Zwangsstörungen können mit wirksamen psychotherapeutischen Verfahren behandelt werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant. Das stationäre Angebot richtet sich an Patient*innen, die stark in ihrem Alltag eingeschränkt sind und daher eine intensivere Behandlung benötigen und wünschen.

Die Behandlung beinhaltet eine ausführliche Diagnostik und Aufklärung über die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Erkrankung. In therapeutischen Gesprächen werden Strategien erlernt und praktisch geübt. Diese helfen dabei, besser mit belastenden Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen umgehen zu können.

Das stationäre Behandlungsteam besteht aus Fachpersonen aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Psychotherapie, Pflege, Sozialdienst sowie Spezialistinnen und Spezialisten der Medizinisch-Therapeutischen Dienste (z. B. Kunsttherapie, Musiktherapie, Aromatherapie, Bewegungstherapie). Jede Behandlung wird individuell auf die Bedürfnisse der betroffenen Person abgestimmt.

Kognitive Verhaltenstherapie

Besonders gute Erfahrungen wurden mit dem Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie gemacht. Dabei unterstützen Therapeuten und Therapeutinnen ihre Patienten und Patientinnen darin, typische Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu korrigieren. Gemeinsam versuchen sie, diese zu hinterfragen und durch andere, positive Gedanken zu ersetzen. Wichtig ist, dass Betroffene verstehen, was ihre Symptome auslöst.

Schrittweise kann sich die erkrankte Person dann in Begleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin den kritischen Situationen aussetzen und lernen, diese wieder zu bewältigen (Expositionsverfahren). Bei starken Ängsten leitet der Therapeut oder die Therapeutin die erkrankte Person erst einmal an, diese Situation in der Vorstellung zu durchleben. Erst wenn sie das gut geschafft hat, geht es in die reale Situation.

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Medikamentöse Behandlung

Bei stark ausgeprägten Angststörungen kann in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin auch eine medikamentöse Behandlung zusätzlich zur Psychotherapie vorgenommen werden. Insbesondere bei Panikstörungen, aber auch bei Agoraphobie oder sozialer Phobie werden Antidepressiva eingesetzt. Allerdings benötigen Sie dabei etwas Geduld: Die Wirkung dieser Medikamente setzt meist erst nach zwei, manchmal auch erst nach vier Wochen ein.

Am häufigsten werden so genannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) eingesetzt. Psychopharmaka können wie alle Medikamente manchmal auch Nebenwirkungen haben.

Gruppenangebote

In dem Gruppenangebot werden aufklärende Informationen über die Entstehung und Fortdauer von Angststörungen auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen vermittelt und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten mit Schwerpunkt auf kognitiven und verhaltensregulativen Elementen vorgestellt.

Anlaufstellen und Beratungsangebote in der Schweiz

Es ist wichtig, sich Hilfe zu holen. In der Schweiz gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Menschen mit Angststörungen und psychischen Problemen.

  • Psychiatrie St.Gallen: Bietet Information und Beratung zu Behandlungsangeboten.
  • Sonnenhalde AG: Verfügt über eine Tagesklinik mit Schwerpunkt Angststörungen und bietet eine moderne Hybrid-Tagesklinik in Basel mit VR-Experience Lab.
  • Sprechstunde Sonnenhalde AG: Bietet ambulante Beratungsmöglichkeiten in Basel.
  • Pro Mente Sana: Bietet Beratung und Erste-Hilfe-Kurse für psychische Krisen.
  • Dargebotene Hand (Tel 143): Bietet rund um die Uhr anonyme, unterstützende Gespräche.
  • Pro Juventute (Tel 147): Bietet kostenlose Telefon- und Chatberatung für Kinder und Jugendliche.
  • Rettungsnummer (Tel 144): Für Notfälle bei Suizidgefahr oder Fremdgefährdung.
  • Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP: Berufsverband der Psychotherapeut/innen.
  • Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP): Fachgesellschaft der Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie.
  • Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ASP: Vereinigung von Psychotherapeut/innen.
  • LGBTIQ-Helpline: Anlaufstelle für Anliegen zum Leben als lesbische, schwule, bisexuelle, trans, nicht-binäre, intergeschlechtliche oder queere Person.
  • SRK (Schweizerisches Rotes Kreuz): Bietet Angebote in den Bereichen Gesundheit, Integration und Rettung.
  • Caritas: Setzt sich für von Armut betroffene und armutsgefährdete Menschen ein.
  • Psychiatrie Baselland: Bietet Behandlungsangebote für alle psychischen Erkrankungen.
  • Selbsthilfe Luzern Obwalden Nidwalden: Bietet Dienstleistungen zur Stärkung der Selbsthilfe an.
  • Gesundheit Schwyz: Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention im Kanton Schwyz.
  • Abteilung Jugend, Familie, Sucht des Kantons Nidwalden: Bietet Beratung für Eltern, Jugendliche und Familien.

Weitere Beratungsstellen und Informationen

  • Soziales Basel: Zahlreiche soziale Institutionen und Unterstützungsangebote in Basel-Stadt.
  • Triagestelle des SRK Kanton Solothurn: Vermittelt passende Beratungsangebote im Kanton Solothurn.
  • psy.ch: Portal bietet Orientierung zu psychischer Gesundheit und psychischen Erkrankungen.
  • feel-ok.ch: Junge Menschen finden Antworten auf ihre Fragen.

Ambulante Hilfe in Basel-Stadt

In Basel-Stadt gibt es viele verschiedene Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Anhand einer Liste mit Filterfunktion können Sie Anlaufstellen suchen, die zu Ihnen passen. Sie können unter anderem angeben, was Sie gerade belastet und welche Art von Unterstützung Sie sich vorstellen könnten:

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Psychotherapie

Sie möchten sich gerne von einer Fachperson in einer Praxis beraten lassen? Die Unterstützung durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten gleicht einer Lebensberatung oder einem Coaching. Gemeinsam mit der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten suchen Sie im Gespräch nach Lösungen und Wegen, die das Leben positiv verändern.

Die obligatorische Krankenversicherung übernimmt die Kosten seit 1. Juli 2022 wenn sie von Psychologinnen und Psychologen oder Psychiaterinnen und Psychiatern durchgeführt wird.

Tabelle: Übersicht wichtiger Anlaufstellen in der Schweiz

Organisation Angebot Kontakt
Dargebotene Hand Telefonische Beratung rund um die Uhr Tel 143
Pro Juventute Kostenlose Telefon- und Chatberatung für Kinder und Jugendliche Tel 147
Rettungsnummer Notfälle bei Suizidgefahr oder Fremdgefährdung Tel 144
Sonnenhalde AG Tagesklinik mit Schwerpunkt Angststörungen -

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