Es ist eine Situation, die sich täglich abspielt: Egal ob es sich um einen Autounfall, ein gebrochenes Bein oder einen Herzinfarkt handelt. Ist man selbst betroffen oder kommt man als Ersthelfer dazu, ist es wichtig, schnell und richtig zu handeln. In der Schweiz gibt es ein lückenloses Netz an Rettungsstellen. Verunglückte oder Personen in lebensbedrohlichen Situationen können unmittelbar nach der Alarmierung des Rettungsdienstes auch in abgelegenen Gebieten mit qualifizierter Hilfe rechnen. Lesen Sie hier, wann Sie Notrufnummern wählen sollten, welche Nummern es in der Schweiz gibt und was Sie bei einer Unfallmeldung beachten müssen!
Wann wählt man den Notruf?
Einen Notruf setzen Sie ab, wenn Sie sich in einer Notsituation befinden oder eine solche beobachten. Die frühzeitige Alarmierung ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn:
- Sie die Situation nicht einschätzen können.
 - Sie Zweifel am Gesundheitszustand des Betroffenen haben.
 - Lebensgefahr besteht.
 
Ein Notfall ist eine absolute Ausnahmesituation. Achten Sie trotzdem immer darauf:
- Ruhe zu bewahren.
 - Eine Unfallstelle abzusichern.
 - Sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.
 
Neben Unfällen im Strassenverkehr mit Verletzten sind auch akute Erkrankungen potenziell lebensgefährlich und gelten als Notfall. Bedrohliche Zustände sind etwa:
- Bewusstlosigkeit
 - Atemnot bis -stillstand
 - Herz-Kreislauf-Beschwerden bis -stillstand
 - Schock
 - Starke Blutungen
 - Plötzliche Sprach- und Sprechstörungen und Lähmungen
 - Sehr starke Schmerzen
 - Verbrennungen
 - Vergiftungen
 
Wenn also zum Beispiel der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, wählen Sie den Notruf. Falls mehrere Personen am Unfallort oder beim Betroffenen sind, fordern Sie jemanden gezielt auf: "Sie verständigen bitte jetzt den Rettungsdienst!" Rufen Sie immer den Notruf 144, wenn die Anwendung lebensrettender Massnahmen notwendig ist.
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Das Ampelsystem als Merkhilfe
Als Merkhilfe gibt es das sogenannte Ampelsystem. Die Ampel hilft als Eselsbrücke beim richtigen Vorgehen in einer Notfallsituation.
- Rot: Zunächst ist die Ampel rot, man tut noch nichts, sondern schafft sich einen Überblick über die Situation. Dabei werden folgende Fragen geklärt: Was ist passiert? Wer ist beteiligt? Wer ist betroffen?
 - Gelb: Dann wird die Ampel gelb. Der Helfereinsatz wird vorbereitet, indem man das unmittelbare Umfeld ansieht und wieder drei Fragen beantwortet: Besteht Gefahr für Helfende? Besteht Gefahr für andere? Besteht Gefahr für Opfer?
 - Grün: Erst danach schaltet die Ampel auf grün. Nun wird bei einem Verkehrsunfall zum Beispiel die Unfallstelle durch das Aufstellen von Pannendreiecken gesichert. Dann kann auch mit dem Leisten der Ersten Hilfe begonnen werden.
 
Notrufnummern in der Schweiz
Zusammen mit der Ersten Hilfe müssen auch die notwendigen Rettungskräfte alarmiert werden. In der Schweiz gibt es verschiedene Notrufnummern für die jeweiligen Einsatzkräfte. Am besten speichern Sie sich die wichtigsten im Smartphone ab.
Folgende Notrufnummern gelten in der Schweiz:
- 144: Sanitätsnotruf
 - 117: Polizei
 - 118: Feuerwehr
 - 145: Tox Info Suisse (bei Vergiftungen)
 - 1414: Rega
 - 112: Europaweite Notrufnummer
 
Ausserdem gilt in ganz Europa die Notrufnummer 112. Wenn Sie also nicht genau wissen, welche Nummer Sie wählen sollten, sie sich im europäischen Ausland befinden oder Sie sich nur eine Nummer merken können, dann ist die 112 die beste Wahl.
Die Notrufnummern erreichen Sie rund um die Uhr. Sie können diese über ein Handy, ein öffentliches oder privates Telefon sowie über eine Notrufsäule ohne Vorwahl wählen. Der Notruf ist kostenfrei.
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Den Euro-Notruf 112 Können Sie auch über ein Prepaid-Handy ohne Guthaben verständigen. Sogar über ein gesperrtes Handy oder eines ohne SIM-Karte erreichen Sie die 112.
Wenn Sie mit dem Handy anrufen, erreicht Ihr Notruf zwar immer eine Rettungsleitstelle oder eine Polizeidienststelle, aber nicht immer die nächstliegende. Deshalb ist die genaue Ortsangabe besonders wichtig.
Wie setze ich einen Notruf ab?
Sobald Sie die Notrufnummer gewählt haben, werden Sie mit der Notrufzentrale verbunden. Am einfachsten ist es, wenn Sie versuchen alle W-Fragen zu beantworten. So vermitteln Sie viele Informationen in kurzer Zeit, womit die richtigen Rettungskräfte möglichst schnell aufgeboten werden und sich auf den Einsatz vorbereiten können.
Die richtige Reihenfolge der W-Fragen:
- Wo ist der Notfallort?
 - Wer ist der Anrufer?
 - Was ist genau passiert?
 - Wann ist der Unfall/Notfall passiert?
 - Wie viele Personen sind betroffen?
 - Weiteres: Gibt es besondere Gefahren? (Benzin läuft aus, Glatteis, etc.) Ist die Unfallstelle gesichert?
 
Es ist gut möglich, dass die Person, die Ihren Notruf entgegennimmt, weitere Fragen stellt oder Anweisungen zum weiteren Vorgehen gibt. Beantworten Sie die Fragen so präzise wie möglich und befolgen Sie alle Anweisungen. So können die Rettungsdienste auf den Einsatz vorbereitet werden und Sie können sich von allfälligen gefährlichen Situationen schützen.
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Welche Fragen werden beim Notruf gestellt?
Damit die Notrufzentrale die passende professionelle Hilfe schicken kann, benötigt sie einige Eckdaten. Das heisst: Sie müssen einige Fragen am Telefon beantworten. Haben Sie jedoch keine Angst vor dem Anruf: Das Personal in den Leitstellen ist geschult und wird die wichtigsten Punkte Schritt für Schritt abfragen. Versuchen Sie ruhig zu bleiben und möglichst präzise auf die Fragen zu antworten.
- Wo? Geben Sie den Ort des Geschehens genau an.
 - Was? Was ist passiert? Beschreiben Sie kurz die Notfallsituation.
 - Wie viele? Wie viele Betroffene sind zu versorgen?
 - Welche? Welche Art von Verletzungen oder Krankheitszeichen haben die Betroffenen? Liegt ein lebensgefährlicher Zustand vor?
 - Wer? Wer meldet den Notfall?
 - Warten! Warten Sie auf mögliche Rückfragen der Rettungsleitstelle!
 
Eine entscheidende Information ist, wo Sie sich befinden, beziehungsweise wo sich der Notfall ereignet hat. Geben Sie den Ort möglichst genau an:
- Ort
 - Strasse
 - Hausnummer
 - Stockwerk
 
Je genauer die Angaben, desto schneller findet der Rettungsdienst den Unfallort. Wenn Sie sich nicht auskennen, fragen Sie Passanten oder andere Personen an der Unfallstelle um Hilfe bei der Ortsangabe.
Hilfe zur Ortsangabe bei Autounfällen
Bei Unfällen oder Notsituationen auf Kantons- und Schnellstrassen sowie Autobahnen können Sie sich an den Nummerntafeln orientieren. Sie stehen in am rechten Strassenrand und zeigen Strassennummer und Kilometerzahl.
Abgesehen davon können Sie dem Rettungsdienst Ihre Position durch die Strassennummer und die letzte Ausfahrt mitteilen. Geben Sie die Fahrtrichtung an, damit der Rettungsdienst die richtige Fahrspur wählt.
Beim Anruf von einer Notrufsäule wird der Leitstelle der Standort automatisch mitgeteilt. Wo die nächste Notrufsäule steht, können Sie an Pfeilen auf den schwarzweissen Randleitpfosten erkennen.
Was ist passiert?
Beschreiben Sie am Telefon kurz aber präzise, was passiert ist. Gab es einen Autounfall, einen Brand, einen medizinischen Notfall? Die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle entscheiden dann, welches Rettungsteam (Feuerwehr, Notarzt, Sanitäter, Bergrettung) nötig ist und veranlassen die passende Hilfe.
Wie viele Betroffene sind zu versorgen?
Die Rettungsstelle wird zudem fragen, wie viele Personen und oder Tiere betroffen sind und versorgt werden müssen. Auf dieser Grundlage entscheiden die Leitstellen-Mitarbeiter, wie viele Rettungswagen, Feuerwehrmänner oder Polizisten nötig sind.
Welche Art von Verletzung liegt vor?
Welche Art von Verletzungen oder Krankheitszeichen haben die Betroffenen? Liegt ein lebensgefährlicher Zustand vor? Schildern Sie am Telefon die Beschwerden der Betroffenen. Die Informationen dienen dazu die Gefahrensituation einzuschätzen und die richtige Hilfe bereitzustellen.
Handelt es sich etwa um eine Verbrennung oder eine stark blutende offene Wunde? Oder ist die betroffene Person ohnmächtig? Folgen Sie dann den Anweisungen der Leitstelle. Manche Rettungsleitstellen sind so aufgestellt, dass sie den Anrufer telefonisch durch die Notsituation begleiten. Sie erklären die Erste-Hilfe-Massnahmen und leiten den Ersthelfer an.
Wer meldet den Notfall?
Üblicherweise fragt die Leitstelle auch nach Ihrem Namen und einer Telefonnummer, unter der die Rettungskräfte Sie bei Rückfragen erreichen können.
Warten, nicht auflegen!
Am Ende des Gesprächs warten Sie auf mögliche Rückfragen der Rettungsleitstelle. Legen Sie erst auf, wenn die Leitstelle das Gespräch beendet.
Was tun bei einer Vergiftung?
Besteht der Verdacht einer Vergiftung, rufen Sie zuerst den Rettungsdienst. Danach setzen Sie sich mit Tox Info Suisse unter der Nummer 145 in Verbindung.
Was tun, wenn mehrere Helfer vor Ort sind?
Wenn es noch andere Personen vor Ort hat, die Hilfe leisten können, sprechen Sie sich am besten kurz ab, wer die Rettungskräfte alarmiert. Am einfachsten ist es, wenn jemand delegiert, wer was tut. Hat jemand nichts zu tun, weil alle Unfallopfer bereits von jemandem Hilfe kriegen und der Notruf abgesetzt wurde, kann diese Person die eintreffenden Rettungsdienste einweisen.
Häufige Fehler beim Absetzen eines Notrufs
- Zu schnell reden: Versuchen Sie, während des Telefonats mit der Notrufzentrale so deutlich und langsam wie möglich zu sprechen.
 - Auflegen, bevor die Notrufzentrale das sagt: Bleiben Sie am Telefon, bis die Notrufzentrale Sie entlässt. Oft gibt es noch Rückfragen, die Sie beantworten müssen.
 - Angst vor Fehlern haben: Sie sind kein Nothilfeprofi, das ist klar, aber haben Sie keine Angst davor, etwas falsch zu machen. Das Notrufpersonal kann Ihnen mit Anweisungen helfen.
 - Eine verletzte Person alleine lassen: Bleiben Sie bei der verletzten Person oder sorgen Sie dafür, dass jemand bei der verletzten Person bleibt während Sie sich um den Notruf kümmern.
 
Sollten Sie sich zum Wählen des Notrufs vom Ort des Notfalls wegbewegt haben (zum Beispiel wegen Lärm), dann ist es wichtig, dass Sie wieder zum Notfallort zurückkehren. So kann verhindert werden, dass jemand nach Ihnen zu suchen beginnt. Falls die Person, die alarmiert hat, nicht zurückkommt, sollte jemand anderes eine erneute Alarmierung vornehmen.
Verändert sich an der Situation massgebend, wenn zum Beispiel eine weitere Person Hilfe benötigt, dann sollte nachalarmiert werden. So kann die Notrufzentrale weitere Rettungskräfte aufbieten, wenn nötig. Bleiben Sie, bis die Einsatzkräfte vor Ort Sie entlassen. Es kann sein, dass Sie noch Angaben zum Notfall machen können, die für die Rettungskräfte hilfreich sind.
Weitere wichtige Punkte
In der Schweiz ist jeder verpflichtet Nothilfe zu leisten. Wer das unterlässt, macht sich nach Artikel 128 des Schweizerischen Strafgesetzbuchs strafbar. Trotzdem ist es wichtig, dass Sie zuallererst auf Ihre eigene Sicherheit achten. Verletzen Sie sich bei einem Rettungsversuch selbst, können Sie niemandem mehr helfen, sondern sind selbst auch auf Hilfe angewiesen. Ist die Situation zu gefährlich, um aktiv Hilfe zu leisten, dann begeben Sie sich in Sicherheit und wählen Sie den Notruf.
Handelt es sich um einen Verkehrsunfall, ziehen Sie sich eine Warnweste an, wenn vorhanden. Während diese in der Schweiz nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, lohnt es sich eine im Auto mitzuführen, denn in Frankreich oder Italien ist sie obligatorisch. Die Warnweste erhöht die Sichtbarkeit und die Sicherheit des Trägers oder der Trägerin. Ein Pannendreieck ist in der Schweiz obligatorisch. Deshalb stellen Sie es in genügend grossem Abstand zur Unfallstelle auf, damit die anderen Verkehrsteilnehmer frühzeitig gewarnt werden.
Für Kinder: Notrufnummern und Anruf üben
Rettungsgesellschaften empfehlen, das Absetzen eines Notrufs und die Notrufnummern mit Kindern zu üben. Überlegen Sie sich am besten einfache Merksprüche (etwa „144 - und die Ambulanz ist hier“). Beim Euro-Notruf 112 wiederum kann Kindern die Eselsbrücke 1 + 1 = 2 helfen.
Üben Sie ebenso die W-Fragen (vereinfacht). Die wichtigsten Fragen sind:
- Wo bist du?
 - Was ist passiert?
 - Warte und leg nicht auf
 
Kinder können das Szenario mit einem Spielzeugtelefon üben und die Notrufnummern wählen. Die Eltern schlüpfen in die Rolle der Leitstelle und stellen die W-Fragen. Wiederholen Sie diese Übung, bis Ihr Kind den Notruf sicher absetzen kann - das kann im Ernstfall Leben retten.