Die Auseinandersetzung mit Autismus hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, was sich unter anderem in der gestiegenen Anzahl von Diagnosen widerspiegelt. Es ist wichtig, Autismus nicht nur aus medizinischer oder psychologischer Sicht zu betrachten, sondern auch seine philosophischen und spirituellen Dimensionen zu berücksichtigen.
Die philosophische Dimension der Neurodivergenz
Die Veranstaltung beleuchtet die philosophischen und wissenschaftlichen Aspekte von Neurodivergenz, insbesondere ADHS und Autismus bei erwachsenen Frauen. Traditionelle Pathologisierungen und Sichtweisen werden hinterfragt, positive Aspekte und einzigartige Perspektiven hervorgehoben.
Neurodivergenz als Herausforderung und Bereicherung
Der Vortrag zeigt, wie neurodivergente Menschen durch ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn das bestehende System herausfordern und zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen können. Diskutiert werden ethische und gesellschaftliche Implikationen, um das Verständnis und die Akzeptanz von Neurodivergenz zu fördern. Im Einklang mit dem Motto „Einheit durch Vielfalt“ wird verdeutlicht, wie die Anerkennung und Wertschätzung neurodivergenter Erfahrungen zur Schaffung einer inklusiveren Gesellschaft beitragen kann.
Die Vielfalt in Denk- und Wahrnehmungsweisen wird als Bereicherung betont, und echte Einheit wird durch die Integration dieser Unterschiede erreicht. Grundlegende Fragen werden geklärt, wie etwa: «Was bedeutet es, Neurodivergent zu sein in einer Welt, die kaum Rücksicht nimmt auf Unterschiede?» «Sind alle autistischen Frauen gleich?» Und warum weiss man eigentlich so wenig über die Vielfältigkeit des menschlichen Denkens?
Besondere Fähigkeiten und Ressourcen
Starke Detailorientierung sowie aussergewöhnliche kognitive Fähigkeiten sind klassische Begabungen. Autisten können sich Dinge sehr gut merken. Sie vergessen kaum etwas. Zudem sind sie sehr ehrliche Menschen, die sich an die Regeln, die sie verstanden haben, konsequent halten.
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Sie haben auch Wahrnehmungsfähigkeiten, die gesunden Menschen nicht zugänglich sind. Zum Beispiel können Betroffene höhere Tonfrequenzen wahrnehmen oder lösen mathematische Operationen viel kreativer als wir. Solche Ressourcen müssen wir unbedingt als Talent und Chance sehen. Denn ich bin sicher: Manche dieser Begabungen könne wir in unserer Denkweise gar nicht erkennen und verstehen.
Ursachen und Hintergründe
Lange wurde angenommen, dass ein falsches Erziehungsverhalten der Eltern die Hauptursache ist. Heute weiss man, dass diese Annahme falsch ist. Die Ursachen können vielfältig sein. Beispielsweise spielen die Genetik, Probleme bei der Geburt oder eine Kombination dieser Faktoren eine Rolle.
Allgemein sind bei vielen Formen von Behinderung mehr Jungen als Mädchen betroffen. Man führt das darauf zurück, dass Jungen besonders in der frühen Entwicklung verletzlicher und deshalb häufiger von Behinderungen betroffen sind. Allerdings gibt es bei Mädchen mit Autismus eine grosse Dunkelziffer, da ihr Sozialverhalten meist unauffällig ist und die Diagnose so weniger in Betracht gezogen wird.
Der Asperger-Boom
In zehn Jahren hat sich die Diagnose Asperger-Syndrom schweizweit verzehnfacht.
Für diesen Boom gibt es verschiedene Erklärungen. Einerseits haben sich in den letzten Jahren die Diagnosekriterien verändert. Heute kann man die Diagnose Asperger-Autismus schneller stellen als noch vor einigen Jahren. Das macht auch Sinn, da man möglichst früh helfen und unterstützen möchte.
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Andererseits geht man davon aus, dass Laien und Fachleute stärker sensibilisiert sind und diese Diagnosestellung schneller in Betracht gezogen wird. Vorher wurde eher ADHS statt eine autistische Störung diagnostiziert. Ausserdem kommt dazu, dass unsere Gesellschaft sehr hohe Anforderungen an kommunikative Kompetenzen stellt. Genau in diesem Bereich sind Menschen mit einer autistischen Störung besonders herausgefordert. Betroffene fallen somit stärker auf als früher.
Gut möglich, dass diese neuen Unterrichtsformen verlangen den Schülerinnen und Schülern hohe kommunikative Kompetenzen ab. Kinder mit Asperger-Autismus fallen in dieser Art von Unterricht stärker auf, weil sie mit diesen Formen unter Umständen nicht so gut umgehen können. Aber ich denke auch, dass man innerhalb dieser Unterrichtsformen neue Orientierungsgrundlagen schaffen kann, die Kindern mit Autismus entsprechen und sie einbinden.
Leben mit Asperger-Autismus
Asperger-Autisten leben beispielsweise in einer Kultur, deren Sprache sie sprechen. Zugleich haben sie grosse Mühe, die Bedeutung und Verwendung dieser Sprache richtig zu verstehen. Es ist also ein sehr herausforderndes Leben.
Statistik
In zehn Jahren hat sich die Diagnose Asperger-Syndrom schweizweit verzehnfacht.
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