Wie sage ich meinen Eltern, dass ich zum Psychologen will: Tipps für Jugendliche

Es ist nicht einfach, sich einzugestehen, dass man psychische Probleme hat und Hilfe benötigt. Wenn sich ein Jugendlicher verweigert, hilft es nichts, ihn unter Druck zu setzen und etwas erzwingen zu wollen. Umso wichtiger ist es, den ersten Schritt zu wagen und mit den Eltern darüber zu sprechen, wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchte.

Ängste verstehen und ansprechen

Meistens sind es Ängste, die die Jugendlichen davon abhalten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Angst vor der noch unbekannten Fachperson, Angst vor unangenehmen Fragen oder vor Vorwürfen, Angst vor schwerwiegenden Massnahmen, die vielleicht beschlossen werden könnten.

Erklären Sie Ihrem Jugendlichen, weshalb Ihnen der Termin wichtig ist. Und lassen Sie Ihrem Sohn / Ihrer Tochter Zeit. Suchen Sie deshalb das Gespräch mit Ihrem Kind, aber gehen Sie dann wieder zu anderen Tätigkeiten oder anderen Gesprächsthemen über.

Das Gespräch mit den Eltern suchen

Sie möchten von ihren Eltern nach wie vor ernst genommen werden. In Gesprächen erwarten sie, eigene Meinungen äussern zu dürfen. Für Eltern werden die Gespräche anspruchsvoller.

Wählen Sie für das Gespräch einen geeigneten Zeitpunkt und einen Ort, an dem sich die Tochter/der Sohn wohlfühlt. Wahrscheinlich ist ein Gespräch bei einem Spaziergang einfacher als im heimischen Wohnzimmer. Kommunizieren Sie aufrichtig. Sie dürfen es sagen, wenn Ihnen das Gespräch schwerfällt. Verwenden Sie eine Sprache, mit der Sie sich wohlfühlen.

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Achten Sie auf eine entspannte, offene Körpersprache. Nehmen Sie die Gefühle Ihrer Tochter/Ihres Sohnes ernst und werten sie nicht. Bestärken Sie mit positiven Rückmeldungen, wie «Ich finde es toll, dass du mit mir darüber sprichst». Lassen Sie der oder dem Jugendlichen Zeit, Gedanken in Worte zu fassen. Respektieren Sie auch, wenn Ihre Tochter/Ihr Sohn jetzt nicht über Probleme sprechen möchte.

Jugendlichen fällt es schwer, über Gefühle zu sprechen. Sie können ihnen dabei helfen, Worte zu finden, um ihre Gefühle auszudrücken. Hilfreich kann auch der Stimmungsflip sein.

Unterstützung anbieten und einbeziehen

Wird im Gespräch deutlich, dass es der oder dem Jugendlichen nicht gut geht und negative Gefühle vorherrschen, sollten Eltern Unterstützung anbieten. Und zwar auf der emotionalen Ebene, indem sie Verständnis zeigen und zuhören. Als auch, indem sie Informationen vermitteln und Handlungsoptionen besprechen.

Aufgabe der Eltern ist es, Jugendliche über Hilfsangebote zu informieren. Wann immer möglich sollten Jugendliche jedoch in Entscheide einbezogen werden. Idealerweise holen Sie gemeinsam Unterstützung oder Sie bieten an, mit dem Einverständnis Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes Hilfe zu organisieren. Vielleicht fällt es der oder dem Jugendlichen einfacher, mit einer Person ausserhalb der Familie zu sprechen.

Die Rolle der Eltern in der Krise

Einerseits grenzen sich die Jugendlichen von ihren Eltern ab, möchten sich selbstständig fühlen und sich nach aussen orientieren. Anderseits sind Jugendliche manchmal doch überfordert, fühlen sich unsicher und suchen bei ihren Eltern Orientierung und Halt.

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Andererseits sollten Sie für Ihren Jugendlichen da sein. Wenn er oder sie Schwierigkeiten hat, ein offenes Ohr haben, Verständnis entgegenbringen und Halt geben.

Suchen Sie das verständnisvolle Gespräch mit Ihrem Jugendlichen. Versuchen Sie zu verstehen, was in ihm oder in ihr derzeit vorgeht. Wichtig dabei: Drängen Sie Ihre Tochter/ ihren Sohn nicht zum Gespräch. Geben Sie im Gespräch Hoffnung, zeigen Sie sich zuversichtlich, dass Lösungen oder eine Verbesserung der Situation möglich ist.

Es ist wichtig, dass der Alltag möglichst normal verläuft. Ihre Tochter / Ihr Sohn sollte, wenn immer möglich, die Schule oder Ausbildung, aber auch Hobbies und Freizeitaktivitäten weiterführen.

Wenn der Jugendliche spürt, dass sich beide Elternteile um ihn oder um ihr kümmern, wenn beide Eltern z.B. zu einem Gespräch in der Schule erscheinen, fühlt sich das Kind ernst genommen. Auch wenn eine klare Ansage an die Pflichten des Jugendlichen nötig ist, sollte diese, wenn immer möglich, von beiden Eltern gemeinsam ausgesprochen werden.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Spätestens wenn die Diskussionen in der Familie sich im Kreise zu drehen beginnen und Sie den Eindruck haben, dass Sie Ihren Sohn / Ihre Tochter im Gespräch nicht mehr erreichen, sollte eine neutrale aussenstehende Fachperson beigezogen werden. Sie kann vielleicht leichter Kontakt zu Ihrem Teenager aufnehmen.

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Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sollten möglichst rasch behandelt werden. Eine Psychotherapie bietet sich dafür an.

Eine gute erste Anlaufstelle bei psychischen Auffälligkeiten von Schulkindern ist die Kinderärztin oder der Kinderarzt. Sie kennen das Kind und die Familie in der Regel schon lange, können eine erste Einschätzung vornehmen und wenn nötig eine Psychotherapie verordnen.

In dringenden Fällen können sich Eltern auch direkt an das Ambulatorium der nächsten Kinder- und Jugendpsychiatrie wenden.

Hilfe bei der Suche nach eidgenössisch anerkannten Fachpersonen erhalten Eltern vor allem auf den einschlägigen Portalen der Schweizer Psychotherapeuten-Vereinigungen und -Verbände.

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