Wie lange kann ein Psychotherapeut krankschreiben?

Arbeitsunfähigkeiten aus psychischen Gründen nehmen seit langem stetig zu. Psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeiten dauern deutlich länger als die meisten Krankschreibungen aus somatischen Gründen.

Im Durchschnitt werden die Patienten rund ein halbes Jahr krankgeschrieben. Bei Persönlichkeitsstörungen, dem häufigsten Grund für eine IV-Rente aus psychischen Gründen, dauert die Absenz oft noch länger, mit gravierenden Folgen: «Nach einem halben Jahr erwartet kaum mehr ein Arbeitgeber den Mitarbeitenden zurück», sagt Baer. Gleichzeitig nehme mit der Dauer der Absenz die Angst des Patienten vor einer Rückkehr an die Arbeit zu.

Ein Drittel der Patienten wird im Verlauf eines Jahres einmal oder mehrmals arbeitsunfähig geschrieben, teilweise so lange, dass eine Rückkehr an den Arbeitsplatz schwierig wird. Rund die Hälfte der jährlich neu ausgerichteten Renten der Invalidenversicherung (IV) werden wegen psychischen Leiden zugesprochen.

Gründe und Auswirkungen von Krankschreibungen

Konflikte am Arbeitsplatz sind der Auslöser für 57 Prozent aller psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeiten. Rund die Hälfte der Krankgeschriebenen verliert den Arbeitsplatz. Arbeitsunfähigkeiten aus psychischen Gründen dauern im Durchschnitt 218 Tage und sind in 95 Prozent der Fälle Vollzeit-Krankschreibungen.

Viele sind sozial isoliert oder haben Probleme in der eigenen Familie. Gewisse besonders belastende Arbeitsbedingungen begünstigen eine sehr lange Dauer der Krankschreibung: emotionale und interaktionelle Anforderungen sowie kognitive und hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit.

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In rund der Hälfte der Arztberichte ist unklar, warum die versicherte Person nicht arbeiten kann. Zudem fehlt in fast der Hälfte aller Hausarzt- oder Psychiaterberichte eine Prognose zur Rückkehr an den Arbeitsplatz. Ebenfalls fehlen Hinweise, wie die Stelle erhalten werden kann.

Die Rolle der Ärzte und Arbeitgeber

Die häufigste auf den Arbeitsplatz bezogene Intervention der Psychiater ist das Ausstellen von Arbeitsunfähigkeitszeugnissen. In 80 Prozent der Fälle sehen die Psychiater ihre Patienten am Arbeitsplatz unfair behandelt und wollen sie deshalb vor den Arbeitgebern schützen. Bei der Befragung gaben die Ärzte an, dass sie ihre Patienten häufig länger krankschrieben, als sie es aus fachlicher Sicht für nötig hielten. Und Patienten, die klagten, würden länger von der Arbeit dispensiert als die anderen.

«Den Ärzten kommt oft ihre an sich gute und enge therapeutische Beziehung zum Patienten in die Quere», sagt Baer. Um diesen Loyalitätskonflikt aufzulösen, müssten die Ärzte mehr unterstützt werden. So brauche es etwa Leitlinien, an denen sie sich bei der Dauer von Arbeitsabsenzen orientieren könnten. Die Studie empfiehlt zudem, nach 2 bis 3 Monaten Arbeitsplatzabsenz eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen.

Das Hauptproblem ortet die Studie beim fehlenden Kontakt der Psychiater zum Arbeitgeber der Patienten. Die Ärzte geben zwar an, die Arbeitsaufgaben ihrer Patienten gut zu kennen. Diese Kenntnis beruht jedoch meist auf den Beschreibungen der Patienten. Den Vorgesetzten oder das Arbeitsklima kennen die Psychiater aber kaum persönlich. Dies liegt unter anderem daran, dass die Patienten dies nicht wollen.

Die Arbeitgeber sollten stärker sensibilisiert werden, nicht erst spät oder zu spät zu reagieren, wenn eine Situation eskaliert ist - sondern präventiv eine förderliche Haltung und Frühintervention zu verankern. Unternehmen sollten stärker sensibilisiert werden, nicht erst sehr oder zu spät zu reagieren, wenn die Situation eskaliert ist - sondern präventiv eine förderliche Haltung und Frühintervention verankern.

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Burnout und Krankschreibung

Menschen, die unter einem Burnout leiden, müssen oft krankgeschrieben werden. Die Krankschreibung ist ein wichtiger Teil der Burnout-Behandlung. Personen, die von einem Burnout betroffen sind, leiden unter einer Reihe von einschneidenden Symptomen. Im vielen Fällen sind sie zumindest temporär oder sogar permanent nicht mehr in der Lage zu arbeiten.

Bei psychischen Erkrankungen und folglich auch bei einem Burnout wird meist eine besondere Art der Krankschreibung, die arbeitsplatzbezogene Krankschreibung, vorgenommen. Bei einer solchen bezieht sich die Krankschreibung ausschliesslich auf den konkreten Arbeitsplatz und nicht auf die Leistungsfähigkeit ausserhalb davon. Das heisst, dass betroffene Personen durchaus dazu berechtigt sind, währenddessen arbeitsplatzunabhängigen Tätigkeiten nachzugehen.

Eine zumindest graduelle Krankschreibung ist bei einer Burnout-Therapie für den Behandlungserfolg essenziell. Denn da ein Burnout immer auch durch die Umstände beim und den Stress am Arbeitsplatz verursacht wird, muss auch zuerst an dieser Stelle angesetzt werden. Umgekehrt ist es aber auch wichtig, dass betroffene Personen ihre Krankschreibung auch dafür nutzen, die vom Arbeitsplatz unabhängigen Ursachen des Burnouts zu bekämpfen und dass sie sich in eine professionelle Behandlung begeben.

Rechte und Pflichten während der Krankschreibung

Eine Krankschreibung stellt ein Arzt aus, wenn ein Arbeitnehmer aufgrund einer Krankheit seine Arbeit nicht ausüben kann. Die Krankschreibung ist dazu da, dem Arbeitnehmer Zeit geben, sich zu erholen und ggf. gleichzeitig Kollegen vor Ansteckung schützen.

Krankgeschriebene Personen haben Anrecht auf eine zeitlich beschränkte Fortsetzung der Lohnzahlungen. Dies gilt auch für Personen, die aufgrund eines Burnouts krankgeschrieben wurden. Allerdings können krankgeschriebene Personen vom Arbeitgeber für alternative Tätigkeiten eingesetzt werden, sofern diese mit dem Arztzeugnis vereinbar, vorübergehend und zumutbar sind. Generell gilt für Krankgeschriebene auch ein Kündigungsschutz während der Zeitdauer der Krankschreibung.

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Wer krankgeschrieben ist, hat die Pflicht, alles zu tun, wieder gesund zu werden. Trotzdem dürfen Kranke das Haus verlassen, Arztbesuche, Einkäufe oder Spaziergänge unternehmen. Was man tun darf/sollte ist von der Art der Erkrankung und dem persönlichen Ermessen abhängig.

Arbeitgeber dürfen krankgeschriebene Mitarbeiter nicht vorzeitig wieder an den Arbeitsplatz zitieren. Auch der Arbeitnehmer hat sich an die im Arztzeugnis angegebene Genesungszeit zu halten. Fühlt man sich vor Ablauf der Krankenzeit wieder arbeitsfähig, kann der Arzt die Krankschreibung aufheben.

Wer im Urlaub krank wird, muss das seinem Arbeitgeber melden. Mit einem Arztzeugnis können sich Arbeitnehmer die verlorenen Tage wieder anrechnen lassen.

Umgang mit Zweifeln des Arbeitgebers

Grundsätzlich kann der Arbeitgeber eine Krankschreibung anzweifeln, wenn er einen triftigen Grund dazu hat. Das Arztzeugnis ist hier das beste Beweismittel, jedoch kann auch dieses angezweifelt werden. Der Arbeitgeber kann den Arbeitnehmer dazu auffordern, zu einem Vertrauensarzt zu gehen, wenn es objektive Anhaltspunkte gibt.

Dennoch unterliegen Krankheit und Unfall einem besonderen Kündigungsschutz. Artikel 336c des Schweizerischen Obligationenrecht regelt, dass ein Arbeitnehmer im ersten Dienstjahr während maximal 30 Tagen nicht gekündigt werden darf. Ab dem zweiten bis fünften Jahr sind es 90 Diensttage und ab dem sechsten Dienstjahr 180 Tage.

Zusammenfassung

Die Dauer einer Krankschreibung durch einen Psychotherapeuten kann variieren, abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung. Es ist wichtig, dass Ärzte, Arbeitgeber und Versicherungen zusammenarbeiten, um die bestmögliche Unterstützung für die Betroffenen zu gewährleisten und eine langfristige Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu fördern.

Aspekt Details
Durchschnittliche Dauer Ca. 6 Monate, bei Persönlichkeitsstörungen oft länger
Ursachen Konflikte am Arbeitsplatz (57%), psychische Leiden
Rolle der Ärzte Ausstellung von Arbeitsunfähigkeitszeugnissen, Schutz der Patienten
Pflichten des Arbeitnehmers Genesung, Einhaltung der Anweisungen des Arztes
Rechte des Arbeitnehmers Lohnfortzahlung, Kündigungsschutz

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