Psychose ist ein Oberbegriff für psychische Erkrankungen, bei denen die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren. Meistens ist dieser Zustand vorübergehend. Keine Psychose ist wie die andere. Typisch ist aber, dass sich die Krankheit oftmals langsam entwickelt und sich die Wahrnehmung von sich selbst und der Umwelt verändert.
Schon Jahre, bevor sich eine Psychose manifestiert, weisen oft erste Anzeichen auf die beginnende Erkrankung hin. Die ersten Anzeichen einer Psychose können noch subtil sein, während es später zu Halluzinationen, Wahnvorstellungen, emotionale Veränderungen und Sprachstörungen kommen kann. Ohne Behandlung verschlimmern sich die Symptome meist.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome einer Psychose je nach Art und Ausmass der Störung sehr unterschiedlich sind.
Hier sind einige frühe Anzeichen einer Psychose:
- Konzentrationsstörungen: Psychose-Gefährdete sind oft nervös, rastlos und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Sie lassen sich schnell ablenken und sind oft nicht in der Lage, mehreren Dingen zugleich Aufmerksamkeit zu schenken.
 - Denkstörungen: Gedankeninterferenzen und -blockaden sind mögliche frühe Anzeichen einer beginnenden Psychose. Die Betroffenen haben häufig zusammenhanglose Gedanken, die sich zwischen andere Gedanken schieben und sich kaum abschütteln lassen. Manche leiden unter einer plötzlich hereinbrechenden Gedankenflut, die sich kaum kanalisieren lässt.
 - Antriebslosigkeit und innere Leere: Psychose-Gefährdete sind oft unmotiviert, gleichgültig und fühlen sich innerlich leer. Viele ziehen sich von Familie, Freunden und Bekannten zurück und meiden soziale Kontakte.
 - Leistungseinbruch: Die schulische oder berufliche Leistungsfähigkeit nimmt oft deutlich ab. Dieses Symptom ist allerdings nicht typisch für eine sich abzeichnende Psychose, sondern weist unter Umständen auch auf eine beginnende Depression hin.
 - Schlafstörungen
 - Nachlassende Lebensfreude
 - Depressionen
 - Ängste
 
Eine Psychose entwickelt sich oft schon im Teenageralter. Symptome wie Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit und Leistungseinbruch werden dann vielfach als typische Pubertätsprobleme fehlinterpretiert, die mit der Zeit von allein vergehen. Doch Psychose-Symptome "wachsen" sich meist nicht aus. Sie werden in vielen Fällen sogar mit der Zeit immer ausgeprägter. Allerdings gibt es auch spontane Heilungen.
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Bedenken Sie, dass für die genannten Symptome auch andere Ursachen als eine beginnende Psychose infrage kommen.
Suchen Sie beim geringsten Verdacht auf eine psychotische Erkrankung Ihres Kindes einen Arzt (Hausarzt oder Psychiater) auf. Besonders ernst nehmen sollten Sie auch vage Anzeichen bei Ihrem Kind, wenn bereits andere Familienmitglieder an einer Psychose leiden.
Symptome im weiteren Verlauf
Mit der Zeit entwickeln sich eindeutigere Symptome, die oft auf eine Psychose hinweisen. Dazu gehören:
- Irrationale Gedanken (zum Beispiel Zwangsgedanken)
 - Plötzliches, starkes Interesse an Religion, Magie oder Mystik
 - Misstrauen, Feindseligkeit und Aggression gegenüber anderen
 - Starker Ich-Bezug, Handlungen von anderen (auch Fremden) werden unangemessen stark auf die eigene Person bezogen
 - Halluzinationen
 - Denkstörungen
 - Ich-Störungen
 - Emotionale Veränderungen
 
Halluzinationen
Viele Psychose-Patienten leiden unter Halluzinationen. Grundsätzlich ist es möglich, dass alle Sinne davon betroffen sind, am häufigsten sind jedoch akustische Halluzinationen. Dabei hören die Betroffenen typischerweise Stimmen, die etwa ihr Verhalten kommentieren oder ihnen Befehle erteilen. Meist werden diese Stimmen als bedrohlich empfunden.
Andere Patienten sehen Gegenstände, Personen, Farben oder Gesichter, die in der Realität nicht vorhanden sind (optische Halluzinationen). Manchmal kommt es zu olfaktorischen oder sensorischen Halluzinationen, bei denen die Patienten nicht-existente Gerüche beziehungsweise Berührungen wahrnehmen.
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Denkstörungen
Denkstörungen sind weitere typische Anzeichen einer Psychose. Man unterscheidet zwischen Denkstörungen inhaltlicher und formaler Natur. Zu den inhaltlichen Denkstörungen gehören Wahnvorstellungen wie Verfolgungs- und Beziehungswahn, Grössenwahn und Schuldwahn:
- Patienten mit Verfolgungswahn fühlen sich beispielsweise von Ausserirdischen verfolgt oder glauben, dass andere Menschen versuchen, ihnen Schaden zuzufügen.
 - Patienten, die unter Beziehungswahn leiden, beziehen allgemeine Ereignisse auf sich selbst oder interpretieren bestimmte Gegenstände oder Personen als Bedrohung. Ein typisches Zeichen ist etwa, wenn die Betroffenen glauben, dass Sprecher im Fernsehen oder Radio ihnen geheime Botschaften übermitteln.
 - Grössenwahn liegt vor, wenn jemand beispielsweise glaubt, eine berühmte Persönlichkeit oder ein verkanntes Genie zu sein.
 - Beim Schuldwahn sind die Betroffenen davon überzeugt, verantwortlich zu sein für das Leiden anderer, obwohl es dafür objektiv betrachtet keinen Anlass gibt.
 
Inhaltliche Denkstörungen äussern sich oft in Form von fixen Ideen - Experten sprechen hier von überwertigen Ideen. Kennzeichnend dafür ist, dass die Erkrankten gedanklich fast nur um ein und dasselbe Thema kreisen. Auch Zwangsgedanken (etwa die Überzeugung, eine bestimmte Handlung immer wieder ausführen zu müssen) gehören zu den inhaltlichen Denkstörungen.
Bei formalen Denkstörungen ist dagegen der Ablauf der Gedanken gestört. Dies äussert sich etwa in:
- Undeutlicher, wirrer, unverständlicher Sprache
 - Häufigen, nicht nachvollziehbaren Gedankensprüngen
 - Plötzlichem Abreissen von Gedanken (Gedankenabriss)
 - Verlangsamtem Denken
 - Dem Erfinden neuer Begriffe und Wortkombinationen (Neologismen)
 - Dem Vorbeireden am eigentlichen Thema
 - Grübeln
 - Dem permanenten Wiederholen der immer gleichen Sätze und Gedanken
 - Zerfahrenem Denken, zusammenhanglosen Sätzen (inkohärentes Denken)
 - Der Unfähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen (umständliches Denken)
 - Einem eingeschränkten Wortschatz sowie eingeengtem, auf wenige Themen beschränktem Denken (Gedankenarmut)
 - Dem Gefühl, dass bestimmte Gedanken sich wie von selbst aufdrängen (Gedankendrängen)
 
Ich-Störungen
Bei einer Ich-Störung verschwimmt die Grenze zwischen dem eigenen Ich und der Aussenwelt. Betroffene sind überzeugt, dass ihre Gedanken von anderen gehört werden (Gedankenlautwerden), dass andere ihnen ihre Gedanken entziehen (Gedankenentzug) oder dass ihre Gedanken und Handlungen von anderen Menschen kontrolliert und beeinflusst werden. Manche empfinden ihre Umwelt als unwirklich (Derealisation) oder sind sich selbst fremd. Diese Patienten erleben dann zum Beispiel den eigenen Arm nicht als Teil ihres Körpers (Depersonalisation).
Emotionale Veränderungen
Psychotiker erleben Emotionen anders als gesunde Menschen. Häufig sind ihre Emotionen weniger intensiv, so dass sie nahezu emotionslos wirken. Einige Patienten sind während einer akuten Psychose sehr reizbar. Auch unpassende Reaktionen sind möglich, zum Beispiel plötzliches Lachen in einer traurigen Situation.
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Sonstige Psychose-Symptome
Eine Psychose führt in manchen Fällen zu motorischen Veränderungen. Betroffene leiden dann beispielsweise unter starker Unruhe und extremem Bewegungsdrang oder sie erstarren und verharren bewegungslos.
Viele Psychose-Betroffene ziehen sich komplett zurück. Sie vernachlässigen ihr Äusseres und widmen sich nicht mehr ihren bisherigen Interessen. Sie brechen ihre sozialen Kontakte ab und schaffen es nicht mehr, den Alltag allein zu bewältigen, geschweige denn, einen Beruf ausüben. Manche verlassen das Haus nicht mehr.
Phasen der Psychose
Die Phasen einer Psychose können unterschiedlich lang andauern. Die Dauer hängt auch davon ab, wann mit der Behandlung begonnen wird.
Selten kommt es zu gewalttätigen Handlungen gegen sich selbst oder andere.
Diagnostik
Im Rahmen unserer Abklärungen werden psychische Beschwerden u.a. mittels klinisch-diagnostischer Interviews untersucht. Wir richten unser Diagnostisches Vorgehen nach der aktuellen Leitlinie der European Psychiatric Association (EPA). Wir prüfen das Vorliegen von sogenannten Risikosymptomen, manifesten psychotischen Symptomen und führen eine ausführliche Differentialdiagnostik durch. Hierbei behalten wir auch die Biographie und die aktuelle Lebenssituation der Betroffenen im Blick.
Eine Abklärung umfasst in der Regel drei Abklärungstermine inkl. eines Abschlussgesprächs mit Diagnoseeröffnung und Empfehlungen. Patienten erhalten die Termine schriftlich durch das Sekretariat. Auf Wunsch werden Angehörige einbezogen.
Indikationen für eine ambulante Abklärung: Anzeichen einer beginnenden Psychose können ein Abfall des Leistungsniveaus sowie abgeschwächte psychotische Symptome sein (z.B.
Indikation für eine stationäre Abklärung: Wenn andere Symptome (z.B. einer Depression) hinzukommen, welche in ambulantem Rahmen nicht behandelt werden können, z.B. weil der Schlaf stark beeinträchtigt ist, kann eine stationäre Abklärung in Betracht gezogen werden.