Pflanzliche Hilfe bei Depressionen und Stimmungsschwankungen

Bei Stimmungsschwankungen und Verstimmungen können verschiedene Heilpflanzen helfen. Dazu gehört in erster Linie das Johanniskraut. Johanniskraut gilt schon lange als „Stärkungsmittel für die Seele“. Bereits im Mittelalter wurde es gegen „Melancholie“ verwendet.

In den 1970er Jahren konnte die Schulmedizin die stimmungsaufhellende Wirkung in medizinischen Studien beweisen. Die Pflanze des Lichtes, wie Johanniskraut auch genannt wird, zeigt eine beruhigende und ausgleichende Wirkung bei:

  • gedrückter Stimmung
  • Stimmungslabilität
  • innerer Unruhe
  • Ängstlichkeit
  • Spannungszuständen
  • Stimmungsschwankungen

Studien belegen die Wirksamkeit von Johanniskraut bei Verstimmungszuständen, Stimmungsschwankungen und Depressionen. Echtes Johanniskraut wird seit Jahrhunderten bei Wunden und Verbrennungen angewendet. Heute schätzt man vor allem die stimmungsaufhellende Wirkung von Johanniskraut: Depression leichten bis mittelschweren Grades lassen sich mithilfe der Heilpflanze lindern.

Wirkung von Johanniskraut

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) besitzt eine milde antidepressive Wirkung. Medizinisch anerkannt ist deshalb seine Anwendung bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden. Allerdings muss Johanniskraut hochdosiert eingenommen werden, damit es wirken kann, also in Form von entsprechend dosierten Fertigarzneimitteln.

Basierend auf langjähriger Erfahrung kann die Heilpflanze innerlich auch bei zeitweilig auftretenden mentalen Erschöpfungszuständen und leichten Magen-Darm-Beschwerden sowie äusserlich (etwa in Form von Johanniskrautöl) bei leichten Haut­entzündungen (wie Sonnenbrand) und leichten Wunden angewendet werden.

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Der antidepressive Effekt der Heilpflanze wird hauptsächlich dem Inhaltsstoff Hyperforin zugeschrieben. Weitere Inhaltsstoffe (wie Hyperosid etc.) tragen möglicherweise zu dieser Wirkung bei, was aber noch genauer erforscht werden muss. Ölige Zubereitungen von Johanniskraut (wie Johanniskrautöl) besitzen eine entzündungshemmende Wirkung.

Anwendung von Johanniskraut

Die Heilpflanze gibt es in den verschiedensten Darreichungsformen - als geschnittenes Kraut zur Tee-Zubereitung, als Trockenextrakt in Johanniskraut-Kapseln, -Pillen, -Tabletten, -Dragees, als alkoholischer Auszug (in Form von Tropfen etc.), als Frischpflanzenpresssaft sowie als Johanniskraut-Öl. Letzteres wird aufgrund seiner Farbe auch Rotöl genannt.

Für die Herstellung der Johanniskraut-Präparate werden die getrockneten blühenden Zweigspitzen mit Blüten, Blättern und Stängeln (Hyperici herba) verwendet. Vor allem für die Anwendung als pflanzliches Antidepressivum sollten standardisierte Fertigarzneimittel verwendet werden. Die Dosierung, Art und Dauer der Anwendung erfahren Sie aus den jeweiligen Packungsbeilagen sowie vom Arzt oder Apotheker.

Die Anwendung eines eigenständig hergestellten Johanniskraut-Tees wird nicht empfohlen. Johanniskraut-Öl für die äusserliche Anwendung können Sie auch selber herstellen: Geben Sie frisch aufgeblühte Blüten in ein helles Schraubglas und füllen Sie ein kalt gepresstes Olivenöl guter Qualität ein, bis die Blüten etwa einen fingerbreit damit bedeckt sind. Dann schrauben Sie das Glas zu und stellen es für vier bis fünf Wochen an einen hellen oder sonnigen Ort. Zwischendurch sollten Sie das Glas hin und wieder aufschütteln. Am Ende seihen Sie die Blüten ab und giessen das Öl zur Aufbewahrung in eine dunkle Flasche. Bei der Anwendung können Sie Ihren Handteller damit benetzen und auf dem betroffenen Hautareal einreiben.

Hausmittel auf der Basis von Heilpflanzen haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

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Nebenwirkungen und Anwendungshinweise

Ebenso wie chemische Antidepressiva kann Johanniskraut Nebenwirkungen hervorrufen, allerdings weniger häufig. Dennoch gibt es ernstzunehmende Warnhinweise, die Sie vor der Einnahme beachten sollten:

Die Heilpflanze kann eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht verursachen (photosensibilierende Wirkung). Daher sollten besonders hellhäutige Personen auf die Anwendung von Johanniskraut verzichten beziehungsweise die Sonne meiden.

Darüber hinaus sind für Johanniskraut Nebenwirkungen wie allergische Hautreaktionen, Müdigkeit, Unruhe und Magen-Darmbeschwerden beschrieben worden (allerdings selten).

Einige hoch dosierte Johanniskraut-Präparate zur Einnahme sind rezeptpflichtig, viele andere Zubereitungen dagegen bekommt man ohne ärztliches Rezept. Gerade bei der Selbstmedikation ist aber Vorsicht geboten wegen der möglichen Neben- und vor allem Wechselwirkungen von Johanniskraut.

Menschen mit leichter bis mittelschwerer Depression sollten vor der Anwendung von Johanniskraut Dosierung und Dauer der Anwendung mit einem Arzt besprechen. Die alleinige Einnahme von Johanniskraut (ohne chemische Antidepressiva) kann bei depressiven Episoden eine erste Therapie darstellen, jedoch nur unter medizinischer Beobachtung und Aufklärung über Art und Dauer der Anwendung. Denn bei einer unzureichenden Behandlung können sich unter anderem schwere Depressionen entwickeln.

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Für schwere oder chronisch verlaufende Depressionen sind keine positiven Effekte von Johanniskraut beschrieben. Eine Behandlung nur mit der Heilpflanze allein ist in solchen Fällen wegen erhöhter Suizidgefahr daher sehr gefährlich.

Auch bei anderen Anwendungsgebieten gilt: Informieren Sie sich bitte über die jeweilige Packungsbeilage des Präparats und besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt oder Apotheker vor Einnahmebeginn. Auch die Johanniskrautöl-Anwendung sollten Sie sich erklären lassen.

Schwangere, Stillende sowie Kinder unter 12 Jahren dürfen Johanniskraut und seine Zubereitungen aus Sicherheitsgründen nicht anwenden. Bei Jugendlichen wird eine Anwendung nur auf Anraten eines Arztes empfohlen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Allerdings ist auch schon lange bekannt, dass Johanniskraut-Präparate Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen können, unter anderem mit Magenschutzmitteln, oralen Verhütungsmitteln, Immunsuppressiva und bestimmten Herzmedikamenten. Untersuchungen zeigen, dass für diese Interaktionen hauptsächlich der Inhaltsstoff Hyperforin verantwortlich ist.

Beachten Sie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. So verringert sich beispielsweise die Wirkung folgender Arzneien bei gleichzeitiger Anwendung mit Johanniskraut:

  • Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel
  • Blutverdünner vom Cumarintyp
  • Mittel gegen Asthma
  • Mittel gegen Herzrhythmusstörungen
  • Mittel gegen erhöhte Blutfettwerte (Lipidsenker)
  • Herzmedikamente aus der Gruppe der Digitalispräparate

Wenn Sie solche Medikamente anwenden, sollten Sie Ihren Arzt oder Apotheker darauf hinweisen. Er kann Ihnen dann sagen, ob Sie trotzdem Johanniskraut anwenden dürfen.

Keinesfalls darf die Heilpflanze aber angewendet werden, wenn Sie folgende Medikamente erhalten:

  • das Immunsystem unterdrückende Substanzen (Immunsuppressiva wie Cyclosporin)
  • Krebsmedikamente aus der Gruppe der Zytostatika
  • bestimmte HIV-/Aids-Medikamente

Weitere pflanzliche Alternativen

Melisse, Passionsblume, Hopfen und Baldrian sind Pflanzen, welche eine beruhigende und entspannende Wirkung aufweisen. Sie werden bei Beschwerden wie Nervosität, Spannungs- und Unruhezustände sowie auch Prüfungsangst empfohlen.

Sehr bekannt in der Naturheilkunde ist die angstlösende Wirkung von Lavendel. Die Pflanze enthält ätherische Öle, die auf den Reizfilter in unserem Körper wirken. Jeder Mensch wird täglich von zahllosen Reizen überflutet. Müssten wir uns mit allem auseinandersetzen, wären wir hoffnungslos überfordert. Ein natürlicher Reizfilter bewirkt zum Glück, dass wir nur das wahrnehmen, was uns auch wirklich angeht. Funktioniert dieser Filter bedingt durch Stress oder eben auch durch die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren nicht optimal, kommt es zu einer Übererregung der Nerven. Das ätherische Öl des Lavendel sorgt dafür, dass die Botenstoffe, mit denen unser Reizfilter arbeitet, wieder ins Gleichgewicht kommen. Die Ängste lassen nach.

Aus Nordamerika stammt diese Pflanze, der in einer englischen Studie (Universitiy of Westminster) eine sehr gute angstlösende Wirkung bescheinigt wurde. Verantwortlich für den positiven Effekt ist die Substanz Scutellarin. Sie hat ausserdem krampflösende Eigenschaften. Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit sind auch bei einer Anwendung am Tag nicht zu befürchten.

Flavonoide sind verantwortlich für die beruhigende Wirkung der Passionsblume. Hochdosiert kann die Pflanze bei Angstzuständen und Panikattacken helfen.

Iranische Wissenschaftler haben an Studenten die Wirkung des Küchenkrautes getestet. Die eine Hälfte bekam täglich 500 Milligramm Rosmarin als Nahrungsergänzung, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Nach einem Monat hatte sich in der Rosmarin-Gruppe die Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung gebessert. Ängste und depressive Verstimmungen wurden hingegen gelindert. Rosmarin kann als Gewürz verwendet werden.

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