Verlauf einer Depression: Phasen, Symptome und Behandlung

Depression ist weit mehr als Traurigkeit und Erschöpfung. Eine Depression äussert sich oft durch eine längerfristig gedrückte Stimmung, negative Gefühle, Antriebslosigkeit und den Verlust von Interessen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Depressionen ein sehr komplexes Krankheitsbild sind. Es gibt verschiedene Arten von Depressionen, und die begleitenden Symptome können sehr unterschiedlich und individuell sein.

Laut des Bundesamtes für Statistik sind neu Prozent aller Schweizer:innen von Depressionen betroffen (Stand 2017). Wenn Sie das Gefühl haben, aktuell von einer Depression betroffen zu sein, kann Ihnen dieser Artikel helfen, Ihre Situation zu verstehen. Um zu verstehen, wie eine Depression verlaufen kann, wurde sie in fünf Phasen eingeteilt. Diese Einteilung hilft dabei, die Kernerfahrungen und Herausforderungen der Krankheit in verschiedenen Ausprägungen zu beschreiben. Die 5 Phasen der Depression bauen auf den Beobachtungen von Psychologin Elisabeth Kübler-Ross auf.

Diese Phasen geben uns einen Einblick in den Verlauf der Krankheit und die damit verbundenen Herausforderungen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Betroffenen zwangsläufig alle Phasen in der gleichen Reihenfolge durchlaufen müssen. Eine Depression verläuft meist in fünf Phasen. Im Gegensatz zur depressiven Niedergeschlagenheit werden «normale» negative Gefühle meistens durch konkrete Ereignisse ausgelöst.

Wichtig: In diesem Artikel geht es um die Symptome der unipolaren Depression, der häufigsten Form der Erkrankung. Eine bipolare Störung, bei sich depressive und manische Phasen abwechseln, hat zum Beispiel ein deutlich anderes Krankheitsbild. Mehr über die verschiedenen Formen und die Behandlung der Depression lesen Sie in unserem Depressions-Übersichtsartikel.

Haupt- und Nebensymptome einer Depression

Die Depression ist in erster Linie eine psychische Erkrankung, die typischen Symptome betreffen die Stimmung, Gedanken und Gefühle der Betroffenen. In den ärztlichen Leitlinien und der Fachliteratur wird nach Hauptsymptomen und Nebensymptomen unterschieden. Wenn mindestens zwei Hauptsymptome und zusätzlich mindestens zwei Nebensymptome vorliegen, gilt das für Ärzt*innen als Hinweis auf eine Depression.

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  • Gedrückte Stimmung: Menschen mit Depression beschreiben ihre Stimmungslage oft ganz unterschiedlich. Einige Betroffene fühlen sich traurig, andere beschreiben es eher als ein Gefühl von innerer Leere oder als die Abwesenheit von Gefühlen.
  • Interessen- oder Freudlosigkeit: Betroffene haben Schwierigkeiten dabei, sich für alltägliche Handlungen wie Haushalt, Beruf und Körperpflege zu motivieren.
  • Antriebslosigkeit und schnelle Ermüdung: Oft wird dieses Symptom auch als „Energielosigkeit“ beschrieben. Betroffene haben das Gefühl, nicht belastbar und mit dem Alltag überfordert zu sein.

Wichtig: Jeder Mensch erlebt eine Depression auf unterschiedliche Art und Weise. Eine schwere Depression (auf Englisch auch Major Depression) liegt dann vor, wenn besonders viele der Haupt- und Nebensymptome festgestellt werden und die depressiven Episoden stark ausfallen. Auch wenn zusätzlich psychotische Symptome wie beispielsweise Wahnideen und Halluzinationen vorkommen, diagnostizieren Ärzt*innen eine schwere Depression.

Die 5 Phasen der Depression

Phase 1: Negative Gedankenmuster

In der ersten Phase der Depression treten negative Gedankenmuster auf, die sich verselbstständigen und über einen längeren Zeitraum anhalten. Betroffene beschreiben diesen Zustand oft als chronische Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Bei Depressionen wird die Sichtweise auf sich selbst, andere Menschen und die Zukunft oft von pessimistischen Gedanken geprägt. Ereignisse werden überwiegend negativ interpretiert, und es fällt schwer, positive Aspekte oder Hoffnung zu erkennen, insbesondere mit Blick auf die Zukunft.

Was kann ich tun?

  • Abstand schaffen: Erinnern Sie sich daran, Sie sind nicht Ihre Gedanken. Nicht alles, was Sie denken, ist absolut und wahr.
  • Gedanken aufschreiben und loslassen: Schreiben Sie Ihre negativen Gedanken auf Papier. Negative Gefühle aufzuschreiben, kann helfen, sie loszulassen.
  • Eigene Stopp-Signale einbauen: Wenn Sie bemerken, dass negative Gedanken ausser Kontrolle geraten, können Sie sich selbst Stopp-Signale setzen.
  • Mit dem Umfeld darüber sprechen: Teilen Sie Ihre Gedanken und Gefühle mit Vertrauenspersonen in Ihrem Umfeld. Indem Sie Ihre Gedanken laut aussprechen, verlieren sie oft an Macht und Einfluss.
  • Sprechen Sie mit Psycholog:innen oder einer anderen Fachperson: Suchen Sie professionelle Hilfe, indem Sie sich an eine Fachperson wenden. Es gibt meistens keine schnelle Lösung, depressive Gedankenmuster zu durchbrechen und jeder Mensch reagiert unterschiedlich in diesen Situationen.

Phase 2: Veränderungen im Appetitgefühl

Während der Phase 2 einer Depression treten Veränderungen im Appetitgefühl auf. Negative Gefühle und Depression können sich auf den Appetit und das Hungergefühl auswirken, da sie Stress für den Körper bedeuten. Auf der einen Seite kann es zu einem Appetitverlust kommen. Der Körper ist so stark mit den negativen Gefühlen beschäftigt, dass er weniger Hunger-Signale sendet. Auf der anderen Seite kann die Depression dazu führen, dass man mehr isst. Essen kann in diesem Fall als Bewältigungsmechanismus dienen, auch bekannt als «Emotionales Essen». Negative Gefühle werden durch Essen reguliert, das als Ablenkung oder Trost dient. Oft greifen Betroffene dabei zu kalorienreichen Lebensmitteln, wie Süssigkeiten, da viele Menschen diese mit Belohnung verknüpfen. Die Folge dieser Veränderungen im Appetitgefühl können Gewichtsveränderungen sein, entweder eine Zunahme oder Abnahme des Körpergewichts.

Was kann ich tun?

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  • Essen schön anrichten: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Mahlzeiten ansprechend zu gestalten.
  • In guter Gesellschaft essen: Essen Sie in angenehmer Gesellschaft.
  • Kochen Sie Mahlzeiten, die Sie besonders mögen: Bereiten Sie Gerichte zu, die Ihnen Freude bereiten und Ihren Geschmack treffen.
  • Abstand schaffen und überlegen: Stellen Sie sich die Frage, warum Sie gerade jetzt essen möchten. Haben Sie wirklich Hunger oder gibt es emotionale Auslöser?
  • Auf den Körper hören: Versuchen Sie, auf die Bedürfnisse Ihres Körpers zu achten.
  • Regelmässig essen und sich Zeit nehmen: Vermeiden Sie es, lange Pausen zwischen den Mahlzeiten zu haben, da dies zu einem Energietief führen kann, das dazu verleitet, sich anschliessend auf Essen zu stürzen.
  • Meal Prep: Planen Sie Ihre Mahlzeiten im Voraus.

Allgemein ist es wichtig, dass Sie sich gegebenenfalls auch Unterstützung bei einem Psychologen oder einer Psychologin suchen. Ein:e professionelle:r Therapeut:in kann Ihnen helfen, Ihre Gedanken und Gefühle im Zusammenhang mit der Depression und dem Appetit zu verstehen und angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Phase 3: Schlafstörungen

Während der Phase 3 einer Depression treten häufig Schlafstörungen auf. Negative Gedanken können Betroffene am Einschlafen hindern oder sie während der Nacht immer wieder aufwecken. Schlafprobleme im Zusammenhang mit Depressionen können vielfältig sein. Viele Betroffene berichten zudem von Veränderungen in der Schlafqualität. Der Schlaf ist unruhig und von häufigem Erwachen in der Nacht geprägt. Betroffene können sich im Bett hin- und herwälzen und haben Schwierigkeiten, eine bequeme Schlafposition zu finden. Die Folge dieser Schlafstörungen sind anhaltende Müdigkeit und Energiemangel. Selbst nach einer Nacht im Bett fühlen sich Betroffene nicht ausgeruht.

Was kann ich tun?

  • Regelmässigkeit: Versuchen Sie, immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzuwachen.
  • Entwickeln Sie ein Zubettgeh-Ritual und schalten Sie bewusst ab: Legen Sie zum Beispiel eine Stunde vor dem Zubettgehen Ihr Handy beiseite, lesen Sie ein Buch oder schreiben Sie Ihre Gedanken auf.
  • Passen Sie Ihr Schlafzimmer an: Verwenden Sie Ihr Bett nur zum Schlafen und sorgen Sie dafür, dass kein Tageslicht während des Schlafens ins Zimmer gelangt.
  • Machen Sie leichte Bewegung an der frischen Luft: Planen Sie kurze Spaziergänge in Ihren Tag ein.

Depressionen und Schlafstörungen gehen oftmals Hand in Hand.

Phase 4: Selbstkritik und Schuldgefühle

In dieser Phase neigen Betroffene zu intensiver Selbstkritik und starken Schuldgefühlen. Sie tragen eine überwältigende Last von Schuldgefühlen, die oft in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Ereignissen oder Handlungen stehen. Die Selbstbeschuldigung wird zu einem ständigen Begleiter im Leben von Betroffenen. Der Glaube, dass sie traurig sind, nicht essen und ständig müde sind, wird mit der Überzeugung verbunden, dass dies ihre Schuld sei. Dadurch empfinden sie sich als minderwertig, wertlos und unliebenswert. Sie glauben nicht, dass sie es verdienen, glücklich zu sein.

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Was kann ich tun?

  • Führen Sie ein Positiv-Tagebuch: Schreiben Sie jeden Tag auf, was gut gelaufen ist und wofür Sie dankbar sind.
  • Richten Sie Ihren Blick in die Zukunft: Lassen Sie Geschehenes hinter sich und konzentrieren Sie sich auf das, worauf Sie sich freuen können.
  • Schenken Sie sich selbst etwas: Gönnen Sie sich hin und wieder etwas Besonderes, um sich selbst Wertschätzung entgegenzubringen.

Phase 5: Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit

In Phase 5 nehmen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit bei Betroffenen extrem zu. Sie glauben, dass sich ihre Situation niemals verbessern wird und dass der Tod die einzige Lösung für ihre Qualen darstellt. Die Suizidgedanken sind intensiv und belastend und nur schwer abzustellen. Betroffene können darüber nachdenken, wie es wäre, nicht mehr zu leben, oder sie haben Vorstellungen von Gewalt gegen sich selbst. In einem weiteren Schritt entwickeln Betroffene konkrete Vorstellungen und Pläne, wie sie sich selbst schaden oder ihr eigenes Leben beenden könnten. Sie können darüber nachdenken, welche Methoden sie verwenden würden oder wie sie ihre suizidalen Absichten umsetzen könnten. Die Folgen dieser Phase sind das Aufgeben sozialer Aktivitäten und das Ordnen der eigenen Angelegenheiten.

Was kann ich tun?

In dieser Phase sind schnelle und angemessene Massnahmen von entscheidender Bedeutung. Suchen Sie professionelle Hilfe! Reden Sie offen über Ihre Suizidgedanken, um Unterstützung zu erhalten. Wenn Sie im Umfeld einer Person den Verdacht haben, dass sie suizidale Gedanken hat, sprechen Sie das Thema in ruhiger und sachlicher Weise an und ermutigen Sie die betroffene Person, sich professionelle Hilfe zu suchen. Es ist von grosser Bedeutung, in dieser Phase sofortige Unterstützung anzubieten. Suizidgedanken sind ein ernstes Anliegen, und professionelle Hilfe kann Leben retten.

Wie hole ich mir Hilfe?

Es ist von entscheidender Bedeutung, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie sich in einer oder mehreren Phasen der Depression wiedererkennen. Zögern Sie nicht, die Hilfe einer qualifizierten Fachperson in Anspruch zu nehmen. Eine professionelle Therapie kann auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden und Ihnen dabei helfen, die Depression zu bewältigen und den Weg zur Genesung einzuschlagen. Sie können sich an Therapeut:innen, Psychiater:innen oder andere Expert:innen wenden, die Erfahrung in der Behandlung von Depressionen haben. Denken Sie daran, dass Sie nicht alleine sind und dass es Menschen gibt, die Ihnen helfen möchten.

Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Depression zu leiden, zögern Sie nicht, Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt anzusprechen! Hausärzt*innen sind häufig die ersten Ansprechpartner und können bei Bedarf an Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen überweisen. Hilfe, Beratung und Kontakte erhalten Sie ausserdem durch den sozialpsychiatrischen Dienst an Ihrem Wohnort.

Behandlung von Depressionen

Bei allen Formen der Depression werden Medikamente eingesetzt - Antidepressiva, Lithiumsalze, stimmungsstablilsierende Neuroleptika oder Antiepileptika - und störungsspezifische Psychotherapie angewandt. Insbesondere bei schweren Depressionen sind Medikamente unverzichtbar. Als ergänzende Methoden kommen die Elektrokonvulsionstherapie, die Transkranielle Magnetstimulation und die Bewegungstherapie zum Einsatz.

Medikamente bei leichten Depressionen

Medikamente bei leichten Formen der Depression sind nicht in jedem Fall sinnvoll. Grundsätzlich sollten der Nutzen und allfällige Nebenwirkungen gegeneinander abgewogen werden. Oft hilft hier eine unterstützende Behandlung oder eine störungsspezifische Psychotherapie besser.

Dauer der Medikamenteneinnahme

Die Medikamente sollten nach der ersten Episode noch mindestens vier bis neun Monate eingenommen werden. Sonst ist das Rückfallrisiko zu hoch.

Psychopharmaka

Bei schweren Depressionen unterstützen häufig Psychopharmaka die Therapie, meist Antidepressiva. Sie wirken nicht sofort, sondern oft erst nach zwei, manchmal auch erst nach drei, vier oder fünf Wochen. Antidepressiva beeinflussen die Neurotransmitter, die Botenstoffe im Gehirn. Das sind vor allem Serotonin und Noradrenalin. Sie dienen dazu, bei der Übermittlung von Gefühlen im Gehirn winzige Spalten zwischen den Nervenzellen zu überbrücken. Bei depressiven Menschen ist diese Gefühlsübermittlung häufig gestört. Antidepressiva sorgen dafür, dass die Botenstoffe wieder besser funktionieren.

  • Tri- und tetrazyklische Antidepressiva: Sie hemmen den Abbau der Botenstoffe in den Nervenzellen. Dadurch stehen mehr Botenstoffe zur Weiterleitung von Reizen zur Verfügung.
  • ssRI/ssNRI: Diese Antidepressiva sorgen ebenfalls dafür, dass Nervenzellen die Botenstoffe langsamer abbauen.
  • MAO-Hemmer: Sie unterdrücken die Wirkung des Enzyms Monoaminoxidase (MAO), das die Botenstoffe im Gehirn abbaut.
  • Lithium: Nur, wenn andere Medikamente nicht helfen, setzen wir Lithium ein. Es verstärkt oft die Wirkung anderer Antidepressiva.
  • Johanniskraut: Bei einer leichten Depression hilft oft Johanniskraut. Vor einer Verordnung klären wir Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab.

Wenn sich die erkrankte Person deutlich besser fühlt, sollte sie das Antidepressivum noch einige Monate lang weiter nehmen.

Unerkannte oder unbehandelte depressive Störungen

Unerkannte oder unbehandelte depressive Störungen können mit erheblichem Verlust der Lebensqualität, Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit, starker Belastung von Angehörigen und sozialer Isolierung einhergehen.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Viele depressive Patientinnen und Patienten quält die Tatsache, dass sich ihre Krankheit - etwa im Unterschied zu einem Knochenbruch - nicht „beweisen“ lässt. Eine Depression kann jede und jeden treffen. Sich Hilfe und Unterstützung zu suchen, fällt vielen Menschen jedoch schwer.

Stationäre Behandlung

Nicht alle depressiven Menschen brauchen eine Klinik. Wenn aber eine Person nicht mehr in der Lage ist, ihr Leben selbständig zu bewältigen, trotz eingeleiteter Therapie nicht schlafen kann, unter zusätzlichen körperlichen Problemen leidet und unter dem Druck von Suizidgedanken steht, so ist eine stationäre Behandlung angezeigt. Die Entscheidung erfolgt im Gespräch zwischen Hausarzt und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

In den ersten Tagen nach Eintritt erfolgt eine breite Abklärung und Diagnostik. Dazu gehören klinische Interviews, standardisierte Fragebogen und eine körperliche Untersuchung (inkl. Labortests). Besonders wichtig ist es aber, im Gespräch die ganz persönlichen Problembereiche herauszuarbeiten und ihre Bedeutung für die Entstehung und den Verlauf der Depression zu besprechen.

Weil die Ursachen von Depressionen so vielfältig sind, wird auch die Therapie verschiedene Bereiche einschliessen. Grundlegend ist die Milieutherapie (vgl. separate Erläuterung des Konzeptes), eine vorübergehende Lebensgemeinschaft, die von Wärme und Geborgenheit, Freundlichkeit und mitfühlender Anteilnahme geprägt sein soll.

Depressionen brauchen oft längere Zeit, bis sie völlig abklingen. In der stationären Therapie gehen wir von einem Aufenthalt von 4 - 8 Wochen aus.

Rechtzeitig vor dem Austritt wird mit der Planung der Zeit nach dem Klinikaufenthalt begonnen: Dazu gehören Regelung der Arbeits- und Wohnsituation, Gespräche mit den Angehörigen, Orientierung über die Medikation und über Wege zur Rückfallverhütung. Wichtig ist eine geregelte ärztlich-therapeutische Nachbetreuung, um das Erreichte nicht zu gefährden.

Verschiedene Arten von Depressionen

Es gibt Depressionsformen, bei denen körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen (maskierte Depression oder larvierte Depression) wie Kopfschmerzen, Rücken- und Nackenbeschwerden, Unterleibschmerzen, Verdauungsstörungen bis hin zu Herzbeschwerden. Bei einer weiteren Unterform, der melancholischen Depression, sind ein ausgeprägtes Morgentief, Gewichtsverlust, Freudlosigkeit, Libido- und Interessensverlust charakteristisch.

Unipolare vs. Bipolare Depression

Treten ausschliesslich depressive Episoden auf, so spricht man von einer unipolaren Depression. Einige Patienten erleiden jedoch nicht nur depressive, sondern dazwischen auch manische Episoden oder Episoden, bei denen sowohl manische als auch depressive Symptome vorkommen (gemischte Episoden). Manische Episoden sind gekennzeichnet durch einen unbändigen Tatendrang, eine gehobene Stimmung, ein fehlendes Schlafbedürfnis, Grössenideen, die häufig in Kaufrausch oder Start von überambitionierten Geschäftsprojekten münden. In diesen Fällen spricht man von einer bipolaren affektiven Erkrankung oder bipolaren Depressionen.

Winterdepression

Dunkle und neblige Wintertage können die Stimmung verschlechtern. Bei einigen Personen kann dies zu einer sogenannten saisonalen Depression oder Winterdepression führen. Die Symptome der «Winterdepression» sind neben der depressiven Stimmung oft atypisch mit grösserem Schlafbedürfnis, Hunger nach Kohlehydraten und Gewichtszunahme. Ursache ist der jahreszeitlich verminderte Lichteinfall durch das Auge und allenfalls eine Verschiebung der zirkadianen Rhythmik (verschiedene Körperfunktionen wie z.B. Temperatur, Herzschlag, geistige Wachheit und andere unterliegen einem Tagesrhythmus, der u.a. durch Tageslicht gesteuert wird). Winterdepressionen treten in nordischen Gebieten mit kürzeren Wintertagen häufiger auf als in südlichen Ländern.

Postpartale Depression

Depressive Episoden nach der Entbindung (=postpartale Depression) treten bei rund 10-15% der Frauen auf und beginnen meist in der ersten oder zweiten Woche nach der Entbindung. Oftmals ist der Verlauf schleichend über Wochen bis Monate. Das Krankheitsbild ist von einer typischen depressiven Episode nicht zu unterscheiden. Die Postpartalphase ist durch ausgeprägte und rasche hormonelle Veränderungen charakterisiert. Während der ersten 48 Stunden nach der Entbindung kommt es zu einem deutlichen Abfall der Hormone Progesteron, Östrogen, Kortisol und Thyroxin. Weshalb diese hormonellen Veränderungen jedoch bei einigen Frauen zur Erkrankung führen, ist noch immer unklar.

Von der postpartalen Depression sind die viel häufigeren sogenannten «Heultage» (auch «Baby Blues» genannt) abzugrenzen. Sie beginnen in der ersten Woche nach der Entbindung, in der Regel jedoch nicht vor dem dritten Tag und dauern nur wenige Stunden bis Tage. Sie treten bei ca. 50% der Wöchnerinnen auf.

Dysthymie

Dysthymie ist eine chronische Depressionsform mit gleicher Symptomatik wie bei einer depressiven Episode. Die Symptome sind aber weniger stark ausgeprägt, dafür dauern sie sehr lange an. Wenn sich dieser schleichende depressive Zustand über mehr als zwei Jahre erstreckt, spricht man von einer Dysthymie.

Männerdepression

Hinter einer Männerdepression liegt nichts anderes als eine «normale Depression», die sich einfach anders äussert - eben «männlich-aggressiv» nicht «weiblich-traurig». Solche eher bei Männern auftretende Symptome können Gereiztheit, Aggressivität, erhöhtes Risiko- und Suchtverhalten wie beispielsweise ein gesteigerter Alkoholkonsum, übermässiger und gefährlicher Sport oder riskantes Verhalten im Strassenverkehr sein.

Altersdepression

Bei einem Erkrankungsalter über 65 Jahre spricht man generell von einer «Altersdepression», obwohl die grossen Unterschiede im Alterungsprozess von Person zu Person keine solche Altersgrenze rechtfertigen würden. Insgesamt treten depressive Erkrankungen im höheren Lebensalter nicht häufiger auf. Es gibt sogar zunehmend Hinweise, dass sie im Alter zwischen 65 und 75 Jahren etwas seltener auftreten. Zu beachten gilt aber, dass bei Patienten im höheren Lebensalter eine Depression übersehen und damit oft auch lange nicht behandelt werden kann. Ältere Patienten tendieren eher dazu, depressive Symptome zu verschweigen und klagen vermehrt über körperliche Erkrankungen. Unklare Schmerzen können oftmals Ausdruck einer zugrundeliegenden Depression sein. Eine Altersdepression kann auch im Rahmen einer Mangel- und Fehlernährung oder durch unzureichende Flüssigkeitsaufnahme entstehen oder begünstigt werden.

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Auch bei Kindern und Jugendlichen sind depressive Störungen weit verbreitet. Zwischen drei und zehn Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren sind von Depressionen betroffen. Zudem haben verschiedene Angststörungen wie die soziale Angst oder Zwangsstörungen ihren Beginn oft im Jugendalter. Werden diese Angststörungen nicht adäquat behandelt, erhöht sich das Risiko, in der Folge auch an einer Depression zu erkranken. Bei Kindern unter 12 Jahren liegt die Häufigkeit von depressiven Störungen zwischen 0.3 und 2.5%.

Burnout-Syndrom

Das Burnout-Syndrom wurde in den 70er Jahren erstmals beschrieben als ein psychischer Erschöpfungszustand bei Personen, die chronisch unter starker beruflicher Belastung stehen. Die Symptome sind emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung (Gleichgültigkeit bis zu zynischem Verhalten) und eine reduzierte Leistungsfähigkeit. Im Fokus standen hoch engagierte Personen in Berufen mit vielen Sozialkontakten wie Pflegende, Ärzte, Lehrer etc.

Burnout ist mittlerweile ein weit bekanntes und diskutiertes Phänomen, das in der zunehmend stressiger und kurzlebiger werdenden Berufswelt in aller Munde ist. Es ist keine eigentliche medizinische Diagnose, sondern als berufliches Stresskonzept zu verstehen. Oft bestehen diffuse körperliche Beschwerden wie verstärktes Schwitzen, Schwindel, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme und Muskelschmerzen sowie sehr oft auch Schlafprobleme.

Ursachen von Depressionen

In der Medizin wird von multifaktoriellen Ursachen gesprochen, das heisst, sowohl biologische Komponenten (wie beispielsweise Veränderungen im Hormonhaushalt), genetische Faktoren (bereits ein Verwandter leidet oder litt an Depressionen), als auch Umwelteinwirkungen (Verlust der Arbeit oder eine Trennung) können alleine oder in Kombination zu einer depressiven Episode führen. Manchmal findet sich ein Auslöser für die Beschwerden, in anderen Fällen lässt sich der Symptombeginn keinem bestimmten Ereignis zuordnen. Bei chronischen Depressionen zeigt sich oft ein Zusammenhang mit belastenden Lebenserfahrungen in Kindheit und Jugend.

Chronische Belastungen wie z.B. chronische Krankheiten mit Schmerzen und Behinderungen, Überforderungen am Arbeitsplatz, andauernde Beziehungskrisen, Armut, Schulden Belastende Lebensereignisse wie Trennungen einer langjährigen Partnerschaft oder Verlust naher Angehöriger Körperliche Krankheiten wie Infektionen, Erkrankungen wie z.B.

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