Verhalten nach Lymphknotenentfernung am Hals

Lymphknoten sind wichtige Teile des Immunsystems und im gesamten Körper verteilt. Sie filtern die Gewebeflüssigkeit (Lymphe) und reinigen diese von Erregern wie Bakterien und Viren.

Wann ist eine Lymphknotenentfernung notwendig?

Lymphknoten werden aus diagnostischen und therapeutischen Gründen entfernt. Bei Tumoren im Kiefer- und Gesichtsbereich werden oftmals die entsprechenden Hals-Lymphknoten ausgeräumt. Dieser Eingriff wird als Neck Dissection bezeichnet.

Wie werden die Lymphknoten entfernt?

Mittels einer grösseren Hautinzision am Hals wird die Haut vom übrigen Gewebe gelöst und die fraglichen Lymphknoten dargestellt. Diese werden anschliessend herauspräpariert.

Was passiert nach der Operation?

Um grössere Blutansammlungen zu vermeiden, werden eine oder mehrere Röhrchen durch die Haut in die Wunde platziert (sog. Drainagen). Es ist mit leichten Schmerzen zu rechnen, welche während den kommenden zwei bis drei Tagen auch zunehmen können, dann jedoch wieder abklingen. Es kann bis zu mehreren Wochen dauern, bis sie vollständig verschwunden sind. Um einer Infektion vorzubeugen, werden Sie während des Spitalaufenthaltes eine intravenöse Antibiotikabehandlung erhalten. Die Nähte werden dann ca. Ein Taubheitsgefühl in den Bereichen der Haut ist aufgrund der diversen Nervenverletzungen normal.

Die Fäden werden nach 7 Tagen ambulant in der Sprechstunde entfernt. Zur Narbenpflege empfiehlt sich eine Lotion (z.B. Nivea). Ab dem 10. Tag soll die Lotion einmassiert werden, damit die Narbe möglichst schnell weich und geschmeidig wird. Sonnenschutz wird für ca. Es kann mit einer Hospitalisationszeit von 3-5 Tagen gerechnet werden.

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Mögliche Komplikationen nach einer Neck Dissection

Wie jeder Eingriff birgt auch die «Neck Dissection» gewisse Risiken, doch sind diese eher selten. Unmittelbar unterhalb der Haut verläuft ein feiner Nerv (Ramus marginalis mandibulae), welcher die mimische Muskulatur im Bereich des Mundwinkels versorgt. Wird dieser Nerv verletzt, so kommt es zu einem hängenden Mundwinkel. Der Zungennerv (Nervus lingualis) verläuft unter der Unterkieferspeicheldrüse. Er vermittelt das Gefühl und den Geschmackssinn der entsprechenden Zungenhälfte. Ein weiterer wichtiger Nerv ist der Nervus hypoglossus. Dieser ist für ist für die Beweglichkeit der Zunge verantwortlich.

Nervus accessorius (11. Hirnnerv): Dieser Nerv reicht von der Schädelbasis bis zum Trapezius-Muskel und ist an der Bewegung der Schulter beteiligt. Bei einer Lähmung sinkt die betroffene Schulter nach unten und Bewegungen wie Achselzucken ist nicht mehr möglich. Daran anliegend befinden sich viele Lymphdrüsen, weshalb dieser Nerv bei einer «Neck Dissection» bisweilen verletzt werden kann. In seltenen Fällen ist es nicht möglich, einen Lymphknoten zu entfernen, ohne den Nerv zu durchtrennen.

Nervus facialis (7. Hirnnerv): Einer der Ausläufer dieses Gesichtsnervs ist für die Bewegung der Unterlippe zuständig. Der Ausläufer kann verletzt werden, wenn umliegende Lymphknoten im Rahmen einer «Neck Dissection» entfernt werden müssen. Dies äussert sich in einer leichten Bewegungseinschränkung der Unterlippe, was sich beispielsweise in einem asymmetrischen Lachen zeigen kann.

Wie nach jeder Operation kann es auch nach Halsoperationen zur Nachblutung kommen. Beim Hautschnitt werden feine Hautnerven durchtrennt. Die entstehende Narbe ist vorab unmittelbar nach der Operation immer „taub“.

Auf Wasserschutz sollte in den ersten 3 Tagen nach der Operation geachtet werden.

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Wie geht es nach der «Neck Dissection» weiter?

Dies ist abhängig vom mikroskopischen Befund der entfernten Lymphknoten. Diesen Befund bespricht Ihr Arzt ausführlich mit Ihnen. Eine zusätzliche Behandlung würde meist eine Radiotherapie (Bestrahlung) notwendig machen. In fortgeschrittenen Fällen kann zusätzlich auch eine Chemotherapie oder Immuntherapie notwendig sein.

Wie steht es um meine Immunabwehr nach der Entfernung der Lymphknoten?

Ihr Immunsystem ist nach dem Eingriff noch immer intakt. In Ihrem Körper befinden sich noch tausende weitere Lymphknoten, die eine allfällige Infektion abwehren können.

Lymphödem als mögliche Folge einer Lymphknotenentfernung

Ein sekundäres Lymphödem kann z.B. nach Lymphknotenentfernung oder Strahlentherapie bei einer Krebsoperation entstehen. Nach jeder Lymphknotenentfernung und/oder Strahlentherapie besteht das Risiko für ein sekundäres Lymphödem. Es kann auch nach Jahren noch entstehen, wenn der umliegende Lymphabfluss überlastet ist.

Symptome eines Lymphödems

Das hauptsächliche Symptom eines primären oder sekundären Lymphödems ist die Anschwellung eines bestimmten Körperteils, typischerweise manifestiert als "geschwollenes Bein" oder "geschwollener Arm". Jedoch können auch andere Regionen wie Bauch, Brust, Genitalien oder der Kopf von Schwellungen betroffen sein. Zusätzlich zu den Schwellungen können weitere Symptome auftreten, insbesondere bei ausgeprägten Ödemen mit signifikanter Flüssigkeitsansammlung. Schweregefühl und Spannungszustände können auftreten, insbesondere während bestimmter Bewegungen, wenn die Flüssigkeit nicht ausweichen kann und die Haut fest gespannt wird.

Diagnose von Lymphödemen

Bei der Anamnese (Befragung) fragt der Arzt nach spezifischen Hinweisen wie Operationen, Krebsdiagnosen, Bestrahlungen oder familiärem Lymphödem-Vorkommen. Die klinische Untersuchung erfolgt durch Abtasten der Extremität. Drückt der Arzt mit einem Finger eine Delle ins Gewebe, so bleibt diese bei einem Lymphödem bestehen und füllt sich nur langsam wieder auf. Ergänzend prüft der Arzt das sogenannte „Stemmer-Zeichen“. Dabei versucht er, an Zehen oder Fingern eine Hautfalte anzuheben. Gelingt dies, ist das Stemmer-Zeichen negativ und wahrscheinlich liegt kein Lymphödem vor. Kann jedoch keine Hautfalte gefasst werden, so ist das Stemmer-Zeichen positiv und weist auf ein Lymphödem hin.

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Zu den weiterführenden Untersuchungen zählen Ultraschall, Lymphangiographie, Lymphszintigraphie und auch innovative Methoden wie rekonstruktive 3D-Scans.

Therapie von Lymphödemen

Bei der Behandlung eines Lymphödems können grundsätzlich drei verschiedene Pfeiler unterschieden werden: die konservative, die chirurgische und die medikamentelle Therapie.

Die komplexe physikalische Entstauungstherapie KPE gilt als etablierte Methode für die Lymphödem-Behandlung. Ziel ist eine möglichst ganzheitliche und funktionelle Rehabilitation: Das Gewebe soll erweichen und so gut als möglich abschwellen. In einer 2 bis 4-wöchigen Intensivphase wird die tägliche Lymphdrainage mit Kompressionsverbänden und gymnastischen Entstauungsübungen kombiniert. Ziel ist, das Ödem so gut wie möglich zu vermindern und das Bindegewebe zu lockern. In der Erhaltungsphase wird täglich ein Kompressionsstrumpf getragen, damit der Status des Ödems erhalten werden kann.

Aktuell existieren keine spezifischen Medikamente zur Behandlung von Lymphödemen. Es ist wichtig zu wissen, dass bestimmte Medikamente das Risiko eines Lymphödems erhöhen oder dessen Verschlechterung fördern können.

Die Physiotherapie ergänzt als konservative Therapiemethode das Behandlungsspektrum. Physiotherapie kann z. B. in folgenden Fällen eingesetzt werden:

  • Schwellungen bei Erkrankungen des Lymphsystems

Zu den Kernkompetenzen gehört eine umfassende physiotherapeutische Beratung und Betreuung der Patientinnen und Patienten, die unter Beschwerden des Bewegungsapparats leiden. Dank grosser Erfahrung in der postoperativen Rehabilitation können wir die Genesung optimal unterstützen.

Unser Therapieangebot im Überblick:

  • Lymphologische Entstauungstherapie

Die lymphologische Therapie besteht aus manueller Lymphdrainage, einer Kompressionstherapie (anfänglich Bandagen, später Massbestrumpfung), funktioneller Bewegungstherapie und Hautpflege. Das Behandlungsziel ist ein Erweichen und Abschwellen des Gewebes, was für den Patienten, die Patientin Schmerzlinderung, bessere Beweglichkeit und dadurch eine gesteigerte Lebensqualität bedeutet.

Prävalenz von Lymphödemen in der Schweiz

Wir haben einige Studien verglichen und präsentieren Ihnen daraus die folgenden Zahlen, hochgerechnet auf 8 Millionen Einwohner der Schweiz. Generell müssen wir festhalten, dass die Datenlage (auch infolge der geringen Zahl an Studien) teilweise sehr unterschiedlich ist.

Sekundäre Lymphödeme: Bei 8 Mio. Einwohnern in der Schweiz wären dies 16‘000 bis 160‘000 Betroffene. Jede 5. Jede 5. Total sind dies ca. 1'500 Neuerkrankungen pro Jahr alleine aufgrund von Brust- und Unterleibskrebs.

Primäre Lymphödeme: Bei 8 Mio. Einwohnern in der Schweiz wären dies 80 Betroffene. Diese Zahl ist womöglich stark unterschätzt, denn die Mitgliederdaten der Lymphödem Vereinigung Schweiz weisen deutlich darauf hin, dass primäre Lymphödeme häufiger vorkommen. Das primäre Lymphödem manifestiert sich sehr häufig erst im Jugendalter, sobald der Lymphabfluss nicht mehr ausreichend ist.

Art des Lymphödems Geschätzte Anzahl Betroffener in der Schweiz (bei 8 Mio. Einwohnern)
Sekundär 16'000 - 160'000
Primär 80 (wahrscheinlich unterschätzt)

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