Valproinsäure zur Behandlung bipolarer Störungen

Obwohl die Ursachen der bipolaren Störung wenig bekannt sind, stehen wirksame Behandlungen zur Verfügung. Bemerken Betroffene oder Angehörige Symptome einer bipolaren Störung, sollten sie nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Bei der Akutbehandlung geht es zunächst darum, den Patienten aus seiner aktuellen manischen, depressiven oder gemischten Krankheitsepisode «herauszuholen» und zu stabilisieren, den akuten Leidensdruck zu reduzieren und gegebenenfalls die Krankheitseinsicht des Patienten wiederherzustellen. Ist eine deutliche Verbesserung der Krankheitssymptome eingetreten, schliessen die Fortsetzungstherapie und die Rückfallvorbeugung an.

Neben der guten Aufklärung und der psychosozialen Unterstützung der Patienten und ihren Angehörigen ist eine medikamentöse Therapie sehr wichtig, deren Wirksamkeit eindeutig belegt ist. Die Medikamente wirken nicht nur bei der Reduktion akuter Symptome während manischer und depressiver Phasen, sondern können solche Phasen auch verhüten. Dieser Umstand ist Grundlage der Empfehlung, die Medikamente nach einer Krankheitsepisode nicht abzusetzen, sondern längerfristig einzunehmen.

Das natürliche Salz Lithium nimmt eine besondere Stellung in der Behandlung der bipolaren Störung ein, weil es sowohl das Risiko für manische wie auch für depressive Episoden besonders stark senkt. Zudem senkt Lithium die Suizid-Rate um bis zu 80 Prozent selbst, wenn manische oder depressive Episoden weiterhin auftreten.

Neben Lithium werden Antikonvulsiva, vor allem Valproinsäure und Lamotrigin, Antipsychotika und Antidepressiva bei der bipolaren Störung eingesetzt. Neben der Psychoedukation und der medikamentösen Therapie, hat sich bei depressiven Phasen eine psychotherapeutische Zusatzbehandlung als wirksam erwiesen. In allen Krankheitsphasen ist oft der Einbezug von Angehörigen für den Therapieerfolg entscheidend.

Lesen Sie auch: Umgang mit Bipolaren Störungen

Dosierung von Valproinsäure

Die Dosierung von Valproinsäure variiert je nach Anwendungsgebiet und Alter des Patienten:

  • Epilepsie:
    • Am Anfang des Essens, in 1 Gabe möglich, Dosen >50 mg/kg/Tag in 3 Gaben.
    • Tagesdosis alle 2-3 Tage erhöhen bis auf Erhaltungsdosis (ca. innerhalb 1 Woche).
    • 18-65 Jahre: initial: 10-15 mg/kg/Tag, Erhalt: 20(-30) mg/kg/Tag, evtl. mehr.
    • >65 Jahre: initial: 10-15 mg/kg/Tag, Erhalt: 15-20(-25) mg/kg/Tag, evtl. mehr.
    • 12-18 Jahre: initial: 10-15 mg/kg/Tag, Erhalt: 20-25(-30) mg/kg/Tag, evtl. mehr.
    • <12 Jahre: initial: 10-15 mg/kg/Tag, Erhalt: 25(-35) mg/kg/Tag, evtl. mehr.
  • Manie:
    • >18 Jahre: initial: 20 mg/kg/Tag, dann rasch erhöhen.
    • Erhalt: 1000-2000(-max. 3000) mg täglich.
    • Rezidivprophylaxe: gleiche Dosis weiterführen, max.

Kontraindikationen

Valproinsäure sollte nicht eingenommen werden bei:

  • Akuter Hepatitis, chronischer Hepatitis, schwerer Hepatitis in der persönlichen oder Familienanamnese (besonders medikamentöser Art).
  • Hepatische Porphyrie.
  • Pankreatitis.
  • Erkrankungen durch Mutationen im mitochondrialen Polymerase-Gamma (POLG)-Gen.
  • Verdacht auf POLG-verwandte Erkrankung bei Kindern <2 Jahren.
  • Störung des Harnstoffzyklus.
  • Systemischer primärer Carnitinmangel ohne Mangelkorrektur.
  • Fortpflanzung beim Mann (bis 3 Monate nach Beendigung der Therapie).

Lesen Sie auch: Bipolare Störung im Detail

Lesen Sie auch: Medikamentöse Phasenprophylaxe bei Bipolarität

tags: #Valproinsäure #bipolare #Störung #Behandlung