Ängste, Phobien oder Zwänge können den Alltag stark einschränken und zu schwerem Leiden führen.
Patienten mit Zwangsstörungen leiden unter wiederkehrenden Gedanken, Impulsen und Bildern. Diese drängen sich gegen den eigenen Willen auf und werden als unangenehm und sinnlos erlebt. Hinzu kommen Zwangshandlungen.
Zwangsstörungen können sich in zwanghaftem Verhalten oder zwanghaften Gedanken äussern. In beiden Formen rückt der Zwang in das Zentrum der Motivation und dominiert gegenüber anderen Verhaltensweisen.
Betroffene beschäftigen sich durchschnittlich etwa 7-8 Stunden am Tag mit ihren Zwängen.
Symptome von Zwangsstörungen
Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die sich den Betroffenen gegen ihren Willen aufdrängen. Sie sind aufdringlich und intensiv und für Aussenstehende oftmals rational schwer nachvollziehbar.
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Betroffene haben beispielsweise übermässige Angst vor der Ansteckung mit infektiösen Erkrankungen oder vor einer Vergiftung oder sie verspüren einen zwanghaften Drang zu Ordnung und Symmetrie.
Zwangshandlungen sind meist alltägliche Verhaltensweisen, die immer wieder zwanghaft wiederholt werden. Obwohl die Betroffenen ihr Handeln als übertrieben oder sinnlos erkennen, verspüren sie einen starken Drang, das zwanghafte Handeln auszuführen.
Ein weiteres mögliches Reaktion auf Ängste (z. B. vor Ansteckung, Krankheiten, Dreck, einer selbst verschuldeten Katastrophe oder anderen schlimmen Ereignissen) sind Zwänge. Dabei besteht für Betroffene ein innerer Drang, bestimmte Dinge wiederholt zu denken oder zu tun, um die Angst oder andere starke und unangenehme Gefühle kurzfristig zu reduzieren.
Bei den Zwangshandlungen - nicht zu verwechseln mit Ritualen - verspüren Betroffene einen starken inneren Druck, diese immer wieder auszuführen, obwohl sie wissen, wie sinnlos das ist.
In stressigen Situationen steigt bei allen Menschen die Unsicherheit. Möglicherweise müssen sie dann bestimmte Dinge, wie das Abstellen des Herdes oder der Kaffeemaschine zwei- oder dreimal kontrollieren. Das ist völlig normal.
Selbstcheck Zwangsstörungen
Mit Hilfe dieser fünf Fragen können Sie selber eine Einschätzung vornehmen, ob Sie unter Symptomen einer Zwangsstörung leiden.
Ursachen von Zwangsstörungen
Die genauen Ursachen für Zwangsstörungen sind unbekannt. Wahrscheinlich begünstigen sowohl genetische Faktoren wie auch Umweltfaktoren (insbesondere soziale Faktoren) die Entstehung der Erkrankung.
Zentrales und gemeinsames Merkmal einer Zwangsstörung ist die Motivation zu bestimmten Verhaltensweisen und Gedanken. Daher liegt die Vermutung nahe, dass jene Hirnareale in ihrer Funktion eingeschränkt sind, die Motivation und Belohnung steuern. Diese Steuerung wird von Strukturen in der Tiefe des Gehirns erfüllt, unter anderem den Basalganglien.
Die Ursachen sind vielfältig, können genetisch bedingt sein, psychisch oder organisch, manchmal lösen Stress oder sonstige Umgebungsfaktoren den Zwang aus.
Manchmal führen die Zwangsstörungen zu Depressionen oder Angstzuständen. Manche Personen benötigen während diesem Prozess auch medikamentöse Unterstützung.
Eine Zwangsstörung geht nicht immer auf Traumata zurück. Ein plötzliches Auftreten ist durchaus möglich, hormonelle Einflüsse sind vielleicht im Einzelfall ein Faktor, aber sicher nicht ein klassischer Hintergrund für Zwangsstörungen.
Behandlung von Zwangsstörungen
Eine möglichst frühe Behandlung und spezialisierte Therapieansätze sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Behandlung von Zwangsstörungen.
Angst- und Zwangsstörungen können mit wirksamen psychotherapeutischen Verfahren behandelt werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant. Das stationäre Angebot richtet sich an Patient*innen, die stark in ihrem Alltag eingeschränkt sind und daher eine intensivere Behandlung benötigen und wünschen.
Die Diagnose und Behandlung von Zwangsstörungen sollten durch erfahrene Psychiater erfolgen.
Kognitive Verhaltenstherapie und Antidepressiva ermöglichen eine effektive Behandlung von Zwangsstörungen. Ein wesentliches Element ist die Expositionstherapie mit Reaktionsmanagement, anfangs in therapeutisch begleiteten und später in selbständig durchgeführten Übungen.
Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungen haben sich bei Zwängen wiederholt als äusserst wirksam erwiesen und gelten heute als Mittel der ersten Wahl in der Zwangsbehandlung.
Auch zusatzversicherte Patienten mit Zwangserkrankungen werden für eine spezialisierte, störungsspezifische Therapie aufgenommen. Sie erhalten auf dieser Station bevorzugt ein Einzelzimmer. Ausserdem steht ihnen ein erweitertes Angebot an Fachtherapien und therapeutischen Gruppen zur Verfügung.
Die Behandlung beinhaltet eine ausführliche Diagnostik und Aufklärung über die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Erkrankung. In therapeutischen Gesprächen werden Strategien erlernt und praktisch geübt. Diese helfen dabei, besser mit belastenden Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen umgehen zu können.
Der Einsatz geeigneter Medikamente ist eine weitere wichtige Komponente bei der Behandlung von Zwangsstörungen.
Manche Personen benötigen während diesem Prozess auch medikamentöse Unterstützung.
Wir zeigen Betroffenen auch Bewältigungsstrategien, wie sie im Alltag mit ihren Zwängen umgehen können.
Nicht jede psychische Erkrankung oder jedes Problem bedingt einen stationären Aufenthalt. Viele psychische Beschwerden oder Krisen behandeln wir in ambulanten Sprechstunden oder in Tagesklinik-Besuchen.
Methoden der Behandlung
- Kognitive Verhaltenstherapie
 - Medikamentöse Therapie
 - Ergänzend zur Expositionstherapie und zur medikamentösen Therapie ist es bei Zwangsstörungen wichtig, emotionale und zwischenmenschliche Probleme aufzuarbeiten.
 - Körpertherapie
 
Tiefe Hirnstimulation
Für Patienten, die auf die konventionellen Therapien nicht hinreichend ansprechen, ist die Tiefe Hirnstimulation (DBS von engl. deep brain stimulation) eine neuartige, vielversprechende Behandlungsmethode.
Sprechen die Symptome nur unzureichend auf diese multimodale Therapie an, ist die Tiefenhirnstimulation (DBS) eine Behandlungsalternative.
Mehrere Studien haben den Effekt der Tiefen Hirnstimulation nachgewiesen. Ähnlich wie bei anderen Erkrankungen, die mittels DBS behandelt werden können, gibt es verschiedene Zielpunkte im Gehirn, deren Stimulation zu einer Verbesserung der Zwangsstörungen führt.
Zu den gängigen Zielpunkten im Gehirn zählen der vordere Schenkel der Capsula interna (engl. anterior limb of the internal capsule, ALIC), der anteriore Teil des Nucleus subthalamicus sowie das ventrale Striatum.
Dies sind die zu erwartenden Effekte der Tiefen Hirnstimulation:
- Reduktion in der Häufigkeit der Zwangshandlungen
 - verminderter Drang, eine Zwangshandlung auszuführen
 - insgesamte Verbesserung der Lebensqualität
 
Mehrere Studien konnten die Sicherheit und den positiven Effekt der DBS bei Zwangsstörungen nachweisen. Die Ansprechrate von Patienten liegt über alle Studien hinweg bei 50-60 %, wobei im Mittel die Symptome um 40-60 % reduziert werden können.
Zu den häufigeren, zum Grossteil nur vorübergehenden Nebenwirkungen zählen eine gedrückte Stimmung, vermehrte Unruhe und Impulsivität sowie Schlafstörungen.
Da offensichtlich nicht alle Patienten von der Stimulation gleich gut profitieren, ist eine gute Patientenselektion durch ein interdisziplinäres Team eine notwendige Voraussetzung für ein postoperatives Ansprechen auf die Therapie. Kriterien, die in Frage kommende Patienten erfüllen sollten, wurden in entsprechenden Guidelines festgehalten.
Weitere Therapieangebote
- Aktivierungstherapie
 - Ergotherapie
 - Kunsttherapie
 - Musiktherapie
 - Bewegungs- und Tanztherapie
 - Physiotherapie
 - Tiergestützte Therapien
 
Umgang mit Zwangsstörungen
Wir respektieren die Individualität und Würde des Menschen und begegnen unseren Patienten und ihren Angehörigen mit Wertschätzung und Toleranz.
Die PDGR bieten Unternehmen und Institutionen die Möglichkeit, für Fachreferate oder eigene Workshops PDGR-Fachpersonen als kompetente Referentinnen und Referenten zu buchen (z.B.
Die Einsätze werden in Rechnung gestellt.
Eine Möglichkeit, bereits in jungen Jahren auf das Thema psychische Gesundheit aufmerksam zu machen, ist der Weg über die Bildung.
Mit dem Schulkoffer «Psychische Gesundheit - ein Koffer zu dir» bringen die PDGR das Thema ins Klassenzimmer.
Im Jugendalter und der damit verbundenen Pubertät sind die entscheidenden Faktoren für die psychische Gesundheit stark im Wandel: Körper, Psyche und das soziale Umfeld.
Das Angebot richtet sich einerseits an alle rund 120 Bündner Real- und Sekundarklassen der 3. Oberstufe und deckt entsprechende Inhalte des Lehrplans 21 ab. Er befasst sich insbesondere mit dem fächerübergreifenden Thema Gesundheit und Kompetenzen aus dem Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft.
Wo finde ich Hilfe?
Für Informationen an anderen Standorten wenden Sie sich bitte direkt an den entsprechenden Standort.
Wenn Sie unsicher sind, ob die Kriterien einer Zwangsstörung auf Sie zutreffen, können Sie sich auch unverbindlich zu einem Abklärungsgespräch bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten melden, der ERfahrungen mit Zwänge hat.
Geeignete Adressen in Ihrer Nähe können Sie vom Sekretariat der Schweizerischen Gesellschaft für Zwangserkrankungen erhalten.
Die Spezialsprechstunde ist dezentral organisiert. Alle Ambulatorien der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie bieten eine störungsspezifische Abklärung, Beratung und Behandlung an, je nach Kapazitäten allerdings mit Wartezeiten verbunden.
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Über psychische Gesundheit zu sprechen lohnt sich!
Psychische Erkrankungen gehen uns alle etwas an: Jeder zweite Mensch erkrankt in seinem Leben einmal psychisch. Das ist sowohl für die Betroffenen wie auch für ihre Angehörigen mit viel Leid verbunden, führt zu Arbeitsausfällen und Gesundheitskosten.
Mit dem kantonalem Programm ruft das Gesundheitsamt Gemeinden, Organisationen und Fachpersonen in Graubünden auf, das Schweigen in der Öffentlichkeit über das psychische Wohlergehen zu brechen. Während jeweils eines Monats steht in verschiedenen Fachbeiträgen ein Psychiatrie-Thema aus unterschiedlichen Perspektiven im Fokus.
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