Progesteron, auch bekannt als Gelbkörperhormon oder "Gute-Laune-Hormon", ist ein natürlich im Körper vorkommendes Sexualhormon aus der Gruppe der Gestagene. Es reguliert vor allem im Körper der Frau Vorgänge wie den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft sowie die Entwicklung des Embryos. Oft wird es als „Schwangerschaftshormon“ bezeichnet, aber seine Wirkung geht weit darüber hinaus.
Seine Produktion wird durch das luteinisierende Hormon (LH) aus der Hypophyse gesteuert. Progesteron reguliert den Menstruationszyklus, indem es in der zweiten Zyklushälfte, nach dem Eisprung, vermehrt ausgeschüttet wird. Es hilft, den Zyklus auszugleichen und bereitet den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Wenn eine Frau nicht schwanger wird, sorgt der Rückgang des Progesteronspiegels dafür, dass die Menstruation beginnt.
Eines der Hauptmerkmale von Progesteron ist seine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung der Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft. Nach dem Eisprung bildet sich aus dem Eifollikel der Gelbkörper (Corpus luteum), der Progesteron produziert. Dies führt dazu, dass sich die Gebärmutterschleimhaut verdickt und für die Einnistung einer befruchteten Eizelle bereit ist. Sollte keine Befruchtung stattfinden, sinkt der Progesteronspiegel, was zur Menstruation führt.
Neben seiner Rolle in der Fortpflanzung hat Progesteron auch positive Auswirkungen auf andere Bereiche Ihrer Gesundheit. Es stärkt die Knochen, unterstützt das Wachstum von Haaren und Nägeln und fördert die Regeneration des Körpers. Zudem wirkt es sich positiv auf die Haut aus, indem es die Lebensdauer der Hautzellen verlängert. Das „Gute-Laune-Hormon“ hat ebenfalls bedeutende Vorteile für das Gehirn und das Nervensystem. Progesteron steigert die Serotoninproduktion, was Ihre Stimmung heben kann. Es hilft dabei, das Sättigungsgefühl nach dem Essen zu regulieren und steigert die Dopamin-kontrollierte Signalübertragung, was Ihre Konzentration und Motivation verbessern kann.
Anwendung von Progesteron (Utrogest)
Als Medikament wird Progesteron meist bei einem Hormonmangel verabreicht. Utrogest ist ein Medikament, das bioidentisches Progesteron enthält. Es wird in verschiedenen Situationen eingesetzt:
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- Prämenstruelles Syndrom (PMS) und Menstruationsstörungen: 1× täglich 200 mg vor dem Schlafen bis 300 mg täglich in 2 Dosen vom 17.-26. Zyklustag.
- Prämenopause: 300 mg täglich in 2 Dosen vom 17.-26. oder vom 7.-26. Zyklustag.
- Menopause: 1× täglich 200 mg vor dem Schlafen während 12-14 Zyklustagen in Kombination mit einem Estrogen, zur Erhaltung einer regelmässigen Monatsblutung evtl. bis auf 300 mg täglich in 2 Dosen während 10-14 Zyklustagen erhöhen.
- Unterstützung der Lutealphase bei In-vitro-Fertilisationszyklen: 400 mg täglich ab dem Tag der HCG-Injektion bis max. zur 12. Schwangerschaftswoche (vaginal).
- Unterstützung der Lutealphase bei spontanen oder induzierten Zyklen: 200-300 mg täglich ab dem 17. Zyklustag (vaginal).
Kontraindikationen
Progesteron darf nicht angewendet werden bei:
- Ungeklärten vaginalen Blutungen
- Tumoren der Brustdrüse oder der Geschlechtsorgane (inkl. Verdacht)
- Lebertumoren (inkl. Anamnese)
- Lebererkrankung
- Porphyrie (gestörter Abbau des roten Blutfarbstoffes)
- Thromboembolische Störungen
- Hirnblutung
- Verhaltener Abort
- Ektope Schwangerschaft
- Herpes gestationis
Im Gegensatz zur vaginalen Anwendung darf Utrogestan während einer Schwangerschaft nicht oral angewendet werden. Vor Beginn einer oralen Therapie sollte daher eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Da von aussen zugeführtes Progesteron in den weiblichen Hormonhaushalt eingreift, sollten die Präparate genau nach ärztlicher Anweisung angewendet werden.
Das Hormon wird in der Leber von Enzymen (Cytochrom P450-Enzyme) verstoffwechselt, die auch am Abbau vieler anderer Arzneistoffe beteiligt sind. Dazu zählen etwa Wirkstoffe gegen Epilepsie (Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin), das Antibiotikum Rifampicin, die HIV-Medikamente Nevirapin und Efavirenz sowie Johanniskraut (pflanzliches Antidepressivum). Bei gleichzeitiger Einnahme solcher Medikamente kann daher Progesteron verstärkt abgebaut werden, was seine Wirkung abschwächt oder sogar komplett hemmt.
Progesteron und psychisches Wohlbefinden
Progesteron hat nicht nur einen Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit, sondern auch auf unser seelisches Wohlbefinden und unsere Lebensqualität.
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Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt, einschliesslich eines niedrigen Progesteronspiegels, zu psychischen und emotionalen Problemen führen kann. Wenn Ihr Progesteronspiegel zu niedrig ist, kann Östrogen dominieren. Dies kann zu einer Vielzahl von psychischen und emotionalen Problemen führen. Eine Studie hat gezeigt, dass ein hoher Progesteronspiegel, wie er in der zweiten Zyklushälfte des Menstruationszyklus auftritt, in der Regel mit weniger Aggressivität, Reizbarkeit und Müdigkeit einhergeht.
Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass Frauen, die wegen eines niedrigen Progesteronspiegels unter schwerem PMS leiden, ein erhöhtes Risiko für eine postpartale Depression nach der Geburt haben. Auch während der Perimenopause, der Übergangszeit vor der Menopause, ist ein Rückgang von Östrogen und Progesteron mit einem erhöhten Risiko für depressive Symptome verbunden. Die Forschung zeigt, dass dieser hormonelle Rückgang zu einem grösseren Risiko für Depressionen beiträgt.
Bioidentisches Progesteron
Bioidentisches Progesteron ist eine spezielle Form des Gelbkörperhormons, das genau die gleiche molekulare Struktur wie das Progesteron besitzt, das natürlicherweise in unserem Körper vorkommt. Diese Art von Progesteron wird aus Pflanzen gewonnen, hauptsächlich aus der Yamswurzel. Der grosse Vorteil von bioidentischem Progesteron liegt darin, dass es vom Körper auf dieselbe Weise verarbeitet wird wie das eigene Progesteron.
Vorteile der transdermalen Anwendung
Studien zeigen, dass die Anwendung über die Haut als Gel oder Creme risikoärmer ist. Bei der transdermalen Anwendung wird der „Umweg“ über die Leber eingespart. Diese ist für den Abbau und die Verstoffwechselung von Hormonen zuständig. Nimmst du Hormone also oral zu dir, landen sie zunächst bei der Leber. Über diesen Leberweg erhöht sich übrigens auch das Risiko für Thromboembolien. Studien zeigen, dass das Risiko für die transdermale Anwendung deutlich niedriger ist.
Allerdings sollte die Anwendung von Hormoncremes nur unter ärztlicher Begleitung und mit regelmässigen Laborkontrollen der Blutwerte erfolgen.
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Überdosierung von Progesteron
Ja, zu viel Progesteron kann tatsächlich schädlich sein und sollte daher ernst genommen werden. Ein erhöhter Progesteron-Wert kann auf eine Reihe von Ursachen hinweisen, die sorgfältig untersucht werden müssen. Im schlimmsten Fall kann es zu ernsten Gesundheitsproblemen führen, wie der Bildung von Tumoren in den Eierstöcken oder erblichen Hormonstörungen. Eine der möglichen Folgen ist das sogenannte Adrenogenitale Syndrom (AGS).
Die Symptome eines erhöhten Progesteron-Spiegels können vielfältig sein und umfassen unter anderem hormonelle Ungleichgewichte, die zu unregelmässigen Menstruationszyklen, Hautproblemen oder Stimmungsschwankungen führen können.
Bei einer Überdosierung von Progesteron treten oft genau die Symptome auf, die auch beim Progesteronmangel da waren. Viele Frauen, die eine bioidentische Hormoncreme anwenden, denken, dass ihre Symptome zurückkommen, weil sie zu wenig Progesteron haben und erhöhen die Dosis. Ein weiteres Problem bei einer zu hohen Dosierung ist eine mögliche Rezeptorresistenz. Durch das Überangebot an Progesteron machen die Rezeptoren irgendwann dicht.
Weitere wichtige Aspekte
- Hormonwerte können stark variieren.
- Vorsicht bei hormonellen Verhütungsmitteln. Progesteron wird in der Minipille und der „Pille danach“ verwendet.
- Ätherische Öle wie Schafgarbe und Mönchspfeffer können helfen, den Progesteronhaushalt zu regulieren.
- Bestimmte Lebensmittel wie Yamswurzel, Leinsamen, Linsen, Buchweizen, Hafer, Ananas, Ginseng, Knoblauch, Kaffee und Kakao enthalten Verbindungen, die die natürliche Progesteronproduktion unterstützen können.
- Vitamine: Vitamin B6, Vitamin C und Vitamin D sind wichtig für die Regulierung des Hormongleichgewichts.
Zusammenfassung
Das Gelbkörperhormon zeigt sich in vielen Rollen - von der sanften Unterstützung in den Wechseljahren bis zur präzisen Regulierung bei Kinderwunsch - und bietet eine Schlüsselrolle für ein harmonisches Gleichgewicht. Wir können unser Wohlbefinden gezielt verbessern und neue Lebensenergie entdecken, wenn wir es richtig einsetzen und seine Wirkung verstehen.
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