Wie entsteht eine Schizophrenie? Ursachen und Einflussfaktoren

Bis heute sind die Ursachen für die Entwicklung einer schizophrenen Erkrankung nicht klar bekannt und nicht eindeutig zuzuordnen.

Vieles deutet jedoch darauf hin, dass verschiedene Faktoren dafür verantwortlich sind, ob sich eine Schizophrenie-Erkrankung herausbildet, von welcher Qualität und Ausprägung die Symptome sind und wie sich der Verlauf präsentiert.

Diese Faktoren lassen sich sowohl dem Bereich der Biologie als auch dem Psychosozialen zuordnen, wobei einige zu einer erhöhten Vulnerabilität (Anfälligkeit, Verletzbarkeit) oder zu einem erhöhten Schutz führen, während andere eher als auslösende Faktoren (Stress) zu betrachten sind.

Genetische Faktoren

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass das Risiko, irgendwann im Leben an einer Schizophrenie zu erkranken, grösser ist, je stärker der Verwandtschaftsgrad zu einer erkrankten Person ist. Die Lebenszeitprävalenz für schizophrene Psychosen in der allgemeinen Bevölkerung liegt bei etwa 1%.

Zu welchem Ausmass genetische Faktoren für die Entwicklung des Störungsbildes verantwortlich sind, ist schwer festzuhalten. Dies aufgrund des Phänomens nature vs. nurture. Auf Deutsch bedeutet dies "Natur gegen Ernährung/Umweltfaktoren".

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So haben Kinder von zwei betroffenen Elternteilen ein um bis zu 50% erhöhtes Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken. Bei einem betroffenen Elternteil besteht statistisch eine Lebenszeitprävalenz von 13%. Ob dies rein erblich oder aber durch die ähnlichen Umweltbedingungen entsteht, ist schwer zu beurteilen.

Dänische Forscher haben herausgefunden, dass die Gene einen grösseren Einfluss auf das Erkranken einer Schizophrenie haben, als bisher angenommen. Die Forscher fanden heraus, dass die Gründe für das auftreten von Schizophrenie und ähnlichen Erkrankungen zu 73% bei genetischen Informationen liegen.

Zwar ging man bisher bereits davon aus, dass die Genetik neben der Umwelt einen Einfluss auf Erkrankungen hat, jedoch ist der Anteil mit fast 80% unerwartet hoch.

Neurobiologische Aspekte

Durch entsprechende Methoden der Bildgebung können gewisse neurobiologische Unterschiede im Gehirn zwischen gesunden Personen und solchen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, sichtbar gemacht werden.

Wenn auch die konkrete Ursache für Schizophrenie-Erkrankungen unbekannt ist, so gibt es dennoch deutliche Hinweise darauf, dass sich die Störung bei der Übertragung von Signalen, bei sogenannten Neurotransmittern, manifestiert.

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Diese Hypothese betrifft die Transmittersysteme folgender Stoffe: Dopamin, Glutamat, Serotonin und GABA. Während beispielsweise Dopamin eher für eine stimulierende Wirkung steht, ist Glutamat eher für hemmende Prozesse zuständig.

Dies führt gemäss der These zu einem generellen Ungleichgewicht zwischen exzitatorischen (erregenden/stimulierend)en und inhibitorischen (hemmenden) Kräften, was in einer allgemeinen «Überreagibilität» bei einer Schizophrenie-Erkrankung resultiert und damit insbesondere Positivsymptome erklären könnte.

Neben den Neurotransmittern wurden noch weitere neurobiologische Faktoren eruiert, die mit einem erhöhten Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, einhergehen. So sind dies zum Beispiel Komplikationen bei der Geburt oder Schwangerschaft, kognitive Defizite oder das Alter des Vaters.

Auch wenn ein statistischer Zusammenhang mit diesen Variablen zu bestehen scheint, ist ein direkter ursächlicher Zusammenhang nicht erwiesen.

Psychosoziale Faktoren

Psychosoziale Faktoren betreffen das gesamte Umfeld einer Person und können das psychische Zustandsbild sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.

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Dazu gehören jegliche Lebensumstände oder Ereignisse, die als Stressauslöser wirken können. Dies können einerseits einzelne Ereignisse (Traumata), aber auch langandauernde und belastende Lebensumstände sein (z.B. Krieg, Armut, ausserdem ungünstige Bindungs- und Kommunikationsstile, bezüglich letzterer insbesondere die sogenannten “high expressed emotions” (HEE).

Dazu passend scheinen die Befunde in Studien, die Hinweise darauf gefunden haben, dass auch die Angehörigkeit zu einer Minderheit mit einem erhöhten Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, einhergeht.

Ebenfalls gelten zum Beispiel Kinder, die nach einer "ungewollten Schwangerschaft" geboren wurden, und Leute, die in grösseren Orten oder Städten wohnen, als statistisch eher gefährdet, eine Schizophrenie-Diagnose zu bekommen.

Reiner Spekulation entspricht die Hypothese, dass einer Schizophrenie-Erkrankung grundsätzlich ein Gefühl des «Andersseins» zugrunde liegt, das durch gewisse Umstände pathologisiert wird.

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Man geht von einem Zusammenwirken verschiedener biologischer, genetischer und umweltbedingter Faktoren aus. Eine erhöhte Anfälligkeit (Vulnerabilität) kann durch belastende Umweltfaktoren wie Stress oder Drogen zum Ausbruch der Erkrankung führen. Dies wird als Vulnerabilitäts-Stress-Modell bezeichnet.

Statistische Zusammenhänge

Die Schizophrenie kommt in allen Ländern und Kulturen etwa gleich häufig vor. Die Erkrankung kann jeden treffen, unabhängig von Geschlecht, Bildung und Herkunft.

Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig, wobei die ersten Anzeichen bei Männern oft schon mit 20 Jahren auftreten, bei Frauen erst ab etwa 25 Jahren.

Rund ein Prozent der Menschen in der Schweiz erkrankt im Lauf des Lebens an Schizophrenie.

Weitere Faktoren

  • Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, zum Beispiel eine Infektion in der Schwangerschaft oder eine Unterversorgung mit Sauerstoff während der Geburt
  • Absenz oder mangelnde Fürsorge der Eltern
  • Missbrauch und andere Traumata
  • Der Umgang mit Stress
  • Das soziale Umfeld
  • Migration und ein fehlendes soziales Netzwerk
  • Auch Drogenkonsum begünstigt die Erkrankung

Zusammenfassung

Die Ursachen der Schizophrenie sind vielfältig und komplex. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren entsteht.

Risikofaktoren für Schizophrenie
Faktor Beschreibung
Genetische Veranlagung Erhöhtes Risiko bei Verwandten mit Schizophrenie
Neurobiologische Faktoren Ungleichgewicht von Neurotransmittern, Gehirnstrukturelle Unterschiede
Psychosoziale Faktoren Traumata, Stress, belastende Lebensumstände, soziale Isolation
Umweltfaktoren Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt, Drogenkonsum

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