Viele Menschen fühlen sich häufig schlapp und müde. Es fehlt ihnen der Antrieb, etwas anzupacken, und die Ausdauer, es durchzuziehen. Dies sind Anzeichen eines Symptoms: der Fatigue. Diese kann aber auch eine eigene Krankheit sein.
Im Unterschied zu einer vorübergehenden Verstimmung oder Lebenskrise, liegt bei der Depression eine ausgeprägte und anhaltende Niedergeschlagenheit vor. Diese führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit.
Was ist Fatigue?
Die Fatigue ist ein Zustand existenzieller Erschöpfung, bei dem die verfügbaren Energiereserven auf allen Ebenen dahinschwinden. Es bleibt nicht bei der muskulären Entkräftung. Die Betroffenen empfinden auch eine emotionale Erschöpfung, fühlen sich vielen Anforderungen nicht mehr gewachsen und brauchen länger, um über negative Erfahrungen hinwegzukommen. Hinzu kommen kognitive Funktionsausfälle wie Konzentrationsschwäche, Gedächtnislücken und Wortfindungsstörungen. Viele Betroffene fühlen sich wie benebelt im Kopf (Brain Fog).
Die Fatigue kann sich als Symptom einer Krankheit ausprägen oder selber eine sein. Die Bestimmung als Syndrom (Krankheit) oder Symptom (Krankheitszeichen) ist Aufgabe der ärztlichen Diagnostik.
Fatigue im Unterschied zu Müdigkeit und Erschöpfung
Die kanadische Krankenschwester Dr. Karin Olson schlug vor, das weite Feld der einschlägigen Schlüsselbegriffe auf die drei Grundbegriffe Müdigkeit, Fatigue und Erschöpfung zu reduzieren und diese in eine bestimmte Systematik zu bringen. Sie orientierte sich dabei am allgemeinen Reaktionsmuster des Körpers auf länger anhaltende Stressreize, das vom «Vater der Stressforschung» (Hans Selye) entwickelt wurde.
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Seinem Anpassungsmodell zufolge geht ein Organismus bei chronischem Stress durch die Phasen Alarm, Widerstand und Erschöpfung. Olsons Leistung besteht im Kern darin, diesen Phasen die drei Zustände Müdigkeit, Fatigue und Erschöpfung zuzuordnen. Diese Zuordnungen bilden einen Rahmen, innerhalb dessen sich seither sehr viele Definitionen der Fatigue bewegen.
| Phase | Zustand | 
|---|---|
| Aufbau einer Alarmreaktion | Müdigkeit | 
| Aufrechterhaltung des Widerstandes | Fatigue | 
| Erschöpfung der Widerstandskräfte | Erschöpfung | 
- Müdigkeit: Die Müdigkeit ist ein Zustand akut verbrauchter Energie und Ausdruck einer Alarmreaktion auf Stress. Die Betroffenen empfinden in den Muskeln ein Gefühl von Schwere oder Schwäche, sind vergesslich, reizbar und schläfrig. Sie haben in der Regel keine Schlafprobleme.
 - Fatigue: Fatigue-Betroffene hingegen fühlen sich müde ohne Schlafneigung und haben keinen erholsamen Schlaf. Sie zeigen ein irreguläres Schlafmuster mit wenig oder gar keinem Tiefschlaf. Hinzu gesellen sich Konzentrationsstörungen, Ängstlichkeit, eine zunehmende Empfindlichkeit auf Licht, Geräusche und Berührungen sowie zahlreiche weitere Beschwerden, die sich mit noch so viel Erholung und Entspannung kaum lindern lassen.
 - Erschöpfung: Die Erschöpfung ist in Abgrenzung zur Fatigue deren Steigerung und entwickelt massive körperliche, kognitive und emotionale Symptome wie spontane und unvorhersehbare Energieverluste, Verwirrtheit und Depression. Zu arbeiten und am sozialen Leben teilzunehmen, wird schwierig. Der chronische Energiemangel zwingt zu einem Leben auf Sparflamme. Betroffene beschreiben ihr Lebensgefühl als ein Dahinvegetieren.
 
Wie häufig ist die Fatigue bei Rheuma?
Allgemein geht man davon aus, dass vier von fünf Menschen mit einer chronisch entzündlichen Erkrankung so sehr unter einer Fatigue leiden, dass sie im täglichen Leben davon beeinträchtigt werden. Auch bei entzündlichem Rheuma ist der Fatigue-Anteil beträchtlich. Er liegt bei der rheumatoiden Arthritis bei ungefähr 70%. Ebenfalls bei 70% oder wahrscheinlich höher liegt der Anteil der Fatigue-Betroffenen beim Sjögren-Syndrom.
Gibt es Medikamente gegen die Fatigue?
Es gibt kein Arzneimittel gegen die Fatigue. Antidepressiva können eine Option sein, wenn die Fatigue in Begleitung einer Depression auftritt oder wenn man vermuten kann, dass die Fatigue von einer Depression ausgelöst wurde.
Unter den pflanzlichen Arzneien wirken vor allem Ginseng-Präparate gegen die Fatigue. Ginseng ist ein bewährtes Mittel gegen alle Formen von Erschöpfung. Wenn Sie Medikamente einnehmen, sollten Sie sich vor einer Anwendung von Ginseng ärztlich beraten lassen.
Was ist eine Altersdepression?
Neben typischen Depressions-Symptomen wie Traurigkeit, Antriebsarmut oder Interessenverlust kann sich eine Altersdepression auch durch sogenannte «unspezifische» Symptome zeigen. Dazu gehören körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Enge- und Beklemmungsgefühle oder Magendarm-Probleme. Deshalb wird eine Altersdepression manchmal nicht richtig erkannt und folglich nicht richtig behandelt.
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Wie entstehen Altersdepressionen?
Man kann die Ursachen von Depressionen nicht leicht benennen. Auf der Basis von diesen möglichen Auslösern - meist liegen mehrere davon gleichzeitig vor - können bestimmte Menschen eine Phase von Niedergestimmtheit, negativem Denken, verminderter Energie (und weiteren Symptomen) entwickeln. Man spricht dann von einer Depression.
Wer ist von Altersdepression betroffen?
Die Depression bei älteren Menschen kann in allen Altersstufen und bei grundsätzlich jedem Älteren auftreten. Wer im Lebensverlauf in jüngeren Jahren eine oder mehrere Depressionen hatte, hat ein erhöhtes Riskio, im Alter über 60 Jahren erneut zu erkranken. Auch bis zum Pensionsalter psychisch gesunde Personen können im Alter erstmals eine Depression bekommen.
Welche Symptome sind typisch für die Altersdepression?
Weitere Symptome können sein: grosse Erschöpfung, innere Unruhe, Nervosität. Bei älteren Menschen äussern sich Depressionen nicht immer durch diese «klassischen» Symptome. Es können auch Symptome im Vordergrund stehen, die auf den ersten Blick und für den Unerfahrenen nicht an eine Depression denken lassen: Diese Patientinnen und Patienten klagen vorwiegend über Gedächtnisstörungen oder körperliche Symptome wie Schmerzen, Enge- und Beklemmungsgefühle, Magen-Darmprobleme und andere körperliche Beschwerden.
Wie wird die Diagnose gestellt?
In einem Diagnosegespräch werden die genannten Beschwerden erfasst und bewertet. Körperliche Beschwerden werden abgeklärt. Körperliche Störungen können Depressionen auslösen. Sie können aber auch ein Ausdruck der Depression sein und durch diese verstärkt werden.
Wie werden Altersdepressionen behandelt?
Weiter in Frage kommen chronobiologische Therapien, Wachtherapie, Schlaf-Wach-Management; Kognitives Training; Training der Alltagsaktivitäten; Mitbehandlung körperlicher Erkrankungen, Hypertonie, kardiovaskulärer Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Atemwegserkrankungen, die oft im Zusammenhang mit Depressionen im Alter stehen.
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Was können Betroffene tun?
Ältere Menschen haben teilweise und nachvollziehbarerweise Vorbehalte gegenüber der Psychiatrie, denn sie sind in einer Zeit aufgewachsen, in der dem psychischen Befinden wenig Bedeutung beigemessen wurde.
Für ältere Menschen gilt deshalb besonders, was für alle Menschen mit depressiven Symptomen oder Depressionen gilt: Es ist wichtig zu wissen, dass die Depression ein vorübergehender und behandelbarer Zustand ist!
Holen Sie sich Hilfe und Unterstützung, indem Sie sich in Behandlung bei einer Fachperson begeben - bei einer Psychologin, einem Psychologen oder einem Psychiater, einer Psychiaterin. Auch die Hausärztin, der Hausarzt ist eine gute Anlaufstelle. Sie oder er leitet entweder selbst eine Behandlung ein oder vermittelt zu einer Psychologin, einem Psychologen oder einem Psychiater, einer Psychiaterin.
Wie können Angehörige unterstützen?
Nehmen Sie die Beschwerden und Äusserungen Ihrer an Depression erkrankten Angehörigen ernst. Eine schnelle und konsequente Behandlung führt in vielen Fällen zu einer guten bis sehr guten Besserung der Symptome.
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