Die überaktive Blase ist ein häufiges Gesundheitsproblem, das durch einen plötzlichen und oft schwer zu kontrollierenden Harndrang gekennzeichnet ist. Diese Erkrankung kann die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Was ist eine überaktive Blase?
Eine überaktive Blase beschreibt einen Zustand, bei dem die Blase unwillkürlich kontrahiert, bevor sie vollständig gefüllt ist. Dies führt zu häufigem Harndrang (Pollakisurie) und kann dazu führen, dass Frauen ihre Aktivitäten aufgrund der Angst vor unkontrollierbarem Urinverlust (Inkontinenz) einschränken müssen.
Ursachen
Die Ursachen für eine Drangblase können vielfältig sein und sind noch nicht restlos geklärt. Bei diesem Krankheitsbild reagiert der Blasenwandmuskel (Musculus Detrusor) zu empfindlich auf ein bereits geringes Blasenfüllungsvolumen und führt so zu frühem und imperativem Harndrang.
Einige Faktoren, die u. a. zur Entstehung einer überaktiven Blase führen können, sind:
- eine trockene sowie dünne Scheiden- und Harnrhöhrenwand bedingt durch den Hormonmangel
- Blasenentzündungen
- Senkung oder Vorfall der Genitalorgane
- zu hohe Anspannung der Beckenbodenmuskulatur
- Blasensteine
- Tumoren
Mitunter können auch Schädigungen der blasenversorgenden Nerven begünstigend sein.
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Wie genau die Reizblase entsteht, steht bis heute nicht sicher fest. Es gibt viele Ursachen, die eine Reizblase hervorrufen können. Bei beiden Geschlechtern können es Veränderungen in den Harnwegen sein, die die Dysfunktion auslösen, zum Beispiel Tumoren in der Harnröhre oder Blase oder auch Harnleiter- bzw. Blasensteine. Häufige Blasenentzündungen können ebenfalls zu einer geschwächten Blase und damit zur Reizblase führen, außerdem jahrelanges zu häufiges oder zu seltenes Wasserlassen und auch Verstopfung und Übergewicht.
Bei Frauen ist es meist ein geschwächter Beckenboden, der die Blasenfunktion beeinträchtigt. Eine Geburt, Übergewicht, Unterleibsoperationen oder übermässige Belastungen können dafür verantwortlich sein, dass sich die Blase, die Scheide oder die Gebärmutter absenken und die Fehlfunktion hervorrufen.
Auch als Symptom einer anderen Erkrankung kann sie in Erscheinung treten, zum Beispiel bei vielen neurologischen Erkrankungen, bei Diabetes mellitus oder als Folge einer Blasenentzündung. Erhöhter Druck auf die Blase kann das Entstehen einer Reizblase ebenfalls begünstigen. Das ist beispielsweise der Fall bei Übergewicht, einer gutartigen Prostatavergrösserung beim Mann sowie während einer Schwangerschaft oder bei einer Blasen- oder Gebärmuttersenkung bei der Frau.
Altersbedingte Veränderungen des Harntraktes (v.a. hormonelle Schwankungen, Veränderungen oder Hormonmangel (z.B. Studien zeigen, dass ab dem 50. Lebensjahr das Risiko steigt)) können ebenfalls eine Rolle spielen.
Psychische Ursachen
Nicht selten hat die Reizblase aber auch psychische Ursachen, die stressbedingt sind. Deshalb wird die Erkrankung auch Stressblase genannt. Sorgen, seelische Belastungen, psychischer Druck können einen Einfluss haben.
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«Der Beckenboden und die Sexualorgane können durchaus auf psychogene Einflüsse reagieren. Darauf spielen auch Sprichwörter wie 'Die Blase ist der Spiegel der Seele' oder 'Urin statt Tränen' an. Viele Menschen kennen es, dass besonders unter Stress und in belastenden Situationen ständig die Blase drückt.
Es ist möglich, dass die Dranginkontinenz Stress und psychische Belastungen als mögliche Auslöser hat. Das sind im Vergleich zu anderen Harninkontinenz-Ursachen aber eher seltenere Fälle. Die psychogene Blase zeigt sich meist über eine häufige Drangsymptomatik sowie Blasenschmerzen. Es muss nicht zwingend zu Harnverlust kommen. Dann sprechen Mediziner von einer 'trockenen überaktiven Blase'. In der Blase senden Nervenzellen abhängig vom Füllstand der Blase bestimmte Signale an die Blasenmuskulatur.
Symptome und Beschwerden
Die Symptome, zu denen häufiges Wasserlassen, nächtliches Erwachen zur Blasenentleerung und manchmal auch ungewollter Urinverlust zählen, können die Lebensqualität von Betroffenen Frauen erheblich beeinträchtigen. In bis zu einem Drittel der Fälle leiden die Frauen dabei auch unter einer Inkontinenz. Das Krankheitsbild führt bei den Betroffenen zu einem erheblichen Leidensdruck sowie Einschränkungen im Alltag.
Die typischen Symptome einer überaktiven Blase bei Frauen umfassen:
- Häufiger Harndrang und häufiges Wasserlassen (Pollakisurie)
- Sowohl tagsüber als auch nachts (Nykturie)
- Plötzlicher und intensiver Harndrang (Drangsymptomatik)
- Möglicher Verlust von Urin bei plötzlichem Drang (Dranginkontinenz)
Patientinnen und Patienten mit einer Reizblase gehen daher deutlich häufiger Wasser lösen mit eher kleinen Urinportionen. Die häufigen Toilettengänge kommen überdies auch in der Nacht vor.
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Betroffene Frauen und Männer beklagen auch, dass sie bei einsetzendem Drang die Blasenentleerung nur kurz verzögern können. Die Beschwerden kommen schleichend, denn das häufige Wasserlassen entwickelt sich meist schrittweise über einen längeren Zeitraum.
Ist eine stündliche Entleerungsfrequenz der Harnblase erreicht, werden die häufigen Toilettengänge bei vielen Betroffenen zu einem echten Problem, das sich nicht mehr ohne weiteres in den normalen Tagesablauf integrieren lässt. Spätestens an diesem Punkt wird das häufige Wasserlassen zum Symptom einer möglichen Blasenstörung.
Diagnose
Für die Diagnose der überaktive Blase führen wir zunächst ein ausführliches Gespräch mit den Betroffenen. Zur Objektivierung der Beschwerden geben wir zudem ein Trink- und Miktionstagebuch für zu Hause mit. Der Urin wird dann auf eine Blasenentzündung hin untersucht. Anschliessend erfolgt eine sorgfältige gynäkologische Untersuchung inklusiv Ultraschall und ausserdem eine Blasenfunktionsprüfung (Urodynamik) und Blasenspiegelung.
Die genaue Diagnose einer überaktiven Blase ist entscheidend, um die richtige Therapie zu finden und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern. Die Diagnostik umfasst eine umfassende Anamnese, verschiedene Untersuchungen und Tests, um die Symptome präzise zu bewerten und mögliche Ursachen zu identifizieren. Bei Bedarf werden zusätzlich eine urodynamische Abklärung und eine Blasenspiegelung in Betracht gezogen.
Im Rahmen der Abklärungen werden zunächst eine Blasenentzündung und eine Infektion der Harnwege als Ursache für die überaktive Blase ausgeschlossen. Zur Abklärung wird der Arzt neben der Anamnese auch eine sorgfältige körperliche Untersuchung durchführen sowie eine Restharn-Bestimmung, eine Untersuchung des Urins und gegebenenfalls eine urodynamische Untersuchung.
Diagnostische Hilfsmittel
- Miktionstagebuch: Ein Miktionstagebuch ist ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel, das zur Beobachtung und Auswertung der Blasenfunktion eingesetzt wird. Es wird häufig bei Beschwerden wie Harninkontinenz oder Blasenschwäche verwendet, um den Flüssigkeits- und Harnausscheidungsrhythmus einer Person zu dokumentieren. Das Tagebuch gibt Aufschluss darüber, wie oft und in welchen Mengen jemand urinieren muss, sowie darüber, wie viel Flüssigkeit getrunken wird.
- Urodynamische Abklärung: Die urodynamische Abklärung ist eine spezialisierte Untersuchung, die dazu dient, die Funktion Ihrer Blase und Harnwege genau zu beurteilen. Sie wird häufig empfohlen, wenn es zu Problemen wie Harninkontinenz, Drangsymptomen oder anderen Blasenbeschwerden kommt.
Behandlung
Ganz im Vordergrund bei der Behandlung einer überaktiven Blase stehen Verhaltensanpassungen, unsere Urotherapeutin unterstützt und instruiert Sie diesbezüglich. Ebenfalls wichtig ist die Beckenbodenphysiotherapie und die Anwendung zum Beispiel von Salben oder Crèmes. Blasenmuskelberuhigende Medikamente werden nach Berücksichtigung der weiteren Erkrankungen der Patientinnen gezielt eingesetzt.
Falls die medikamentöse Therapie nicht zielführend ist, kann die Botulinumtoxin-Injektion in den Blasenmuskel Linderung verschaffen. Weitere Therapieoptionen wie z. B. periphere Nervenstimulation oder sakrale Neuromodulation stehen bei Therapieversagen ebenfalls zur Verfügung.
Die Behandlung einer überaktiven Blase bei Frauen zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt verschiedene Ansätze, die individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen abgestimmt werden können.
Bei der Reizblase gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Dazu gehören:
- Beckenbodentraining
- Entspannungsübungen (warme Sitzbäder)
- Toilettentraining
- Medikamente (Anticholinergika/Spasmolytika)
Bei Frauen mit überaktiver Blase kann in einigen Fällen eine Therapie mit östrogenhaltigen Präparaten hilfreich sein. Bei stressbedingter Reizblase kann auch eine Psychotherapie wirksam sein.
Zuerst wird - je nach Art und Intensität der Symptome, aber auch Ursachen - meist versucht, den Patientinnen und Patienten Linderung ohne Medikamente zu verschaffen. Auf Grundlage des Miktionsprotokolls erstellt der behandelnde Arzt einen Plan für ein Blasentraining, zu dem Beckenbodenübungen gehören, aber auch eine Verhaltenstherapie. Teil des Trainings sind beispielsweise Übungen zur Stärkung des Beckenbodens, aber auch bewusstes Hinauszögern des Harndrangs. Durch Biofeedback - die Messung der Muskelspannung im Dammbereich durch spezielle Elektroden - wird der Erfolg kontrolliert.
Helfen pflanzliche Präparate oder das Blasentraining nicht ausreichend, werden den Patienten oft Medikamente verschrieben, sogenannte Anticholinergika. Deren Wirkstoffe hemmen die Reizübermittlung der Nerven und können damit die Symptome der Reizblase lindern. Darüber hinaus gibt es auch Beta-3-Agonisten, die vor allem die Dranginkontinenz reduzieren können, da sie den Blasenmuskel entspannen.
Oft hilft es Getränke und Speisen zu reduzieren oder ganz zu streichen, die Harntreibend sind oder die Blase reizen. Dazu zählen z.B. Kaffee, Alkohol, Schwarztee und scharfe Gewürze.
«Merken Betroffene, dass bestimmte Belastungssituationen die Beschwerden verstärken, oder vermutet der behandelnde Arzt einen Zusammenhang zwischen bestimmten Lebenssituationen und der Harninkontinenz, kann eine Psychotherapie eine Option sein.
Konservative Therapieverfahren wie die Anpassung von Gewohnheiten, das Beckenbodentraining, das Blasentraining oder Medikamente werden einem operativen Eingriff in der Regel vorgezogen.
Weitere Therapieoptionen
- Sakrale Neuromodulation (SNM): Diese fortschrittliche Technik wird zur Behandlung verschiedener Blasen- und Darmfunktionsstörungen eingesetzt.
Nachsorge
Ziel der Nachsorge ist bei der überaktiven Blase vor allem zu erkennen, ob die ausgewählten Therapien ausreichen oder ein Wechsel erforderlich ist. Oft handelt es sich um ein chronisches Leiden mit lange dauernder Therapie.
Vorbeugende Massnahmen
Zu den vorbeugenden Massnahmen zählen der Abbau von Übergewicht, Rauchstopp und der Verzicht auf übermässigen Alkohol- und Kaffeekonsum.
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