ADHS: Tipps für die Unterstützung von Kindern in der Schule

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) kann den Schulalltag und das Lernen erheblich beeinträchtigen. Kinder mit ADHS können für Lehrpersonen sehr fordernd sein. So haben Studien beispielsweise gezeigt, dass Lehrpersonen beim Unterrichten hyperaktiver Kinder deutlich erhöhte Stresswerte zeigen. Doch es gibt effektive Methoden, um Ihrem Kind dabei zu helfen, diese Herausforderungen zu meistern.

Herausforderungen und Chancen

Kinder mit Aufmerksamkeit-Defizit-(Hyperaktivitäts)- Störung stellen nicht nur für ihre Eltern, sondern insbesondere auch für ihre Lehrkräfte eine grosse Herausforderung dar. Kinder, die nicht zuhören, unkonzentriert sind, ständig aufstehen, impulsiv reagieren, mit Antworten herausplatzen und den Unterricht durch Zwischenrufe stören, können Lehrer/innen auf die Palme bringen. Konflikte, die die Beziehung zwischen Kind und Lehrperson belasten, sind daher keine Seltenheit.

Trotzdem erleben betroffene Kinder oft früh, dass sie anders sind - mit Folgen für ihr Selbstwertgefühl. Das Lernen fällt Kindern und Jugendlichen mit ADHS nicht schwer, weil sie nicht wollen, sondern weil ihr Gehirn andere Wege geht. Und genau hier beginnt die Chance zur Veränderung. Eltern, die verstehen, wie ihr Kind tickt, können viel bewirken. Und mit dem richtigen Wissen wird aus Frust wieder Vertrauen.

Strategien zur Unterstützung

Die Unterstützung eines Kindes mit ADHS erfordert Geduld, Verständnis und Kreativität. Jedes Kind ist einzigartig und benötigt eine individuell abgestimmte Unterstützung. Hier sind einige Tipps, die helfen können:

1. Zeitmanagement und Organisation

Zeitmanagement und Organisation sind oft schwierig für Kinder mit ADHS. Die meisten Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizit sind sehr vergesslich. In unserer Zeit, wo wir täglich an so vieles denken müssen und auch Erwachsene nur noch mit Kalendern, To-Do-Listen, Notizen auf dem Handy und anderen Hiflsmitteln mehr schlecht als recht den Überblick behalten können, wird diese Auffälligkeit zu einem echten Problem. Tipp: Gestalten Sie zusammen mit Ihrem Kind einen visuell ansprechenden und leicht verständlichen Zeitplan.

Lesen Sie auch: Kleinkind-ADHS: Worauf achten?

2. Körperliche Aktivität

Körperliche Aktivität kann die Konzentration und Selbstregulation verbessern. Tipp: Finden Sie Sportarten, die Ihr Kind begeistern.

3. Arbeitsplatzgestaltung

Ein ansprechender Arbeitsplatz fördert Selbstvertrauen und Lernerfolg.

4. Unterstützung durch Lehrer und Nachhilfelehrer

Tipp: Wählen Sie einen Nachhilfelehrer mit Erfahrung im Umgang mit ADHS-Kindern und informieren Sie den Lehrer über die Stärken, Schwächen und besonderen Bedürfnisse Ihres Kindes. Nehmen Sie regelmäßig an Eltern-Lehrer-Konferenzen teil und teilen Sie den Lehrern Ihre Beobachtungen und Bedenken mit.

5. Medienkonsum einschränken

Fernsehen oder Smartphones können die Konzentration von Kindern mit ADHS beeinträchtigen.

Weitere Tipps für den Schulalltag

  • Geeigneter Sitzplatz: Weisen Sie AD(H)S-betroffenen Kindern einen Platz in den ersten Reihen zu. Nähe zur Lehrperson erleichtert die Aufmerksamkeitslenkung.
  • Handeln statt Reden: Kinder mit AD(H)S haben Schwierigkeiten, bewusst zu registrieren, wenn ihre Gedanken abschweifen.
  • Ermutigung und Selbstwertgefühl: Kinder mit AD(H)S haben oft ein angeschlagenes Selbstwertgefühl.
  • Individuelle Förderung: Passen Sie den Unterricht an die Bedürfnisse jedes Kindes an.

Die Rolle der Eltern

Eltern spielen für Kinder mit ADHS bei den Hausaufgaben und beim Lernen eine Schlüsselrolle - nicht als Ersatzlehrer, sondern als emotionaler und struktureller Anker. Hierfür lohnt es sich, eigene Glaubenssätze zu überdenken. Was bedeutet es für mich, wenn das Kind eine schlechte Note hat? Muss das Kind wirklich aufs Gymnasium oder ist eine Lehre für das Kind der bessere Weg?

Lesen Sie auch: Unterstützung für ADHS Betroffene in Freiburg

Vielleicht hat das Kind auch eigene Erwartungen an sich selbst, die es nicht erfüllen kann oder macht sich Sorgen um seine Zukunft, weil das Lernen nicht immer so gut klappt, wie es sich das selbst wünscht. Dieser Druck ist vielfach weder gesund noch förderlich, sondern wirkt sich oft hinderlich aufs Lernen aus.

ADHS im Klassenzimmer

ADHS-Betroffene sind in der Schule mit ganz besonderen Herausforderungen konfrontiert. Die Lehrer müssen für diese Herausforderungen fit gemacht und unterstützt werden. Oft ist schon viel gewonnen, wenn Lehrerinnen anerkennen, dass Kinder mit ADHS nicht absichtlich stören. Sie leiden an einer dauernden Reizüberflutung, weil das Gehirn Impulse nicht genügend filtern kann. Deshalb fällt es ihnen auch schwer, sich zu konzentrieren. Sie können sich nicht einfach zusammenreissen.

Praktische Hilfen für den Alltag

Hier sind einige praktische Tipps, um den Alltag für Kinder mit ADHS zu erleichtern:

  1. Gemeinsam die Schultasche ausräumen und alle losen Blätter auf einen Stapel legen.
  2. Lose Arbeitsblätter einkleben oder einordnen. Währenddessen können Elternbriefe und Prüfungen unterzeichnet werden.
  3. Den Kopf systematisch entlasten und Ordnung schaffen. Jedes Schulfach einer Farbe zuordnen.

Eine Rollbox für Schulsachen anschaffen, in der jedes Fach ein eigenes Abteil erhält und entsprechend beschriftet wird. Handlungsabläufe einschleifen. Sich dabei auf eine Sache konzentrieren. Zum Beispiel: Immer, wenn die Lehrperson die Hausaufgaben an die Tafel schreibt, notiere ich sie sofort. Oder: Immer, wenn ich aus dem Bus steige, schaue ich, ob ich meine Tasche dabei habe. Als Eltern akzeptieren, dass das Kind zerstreut ist.

Unterstützung und Anlaufstellen

Besteht beim Kind der Verdacht auf ADHS oder hat es die Diagnose erhalten, haben Eltern meist viele Fragen. Erste Anlaufstelle für eine ADHS-Abklärung kann der Kinderarzt oder die Kinderärztin sein. Zeigen sich Auffälligkeiten primär in der Schule, können sich die Eltern an den schulpsychologischen Dienst wenden. Beide Stellen können Kontakte vermitteln und eine Überweisung an eine Fachstelle veranlassen.

Lesen Sie auch: Lernerfolg steigern

Was Kinder mit ADHS an Unterstützung brauchen ist individuell und hängt stark von der Ausprägung, den jeweiligen Symptomen und vom Leidensdruck ab. Eltern dürfen zuversichtlich sein, dass auch ihr Kind seinen Weg finden wird.

Zusammenarbeit für den Erfolg

Die heutige Schule ist ein komplexes Geschehen. Für einen gelingenden Unterricht müssen Heilpädagogen, Schulpsychologinnen und Lehrer eng zusammenarbeiten. Wenn es in einer Klasse schlecht läuft, liegt es oft an der fehlenden Kooperation, nicht an einzelnen Kindern.

Es ist hilfreich, wenn der Lehrer das Aufgabenheft kontrolliert. Schulaufgaben sind in der Verantwortung der Schule und dürfen daheim nicht zu Dauerstress führen. Bitten Sie die Lehrerin, Aufgaben wie einen Wochenplan zu priorisieren. Besprechen Sie, wie sich Reize minimieren lassen: Steht ein Pamir zur Verfügung? Gibt es ruhige Gruppenräume?

tags: #adhs #kinder #schule #tipps