Tabletten gegen psychischen Stress: Ein Überblick

In der heutigen Zeit sind psychische Belastungen ein grösseres Thema denn je. Bereits vor Corona griffen 9% der Schweizer Bevölkerung regelmässig zu Antidepressiva. Unser Nervensystem wird täglich auf die Probe gestellt, wodurch der natürliche Reizfilter an seine Grenzen kommen kann. Auslöser sind oft Dauerbelastung durch Alltagsstress oder persönliche Sorgen, aber auch einschneidende Erlebnisse wie Krankheit, Trennung oder der Verlust eines geliebten Menschen.

Was ist innere Unruhe?

Wer kennt es nicht: zitternde Hände, weiche Knie, feuchte Hände und ein schnellerer Herzschlag. Manche kämpfen sogar mit Übelkeit, Erbrechen und/oder einem roten Gesicht. Nervosität hat viele Gesichter und betrifft jeden einmal. Nervosität ist eine normale Reaktion unseres Körpers auf neue, unbekannte oder aufregende Situationen.

Symptome innerer Unruhe

In manchen Fällen bleibt die Aufregung und bringt weitere Beschwerden mit sich. Betroffene können oft nicht mehr abschalten, machen häufiger Fehler und sind meist hektisch. Der Auslöser für die innere Unruhe ist dann teilweise unbekannt, und trotzdem besteht der Wunsch zu fliehen.

Ursachen für innere Unruhe

Innere Unruhe kann weitere gesundheitliche Probleme verursachen oder ein Symptom einer Erkrankung sein. Sowohl physische als auch psychische Krankheiten können Nervosität auslösen. Auch die Lebensweise kann für die innere Unruhe verantwortlich sein. Zu viel Koffein, Alkohol und Nikotin begünstigen oft Nervosität. Dauerstress ist ebenfalls ein möglicher Auslöser, sei es im privaten Bereich, durch Leistungsdruck bei der Arbeit oder zu viele Aufgaben. Oft geht dies mit kreisenden Gedanken bis hin zum starken Grübeln und Nicht-Abschalten-Können einher.

Wann sollte man wegen innerer Unruhe zum Arzt gehen?

Stress lässt sich nicht ganz vermeiden. Ein gewisses Mass an Nervosität ist in Ordnung. Wenn die innere Unruhe länger anhält und mit anderen Beschwerden wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Angstzuständen einhergeht, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nach der Anamnese folgt meist ein körperlicher Check-up, einschliesslich Blutuntersuchung, Blutdruckmessung und EKG. Ist eine Diagnose gestellt, folgt die Behandlung. Während bei körperlichen Erkrankungen häufig Medikamente verschrieben werden, ist bei psychischen Ursachen für Nervosität meist eine Therapie die Lösung. Allerdings können auch in so einem Fall Arzneimittel hilfreich sein, zum Beispiel wenn es Probleme im Botenstoffwechsel mit den sogenannten Neurotransmittern gibt.

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Medikamentöse Behandlung von Angststörungen

Angstlösende Medikamente wirken, indem sie auf Neurotransmittersysteme abzielen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und Symptome zu lindern.

  1. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs): Diese Medikamente, wie Fluoxetin (Prozac) und Sertralin (Zoloft), erhöhen den Serotoninspiegel, indem sie dessen Wiederaufnahme im Gehirn blockieren.
  2. Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs): Eine systematische Übersichtsarbeit untersuchte die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Duloxetin bei verschiedenen Erkrankungen. Die Ergebnisse zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung der Angstsymptome.
  3. Benzodiazepine: Medikamente wie Alprazolam (Xanax), Lorazepam (Temesta) und Diazepam (Valium) verstärken die GABA-Aktivität und erzeugen eine schnelle beruhigende Wirkung. Benzodiazepine haben jedoch erhebliche Nachteile, darunter die potenzielle Abhängigkeitsentwicklung und die Toleranzbildung bei längerem Gebrauch. In der modernen Angsttherapie werden Benzodiazepine heute meist als Zweitlinien- oder ergänzende Behandlung eingesetzt.
  4. Buspiron: Buspiron ist ein nicht-benzodiazepinisches angstlösendes Medikament, das den Serotonin- und Dopaminspiegel beeinflusst.

Nicht-pharmakologische Ansätze

Viele Menschen suchen nach nicht-pharmakologischen Ansätzen zur Behandlung von Angststörungen, entweder als eigenständige Therapie oder in Kombination mit Medikamenten.

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Gilt als die wirksamste nicht-medikamentöse Behandlung für Angststörungen.
  • Achtsamkeitsbasierte Methoden: Achtsamkeit und Meditation fördern Entspannung, verbessern die Konzentration und helfen, übermässiges Grübeln zu reduzieren. Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) haben gezeigt, dass sie Angstzustände durch erhöhte Bewusstheit für den gegenwärtigen Moment und eine Reduzierung von Grübeleien lindern können.
  • Atemübungen: Aktivieren das parasympathische Nervensystem und fördern einen Zustand der Entspannung.
  • Geführte Meditation und progressive Muskelentspannung: Können körperliche Symptome der Angst lindern, wie Muskelverspannungen und schnellen Herzschlag.

Weitere Massnahmen zur Stressbewältigung

Es gibt viele weitere Massnahmen, die helfen können, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern:

  • Sport und Bewegung beschleunigen den Abbau von Stresshormonen.
  • Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training.
  • Stressvermeidung durch Gespräche mit anderen involvierten Personen.
  • Schaffen Sie Pausen und Auszeiten im Beruf und Privatleben.
  • Achten Sie in Stresszeiten besonders auf eine gesunde Ernährung und ausreichendes Trinken.
  • Spaziergänge in der Natur sind besonders gut geeignet für den Stressabbau.
  • Sorgen Sie für einen erholsamen Schlaf.
  • Pflegen Sie Ihre Sozialkontakte.

Bei ständiger Anspannung oder stärkeren körperlichen oder psychischen Beschwerden ist ein Besuch beim Arzt oder Psychologen anzuraten.

Pflanzliche Beruhigungsmittel

Viele Menschen greifen auf pflanzliche Beruhigungsmittel mit Baldrian, Melisse, Hopfen und Lavendel zurück. Bei Johanniskraut ist zu beachten, dass es den Leberstoffwechsel beeinflusst und daher schwere Wechselwirkungen mit Medikamenten haben kann. Pflanzliche Mittel wie Pestwurz, Baldrian, Passionsblume und Melisse können zur Linderung von allgemeiner Nervosität und Unruhe, stressbedingten Schlafstörungen und Prüfungsangst eingesetzt werden.

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Wichtiger Hinweis: Selbst pflanzliche Mittel sollten nur nach Absprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.

Umgang mit Stress im Alltag

Es gibt einige Dinge, die du tun kannst, um Stress im Alltag zu reduzieren:

  • Nimm dir frei, wenn dir alles über den Kopf wächst.
  • Reduziere ungesunden Stress dauerhaft.
  • Erhöhe deine Stresstoleranz durch Stärkung deiner Psyche und deines Körpers.
  • Gehe raus in die Natur.
  • Sorge für ausreichend Licht in der dunklen Jahreszeit.
  • Achte auf eine ausgewogene Ernährung.
  • Gönne dir ein Genussgähnen.
  • Sorge für erholsamen Schlaf.
  • Nutze Entspannungstechniken.
  • Gestalte einen rhythmischen Alltag.
  • Schaffe eine Work-Life-Balance.
  • Stärke deine Resilienz.
  • Nimm warme Bäder.

Stress ist subjektiv, und Stressauslöser können vielfältig und individuell sein. Nicht alle Stressoren lassen sich vollständig beseitigen. Gerade dann ist es besonders wichtig, Stress abzubauen.

Erholsamer Schlaf

Stress stört den Schlaf, und ein gestörter Schlaf wiederum vermehrt Stress. Sorgen Sie deshalb für einen erholsamen Schlaf, zum Beispiel durch eine gute Schlafhygiene. Bei stressbedingten, gelegentlichen Einschlafstörungen helfen Heilpflanzen wie Baldrian und Hopfen.

Beruhigungsmittel: Arten und Anwendung

Beruhigungsmittel (Tranquilizer, Sedativa, Anxiolytika) sind Präparate, die angstlösend, muskelentspannend und schlaffördernd wirken. Sie werden in der Medizin bei psychischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Angst- und Spannungszuständen sowie Panikattacken, Depressionen und Demenzerkrankungen eingesetzt.

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Zu den gängigen Benzodiazepinen gehören Diazepam, Lorazepam und Alprazolam.

Abhängigkeit und Missbrauch von Benzodiazepinen: Insbesondere nach Benzodiazepin-Einnahme über mehr als vier Wochen kann es auch in niedriger Dosierung zu einer Abhängigkeit kommen. Es sollte daher parallel mit der Verordnung versucht werden, die grundlegenden Probleme zu lösen, damit das Einnahmeintervall wenige Wochen nicht überschreitet.

Weitere Arten von Beruhigungsmitteln:

  • Barbiturate: Aufgrund ihrer schwerwiegenden und teils tödlichen Nebenwirkungen heutzutage nicht mehr im ursprünglichen Sinn einsetzbar.
  • Antihistaminika: Einige Wirkstoffe der ersten Generation besitzen einen stark schlaffördernden Effekt.
  • Antidepressiva: Haben stimmungsaufhellende und antriebssteigernde Effekte und können neben der ursprünglichen Anwendung auch als Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
  • Neuroleptika: Beruhigungsmittel mit einer dämpfenden Wirkung auf innere und äussere Reize.
  • Betablocker: Können wegen ihrer dämpfenden Effekte teilweise als Beruhigungsmittel eingesetzt werden.

Viele Beruhigungsmittel eignen sich nach sorgfältiger Abwägung gemeinsam mit dem behandelnden Arzt als vorübergehende Hilfe bei aussergewöhnlichen Belastungen, akuten Angstzuständen und Schlafstörungen. Eine gute Schlafhygiene ist dabei ein wesentliches Element. Zudem sollten sich ältere Menschen bewusst machen, dass der Nachtschlaf im Laufe des Lebens immer weniger wird und häufig auch Unterbrechungen auftreten.

Die Wahl der richtigen Behandlung für Angst hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Schwere der Symptome, mögliche Nebenwirkungen und professionelle Beratung. Mittelschwere bis schwere Angst, insbesondere wenn sie das tägliche Leben beeinträchtigt, kann eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit Therapie erfordern, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Die Bewältigung von Angst ist ein individueller Prozess, und die Wahl der richtigen Behandlung erfordert fundierte Entscheidungen. Mit dem richtigen Wissen, Zusammenarbeit und Unterstützung ist eine effektive Angstbewältigung möglich.

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