Richtiges Verhalten bei Nasenbluten: Erste Hilfe

Wenn Blut aus der Nase fliesst, ist das für Kinder erst einmal erschreckend. Dabei ist Nasenbluten in den meisten Fällen harmlos. «Rund 60 Prozent aller Kinder über zwei Jahre erleben einmal Nasenbluten. Am häufigsten betrifft es Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren, aber auch ältere Kinder leiden teilweise noch darunter», sagt de Trey.

Die Ursache für Epistaxis, so der medizinische Begriff für Nasenbluten, liegt häufig in den empfindlichen Gefässen im vorderen Teil der Nasenscheidewand. Diese können durch ihre oberflächliche Lage rasch zu bluten beginnen. Oft reichen schon starkes Schnäuzen, intensives Nasenbohren oder eine Prellung durch einen Ball aus, um die Blutung auszulösen.

Was tun bei Nasenbluten?

Gerade Kinder erholen sich schnell davon und müssen in der Regel nicht gleich zum Arzt. Kinder geraten in dem Moment naturgemäss in Panik - besonders, wenn sie zum ersten Mal ihr eigenes Blut sehen. Auch wenn es für die Eltern im ersten Moment ebenfalls ein Schreck ist, wenn das Kind blutverschmiert und weinend angelaufen kommt, sollten sie einen kühlen Kopf bewahren und für Ablenkung sorgen. Dem Kind gut zureden und erklären, dass mit ihm gerade nichts Schlimmes passiert.

Die richtige Körperhaltung

Die erste Reaktion bei Nasenbluten ist übrigens eine falsche: Den Kopf in den Nacken zu legen, damit es nicht mehr tropft. Das ist keine gute Idee. Das Blut sucht sich einen anderen Weg und läuft statt aus der Nase in den Rachen. Das kann ab einer gewissen Menge Übelkeit und Erbrechen auslösen.

«Am besten aufrecht sitzen, den Kopf vornübergebeugt und das Blut in eine Schüssel oder ins Lavabo fliessen lassen», sagt die HNO-Spezialistin. Blut, das in den Mund geraten ist, sollte ausgespuckt werden, um Übelkeit zu vermeiden.

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Kühlung und Kompression

Ein kaltes Tuch im Nacken oder ein in ein Handtuch eingewickeltes Kühlpad verengen die Gefässe. Nun passieren solche Zwischenfälle gerne auch draussen, wo man nicht unbedingt kaltes Wasser oder ein Kühlpad zur Hand hat. In dem Fall rät de Trey: «Die Nase mit Daumen und Zeigefinger über dem Nasenflügel für etwa 10 bis 15 Minuten zusammendrücken und ruhig durch den Mund atmen. Nicht ständig kontrollieren, ob es noch blutet, sondern durchgehend komprimieren.» Auf diese Weise könne fast jedes vordere Nasenbluten gestoppt werden.

Danach gilt erst mal Schonzeit. Ein weit verbreitetes Hilfsmittel ist, sich ein Stück Taschentuch oder Watte in die Nase zu stecken, um die Blutung zu stoppen. Das erfüllt im ersten Moment zwar seinen Zweck. Es kann die frische Wunde aber allenfalls gleich wieder aufreissen, sobald das Tuch oder die Watte entfernt wird. Darum lieber auf die Kompressionstechnik setzen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

«Hält die Blutung trotz aller Massnahmen weiter an, sollte man eine Notfallstation aufsuchen», rät de Trey. In manchen Fällen sei eine Abklärung beim Oto-Rhino-Laryngologen (ORL), dem Spezialisten für Ohren-, Nasen- und Halskrankheiten, jedoch ratsam. «Auch Fälle, in denen das Blut nicht vorne aus der Nase fliesst, sondern hauptsächlich nach hinten in den Rachen läuft, obwohl das Kind aufrecht sitzt, sollten abgeklärt werden», sagt die Ärztin.

Wenn Nasenbluten über mehrere Wochen immer wieder auftritt, ist eine Abklärung bei einem Spezialisten oder einer Spezialistin ratsam. Die Häufigkeit oder Stärke des Nasenblutens sagen erst mal nichts über die Ursache aus.

Ursachen von Nasenbluten

Tatsächlich kann die Ursache für Nasenbluten ganz banal sein. Häufig liegt sie im Bereich der Nase oder der Nasennebenhöhlen selbst. Unsere Nasenschleimhaut ist von unzähligen, feinen Blutgefässen durchzogen, die auf Druckänderungen oder stumpfe Einwirkungen von aussen reagieren. Wenn die Blutgefässe so verletzt werden, rinnt Blut aus der Nase. Man spricht hier von der lokalen Ursache für Nasenbluten.

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Ein Nasenbluten bei Erkältung ist deshalb keine Seltenheit: Wenn du stark niest oder kräftig schnäuzt, kann zur Erkältung ein Nasenbluten hinzukommen. Der Druck, der dabei entsteht, kann die Äderchen in deiner Nase verletzen - und schon kommt es zum Nasenbluten bei Erkältung. Selbst ein übereifriges Nasenbohren oder ein allergiebedingter Schnupfen können Nasenbluten auslösen.

Auch äussere Einwirkungen wie ein Sturz oder ein Schlag auf die Nase können Ursachen für Nasenbluten sein. Aber warum bekommt man Nasenbluten, wenn weder ein Schlag noch eine Allergie oder eine Erkältung das Nasenbluten ausgelöst haben?

Bestimmte Allgemeinerkrankungen wirken sich negativ auf die Nasenschleimhaut aus und können zu Nasenbluten führen. Dazu zählt beispielsweise eine Blutgerinnungsstörung, da hier im Körper generell eine erhöhte Blutungsneigung besteht. Das gleiche Problem kann auftreten, wenn man blutverdünnende Medikamente einnimmt. Auch Bluthochdruck kann zu den systemischen Ursachen für Nasenbluten gezählt werden.

Weitere Ursachen von Nasenbluten können ebenso Bluthochdruck oder blutverdünnende Medikamente sein. In seltenen Fällen beschädigen Nasensprays die Nase, was zu wiederholtem Nasenbluten führen kann. In seltenen Fällen kann sich ein Vitamin-K-Mangel der Betroffenen durch das Bluten bemerkbar machen.

Besondere Vorsicht bei Kindern: Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom

Das Willebrand-Jürgens-Syndrom ist eine Bluterkrankung, bei der die Blutstillung bei Kindern gestört ist. Das bedeutet, dass das Blut aus der Nase nicht so einfach gestoppt werden kann. Aus leichtem Nasenbluten wird schnell mal ein Blutbad, das selbst mit einem Kühlkissen und den notwendigen Massnahmen nicht zu bremsen ist. Nach Verletzungen bluten die Kinder häufig länger als andere und brauchen einige Zeit, bis sich alles wieder normalisiert. Auch operative Eingriffe wie das Ziehen von Zähnen können zu starken Blutungen führen.

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Ist die Erkrankung beim Kind bekannt, müssen Eltern besonders Acht geben. Dass die Blutgerinnung bei Kindern gestört ist, kann sich auch durch blaue Flecken bemerkbar machen. Kinder mit einer solchen Erkrankung haben häufiger blaue Flecken, die auch noch nach Monaten nicht weggehen.

Prävention von Nasenbluten

Besonders während der Winterzeit, wenn die Nase durch Erkältungen stärker strapaziert wird und die empfindlichen Schleimhäute durch Heizungsluft zusätzlich austrocknen, passieren solche Zwischenfälle immer mal wieder. Darum wird empfohlen, auch im Winter die Räume regelmässig zu lüften und gegebenenfalls Luftbefeuchter aufzustellen.

Kostengünstige Alternativen: feuchte Handtücher in der Wohnung aufhängen oder eine Schale mit Wasser auf die Heizung stellen und sie nachfüllen, sobald das Wasser verdunstet ist. Präventiv hilft auch die Verwendung einer Nasensalbe, damit die Nasenschleimhäute feucht bleiben und sich keine Risse bilden.

Weitere Tipps zur Vorbeugung

  • Nicht an der Nase kratzen
  • Nicht die Nase stark putzen
  • Sich nicht anstrengen
  • Keine schweren Sachen heben
  • Den Kopf höher als das Herz halten
  • Einen Luftbefeuchter während der trockenen Wintermonate benutzen

Behandlung durch den Arzt

Je nach Art und Heftigkeit des Nasenblutens wird der Arzt versuchen, die Blutung mit geeigneten Mitteln oder Methoden zu stoppen: Bei Blutungen im vorderen Nasenabschnitt (v. a. dem Locus Kiesselbachi) kann er die betroffene Stelle zum Beispiel mit Silbernitrat verätzen oder auch mithilfe von Laser- oder Elektrokoagulation verschliessen ("veröden").

Zum Stoppen der Blutung werden auch Tamponaden eingesetzt - im vorderen Nasenabschnitt meist selbstquellende Tamponaden oder solche, die sich aufblasen lassen, im hinteren Nasenabschnitt die sogenannte Bellocq-Tamponade. Diese zieht der Fachmann durch die Nase in den hinteren Nasenrachenraum.

Bei sehr starkem Nasenbluten kann auch ein gezielter embolischer Verschluss des betroffenen Gefässes in der Nasenschleimhaut sinnvoll sein. Dabei verschliesst der Arzt unter Kontrolle durch spezielle Bildtechnik das Gefäss von innen über einen Katheter. Diese Methode führt für gewöhnlich ein Radiologe durch.

Manchmal helfen bei Nasenbluten auch schon abschwellende Nasensprays. Deren Wirkstoffe (z.B. Xylometazolin) sorgen dafür, dass sich die Gefässe zusammenziehen.

Zudem wird der HNO-Arzt Puls und Blutdruck des Patienten prüfen. Ist der Blutdruck stark erniedrigt und der Puls beschleunigt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Betroffene viel Blut verloren hat. Der Arzt wird dann versuchen, den Kreislauf zu stabilisieren, indem er dem Patient Blutersatzmittel verabreicht. Eine Bluttransfusion ist nach Nasenbluten allerdings nur in extremen Fällen nötig.

Verätzung mit Silbernitrat

Wenn als Ursache für das häufige Nasenbluten ein verletztes Gefäss im vorderen Nasenbereich ausgemacht wird, greifen die Spezialisten oft zur Verätzung mit Silbernitrat. «Bei der Methode wird zunächst die genaue Stelle der Blutung lokalisiert und anschliessend örtlich betäubt. Danach wird das betroffene Gefäss mit einem Silbernitratstäbchen verätzt», erklärt Séverine Niederer-Wüst. Die Behandlung mit Silbernitrat ist ein Routineeingriff und gilt als wirksame Methode bei Nasenbluten.

Insgesamt dauert die Prozedur nur wenige Minuten - der Teil mit dem Silbernitrat sogar nur wenige Sekunden. «Der Eingriff kann meist in der HNO-Praxis vorgenommen werden. Nur wenn das Kind noch zu klein ist oder gar nicht mitmachen will, erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose im Spital», so die Spezialistin. In dem Fall kann das Gefäss auch mit der bipolaren Pinzette behandelt werden. Die funktioniert mit Strom und verödet die betroffene Stelle präzise.

Operation

«In seltenen Fällen, wenn etwa die grösseren Gefässe im hinteren oder oberen Nasenbereich betroffen sind und der Blutverlust relevant ist, muss das Gefäss in einer Operation verschlossen werden», berichtet Niederer-Wüst von sehr speziellen Ausnahmen.

Zusammenfassung der Erste-Hilfe-Massnahmen

  1. Ruhe bewahren und den Betroffenen beruhigen.
  2. Aufrechte Sitzhaltung einnehmen und Kopf nach vorne beugen.
  3. Blut in eine Schüssel oder Tuch abfliessen lassen.
  4. Nase mit Daumen und Zeigefinger 10-15 Minuten zusammendrücken.
  5. Kühlen Umschlag in den Nacken legen.
  6. Arzt aufsuchen, wenn Blutung nicht stoppt oder häufig auftritt.

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