Autismus Symptome bei Schulkindern: Eine Checkliste

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die sich unterschiedlich zeigen können. Die Bandbreite bei Autisten ist riesig und reicht von stark kognitiv eingeschränkten bis hin zu hoch intelligenten Personen. Etwa ein Prozent der Bevölkerung ist betroffen, wobei Knaben und Männer häufiger betroffen sind als Mädchen und Frauen.

ASS-Betroffene nehmen ihre Umwelt anders wahr. Sie können sich nur schwierig in andere Menschen einfühlen und angemessen kommunizieren. Nur mit Mühe stellen sie sich auf Neues ein, Alltagsabläufe gestalten sie immer gleich (Rituale). Oft orientieren sie sich an Details und können eine Situation schlecht ganzheitlich erfassen. Der Umgang mit anderen Menschen ist ungeschickt, Blickkontakt wird vermieden. Sie reagieren oft überempfindlich auf grelles Licht, spezielle Geräusche, Gerüche oder Berührungen (autistische Wahrnehmung). Die Symptome sind von Person zu Person sehr unterschiedlich und verändern sich im Laufe der Entwicklung.

Anzeichen und Merkmale von Autismus bei Schulkindern

Die für Autismus bekannten Verhaltensmuster oder Merkmale können unterschiedlich sein und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. In der Regel geht man davon aus, dass ein Kind im Alter von 18 und 22 Monaten eine Diagnose bekommen wird, wenn es solche Verhaltensweisen zeigt. Bei manchen jedoch treten Anzeichen von Autismus möglicherweise erst im Schulalter oder sogar später im Leben auf. Es kann auch sein, dass Verhaltensweisen bereits früh vorhanden sind, aber dennoch nicht erkannt werden. Erfahrungswerte weisen auf einige Anzeichen und Merkmale hin, auf welche Eltern in den ersten Lebensjahren eines Kindes achten können.

Es ist aber unwahrscheinlich, dass ein Kind alle aufgeführten Eigenschaften aufweist. Diese Liste ersetzt aber keine fachspezifische Abklärung.

  • Zeigt einen Mangel an sozialer Erwartung.
  • Hat ein intensives Interesse an bestimmten Objekten.
  • Beschäftigt sich mit sich wiederholenden Aktivitäten.

Checkliste zur Entwicklung des Kindes

Tatsächlich existiert eine Checkliste online und für alle zugänglich, deren Ziel es ist, herauszufinden, ob eine Kleinkind vielleicht autistisch ist und sich eine weitere Abklärung beim Spezialisten lohnt. Jede Familie, die das gerne möchte, kann den Q-Chat folglich standardisiert durchführen. Die Fragen der Checkliste sollen als Anregung dienen, um über die Entwicklung des eigenen Kindes nachzudenken und sich auszutauschen.

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Beispiele für Fragen:

  • Wie lange kann das Interesse ihres Kindes durch einen drehenden Gegenstand aufrecht erhalten bleiben?
  • Legt ihr Kind ihre Hand auf ein Objekt, das es gebrauchen will?
  • Wie beschreiben sie die ersten Worte ihres Kindes: Sehr typisch? Eher typisch? Eher ungewöhnlich? Sehr ungewöhnlich?
  • Wiederholt ihr Kind Sachen, die es hört?
  • Verwendet ihr Kind einfache übliche Gesten?
  • Wie lange kann die Aufmerksamkeit ihres Kindes an einem oder zwei Objekten aufrecht erhalten werden? Fast den ganzen Tag? Mehrere Stunden? Eine halbe Stunde?

Weitere Fragen, die im Zusammenhang mit Autismus relevant sein können:

  • Hat ihr Kind Entwicklungsbereiche, in denen es Gleichaltrigen weit voraus ist?
  • Hat ihr Kind Rituale, die akribisch genau eingehalten werden müssen?
  • Ist das Essen eine Herausforderung?
  • Kommt ihr Kind zu ihnen, wenn sie es rufen?
  • Ist ihr Kind manchmal verwirrt oder verängstigt, wenn sie plötzlich andere Emotionen zeigen als gewohnt?
  • Findet ihr Kind oft seine eigenen und teils unkonventionellen Lösungen, und kopiert vorgelebte Ideen weniger?

Wichtige Aspekte im Umgang mit Autismus

Es ist eine Herausforderung betreffend möglicher Unterstützung, wenn erkannt worden ist, welche Verhaltensweisen schliesslich zur Diagnose Autismus geführt haben und wie nun mit diesen Infos umgegangen werden soll. Das betrifft auch die Fragen des Q-Chat, die ja auf den Unterschied zwischen autistisch und nicht-autistisch abzielen.

Das typische Erscheinungsbild kann aber nicht das Ziel sein - das Ziel sollte eine bessere Lebensqualität sein und dafür ist es unumgänglich, dass Autist*innen zugehört wird und Bedürfnisse erkannt. Das bedeutet, dass man eine autistische Wahrnehmung kennt und dem Rechnung trägt. Nicht neurotypisch machen ist also nicht gleichbedeutend mit keiner Hilfestellung.

Ergotherapie und Logopädie unterstützen beispielsweise. Aber auch hier geht es es nicht darum, den Blickkontakt zu erzwingen. Wohl aber ist eines der Ziele, über Interessen gemeinsam aufmerksam zu sein.

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Schulische Förderung von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung

Die schulische Förderung von Kindern und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung kann in der Schweiz gegenwärtig in einer Vielzahl unterschiedlicher Schulformen stattfinden. Diese Entwicklung hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verstärkt und geht auf neue gesetzliche Regelungen sowie bildungspolitische Empfehlungen auf unterschiedlichen Ebenen zurück.

In diesem Sinne gilt für Kinder und Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung, dass sie grundsätzlich jede Schulform besuchen können, wenn die angesprochenen Bedingungen erfüllt werden. Auf der praktischen Ebene zeigt sich, dass die Suche nach der passenden Schule von den vorhandenen Angeboten in den Schulgemeinden, den jeweiligen kantonalen Schulgesetzen sowie der Vernetzung der zuständigen Fachleute und Institutionen abhängt.

Koordinierende Anlaufstellen sind in der Regel die Schulpsychologischen Dienste, die über ein grundlegendes Fachwissen zum Autismus und über Kenntnisse der vorhandenen Förderangebote verfügen sollten. Sie können eine wichtige Adresse sowohl für die Eltern bei der Schulsuche als auch für Lehrpersonen bei einer notwendigen diagnostischen Abklärung und der Ermittlung des individuellen Förderbedarfs sein.

Wird ein besonderer Förderbedarf festgestellt, erhalten die Kinder und Jugendlichen eine zusätzliche sonderpädagogische Förderung durch eine Schulische Heilpädagogin bzw. einen Schulischen Heilpädagogen. In der Praxis können die bereits vorhandenen Erfahrungen je nach persönlichem Arbeitshintergrund stark variieren, so dass es im Einzelfall sinnvoll sein kann, gezielt nach autismuserfahrenen Fachkräften zu schauen.

Zusätzliche pädagogische Begleitangebote wie eine für die Integration notwendige Schulassistenz für das Kind oder den Jugendlichen werden ebenfalls in vielen Fällen auf Antrag über die Schule oder Schulgemeinde bezahlt. Rechtliche Unterstützung in Schulfragen können Eltern im Bedarfsfall über Procap Schweiz beziehen.

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Wichtiger als die Festlegung auf den Besuch einer integrativen Schule oder einer Sonderschule ist gemäss der aktuellen fachlichen Diskussion die Frage, inwieweit die einzelne Schule bereits günstige Rahmenbedingungen bietet. bzw. durch eine entsprechende Vorbereitung, Unterstützung und Begleitung zukünftig bieten kann.

Strukturierung von Raum und Zeit im Schulzimmer

Kindern und Jugendlichen mit Autismus fällt es schwer, sich in einem Raum zu orientieren. Das Schulzimmer sollte nicht überladen sein.

  • Übersichtliche Einrichtung: Gegenstände sollten einen festen Platz im Schulzimmer haben. Auch Hinweise, was wo zu finden ist, helfen den Betroffenen.
  • Grenzen Sie einzelne Bereiche im Schulzimmer mit Farben, Teppichen oder Raumteilen ab.

Kinder mit Autismus haben oft keine oder nur eine schlecht entwickelte Zeitvorstellung und leiden in der Schule oft an Zeitmangel. Dies kann an ihren motorischen Problemen (z.B. Schreibgeschwindigkeit) oder an der Schwierigkeit, Gedanken in Worte zu fassen, liegen.

  • Mehr Zeit für die Aufgaben geben: Menschen mit Autismus brauchen oft länger, bis sie die Aufgabe verstehen.
  • Gleichbleibende Zeitabläufe: Die Zeit einer Aktivität muss für das autistische Kind nachvollziehbar sein.
  • Visuelle Hilfen: Es ist sinnvoll Zeit- oder Stundenpläne zu erstellen oder mit einer Klingel das Ende einer Arbeitsphase zu signalisieren.

Unterstützung bei Hausaufgaben

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ein Kind Mühe mit den Hausaufgaben haben könnte:

  • Die Hausaufgaben entsprechen nicht seinen Fähigkeiten.
  • Es ist ihm nicht klar, welche Aufgaben es als Hausaufgabe lösen muss.
  • Es gibt zuhause so viele Dinge, die es vom Lösen der Hausaufgaben ablenken könnten.
  • Ihr Kind neigt zur Perfektion.

Wie kann das Kind bei den Hausaufgaben unterstützt werden?

  • Hat ein Kind Mühe mit den Hausaufgaben, muss dies mit der Lehrperson angesprochen werden.
  • Visuelle Unterstützung kann Kindern mit Autismus helfen, sich mehr auf die Hausaufgaben zu fokussieren.
  • Man kann für das Kind einen Zeitplan erstellen.
  • Klare Anleitungen der Lehrperson helfen dem Kind, die Hausaufgaben zu verstehen.
  • Richten Sie für das Kind einen eigenen Ort ein, an dem es seine Hausaufgaben machen kann. Dieser Lernort sollte übersichtlich, aufgeräumt und fern von Ablenkungen sein.

Umgang mit Prüfungen

Prüfungen können für Kinder und junge Erwachsene mit Autismus eine herausfordernde und stressige Situation bedeuten. Es gibt auch Betroffene, die Angst vor Prüfungen haben.

Mögliche Schwierigkeiten bei Prüfungen und passende Ratschläge:

  • Angst: Prüfungen können bei den Betroffenen Angst auslösen, da diese etwas Unvorhersehbares sind und eine Änderung ihres festen Tagesablaufes bedeuten.
  • Fehlende Motivation: Häufig verstehen die Schülerinnen und Schüler mit Autismus nicht, weshalb sie die Prüfung absolvieren müssen.
  • Prüfungsfragen verstehen: Schülerinnen und Schüler aus dem Autismus-Spektrum nehmen Geschriebenes oft wortwörtlich. Offen gestellte Fragen verstehen sie deshalb oft nicht.
  • Sensorische Überempfindlichkeit: Bei einer Prüfung können helles Licht, Lärm oder Gerüche die Betroffenen stark stören und ablenken.
  • Fokussiert bleiben ist schwierig: Gewisse Kinder mit Autismus haben Schwierigkeiten abzuschätzen, wie viel Zeit sie sich für eine Frage nehmen können, sodass sie den Test in der vorgegebenen Zeit beenden können.
  • Motorische Schwierigkeiten: Viele von Autismus betroffene junge Menschen haben motorische Schwierigkeiten. Häufig brauchen sie länger, um etwas aufzuschreiben und ihre Handschrift ist oft schwer zu lesen.

Nachteilsausgleich

Schüler mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben besondere Lernvoraussetzungen. Aus diesem Grund haben Schüler mit Autismus einen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich. Der Nachteilsausgleich dient dazu, Einschränkungen durch Behinderungen aufzuheben oder zu verringern. Dieser Begriff bezeichnet die Anpassung der Bedingungen, unter denen Lernen /Prüfungen stattfinden und nicht eine Modifikation der Lernziele /Ausbildungsziele oder eine Noten- bzw. Fächerdispens.

Schüler im Autismus-Spektrum haben keinen allgemeinen, sondern einen individuellen Anspruch auf Nachteilsausgleich. Das heisst, jeder Förderbedarf muss individuell festgestellt werden. Hierfür eignen sich Beobachtungen, Gespräche mit Bezugspersonen und Fachleuten und das Analysieren der bisherigen Leistungen des Schülers oder der Schülerin mit Autismus.

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