Die Zwangsstörung (OCD) ist eine psychische Erkrankung, bei der Menschen wiederkehrende zwanghafte Gedanken und/oder zwanghaftes Verhalten haben. Betroffene erleben immer wieder unerwünschte, intrusive Gedanken, Ängste oder Bilder, die als Obsessions bezeichnet werden. Um diese Ängste zu lindern oder zu vermeiden, führen sie zwanghafte Rituale oder Handlungen, die als Compulsions bezeichnet werden, durch. Die Zwangsstörung kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und zu starkem Stress und Leid führen.
Symptome der Zwangsstörung
Typische Symptome der Zwangsstörung können obsessives Reinigen und Waschen, zwanghafte Kontrollen, wiederholtes Zählen, zwanghaftes Ordnen oder Symmetrieren, ständiges Grübeln über harmlose Dinge, ständige Zweifel und Ängste, ob bestimmte Handlungen richtig ausgeführt wurden, sowie wiederkehrende intrusive Gedanken, die als belastend und störend empfunden werden.
Sexuelle Obsessionen
Sexuelle Obsession bedeutet, dass eine Person zwanghafte Gedanken über sexuelle Themen hat, die von leicht bis schwer reichen können. Diese Gedanken oder Triebe kommen ohne den Wunsch, an etwas Sexuelles zu denken. Ein häufiges Missverständnis ist, dass sexuelle Obsessionen Fantasien sind. Obsession hingegen konzentriert sich auf die Angst einer Person vor Perversionen, wie Pädophilie oder Vergewaltigung. Menschen, die an dieser Art von Zwangsstörung leiden, wollen solche Gedanken und Vorstellungen nicht haben. Im Gegenteil, sie haben große Angst, Schaden anzurichten. Sie vermeiden solche Handlungen weitgehend, egal ob sie mit Pädophilie, Vergewaltigung oder sexueller Gewalt zu tun haben. Ein Mensch mit einer Zwangsstörung findet seine Obsession unmoralisch.
Obwohl eine Person eine große Bandbreite an sexuellen Obsessionen erlebt, gibt es verschiedene Arten. Die Arten der sexuellen Obsessionen können von Person zu Person unterschiedlich sein. Sie unterbrechen das Leben von Menschen oder sie können von der Gesellschaft moralisch nicht akzeptiert werden. Wenn Menschen von der Sexualität besessen sind, entwickeln sie bestimmte Verhaltensweisen, um mit der Angst fertig zu werden, die durch diese Gedanken verursacht wird. Es ist normal, dass störende Gedanken die Menschen beunruhigen. Solche Gedanken zu haben, bedeutet jedoch nicht, dass die Person sie auch in die Tat umsetzt.
Ursachen der Zwangsstörung
Die genauen Ursachen der Zwangsstörung sind nicht vollständig bekannt, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Ungünstige Lebensereignisse, wie Traumata oder stressige Lebensumstände, können das Risiko für die Entwicklung von OCD erhöhen. Es wird auch angenommen, dass neurochemische Ungleichgewichte im Gehirn und Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen eine Rolle spielen.
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Die genauen Ursachen für sexuelle Obsession sind nicht abschliessend erforscht. Jedoch ist bekannt, dass ein Ungleichgewicht der Gehirnchemikalien zu Obsession führen kann. Chemikalien im Gehirn helfen, die Stimmung und die Gedanken zu regulieren.
Diagnose der Zwangsstörung
Die Diagnose einer Zwangsstörung wird von einem Facharzt gestellt, der eine umfassende Bewertung durchführt. Dies umfasst eine ausführliche Anamnese, die Bewertung der Symptome, das Ausschlussverfahren zur Erkennung anderer möglicher Ursachen und die Einhaltung der diagnostischen Kriterien, wie sie im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) festgelegt sind.
Therapie der Zwangsstörung
Die Behandlung der Zwangsstörung umfasst in der Regel eine Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten und unterstützenden Maßnahmen. Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine häufig empfohlene Form der Psychotherapie, bei der Techniken wie Exposition und Reaktionsverhinderung eingesetzt werden, um den Umgang mit Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zu verbessern. Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) können verschrieben werden, um die Symptome zu lindern.
Bei Zwangsstörungen werden sexuelle Obsessionen ähnlich wie andere Obsessionen behandelt. Zusätzlich zur KVT kann sie mit den Behandlungsansätzen der Expositions- und achtsamkeitsbasierten kognitiven Verhaltenstherapie behandelt werden. In fortgeschrittenen Fällen können Medikamente helfen, die Gedanken zu kontrollieren. Wenn du unter zwanghaften und unerwünschten Gedanken über Sex leidest, solltest du dir auf jeden Fall therapeutische Unterstützung holen.
Menschen mit Zwangsstörung können von verschiedenen Formen der Unterstützung profitieren. Psychologen, Therapeuten und Selbsthilfegruppen bieten Informationen, Ressourcen und Unterstützung bei der Bewältigung von OCD-Symptomen.
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Die Rolle der Angehörigen
Angehörige und andere nahestehende Personen fühlen sich Betroffenen gegenüber häufig macht- und hilflos. Sie können sich das aus ihrer Sicht vollkommen übertriebene zwanghafte Verhalten nicht erklären. Es folgen manchmal gut gemeinte Ratschläge an den Betroffenen, den «gesunden Menschenverstand» zu benutzen, «sich zusammenzureissen» oder «mehr Disziplin» aufzubringen. Häufig nehmen Angehörige das zwanghafte Verhalten des bzw. der der Betroffenen persönlich: «Wenn ihr wirklich etwas an mir liegen würde, würde sie pünktlich kommen», lautete der Vorwurf des Partners einer Zwangskrankten, die wegen ihrer Kontrollen häufig zu spät kam.
Angehörige werden zudem oft in die Zwangshandlungen mit eingebunden. Sie machen beispielsweise bei Kontrollritualen mit und übernehmen einen Teil der Kontrollen oder bestätigen immer wieder, dass etwas vom Betroffenen «richtig» gemacht wurde. Andere müssen sich Wasch- und Reinigungsprozeduren unterziehen, weil der oder die Betroffene befürchtet, dass sie die Wohnung mit Schmutz oder Keimen «kontaminieren». Gerade zu Beginn der Zwangserkrankung besteht bei Angehörigen häufig eine gewisse Bereitschaft, solchen Regeln des Zwanges nachzugeben, in der Hoffnung, dass dies eine Entlastung des oder der Betroffenen mit sich bringt. Längerfristig nehmen dadurch die Zwänge und damit zusammenhängend auch die Einbindung der Angehörigen jedoch zu: Der oder die Betroffene lernt dadurch nicht, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen und diese zu bewältigen und sucht vielleicht keine professionelle Hilfe auf, da es zu Hause ja «irgendwie geht».
Schon wegen dieses wichtigen und oft sehr belastenden Themas wird empfohlen Angehörige in die Behandlung miteinzubeziehen. Das kann im ersten Schritt durch den Hausarzt bzw. die Hausärztin und dann später durch den Therapeuten bzw. die Therapeutin geschehen. Gemeinsam mit dem / der Betroffenen können auf diese Weise hilfreiche Strategien im Umgang mit schwierigen Situationen erarbeitet werden. Viele Angehörige, insbesondere Eltern, fürchten, durch eine vielleicht falsche Erziehung schuld an der Erkrankung des Betroffenen zu sein. Auch dieses Thema sollte offen mit dem Therapeuten bzw. der Therapeutin angesprochen werden. So können die Angehörigen entlastet werden, indem die vielfältigen psychologischen und biologischen Ursachen von Zwangserkrankungen erläutert werden.
Eine zusätzliche Einschränkung der Lebensqualität nicht nur der Betroffenen, sondern auch von Angehörigen entsteht dadurch, dass Zwänge zunehmend negative Auswirkungen auf gemeinsame Aktivitäten haben bzw. solche gar nicht mehr möglich sind. Daher ist ein nützlicher Grundsatz für Angehörige: Helfen Sie dem Betroffenen und nicht dem Zwang! Das "Mitmachen" von Angehörigen bei den Zwängen verfestigt und stärkt diese eher, als dass es etwas nützt. Den Betroffenen in seinen gesunden Anteilen stärken, ist die nachhaltigere Unterstützung. Fragen, um solche Möglichkeiten herauszufinden, lauten beispielsweise: Gibt es etwas, was ich wieder einmal mit der oder dem Betroffenen unternehmen kann, bei dem Zwänge keine grosse Rolle spielen? Worüber noch, ausser über Zwänge, können wir miteinander sprechen?
Ein wichtiger Punkt noch am Schluss: Angehörige engagieren sich oftmals stark für den Betroffenen, was ohne Frage sehr wertvoll ist. Sie sollten daher auch auf ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse achten und einen aktiven Alltag mit eigenen, ausgleichenden Aktivitäten leben, um selbst psychisch stabil zu bleiben. In diesem Zusammenhang taucht bei Angehörigen oft ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Betroffenen auf, weil sie sich dann mehr abzugrenzen müssen, um Freiräume für sich selbst zu schaffen.
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Wo werden Zwangsstörungen behandelt?
Zwangsstörungen behandeln wir an allen unseren Standorten:Anmeldung und InformationAnmeldung und Information Information und Beratung zu Behandlungsangeboten der Psychiatrie St.Gallen Entgegennahme von Anmeldungen an den Standorten Pfäfers und Wil werktags von 8.00 - 17.00 Uhr besetzt, davor und danach diensthabender Arzt, diensthabende Ärztin
In Wil bieten wir das hier beschriebene Spezialangebot für die Therapie von Zwangsstörungen an. In der Regel entwickeln sich Folgestörungen wie z.B. Depression, Suchtprobleme und eine erhöhte Suizidalität. Die Erkrankung beginnt meist schon vor dem 25. Lebensjahr; nicht selten sogar in der Kindheit. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungen haben sich bei Zwängen wiederholt als äusserst wirksam erwiesen und gelten heute als Mittel der ersten Wahl in der Zwangsbehandlung.
Die hier vorgestellte psychotherapeutische Behandlung richtet sich an Patienten und Patientinnen, die an Zwangssymptomen wie Zwangsgedanken und Zwangshandlungen leiden.
Die Einzeltherapien werden durch Psychotherapeutinnen und -therapeuten der Psychiatrie St.Gallen geleitet. Verantwortlich für das Angebot in Wil ist die Leitende Ärztin und Bereichsleiterin Ambulante Psychiatrie Wil, Dr. med. Funda Akkus.
Dieses zentrale Spezialangebot findet in Wil, im Haus C05, wie auch an anderen Standorten der Psychiatrie St.Gallen statt. Für Informationen an anderen Standorten wenden Sie sich bitte direkt an den enstprechenden Standort.
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