Psychosomatische Rehabilitationskliniken: Behandlungsmethoden und Schwerpunkte

Die Psychosomatik betrachtet die Wechselwirkungen zwischen sozialen, seelischen und körperlichen Faktoren. Psychosomatische Störungen sind psychische Störungen, die oft körperliche Beschwerden verursachen. Körperliche Manifestationen treten auch bei affektiven Störungen und Persönlichkeitsstörungen auf. Zudem können anfänglich psychisch gesunde Menschen durch Krankheit eine psychische Störung entwickeln.

Psychosomatische Kliniken in der Schweiz

In der Schweiz gibt es viele Kliniken, die sich auf die Behandlung psychosomatischer Krankheitsbilder spezialisiert haben. Dabei ist zwischen psychosomatischen Akut- und Rehabilitationskliniken zu unterscheiden. Psychosomatische Akutkliniken zeichnen sich durch ein eng umschriebenes Behandlungsangebot aus, während psychosomatische Rehabilitationskliniken eine Vielfalt von Behandlungen anbieten.

Psychiatrische vs. Psychosomatische Kliniken: Wann ist welche Klinik die richtige?

Da immer mehr psychiatrische Kliniken psychosomatische Krankheitsbilder behandeln, stellt sich die Frage, ob Patienten mit psychosomatischen Leiden in psychiatrischen oder psychosomatischen Kliniken behandelt werden sollten. Aus medizinischer Sicht gibt es zwischen Psychiatrie und Psychosomatik kaum substantielle Unterschiede, aus Patientensicht können diese beträchtlich sein. Psychiatrische Kliniken sind oft mit einem gesellschaftlichen Stigma behaftet, psychosomatische Kliniken weniger.

Wenn psychische Störungen ambulant oder teilstationär nicht ausreichend behandelt werden können und das Ziel die Reduktion der Symptomlast ist, gibt es keine Präferenz für eine bestimmte stationäre Behandlung. Sofern neben der Reduktion der Symptomlast auch eine erhöhte Funktionalität in Alltag und Beruf angestrebt wird, liegt der Schwerpunkt der Behandlung in der Rehabilitation, womit einer psychosomatischen Klinik der Vorzug gegeben werden kann.

Voraussetzung für die Behandlung in einer psychosomatischen Klinik mit Rehabilitationsschwerpunkt ist das Vorliegen eines Rehabilitationspotentials. Dieses Potential ist bei akuter Selbst- und Fremdgefährdung, bei manischen oder psychotischen Zustandsbildern, bei schweren depressiven Episoden oder bei aktiven Suchtleiden nicht gegeben.

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Obwohl die Behandlungsmethoden in beiden Settings ähnlich sind, werden Patienten, die psychiatrischen Kliniken kritisch gegenüber stehen, oft psychosomatischen Kliniken zugewiesen. Die Vermeidung von Behandlungsredundanzen ist ein wichtiges Ziel, das durch eine komplementäre Zusammenarbeit zwischen psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken erreicht werden kann.

Behandlungsmethoden in psychosomatischen Rehabilitationskliniken

Psychosomatische Erkrankungen erfordern ein umfassendes Verständnis von Körper und Geist. Viele Kliniken bieten ein individuell abgestimmtes Behandlungsangebot, das körperliche und psychische Aspekte berücksichtigt. Zu den häufig angewandten Therapieformen gehören:

  • Einzelpsychotherapie: Interaktiver und themenzentrierter Austausch.
  • Gruppentherapie: Gesprächspsychotherapie und non-verbale Methoden wie Kunst-, Musik- und Körpertherapie.
  • Körper- und Bewegungstherapie: Verbesserung des Bezugs zum Körper und dessen Wahrnehmung, z.B. Tanztherapie, Feldenkrais, Somatic Experience.
  • Sporttherapie: Gezielte körperliche Aktivität zur Rehabilitation und Gesundheitsförderung, z.B. medizinische Trainingstherapie, Ausdauertraining, Wassergymnastik.
  • Ergotherapie: Unterstützung bei der selbstständigen Ausführung alltäglicher Handlungen, Förderung körperlicher, geistiger und sozialer Fähigkeiten.
  • Kunst- und Gestaltungstherapie: Zugang zu Gefühlen, Stärken und Ressourcen durch künstlerisches Handeln.
  • Entspannungsverfahren: Tiefenentspannung und Bewegung im warmen Wasser (WATSU®), Progressive Muskelrelaxation, Qi Gong, Ai Chi.
  • NADA Ohrakupunktur: Stabilisierende und ausgleichende Wirkung, fördert psychische Stabilität und Vitalität.
  • Ernährungsberatung: Individuelle Unterstützung bei Stoffwechselerkrankungen, Adipositas, Reizdarmbeschwerden, Allergien und Intoleranzen.
  • Physiotherapie: Wiederherstellung oder Verbesserung der Bewegungsfähigkeiten und -funktionen.
  • Biofeedback: Wahrnehmung und Veränderung körpereigener Prozesse, z.B. bei Stressfolgeerkrankungen, Schmerzerkrankungen, Tinnitus.
  • Herzratenvariabilität (HRV) Training: Stärkung des Parasympathikus zur Unterstützung der körpereigenen Regeneration.
  • Nikotinberatung & Tabakentwöhnung: Begleitung des Prozesses der Entwöhnung im Einzel- und Gruppensetting.
  • Sozialberatung: Beratung und Begleitung in Bezug auf persönliche, soziale, berufliche und finanzielle Situationen.

Individuelle Therapiepläne

Nach einer individuellen Beratung wird ein persönlicher Therapieplan erstellt. Die Anmeldung erfolgt in der Regel durch den Hausarzt, und die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Ziel ist es, die Gesundheit auf körperlicher und psychischer Ebene nachhaltig zu stärken.

Behandlungsziele und Schwerpunkte

In der psychosomatischen Rehabilitation werden gemeinsam mit den Patienten Ziele gesetzt und individuelle Lösungswege erarbeitet. Dazu gehören:

  • Standortbestimmung und Problemfokussierung
  • Entwicklung neuer Strategien zur Problemlösung
  • Aktivierung eigener Ressourcen
  • Förderung des Selbstvertrauens
  • Achtsamer Umgang mit Stress
  • Bewusstere Selbstführung

Die Schwerpunkte liegen auf der Behandlung von:

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  • Depressionen
  • Angst- oder Zwangsstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline)
  • Störungen als Folge von traumatischen Erlebnissen
  • Störungen, die sich in der körperlichen Belastung zeigen (somatoforme Störungen)
  • Störungen im Essverhalten
  • Leistungs- und Konzentrationsstörungen (Burnout, Schlafstörungen)
  • Körperliche Erkrankungen mit psychischen Folgen
  • Chronische Schmerzzustände

Ausschlusskriterien: Akute Suizidalität, psychotische Zustände, Suchterkrankungen.

Beispiele für psychosomatische Kliniken und ihre Angebote

Klinik Barmelweid

Die Klinik Barmelweid behandelt Menschen mit unterschiedlichen Diagnosen aus dem gesamten Spektrum der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie. Es werden individuelle Ziele definiert, wobei immer körperliche, seelische und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Die therapeutische Arbeit erfolgt oft in Gruppen, und zwar mittels Gesprächspsychotherapie, aber auch unter Zuhilfenahme von non-verbalen Methoden wie Kunst-, Musik- und Körpertherapie.

  • Behandlungsschwerpunkte: Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Störungen als Folge von traumatischen Erlebnissen, Störungen, welche sich in der körperlichen Belastung zeigen, Störungen im Essverhalten, Leistungs- und Konzentrationsstörungen, Körperliche Erkrankungen mit psychischen Folgen.

Oberwaid

Die Oberwaid bietet im Rahmen der stationären Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie ein breites Spektrum an medizinischer Abklärung und Behandlung, Ernährungsberatung, Sport-, Körper- und Kreativtherapien, Entspannungs- und Physiotherapien sowie medizinische Massagen und Anwendungen im Bewegungsbad. Gemeinsam mit Ihnen stellt ein interdisziplinäres Behandlungsteam aus erfahrenen Fachärzten und Spezialisten aus verschiedenen Fachbereichen ein auf Ihre Ziele zugeschnittenes Therapieprogramm zusammen.

Hochgebirgsklinik Davos

Die Hochgebirgsklinik Davos bietet ein individuell abgestimmtes Behandlungsangebot, das körperliche und psychische Aspekte gleichermassen berücksichtigt. Sporttherapie nutzt gezielte körperliche Aktivität zur Rehabilitation und Gesundheitsförderung. Ergotherapie unterstützt Menschen darin, alltägliche Handlungen wieder selbstständig auszuführen. Diese Therapieform fördert körperliche, geistige und soziale Fähigkeiten im Alltag.

Zusammenarbeit und interdisziplinäre Teams

Ein interdisziplinäres Team, bestehend aus Ärzten, Psychologen, Therapeuten und Pflegepersonal, arbeitet eng zusammen, um die Patienten optimal zu unterstützen. Die enge Zusammenarbeit mit Familienangehörigen und Personen aus dem Arbeitsumfeld ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Die Therapie chronischer Schmerzen sollte grundsätzlich an verschiedenen Punkten ansetzen (u. a. Pharmakologie, Psycho-Soziale Intervention).

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Die Rolle der Psychosomatik in der modernen Medizin

Die psychosomatische Medizin stellt die praktische Umsetzung der Psychosomatik in der Krankenbehandlung dar und befasst sich mit Krankheiten und Leidenszuständen, an deren Verursachung psychosoziale und psychosomatische Faktoren massgeblich beteiligt sind. Das ganzheitliche, biopsychosoziale Denken hat in den letzten Jahren insbesondere in der Rehabilitation an Bedeutung gewonnen.

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