Psychische Symptome: Eine umfassende Liste

Eine psychische Erkrankung kann auf verschiedene Arten definiert werden. In der Psychiatrie gibt es zwei anerkannte Klassifikationen: die der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die der American Psychiatric Association (APA). Unsere Definition basiert auf diesen beiden Klassifikationen.

Diese allgemeine Präsentation der häufigsten psychischen Erkrankungen will lediglich über die Symptome und die daraus resultierenden Verhalten informieren, jedoch kann damit keinesfalls eine Diagnose gestellt werden. Einzig eine Psychiaterin / ein Psychiater oder eine Psychotherapeutin / ein Psychotherapeut können eine psychische Erkrankung diagnostizieren. Ausserdem erfordert eine solche Diagnose ein Gespräch zwischen der Patientin/dem Patienten und der Ärztin/dem Arzt bzw.

Wer an einer psychischen Erkrankung leidet, wird manchmal Opfer von Vorurteilen (Stigmatisierung) und Diskriminierung.

Häufige psychische Erkrankungen und ihre Symptome

Psychische Erkrankungen können in verschiedenen Ausdrucksformen auftreten. Sie reichen von depressiven Verstimmungen über Persönlichkeitsstörungen bis hin zu schweren Psychosen. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Informationen zu den häufigsten Krankheitstypen gemäss Weltgesundheitsorgnisation.

Angststörungen

Angst äussert sich in einem Gefühl der psychischen Unruhe und der Unsicherheit und muss nicht unbedingt mit einem bestimmten Gegenstand oder einer bestimmten Person zusammenhängen. Angststörungen gehen oft mit einer depressiven Störung einher.

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  • Generalisierte Angststörung: Die generalisierte Angststörung ist ein mindestens sechs Monate anhaltender Zustand der andauernden Angst und Überbesorgtheit, wobei die Angst nicht mit einem bestimmten Gegenstand oder einer bestimmten Situation zusammenhängt. Diese Besorgnis ist schwer zu kontrollieren und hat erhebliche Folgen für den Alltag. Oft geht sie mit Müdigkeit, Muskelspannung, Schmerzen, Kopf- und/oder Bauchschmerzen, Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, schlechter Laune usw.
  • Panikstörung: Die Panikstörung äussert sich in wiederholten Panikattacken, die ohne Vorwarnung eintreten.
  • Phobie: Eine Phobie ist eine unbegründete und übermässige Angst vor einem bestimmten Gegenstand oder einer bestimmten Situation (Tiere, Objekte, Höhe, Verkehrsmittel, Orte, Menschenmenge usw.). Solche Ängste sind vollkommen normal. Die Angst lässt sich nicht kontrollieren und geht mit starkem Leidensdruck einher. Die Betroffenen tun alles, um den jeweiligen Gegenständen oder Situationen aus dem Weg zu gehen.
  • Zwangsstörung: Eine Zwangsstörung äussert sich oft durch andauernde Ängste oder ständige besondere, sehr negative Gedanken. Manchmal können es auch Wörter oder Zahlen oder aber Todesgedanken sein, die den Betroffenen im Kopf herumschwirren. Diese Zwangshandlungen führen zu Angst.

Es ist wichtig, über seine Schwierigkeiten zu sprechen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Angststörungen können mit einer Psychotherapie behandelt werden, namentlich mittels kognitiver Verhaltenstherapie, auch noch medikamentös.

Affektive Störungen (Bipolare Störungen)

Bipolare Störungen sind Teil der affektiven Störungen.

  • Zyklothymie: Dies ist eine leichtere Form der bipolaren Störung. Die manischen Phasen äussern sich zum Beispiel durch beschleunigtes Denken, Bewegungs- und Rededrang, ein starkes Gefühl des Wohlbefindens bis hin zur Euphorie, Konzentrationsschwierigkeiten, verringertes Schlafbedürfnis, gesteigertes Verlangen nach Sex oder Sozialkontakten auch noch Kaufrausch. Es kann auch zu psychotischen Symptomen wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen kommen.
  • Hypomanische Episoden entsprechen einer abgeschwächten Form der Manie. Die Symptome sind weniger intensiv als bei einer manischen Phase und führen nicht zu einer größeren Funktionsstörung.

Bipolare Störungen können erhebliche Folgen auf den Alltag haben, wobei Berufs- oder Sozialleben nicht unbedingt beeinträchtigt werden. Je schneller die Krankheit behandelt wird, desto besser der Verlauf. Bipolare Störungen werden mit einer Psychotherapie in Kombination mit Medikamenten behandeln. Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe mit Personen, die die gleichen Erfahrungen haben, ist oftmals eine grosse Hilfe, um die mit der Krankheit verbundenen Schwierigkeiten zu überwinden.

Depression

Eine Depression äussert sich durch anhaltende Traurigkeit, den Verlust des Interesses an jeglichen Tätigkeiten und schwindender Energie. Diese Symptome gehen mit einem verminderten Selbstwertgefühl und vermindertem Selbstvertrauen, unbegründeten Schuldgefühlen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Appetitverlust, vermindertem sexuellem Verlangen, körperlichen Schmerzen und/oder manchmal Todes- oder Selbstmordgedanken einher.

Eine Depression kann leicht und kurz sein. Kann die betroffene Person nicht mehr normal funktionieren, spricht man von einer schweren Depression. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Depression zu behandeln. Diese werden oft kombiniert. Es empfiehlt sich eine Psychotherapie, teilweise in Ergänzung mit Medikamenten (Antidepressiva). Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant (ohne Spitalaufenthalt).

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Psychotische Störungen

Psychotische Störungen manifestieren sich in unterschiedlichen Stadien: psychischer Risikozustand, erste psychotische Episode und Psychose.

  • Manche junge Menschen machen teilweise «seltsame» Erfahrungen, z. B. hören sie Geräusche, Klänge oder Stimmen, die andere nicht hören, oder haben das Gefühl, andere würden sie beobachten, ihnen nachspionieren oder versuchen, ihnen zu schaden. Ein psychischer Risikozustand kann sich auf unterschiedliche Weisen manifestieren.
  • Psychose wird definiert als ein Verlust des Realitätsbezugs. Während einer psychotischen Episode kann es schwierig sein, zwischen dem eigenen Erleben und der Realität zu unterscheiden, und es können psychotische Symptome auftreten wie Halluzinationen (bspw. Stimmen hören oder Dinge sehen, die nicht existieren) oder falsche Interpretationen der Realität (bspw. extremes Misstrauen, das Gefühl haben, gewisse Dinge hätten eine besondere Bedeutung).

Gewisse Personen, die eine erste psychotische Episode entwickeln, erleben danach keine einzige mehr. Meistens findet die Behandlung in Form von ambulanten Sprechstunden ausserhalb des Spitals statt. Eine Hospitalisierung kann sich in seltenen Fällen als notwendig erweisen, wenn die Person in Not ist und/oder eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt. Auch die Unterstützung, das offene Ohr und das Wohlwollen von nahestehenden Personen (Familie, Freunde) ist für die Genesung sehr wertvoll.

Suchtstörungen

Zu den Suchtstörungen gehören die Alkohol- und Tabaksucht (legale Drogen), die Drogensucht (illegale Drogen: Cannabis, Heroin, Kokain usw.). Der starke und wiederholte Konsum einer psychoaktiven Substanz (psychoaktiv meint: psychische Vorgänge beeinflussend) wie zum Beispiel Alkohol, Tabak, Drogen oder Medikamente ist gesundheitsschädigend und führt zu einer Abhängigkeit.

Wer abhängig ist, verspürt den starken, kaum oder gar nicht zu kontrollierenden Wunsch nach einer Substanz. Die süchtige Person gewöhnt sich an das Produkt und bekommt Entzugserscheinungen, wenn sie es nicht konsumiert. Dies gilt auch für nicht an Substanzen gebunden Abhängigkeiten, wie zum Beispiel die Geld- und Glückspielsucht.

Die meisten Abhängigkeiten sind problematisch, wenn sie dauerhaft sind; es besteht ein Rückfallrisiko. Es ist wichtig, mit einer Fachperson darüber zu sprechen, damit man das Problem im Alltag in den Griff bekommt. Es kann vorkommen, dass einige Abhängigkeiten im Spital oder in spezialisierten Einrichtungen behandelt werden müssen.

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Essstörungen

  • Anorexie: Sie äussert sich durch gewollten Gewichtsverlust und die Aufrechterhaltung eines geringen Gewichts, aber auch dadurch, dass die betroffene Person nur noch bestimmte Lebensmittel zu sich nimmt. Die Person hat das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, leidet an Schuldgefühlen, Depressionen und Ängsten.
  • Bulimie: Sie will die eingenommene Nahrung mit allen Mitteln loswerden (Herbeiführen von Erbrechen und Einnahme von Abführmitteln). Bulimie äussert sich dadurch, dass wiederholt sehr viel in sehr kurzer Zeit gegessen wird, zuweilen aber auch durch eine übermässige Gewichtskontrolle.

Essstörungen haben erhebliche und gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Nicht nur das Wachstum des Kindes oder der jugendlichen Person ist gefährdet, sondern auch ihr Leben. Der körperliche Zustand verschlechtert sich zunehmend. Es ist wichtig, bei Symptomen im Zusammenhang mit dem Essverhalten rasch eine Ärztin oder einen Arzt heranzuziehen. Ausserdem müssen das Gewicht und der Allgemeinzustand medizinisch überwacht werden. Auch eine Ernährungsumstellung ist angezeigt. Parallel dazu wird eine Psychotherapie empfohlen, in die auch die Familie der betroffenen Kinder oder Jugendlichen eingebunden wird. Manchmal ist der Gesundheitszustand jedoch so schlecht, dass eine Einweisung erforderlich ist.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Symptome können bei den Betroffenen ganz unterschiedlich sein. Typisch für die Störung ist das Erleben von Gegensätzen, die kaum zu ertragen sind und die darüber hinaus noch mehrfach täglich wechseln können. So können die Gefühle von Leere zu maximaler Anspannung wechseln und dazu führen, dass man mit Selbstverletzungen, Substanzkonsum oder anderen riskanten Verhaltensweisen sich zu helfen versucht.

Die Symptome, die oftmals gegen Ende des Jugendalters auftreten, haben schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen, aber auch auf deren Umfeld. Die heftigen Stimmungs- und Gefühlsschwankungen beeinträchtigen den Alltag massiv. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung muss mit Psychotherapie behandelt werden, manchmal in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung.

Umgang mit psychischen Krisen

Psychische Krisen können Menschen in unterschiedlichsten Situationen vor grosse Herausforderungen stellen. Um möglichst unbeschadet aus einer Krise hervorzugehen, sollte man sich so früh wie möglich um Unterstützung bemühen. Auf gar keinen Fall nutzt es etwas, sich zurückzuziehen, soziale Kontakt zu vermeiden, weil man Angst vor Tabus und Stigmatisierung hat.

Die Gesellschaft sieht sich zunehmend konfrontiert mit psychischen Erkrankungen. Viele Menschen kennen Überforderung und Stress aus ihrem eigenen Umfeld. Eine akute psychische Krise ist ein emotionaler Ausnahmezustand mit hohem Leidensdruck. Betroffene sollten so schnell wie möglich Unterstützung erhalten.

Menschen, die Anzeichen einer akuten psychischen Krise zeigen, litten oftmals schon vorher an einer psychischen Erschütterung oder einer Substanzabhängigkeit. Auch körperliche Erkrankungen, wie Gehirnblutungen, können zu psychischen Symptomen führen.

Erste Hilfe bei akuter psychischer Notlage

Haben Sie das Gefühl, eine Person befinde sich in einer akuten psychischen Notlage?

  • Gespräch suchen: Zögern Sie nicht sie darauf anzusprechen.
  • Zuhören: Vermeiden Sie dabei eine vorwurfsvolle Haltung, sondern hören Sie einfach zu, auch wenn es schwierig sein kann.
  • Lage einschätzen: Geben Sie der Person Raum sich auszudrücken und versuchen Sie die Lage einzuschätzen.
  • Unterstützung anbieten: Manchmal kann es sein, dass ein Hilfsangebot abgewiesen wird. Bleiben Sie dran und organisieren Sie, wenn nötig, auch ohne Einwilligung der betroffenen Person Unterstützung.

Wann ist sofortige Hilfe nötig?

  • Die Person hat das Bewusstsein verloren, ist benommen, verwirrt, nicht mehr ansprechbar oder hat sich lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt. Rufen Sie die Sanität 144.
  • Die Person leidet unter Suizidgedanken und kann sich nicht mehr von diesen distanzieren oder steht unmittelbar davor sie in die Tat umzusetzen. Wenden Sie sich an einen Notfallpsychiater, die Sanität 144, eine psychiatrische Kriseninterventionsstelle im Kanton oder eine Suizidberatungsstelle.
  • Die Person bedroht andere Menschen und ist nicht mehr kontrollierbar. Lassen Sie die betroffene Person nicht alleine bis professionelle Hilfe eintrifft. Nehmen Sie sie ernst in ihren Gefühlen und Wahrnehmungen. Sind Sie unsicher, können Sie sich jederzeit mit einer psychiatrischen Klinik oder einer anderen Notfallnummer in Kontakt setzen und sich beraten lassen.

Suizidgedanken

Suizidgedanken sind viel häufiger als man annimmt. Oftmals möchten diese Menschen nicht sterben, sondern suchen Erleichterung von einer unerträglichen emotionalen Not und sehen im Suizid einen möglichen Ausweg dafür.

Anzeichen für eine Suizidgefährdung können u.a. Niemand ist vor psychischen Krisen geschützt. Sie können sich auch selbst telefonisch oder persönlich bei einer Beratungsstelle melden und Hilfe anfordern.

Warnzeichen erkennen

Erleben Sie gerade ein Stimmungstief? Oder steuern Sie vielleicht auf eine psychische Krise oder Erkrankung zu? Erfahren Sie, welche Warnzeichen es gibt. Psychische Probleme entwickeln sich oft langsam. Ihre Anzeichen sind nicht immer eindeutig. Schauen Sie deshalb frühzeitig hin. Nehmen Sie Ihre Probleme ernst und prüfen Sie, ob Sie bei sich oder nahestehenden Menschen erste Warnzeichen einer psychischen Erkrankung erkennen.

Selbsttest: Bin ich psychisch krank?

Möchten Sie herausfinden, ob hinter Ihrem Unwohlsein oder Stimmungstief eine psychische Krise oder Erkrankung stecken könnte? Oder möchten Sie erfahren, ob eine nahestehende Person Hilfe benötigt? Erste Hinweise liefern Ihnen unsere Fragebögen und ein Selbsttest. Diese ersetzen keine ärztliche Diagnose.

Beantworten Sie folgende Fragen:

  • Sind Ihre Gefühle in letzter Zeit heftiger geworden? Zum Beispiel: Sind Sie manchmal sehr traurig oder sehr fröhlich? Wechseln Ihre Gefühle sehr schnell?
  • Schlafen Sie schlecht und wenig?
  • Wie ist es in der Schule, im Studium, in der Ausbildung oder im Beruf: Haben Sie weniger Lust zum Arbeiten oder Lernen? Können Sie nicht mehr so gut arbeiten?
  • Treffen Sie Freunde oder Familie nicht mehr so oft?
  • Haben Sie in letzter Zeit das Gefühl, dass andere Menschen Sie nicht verstehen?
  • Fühlen Sie sich nicht mehr wohl mit sich selbst?

Sie haben mehrere Fragen mit «Ja» beantwortet? Dann stecken Sie vielleicht in einer psychischen Krise oder haben eine psychische Erkrankung. Am besten sprechen Sie mit einer Person darüber, der Sie vertrauen.

Warnsignale bei anderen erkennen

Achten Sie auf folgende Anzeichen bei anderen Personen:

  • Hat die Person in letzter Zeit oft heftige Gefühle? Zum Beispiel: Ist sie manchmal sehr traurig oder sehr fröhlich? Wechseln die Gefühle der Person sehr schnell?
  • Schläft die Person schlecht und wenig?
  • Wie ist es in der Schule, im Studium, in der Ausbildung oder im Beruf: Hat die Person weniger Lust zum Arbeiten oder Lernen? Kann die Person nicht mehr so gut arbeiten?
  • Trifft die Person kaum noch Freunde oder Familie?
  • Bezieht die Person alles auf sich?
  • Fühlt sich die Person oft angegriffen?
  • Redet die Person schlecht über sich selbst?

Haben Sie mehrere Fragen mit «Ja» beantwortet? Dann kann das ein Warnsignal sein.

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