Nicht immer sind es äussere Umstände, die einen belasten. Stress ist eine Anspannung, die uns körperlich und geistig ankurbelt. Für eine kurze Zeit ist das okay. Dauerhaft wird er belastend und macht uns krank. Chronischer Stress belastet die Psyche und das körperliche Wohlbefinden.
Ursachen und Auswirkungen psychischer Belastung
Alles, was auf uns einwirkt, nennt man eine Belastung. Das ist weder positiv noch negativ. Auf die Seele bezogen wird etwas erst zur psychischen Belastung, wenn uns etwas im Alltag negativ beeinflusst. Unser Körper reagiert immer auf Situationen, die uns beeinflussen. Grundsätzlich ist es aber so: Wenn die psychische Widerstandskraft (Resilienz) nicht ausreicht, sind wir mit der Situation überfordert. Fast immer zeigen wir auf Ereignisse gelernte Verhaltensmuster. Diese wiederum resultieren aus Gedankenmuster, die wir über die Jahrzehnte “einstudiert” haben. Der erste Schritt ist, diese zu erkennen und zu ändern.
Mögliche Stressfaktoren
- Schlechte Work-Life-Balance
 - Hierarchie am Arbeitsplatz
 - Mangelnde Information
 - Probleme mit Kollegen oder Vorgesetzten
 - Mobbing am Arbeitsplatz
 - Termin- und Zeitdruck
 - Zu viel Verantwortung
 - Konflikte in der Partnerschaft
 - Unwohlsein in der Wohnumgebung
 - Geburt eines Kindes
 
Besonders stark ist die seelische Belastung, wenn es Parallelen zu früheren Krisen gibt. Hier triggern Dich gewisse Attribute der Situation. Sie katapultieren Dich in die Vergangenheit. Manchmal gibt es aber auch Erlebnisse, die in Dir ein Trauma auslösen. Folglich ist Deine Psyche überfordert. Denn Deine psychischen Schutzmechanismen reichen nicht mehr aus, um das Erlebte zu verarbeiten. Traumata beeinflussen Dich nicht nur psychisch, sondern auch physisch.
Eustress und Distress
Wusstest Du bereits, dass Stress in Distress und Eustress eingeteilt wird? Zugrundeliegend ist, wie Du den Stress wahrnimmst. Positiv oder negativ? Fühlen sich psychische Belastungen bewältigbar an, sprechen wir von Eustress. Erlebst Du eine Situation hingegen als überfordernd? Dann erlebst Du negativen Stress oder auch Distress.
Testmethoden zur Erfassung psychischer Belastung
Es gibt verschiedene Testmethoden, um psychische Belastungen zu erfassen und zu bewältigen. Eine der bekanntesten und am häufigsten verwendeten psychologischen Testmethoden zur Persönlichkeitsdiagnostik ist der Rorschach-Test.
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Der Rorschach-Test
Der Rorschach-Test ist ein projektives Testverfahren, mit dessen Hilfe man auf Struktur und Eigenschaften der Persönlichkeit schliessen kann. Man könnte ihn dementsprechend auch als „Persönlichkeitsentfaltungstest“ beschreiben. Hierbei werden dem Patienten verschiedene Bilder mit abstrakt aussehenden Tintenklecksen vorgelegt und die Assoziationen dazu akribisch von der untersuchenden Person festgehalten. In zeitlicher Hinsicht benötigt die Durchführung eines Rorschach-Tests ungefähr eine Stunde. Dann werden dem Patienten nacheinander zehn verschiedene Tafeln mit Tintenklecksen in einer festen Reihenfolge vorgelegt. Die Bilder darauf sind zunächst fünf schwarze Tintenkleckse, darauf folgen zwei rote sowie abschliessend drei bunte. Die Testperson darf die Bilder beliebig drehen.
Nach dem Stellen dieser Frage erfordert der Rorschach-Test eine akribische Notation der gemachten Aussagen. Neben den individuellen Deutungen werden allerdings auch andere Dinge, wie etwa Reaktionszeit und Handhabung der Bilder, festgehalten.
Das Auswertungsschema des Rorschach-Tests hat sich im Laufe der Zeit deutlich verändert, was vor allem auch der Kritik bezüglich der mangelnden Objektivität bei der anschliessenden Analyse geschuldet ist. Trotz der modernen Weiterentwicklung des Rorschach-Tests, sind noch viele der ursprünglich von seinem Erfinder festgelegten Prinzipien gültig.
Hermann Rorschach postulierte in seinen Publikationen zu diesem Testverfahren etwa, dass beispielsweise die Formantworten Rückschlüsse auf die Funktionen des Bewusstseins zulassen. Sie repräsentieren sozusagen das “disziplinierte Denken”. Dahingegen spiegeln die Antworten hinsichtlich der Farbe eher die emotionale Resonanz sowie die Affektivität wider, die durch das Betrachten der Bilder erzeugt wird. Schliesslich schloss Rorschach anhand der Antworten zu Bewegungen auf den Klecksen darauf, wie es um die “Innerlichkeitsarbeit” des Patienten steht.
Anhand dessen lassen sich durch den Rorschach-Test (gemäss seinem ursprünglichen Schöpfer) vier verschiedene Persönlichkeitstypen ausmachen. Die einzelnen Typen sind direkt von der Bewertung der drei Aspekte Form, Farbe und Bewegung abhängig.
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Persönlichkeitstypen nach Rorschach
| Typ | Form | Farbe | Bewegung | 
|---|---|---|---|
| introversiv | 0 | 0 | + | 
| extroversiv | 0 | + | 0 | 
| koartiert | 0 | - | - | 
| ambiäqual | 0 | + | + | 
Neben diesem Beispiel zur Erfassung eines groben Persönlichkeitstypus gibt es mittlerweile noch viele weitere Rückschlüsse auf die Psyche der Testperson, die man anhand der gesammelten Antworten ziehen kann. Hierzu zählen neben der Gestaltverarbeitung beispielsweise auch emotionale, soziale sowie intellektuelle Persönlichkeitscharakteristika und zudem seelische Störkomplexe.
Der Rorschach-Test verbreitete sich zunächst schnell in den USA, denn er stellte eine günstigere und zudem auch schnellere Option zu der damals vorherrschenden Gesprächstherapie nach Freud dar. So fand er beispielsweise in den Vereinigten Staaten Anwendung beim Militär und zur Befragung von Involvierten des Vietnamkrieges. Auch zur Befragung der NS-Häftlinge während der Nürnberger Gerichtsprozesse in Deutschland kam er zum Einsatz. In seinem Heimatland der Schweiz fand er ebenfalls rege Anwendung, hier jedoch vorwiegend in Zusammenhang mit Vorstellungsgesprächen und Berufstests.
Allerdings ist das Verfahren bereits seit 1925 ein fester Bestandteil der Psychologie in Japan und gilt dort nach wie vor als beliebtester psychologischer Test. Auch in Argentinien findet er heut noch breite Anwendung, in der Türkei ist der ebenfalls auf dem Vormarsch. In Russland auf der anderen Seite wird dem Rorschach-Test nur noch eine geringe Bedeutung beigemessen.
Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1921 bis in das moderne 21. Jahrhundert gibt es im Bereich der Psychiatrie und Psychologie Kritik am Rorschach-Test. Der häufigste Kritikpunkt zielt dabei auf die Subjektivität bei der Auswertung und Zuordnung der Antworten ab. Hinzu kommt, dass es bei der Bewertung viele mögliche Kombinationen gibt, was zu einer variierenden Deutung der Testfaktoren führen kann. Des Weiteren werden die Assoziationen zu den Bildern auch oftmals stark von kurzfristigen Erfahrungen und Erlebnissen beeinflusst, anstatt von mehr oder weniger konstanten Persönlichkeitsmerkmalen.
Weitere Testverfahren
- ASS-SYM: Erhebt Beschwerden- und Problembelastungen für systematische Entspannungsmethoden.
 - Relationship Problems Questionnaire RPQ: Screening für Bindungsstörungen bei Kindern.
 - Child Behavior Checklist CBCL: Erfasst die Psychopathologie von Kindern.
 - Junior Temperament und Charakter Inventar JTCI 3-6 R & JTCI 7-11 R: Erfassung der Persönlichkeit bei Kindern.
 - Brief Symptom Inventory BSI: Ökonomisches Verfahren zur Erfassung der Psychopathologie bei Erwachsenen.
 - Parental Stress Scale PSS: Erfassung des elterlichen Stresses.
 - Elternstressfragebogen ESF: Einschätzung des subjektiven elterlichen Stresserlebens.
 - Geschichtenergänzungsverfahren zur Bindung (GEV-B): Erhebung der Bindungssicherheit der Kinder.
 - Kinder-DIPS: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter.
 - Intelligence and Development Scales IDS: Erfassen der sprachlichen und sozialen Fertigkeiten.
 
Vorbeugung und Bewältigung
Vorbeugen ist die beste Massnahme. Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten, um die erlebte psychische Belastung im Alltag zu reduzieren. Du entscheidest selbst, wie Du vorbeugst.
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