Voraussetzungen für die stationäre psychiatrische Aufnahme

Stationäre Behandlungen in psychiatrischen Kliniken sind angezeigt, wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen, um eine Stabilisierung zu erreichen, oder wenn die Symptome schwerwiegend sind. Dank der 24-Stunden-Betreuung und dem sicheren Umfeld können akute und dramatische Krankheitsbilder rasch stabilisiert werden.

Wann ist eine stationäre Behandlung sinnvoll?

Eine stationäre Behandlung ist in folgenden Fällen sinnvoll:

  • Schwerwiegende Symptome
  • Überlastung im sozialen Umfeld des Patienten
  • Ambulante Maßnahmen führen nicht zur Stabilisierung
  • Akute und dramatische Krankheitsbilder

Die Entscheidung für eine stationäre Behandlung wird in der Regel nach Anmeldung durch den behandelnden Hausarzt oder Psychiater getroffen. Es ist jedoch auch möglich, sich selbst direkt bei der Klinik zu melden und diese bei einem Vorgespräch zu besichtigen.

Welche Arten von stationären Behandlungen gibt es?

Je nach Art der Erkrankung stehen unterschiedliche Abteilungen mit spezialisierten Behandlungsprogrammen zur Verfügung. Die meisten Kliniken verfügen beispielsweise über Stationen für Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen oder Alterspsychiatrie.

Stationen sind Einheiten mit 14 bis 21 Betten, die jeweils von einem interdisziplinären Team geführt werden. Neben Patientenzimmern gibt es Gemeinschaftsräume, Ess- und Aufenthaltsräume, Arbeitsräume und Büros der Fachpersonen, sanitäre Anlagen und Therapieräume.

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Die Psychiatrie St.Gallen bietet an ihren Standorten in Pfäfers und Wil eine zeitgemäße Behandlung durch interdisziplinäre Teams aus Ärzten, Pflegefachpersonen, Psychologen, Sozialarbeitern und Therapeuten verschiedenster Richtungen an.

Ziele einer stationären Behandlung

Mit einer stationären Behandlung können folgende Ziele verfolgt werden:

  • Diagnose erhalten
  • Probleme klären
  • Realistische Behandlungsziele setzen
  • Medikamentöse Einstellung optimieren
  • Die Erkrankung verstehen (Psychoedukation)
  • Bessere Kontrolle der Symptome
  • Selbstwirksamkeit steigern
  • Verbesserte soziale Integration
  • Berufliche Reintegration
  • Sicherheit gewinnen
  • Tagesstruktur erhalten
  • Aktivitäten des täglichen Lebens meistern
  • Alltagsfertigkeiten trainieren
  • Den Schlaf regulieren

Ablauf der stationären Behandlung

Am Eintrittstag erfolgt in der Regel eine körperliche Aufnahmeuntersuchung sowie ein ausführliches Aufnahmegespräch mit dem behandelnden Arzt. In den meisten Kliniken wird Ihnen eine pflegerische Bezugsperson zugeteilt, welche während Ihres Aufenthaltes Ihre Ansprechperson sein wird.

Bei Behandlungsbeginn erhalten Sie schriftliche Unterlagen und Informationen zu Ihrem Aufenthalt, den Stationsregeln und anderen praktischen Hinweisen. Neben regelmäßigen psychotherapeutischen Gesprächen ist es möglich, dass man Ihnen Medikamente anbietet. Das Behandlungsteam ist dazu verpflichtet, Sie über sämtliche Behandlungsschritte aufzuklären und Ihnen Wirkung und mögliche Nebenwirkungen von Psychopharmaka zu erläutern. Sie haben das Recht, die Einnahme zu verweigern.

Im Verlaufe des Aufenthaltes haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Therapieangebote zu besuchen. Diese reichen von Ergotherapie über Musiktherapie, Physio- und Bewegungstherapie bis hin zu diversen gruppentherapeutischen Angeboten zu verschiedenen Themen.

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Der Austritt aus der Klinik sollte sorgfältig mit Ihnen geplant werden. Manchmal empfiehlt sich der Besuch eines Ambulatoriums oder einer Tages- oder Nachtklinik, um eine schrittweise und begleitete Rückkehr in den Alltag zu ermöglichen.

Psychiatriezentrum für junge Erwachsene (PZJE) in Thun

Im Psychiatriezentrum für junge Erwachsene (PZJE) in Thun werden junge Erwachsene mit Erkrankungen aus dem gesamten Spektrum der Psychiatrie mit einem umfangreichen psychiatrisch-psychotherapeutischen Ansatz behandelt. Das PZJE verfügt über insgesamt 30 Einzelzimmer, ist an 365 Tagen aufnahme­fähig und leistet die Notfallversorgung für diese Altersgruppe.

Das Angebot umfasst sowohl einen akutpsychiatrischen Bereich für Kriseninterventionen als auch einen Bereich für elektive Aufnahmen und längere psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungen. Im Kriseninterventionsbereich wird eine Aufenthaltsdauer von drei Tagen bis maximal drei Wochen angestrebt, während im Psychotherapiebereich die maximale Therapiedauer 8 bis 12 Wochen beträgt.

Voraussetzungen für eine Aufnahme in den Psychotherapiebereich sind:

  • Absprachefähigkeit und ausreichende Stabilität hinsichtlich Suizidalität, keine Fremdgefährdung
  • Eine stabile Wohnsituation, in die Patientinnen und Patienten für Wochenend-Urlaube und nach Austritt zurückkehren können
  • Ein klarer Behandlungsauftrag, richtungsweisende Therapieziele
  • Veränderungsbereitschaft, Engagement, Verbindlichkeit
  • Verzicht auf Konsum von psychoaktiven Substanzen

Kostendeckung

Stationäre Behandlungen werden über die Krankenkasse nach KVG-Tarif abgerechnet. Selbstbehalt und Franchise gehen zu Lasten des Versicherten.

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Weitere Informationen

Für weitere Informationen und Anmeldungen können Sie sich an die Psychiatrie St.Gallen wenden:

  • Standorte Pfäfers und Wil: Werktags von 8.00 - 17.00 Uhr
  • Krisenhotline: +41 58 178 54 44 (rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr)

Psychosomatische Rehabilitation

Psychosomatische Störungen sind in erster Linie als psychische Störungen zu verstehen, die mit besonderer Häufigkeit körperliche Beschwerden hervorrufen. Sofern neben der Reduktion der Symptomlast auch eine erhöhte Funktionalität in Alltag und Beruf als vorrangiges Behandlungsziel definiert wird (Global Assessment of Functioning, GAF), liegt der Schwerpunkt der Behandlung in der Rehabilitation, womit einer psychosomatischen Klinik der Vorzug gegeben werden kann.

Psychiatrische Spitex und Ergotherapie

Wie bei der somatischen Krankenpflege werden zu Lasten der OKP auch Leistungen der psychiatrisch ambulanten Pflege übernommen. Bei psychiatrischen Langzeitbehandlungen ist Ergotherapie oft eine sinnvolle Ergänzung zur Behandlung beim Arzt. Ungeachtet der Behandlungsdauer steht das Rehabilitationsziel im Zentrum der psychiatrischen Ergotherapie.

Tageskliniken

Tageskliniken entsprechen einem modernen Behandlungskonzept, vereinbaren sie doch eine umfassende psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung mit dem Verbleiben im eigenen sozialen Umfeld. Der Transfer von erlernten therapeutischen Fertigkeiten in die Alltagsroutine ist im tagesklinischen Setting unmittelbar möglich und überprüfbar. Alle psychischen Störungen, die auf eine ambulante Behandlung nicht oder nur ungenügend angesprochen haben, können als Indikation für eine tagesklinische Behandlung gelten.

Akutspitalbedürftigkeit

Akutspitalbedürftigkeit liegt vor, (i) solange von einer laufenden stationären Behandlung noch eine wesentliche Verbesserung erwartet werden kann und (ii) gleichzeitig von einer teilstationären oder ambulanten Behandlung einer wesentliche Verschlechterung erwartet werden muss. Der Aufenthalt im Akutspital darf daher aber nur so lange durchgeführt werden, wie er vom Behandlungszweck her notwendig ist.

Delegierte Psychotherapie

Delegierte Psychotherapie bedeutet, dass eine psychotherapeutische Behandlung oder der Anteil Psychotherapie im Rahmen einer IPBB vom Arzt an einen fachlich qualifizierten Psychotherapeuten (Art. 8 PsyG) delegiert wird. Gemäss der ständigen Rechtsprechung ist die delegierte Psychotherapie eine PL, wenn der Psychotherapeut in den Praxisräumen des Arztes unter dessen Aufsicht und Verantwortung arbeitet. Der delegierende Arzt ist dafür verantwortlich, dass die Psychotherapie den WZW-Anforderungen genügt.

Die Kriterien zur Anerkennung resp. Abrechnungsberechtigung finden sich in der Vereinbarung über die Anerkennung von Sparten nach TARMED (Beilage G: "Anerkennung" delegierte Psychotherapie in der Arztpraxis). Demnach muss zusammengefasst der delegierende Arzt über die qualitative Dignität "Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie", "Psychiatrie und Psychotherapie" oder den "Fähigkeitsausweis delegierte Psychotherapie (FMPP)" verfügen.

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