Einzigartige Privatklinik für Depressionen in Bayern

Die neue Privatklinik „P3“ in Tutzing, Bayern, hat sich auf die Behandlung seelischer Erkrankungen spezialisiert und wurde erst im Mai dieses Jahres eröffnet. Sie ist nach Auffassung der Inititatoren „in dieser Art in Bayern einzigartig“.

Prominente Unterstützung und Erweiterungspläne

Felix Magath, der bekannte Fußballer, hat sich an der Betreiber-Gesellschaft P3 Klinik GmbH beteiligt. Die Beteiligung von Magath an dem Tutzinger Klinikprojekt hat er gegenüber der „Bunten“ auch mit eigenen gesundheitlichen Erfahrungen begründet. Er berichtete offen über „enormen Druck im Fußballgeschäft“ und über Probleme besonders in seiner Zeit als Trainer auf Schalke.

Es gibt bereits Pläne für eine Erweiterung der Klinik. Hierfür ist einer der weiteren Neubauten auf dem ehemaligen Gelände der Unternehmen Boehringer-Mannheim und Roche vorgesehen. Entlang einer derzeit in Bau befindlichen neuen Zufahrt, die von der Bahnhofstraße zum Benedictus-Krankenhaus hin abzweigt, sind nebeneinander drei mehrstöckige Gebäude geplant. Das erste von ihnen direkt an der Bahnhofstraße ist als Bürogebäude vorgesehen, daneben soll ein Hotel mit 130 Betten und an dritter Stelle die Klinik folgen.

Oberhalb, an der Bräuhausstraße, war der Dreiecksbau, in den die P3-Klinik eingezogen ist, das erste neue Bauwerk auf dem Areal. Nebendran, an der Ecke Bahnhofstraße/Bräuhausstraße, entsteht zurzeit das zweite Gebäude, das für das Unternehmen Lobster vorgesehen ist. Zusammen bilden diese fünf Bauten die so genannte „Business Area Tutzing“.

Einzigartiges Konzept und Behandlungsansatz

„P3“ steht als Hinweis auf Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Oder auch „Markus Backmund-Klinik am Starnberger See“, nach ihrem Mitgründer Markus Backmund, Professor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Klinik-Gründer Backmund hat mehrmals auf immer mehr von seelischen Erkrankungen betroffene Menschen verwiesen.

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Er nannte Depressionen, Burn-Out, emotionale Krisen, Erschöpfungssyndrome, Suchterkrankungen, Trauma-Folgestörungen, Angst- und Essstörungen. Backmund ist seit 30 Jahren in der Forschung, als Internist, Infektiologe, Sucht- und Notfallmediziner sowie Psychotherapeut tätig. 13 Jahre davon betreibt er eine eigene Praxis, das Praxiszentrum im Tal, im Herzen von München.

„Es ist eine Klinik, die aus der Notwendigkeit heraus entstanden ist“, sagt er über das Tutzinger Projekt. Ursachen könnten sowohl seelischer als auch körperlicher Art sein. Deshalb könnten seelische Erkrankungen zu körperlichen Erkrankungen führen und körperliche Erkrankungen zu seelischen.

„In meiner Praxis habe ich immer wieder festgestellt, dass sich Innere Medizin und Psychiatrie ideal ergänzen“, sagt Backmund: „Dieses Konzept nehmen wir in die ‚P3‘ auf.“ Es sei wichtig, den ganzheitlichen Ansatz zu erreichen: Körper, Geist und Seele. In der Tutzinger Klinik sollen nach Backmunds Worten auch Menschen effektiv und diskret behandelt werden können, die viel Verantwortung tragen und die in der Öffentlichkeit stehen. Als Beispiele nennt er Ärzte, Manager, Juristen, Chefredakteure, Firmenbesitzer und Profisportler.

An diesem Standort glaubt er mit dem Klinikkonzept seine Idee realisieren zu können, einen geschützten Rückzugsort zu bieten, mit bester medizinischer und therapeutischer Versorgung, eingebunden in die Natur mit dem Wasser, dem Blick auf die Alpen und den blauen Himmel, der einem Hotel mit exzellentem Standard in allen Bereichen entspricht, diskret, anonym. In der Tutzinger P3-Klinik soll es 19 Einzelzimmer und drei Suiten mit Doppel-Belegungsmöglichkeit geben. Vorgesehen ist auch eine besondere Abteilung für Essstörungen, geleitet von Spezialisten auf diesem Gebiet.

Burnout als Folge von Stress

Die Entwicklung von Burnout beginnt mit einer Stressbelastung. Die Stressbelastung in der Arbeitswelt ist nachweislich gestiegen. Die ersten Zeichen von Burnout sind ähnliche Symptome, aber sie sind viel ausgeprägter. Man wird reizsensibler und zieht sich von anderen Menschen zurück, weil es zu anstrengend ist, sich auf sie einzulassen und ihnen zuzuhören.

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Weitere Zeichen sind zum Beispiel häufige Erkältungen oder solche, die lange dauern, oder auch Schmerzen wie Rückenschmerzen, Bauchschmerzen, Schwindel: alles Symptome, die aussagen, dass unser vegetatives System nicht mehr so gut funktioniert. Wenn das Burnout weiter fortschreitet werden wir zunehmend emotional labiler, es kann Niedergeschlagenheit entstehen, deutliche Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, auch Reizbarkeit, Ängste vor Dingen, die sonst nicht Angst gemacht haben, Motivations- und Interessenverlust, mangelnder Antrieb, und in der Schlafqualität gibt es eine weitere Verschlechterung, so zum Beispiel früh zu erwachen.

Symptome von Burnout
Phase Symptome
Frühe Phase Einschlafstörungen, Nervosität, Unaufmerksamkeit, Anspannung, Schwitzen, Kopfweh
Fortgeschrittene Phase Reizsensibilität, sozialer Rückzug, häufige/langwierige Erkältungen, Schmerzen (Rücken, Bauch, Schwindel)
Späte Phase Emotionale Labilität, Niedergeschlagenheit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Reizbarkeit, Ängste, Motivationsverlust, Schlafverschlechterung

Entscheidend ist, auf den eigenen Körper zu achten und ihm das zu geben, was er braucht: wenn er müde ist, ihm Ruhe zu gönnen; wenn er Bewegung braucht, sich bewegen; wenn jemand das Bedürfnis hat, mit anderen in Kontakt zu treten oder ein Hobby wahrzunehmen, das zu tun. Dann bleiben unsere Bedürfnisse befriedigt. Eine weitere wichtige Massnahme ist eine gesunde Lebensführung mit genügend Schlaf (im Schnitt 7 Stunden), Vollwert-Ernährung, täglicher Bewegung und das Pflegen von positiven Beziehungen.

Meditation ist eine ganz wichtige Unterstützung zur Prävention von Burnout, denn Meditation führt nicht nur zu einer Entspannung, sondern auch zu einem verstärkten Kontakt mit sich selbst, der besseren Wahrnehmung dessen, was wir bedürfen.

Depression als psychosomatische Stressfolgeerkrankung

Depressive Erkrankungen und ihre Vorstufe Burn-out-Syndrom sind häufig: Die Lebenszeitprävalenz liegt bei zirka 15 Prozent (Männer: 10%, Frauen: 20%). Die Erkrankung verläuft oftmals chronisch: In zirka 15 bis 20 Prozent der Fälle entwickelt sich ein chronisch-kontinuierlicher Verlauf, und in 50 bis 80 Prozent folgt eine zweite Episode. Mit steigender Episodenzahl wächst zudem das Risiko des Auftretens einer weiteren Krankheitsepisode. Nicht selten endet die Erkrankung tödlich: Bei Menschen bis zu einem Lebensalter von 40 Jahren stellt der Tod durch depressionsbedingten Suizid nach dem Unfalltod die zweithäufigste Todesursache dar - 15 Prozent aller Patienten mit schweren depressiven Episoden begehen Suizid.

Gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren klar geworden, dass eine Depression sehr wahrscheinlich ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Gefässerkrankungen (z.B. koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall) ist. Ihr kommt somit vermutlich dieselbe Bedeutung zu wie den klassischen Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Gleichzeitig begünstigt eine depressive Erkrankung das Auftreten von Osteoporose und Diabetes mellitus Typ II. Die Depression wird heute daher als systemische Erkrankung betrachtet, da sie neben dem Gehirn viele andere Organe in Mitleidenschaft ziehen kann.

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Jeder Angriff auf die Integrität eines Individuums - unerheblich, ob real oder imaginär, ob physischer oder psychischer Natur - löst eine Stressreaktion aus. Bei chronischem Stress hingegen und auf dem Boden einer entsprechenden individuellen Prädisposition, die sehr wahrscheinlich zu einer Minderfunktion der Mineralo- und Glukokortikoidrezeptoren führt, wird diese Regulation ausser Kraft gesetzt: Es kommt zu erhöhten CRH (Corticotropin-Freisetzungshormon) und AVP(Vasopressin)-Konzentrationen im Gehirn, welche die Entwicklung einer Depression beziehungsweise ihrer Vorstufe Burn-out begünstigen.

Bei der Depression sind von allen möglichen endokrinen Veränderungen diese Verschiebungen in der Regulation des Stresshormonsystems mittlerweile am besten dokumentiert. Die Mehrzahl der depressiven Patienten zeigt eine erhöhte Plasmakonzentration der Stresshormone ACTH und Kortisol, und die Ergebnisse hormoneller Funktionstests (z.B. Suppressions-/CRH-Stimulationstest) beweisen die gestörte Regulation des HPA-Systems bei depressiven Patienten.

Therapeutische Konzepte zur Behandlung der Stressdepression

Patienten mit Restsymptomen erleiden zu 80 Prozent einen Rückfall - die verbleibende depressive Symptomatik wird selber zum Stressor und löst neue depressive Episoden aus. Wichtig ist daher die nachhaltige Therapie der Depression, die zur Komplettheilung führt. Diese beinhaltet auch die mindestens sechsmonatige Begleitung des Patienten nach Remission. In dieser wichtigen Phase der Erhaltungstherapie dürfen die Antidepressiva keinesfalls abgesetzt oder reduziert werden, auch kann die Fortführung der Psychotherapie, gegebenenfalls im Sinne sogenannter Booster-Sessions, sehr sinnvoll sein.

Aus psychosomatischer Sicht erfordert die evidenzbasierte Behandlung ein integriertes ganzheitliches Konzept, das sowohl multimodal als auch multimethodal und interdisziplinär ist. Es gilt, im Therapeutenteam ein individuelles Problem im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans gemeinsam mit dem Patienten koordiniert lösungsorientiert anzugehen. Multimodal beschreibt die Tatsache, dass neben Einzel- und Gruppentherapien je nach Indikation zusätzlich körperzentrierte beziehungsweise kreativtherapeutische Verfahren und Entspannungsverfahren (z.B. progressive Muskelrelaxation, Yoga, Qi Gong, Tai-Chi, Biofeedback, Neurofeedback) in unterschiedlicher Zusammensetzung angewendet werden.

Während bei leichtergradigen Erkrankungsformen mit alleiniger Psychotherapie in der Regel sehr gute Behandlungserfolge erzielt werden können, erfolgt die Behandlung der mittelgradigen bis schweren Depression zusätzlich medikamentös mit Antidepressiva unterschiedlicher Klassen. Dazu zählen zum Beispiel trizyklische Antidepressiva, Monoamin-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) und andere.

Pharmakologisch neu ist die Verwendung von Agomelatin, einer mit Melatonin strukturell verwandten Substanz. Agomelatin wirkt als Melatoninrezeptor-Agonist (an MT1 und MT2) sowie als kompetetiver 5HT2C-Antagonist mit einer konsekutiven Verstärkung der dopaminergen und noradrenergen Neurotransmission.

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