Ein Trauma kann verschiedene Ursachen haben. Manche davon sind objektiv, andere subjektiv. Neben Kriegserfahrungen und Flucht können Gewalt, der Tod eines geliebten Menschen oder Missbrauch ein Trauma auslösen. Kinder und Jugendliche können aber auch traumatisiert werden, wenn sie Zeuge eines dramatischen Ereignisses wurden, etwa einem Unfall, oder wenn sie bei Eltern mit psychischen Problemen aufwachsen.
«Traumata sind seelische Wunden, die Zerbrechlichkeit, Hilflosigkeit und Schmerz verursachen und das psychische Leben eines Menschen verändern», sagt Mara Foppoli. Entscheidend ist nicht, wie schlimm eine bestimmte Situation war, sondern ob sie als traumatisch erlebt wurde. Eine von aussen betrachtet harmlose Erfahrung kann sich auf das eine Kind drastisch auswirken, während ein anderes Kind genug Resilienz besitzt, um Schlimmes zu verkraften.
Reaktionen von Kindern und Jugendlichen auf Traumata
Kinder und Jugendliche reagieren auf vielfältige Weise auf ein Trauma. Manche verdrängen ihre Gefühle, andere haben übertriebene Angst, erstarren oder fühlen sich hilflos. Sie werden traurig oder wütend, ohne zu wissen warum. Manche traumatisierten Kinder fallen als schreckhaft, gereizt oder aggressiv auf. Sie können sich schlecht konzentrieren, zeigen wenig Emotionen oder sind überaus wachsam und stets in Alarmbereitschaft. Oftmals haben sie keine Lust mehr auf die Schule oder ein geliebtes Hobby. Oft schwächen sich diese Symptome mit der Zeit ab.
Umgang mit traumatisierten Kindern
Unmittelbar nach einem traumatischen Erlebnis ist es für Kinder wichtig, dieses einordnen zu können. Was ist passiert? Was wird nun geschehen? Welche Schritte werden eingeleitet? «Es ist wichtig, dass die Eltern in dieser schwierigen Situation für ihre Kinder da sind. Sie können das Kind zum Beispiel fragen, wie es sich fühlt, wie es das Geschehene erlebt hat und was es braucht, um sich besser zu fühlen», sagt Mara Foppoli.
Damit Kinder ein Trauma verarbeiten können, braucht es Zeit. Sie brauchen viel Nähe und soziale Unterstützung. Für ihr Umfeld bedeutet das: Gespräche anbieten, zuhören und helfen, die Gefühle zu regulieren, aber keinen Druck ausüben und Zeit lassen. Am besten ist es für das Kind, soviel Normalität wie möglich zu schaffen. Erfolgserlebnisse ermöglichen: Was kann Ihr Kind gut? Was macht es gerne? Worin könnte es gefördert werden?
Lesen Sie auch: Umgang mit PTBS-Langzeitfolgen
Weitere hilfreiche Maßnahmen:
- Auf Veränderungen vorbereiten: Traumatisierte Kinder reagieren sensibel auf Überreizungen und Veränderungen. Steht beispielsweise ein Umzug bevor, sollten Sie mit Ihrem Kind frühzeitig darüber sprechen.
 - Notfallköfferchen zusammenstellen: Traumatisierte Kinder brauchen Halt. Vielleicht möchten sie das Lieblingsplüschtier mit in die Schule nehmen. Oder ein Köfferchen mit tröstenden Gegenständen, das bei Bedarf hervorgeholt werden kann.
 - Eigenes Trauma verarbeiten: Ist «nur» das Kind vom Trauma betroffen oder die ganze Familie? Haben Sie Schuldgefühle oder fühlen Sie sich hilflos? Denken Sie auch an sich und wenden Sie sich bei Bedarf an eine Fachperson.
 
Flashbacks und Trigger
Es ist möglich, dass bestimmte Trigger ein Kind Wochen oder Monate nach dem Ereignis in die traumatisierende Situation zurückversetzen. Bei Kindern mit einem Kriegstrauma kann ein lautes Geräusch ein Flashback auslösen. Oder das Kind wird jedes Mal, wenn es ein rotes Auto sieht, an einen Unfall zurückerinnert, bei dem ein rotes Auto involviert war. Treten solche Flashbacks auf, ist es wichtig, das Kind in die aktuelle Situation zurückzuholen und ihm zeitliche sowie räumliche Orientierung zu geben. Hilfreich ist, bewusst zu atmen sowie die Situation zu beschreiben oder beschreiben zu lassen.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Viele Kinder überwinden ein Trauma, ohne dass Hilfe von aussen nötig ist. Sie entwickeln ihre eigene Widerstandskraft. Kann ein Trauma aber nicht verarbeitet werden, weil es verdrängt wird oder zu starkes Leid verursacht hat, kann eine posttraumatische Belastungsstörung auftreten. Traumata, die von Menschen erzeugt wurden oder wiederholt stattfanden, belasten stärker und führen eher zu einer posttraumatischen Belastungsstörung als Traumata durch Umwelteinflüsse wie eine Naturkatastrophe. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann auch Monate oder gar Jahre nach einem traumatischen Ereignis auftreten. Betroffene brauchen Hilfe.
Ohne Therapie könne sich eine posttraumatische Belastungsstörung verschlimmern und das psychische und physische Wohlbefinden beeinträchtigen, betont Mara Foppoli: «Die Forschung hat gezeigt, dass Traumata neurobiologische Veränderungen hervorrufen. Es kommt zu einer Neukalibrierung des Alarmsystems unseres Gehirns und in der Folge zu Dauerstress.»
Die Stiftung Krisenintervention Schweiz unterstützt Kinder und Familien nach einer traumatischen Erfahrung.
Lesen Sie auch: Symptome und Behandlung von PTBS nach einem Autounfall
Lesen Sie auch: Arbeitsunfall und PTBS: Was Sie wissen müssen
tags: #posttraumatische #belastungsstörung #kriegskinder #definition #symptome #behandlung