Neurofeedback-Training mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) ist eine neurowissenschaftliche Methode, bei welcher Proband:innen in Echtzeit Feedback über ihre Hirnsignale erhalten. Dadurch ist es möglich, Kontrolle über eigene Hirnsignale auszuüben und diese zu steuern. Durch gezielte Neurofeedback-Kontrolle von Leseregionen und deren Verbindungen im Gehirn streben wir an, deren Funktionen und koordinierte Aktivität zu stärken.
Was ist Neurofeedback?
Neurofeedback ist ein Biofeedback der Gehirnaktivität. Mit Elektroden, die auf der Kopfhaut platziert werden, wird die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen. Diese Signale werden dann von einem Computer erfasst, in Echtzeit analysiert und durch visuelle und auditive Hinweise zurückgemeldet. Alle unsere Zustände, wie beispielsweise Entspannung oder Konzentration, sind mit bestimmten Gehirnwellenmustern verbunden. Durch die Rückmeldung sowie durch gezieltes Training und Wiederholung kann das Gehirn lernen, bestimmte Muster und Zustände in eine gewünschte Richtung zu verändern.
Neurofeedback wird zur Behandlung von verschiedenen neurologischen und psychischen Störungen unterstützend eingesetzt. Ein Neurofeedbacktraining kann auch zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit angewendet werden. Um das Trainingsprotokoll individuell und optimal zusammenstellen zu können, empfehlen wir eine QEEG-Anamnese.
Anwendungsgebiete von Neurofeedback
Neurofeedback wird zur Behandlung von verschiedenen neurologischen und psychischen Störungen unterstützend eingesetzt und ist wirksam bei:
- ADHS
 - Angststörungen
 - Burnout
 - Depression
 - Epilepsie
 - Kopfschmerzen und Migräne
 - Lernblockaden
 - Schlafstörungen
 - Stresssymptome
 
Die Wirksamkeit von Neurofeedback ist heute Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien und findet zunehmend Anwendung bei psychischen Belastungen wie ADHS, Depressionen oder Kindheitstraumata.
Lesen Sie auch: Details zu den Therapie-Leitlinien
Neurofeedback bei Depressionen: Ein Überblick
Auch für Depression - von leichten depressiven Verstimmungen bis hin zu Major Depression - gibt es eine Reihe von Studien, die den Einsatz von Neurofeedback (NF) untersuchen. Hierbei steht oft die Normalisierung dysfunktionaler Hirnaktivitätsmuster (z.B. Asymmetrien in Frontalbereichen oder erhöhte Theta-/Beta-Verhältnisse) im Fokus.
Ziele und Grundlagen
- Ziel: Mithilfe von NF gezielt jene EEG-Signale regulieren, die mit depressiven Symptomen in Zusammenhang stehen (z.B. übermässige „Frontal-Alpha-Asymmetrie“ oder erhöhte Theta-Band-Aktivität).
 - Grundannahme: Eine bessere Balance bzw. Normalisierung der Hirnaktivität kann das Stimmungsbild heben, Antrieb steigern und Symptome wie Grübeln reduzieren.
 
Variabilität der Protokolle
Einige Studien setzen auf eine Reduktion hoher Theta-Werte (Theta-Down), andere auf die Verbesserung von Alpha-Symmetrie oder die Verstärkung von Beta/SMR-Aktivität. Auch unterschiedliche Feedback-Modalitäten (visuell, auditiv) werden verwendet.
Ergebnisse und Nachhaltigkeit
- Verbesserung depressiver Symptome: Viele Studien konstatieren, dass ProbandInnen nach NF-Interventionen eine Abnahme depressiver Stimmung und eine Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens erleben.
 - Nachhaltigkeit: In einigen Fällen halten die Effekte mehrere Wochen bis Monate an, allerdings fehlen häufig systematische Langzeitnachuntersuchungen.
 - Frontale Asymmetrie: Insbesondere Protokolle, welche die links-rechts-Asymmetrie in frontalem Alpha zu normalisieren versuchen, werden in der Literatur oft genannt.
 
Studiendesign
Häufig sind die Probandenzahlen relativ klein und es mangelt an Placebo- bzw. Sham-Neurofeedback-Kontrollgruppen.
Wissenschaftliche Studien und Meta-Analysen
Mehrere Meta-Analysen haben die Wirksamkeit von Neurofeedback bei verschiedenen psychischen Störungen und zur kognitiven Leistungssteigerung untersucht. Hier eine Auswahl:
- Eine Meta-Analyse von Arns et al. (2009) untersuchte die Effektivität von Neurofeedback zur Behandlung von ADHS.
 - Eine Meta-Analyse von Fernández-Alvarez et al. (2022) untersuchte die Wirkung von Neurofeedback bei Depressionen.
 - Eine Meta-Analyse von Reiter et al. (2016) analysierte den Effekt von Neurofeedback auf PTBS-Symptome.
 - Eine Meta-Analyse von Dudek & Dodell-Feder (2021) untersuchte die kognitive Optimierung durch Neurofeedback.
 
Dennoch bleibt weiterer Forschungsbedarf, insbesondere zur langfristigen Wirksamkeit und zur Standardisierung der Protokolle.
Lesen Sie auch: Borderline-Störung und MBT
Beispiele aus der Forschung
Im Folgenden werden einige exemplarische Studien zum Thema Neurofeedback bei Depressionen vorgestellt:
- Hammond DC. (2005): Überblick zu NF bei verschiedenen psychopathologischen Zuständen, darunter auch Depression. Ergebnis: Liefert erste Hinweise, dass bestimmte NF-Protokolle (insbesondere frontal) depressive Symptome mindern können. Metastudienbedarf wird betont.
 - Rosenfeld JP. (2000): Konzentriert sich speziell auf die Alpha-Asymmetrie zwischen linker und rechter Frontalregion, die häufig mit depressiver Symptomatik assoziiert ist. Ergebnis: Normierung dieser Asymmetrie geht in einigen Fällen mit einer Stimmungsverbesserung einher.
 - Kerson C, Sherman RA, Kozlowski GP. (2009): Primär auf Angststörungen ausgerichtet, aber Depression wird als häufig komorbider Faktor erwähnt. Ergebnis: Zeigt, dass die Reduktion von überhöhter frontal betonter Alpha-Aktivität mit einer Abnahme von Symptomen einhergeht - bei Angst wie auch bei depressiver Verstimmung.
 - Cheon EJ, Koo BH, Choi JH. (2015): Prospektive Studie mit PatientInnen, die an Major Depression litten. Es wurde ein Theta/Beta-Training durchgeführt. Ergebnis: Signifikante Besserung der depressiven Symptomatik (gemessen etwa durch Beck Depression Inventory) sowie verringerte Theta-/Beta-Ratio.
 - Paulus MP. (2019): Kritischer Kommentar zur generellen Mechanismusfrage beim Neurofeedback, insbesondere bei Depression und Angststörungen. Ergebnis: Trotz vielversprechender Ergebnisse noch zu wenige robuste, gross angelegte RCTs mit klaren Endpunkten. Hervorgehoben wird ausserdem das Problem der Placebo-Kontrolle und die Notwendigkeit besserer Mechanismusaufklärung.
 
Neurofeedback in der Praxis
Es gibt Psychotherapeuten, die ihren Patienten neben herkömmlicher Therapie auch Neurofeedback anbieten. Dabei übt der Patient, die elektrische Aktivität der Gehirnzellen zu beeinflussen. Wissenschaftlich belegt ist die Therapie, die unter anderem bei Depressionen angewandt wird, bisher nicht. Doch immer mehr Studien zeigen: Es kann heilsam sein, die Macht der eigenen Gedanken auf dem Bildschirm zu beobachten.
Beim Neurofeedback wird über eine Gehirn-Computer-Schnittstelle die Aktivität der Gehirnzellen gemessen und dem Patienten auf dem Bildschirm gezeigt. Der Patient lernt, die Berge und Täler dieser Kurve willentlich zu verändern - und damit seine Hirnaktivität zu beeinflussen. Acht von zehn Patienten können das gut. Wie dies gelingt, das ist von Patient zu Patient unterschiedlich.
Neurofeedback spiegelt dem Patienten meist die Stärke der Alphawellen im Gehirn in Form von Tönen oder Kurven auf dem Bildschirm wider. Denn erstens sind Alphawellen mit einem einfachen Gerät, dem Elektroenzephalogramm, zuverlässig messbar. Und zweitens geht es in einer Therapie häufig darum, dass Patienten wieder lernen, sich zu entspannen.
Faktoren, die die Wirksamkeit von Neurofeedback beeinflussen
Die Wirksamkeit von Neurofeedback setzt voraus, dass vor Beginn der Therapie eine sorgfältige Voruntersuchung erfolgt. Am Beispiel eines Kindes mit ADHS lässt sich das gut verdeutlichen: Die Diagnose ADHS allein reicht nicht aus, um einen effektiven Trainingsplan zu erstellen. Denn ADHS ist kein einheitliches Bild - es gibt verschiedene neuronale Muster, die mit dieser Diagnose einhergehen können. Erst wenn durch ein QEEG (quantitatives EEG) sichtbar wird, welche Frequenzbereiche über- oder unteraktiviert sind, kann das Neurofeedback-Training gezielt ansetzen.
Lesen Sie auch: Umfassende Angsttherapie
Ein oft unterschätzter Aspekt für die Wirksamkeit von Neurofeedback ist das soziale Umfeld des Patienten - insbesondere bei Kindern. Kinder, die in einem strukturierten, sicheren und emotional unterstützenden Umfeld leben, können neue neuronale Muster, die im Neurofeedback-Training erlernt wurden, viel besser integrieren.
Umgekehrt kann ein chaotisches, konfliktbeladenes oder emotional kaltes Umfeld die Wirksamkeit von Neurofeedback stark reduzieren. Ein besonders sensibles Anwendungsfeld ist die Neurofeedback-Therapie bei Kindern mit traumatischen Erfahrungen.
Die Wirksamkeit von Neurofeedback steht und fällt mit der Gesamtsituation, in der sich der Patient befindet. Sie beginnt nicht erst im Therapieraum und endet nicht mit dem Ausschalten des EEG-Geräts. Wer Neurofeedback erfolgreich anwenden möchte, sollte die Therapie immer als Teil eines größeren Gesamtkonzepts betrachten: Dazu gehören medizinische Präzision, individuelle Trainingspläne, emotionaler Rückhalt im Alltag sowie ein förderliches Lern- und Lebensumfeld.
Die folgende Tabelle fasst einige unterstützende und hinderliche Faktoren zusammen:
| Unterstützende Faktoren | Hinderliche Faktoren | 
|---|---|
| Eine stabile und vorhersehbare Tagesstruktur | Fortbestehende oder neue Formen von Unsicherheit (z. B. familiäre Gewalt, häufige Wohnortwechsel) | 
| Emotionale Präsenz und Feinfühligkeit der Bezugspersonen | Fehlende Bezugspersonen oder emotionale Vernachlässigung | 
| Räume zur Selbstregulation (z. B. | 
In einem sicheren und unterstützenden Umfeld kann Neurofeedback dem kindlichen Gehirn helfen, aus dem Zustand chronischer Alarmbereitschaft auszusteigen.
tags: #neurofeedback #depressionen #studien