Antriebslosigkeit, ein durchdringendes Gefühl von Müdigkeit und fehlender Motivation, kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie kann zwar ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein, darunter körperliche Krankheiten und Faktoren des Lebensstils, ist aber häufig auf zugrunde liegende psychische Probleme zurückzuführen.
Antriebslosigkeit hat viele Gesichter und kann durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden. Oft sind es berufliche und familiäre Belastungen, die uns in die Knie zwingen. Menschen mit hohem Perfektionsanspruch sind besonders anfällig, da sie sich selbst unter enormen Druck setzen. Die Symptome entwickeln sich meist schrittweise. Anfangs ist es vielleicht nur innere Unruhe oder eine allgemeine Unzufriedenheit, die dann zu einer ernsthaften Antriebslosigkeit fortschreitet.
Behandlung psychischer Erkrankungen mit Medikamenten
Bei psychiatrischen Erkrankungen liegen gemäss neueren Hypothesen Stoffwechselstörungen im Gehirn vor, die z.B. Aufmerksamkeit, Konzentration, Emotionen, Wahrnehmung und Denkweise beeinträchtigen. Spezifische Medikamente dienen dazu, diese Störungen auszugleichen, um wieder im normalen und gesunden Rahmen handlungsfähig zu sein und Emotionen weitgehend kontrolliert einzusetzen.
Psychopharmakotherapie
In der Psychopharmakotherapie erhalten Patientinnen und Patienten Medikamente, die auf den Hirnstoffwechsel einwirken. Es ist sehr individuell, wie diese Medikamente aufgenommen oder abgebaut werden und wie sie wirken. Man kann messen, ob die Medikamente im Blut ankommen und wie sie verstoffwechselt werden. Psychopharmaka haben auch Nebenwirkungen, die zumeist gut bekannt, meist ungefährlich und gut zu kontrollieren sind. Die Einnahme dieser Medikamente wird von den Ärztinnen und Ärzten überwacht. Der Arzt, die Ärztin bespricht alle für die Therapie vorgeschlagenen Medikamente mit den Patientinnen und Patienten hinsichtlich der zu erwartenden Wirkung und möglicher Nebenwirkungen. Gemeinsam wird dabei festgelegt, welches der zur Verfügung stehenden Psychopharmaka für die individuelle Therapie ausgewählt wird.
Verschiedene Klassen von Medikamenten
Alle angewendeten Medikamente sind nach vielen Voruntersuchungen im Rahmen grosser Studien auf ihre Sicherheit geprüft und von der nationalen Behörde für den Einsatz am Patienten, an der Patientin zugelassen worden. Es stehen Psychopharmaka mit ganz unterschiedlichem Wirkungsspektrum auf das Gefühlserleben, Verhalten, Denken und auf kognitive Funktionen zur Verfügung. Dadurch können die unterschiedlichsten psychiatrischen Erkrankungen mit diesen Substanzen behandelt werden.
Lesen Sie auch: Medikamentöse Phasenprophylaxe bei Bipolarität
Medikamente lassen sich nach ihrer Herstellung (pflanzlich, chemisch), chemischen Stoffklasse (z.B. Trizyklika, Benzodiazepine) oder auch nach ihrem Haupteinsatzgebiet ordnen. Die folgende Einteilung folgt primär dem Einsatzgebiet, weist aber immer dort Abweichungen auf, wo eine Substanz zur Behandlung verschiedener Symptome eingesetzt werden kann:
- Hypnotika: Medikamente, die den Schlaf fördern. Einige pflanzliche und auch synthetische Präparate wurden gezielt zur Schlafförderung entwickelt. Daneben lassen sich auch Anxiolytika, Antidepressiva und Antipsychotika zur Normalisierung des Schlafs einsetzen.
 - Anxiolytika: Angstlösende Medikamente. Es gibt pflanzliche Medikamente und Antidepressiva, die als Anxiolytika eingesetzt werden können. Die wirksamsten Vertreter sind aber die Benzodiazepine. Wegen ihrem Potential, zu einer Abhängigkeit zu führen, sollten sie nicht für Langzeitbehandlungen eingesetzt werden. Gerade in Notfallsituationen sind sie aber unverzichtbar: Panikattacken, aggressive Durchbrüche, Suizidgedanken.
 - Antidepressiva: Die Hauptwirkung von Antidepressiva ist Stimmungsaufhellung und Antriebssteigerung. Manche wirken daneben auch angstlösend, schmerzhemmend, beruhigend und schlaffördernd, so dass sie bei verschiedensten Symptomen und Erkrankungen eingesetzt werden können: Depressionen, Ängste, Zwänge, Schmerzen und Schlafstörungen.
 - Antipsychotika: Antipsychotika (auch als Neuroleptika bezeichnet) haben neben der antipsychotischen (den Realitätsverlust bekämpfenden) Wirkung auch eine unterschiedlich stark dämpfende Wirkung. Sie werden in erster Linie zur Behandlung von Wahnvorstellungen und Halluzinationen eingesetzt, wie sie bei Schizophrenien oder Manien auftreten. Daneben kommen sie häufig auch zur Behandlung anderer Erkrankungen zum Einsatz: Depressionen, Zwänge, Tourette-Syndrom, Selbstverletzungen, Verwirrtheit bei Demenzen.
 - Phasenprophylaktika und Antiepileptika: Phasenprophylaktika sind Stimmungsstabilisierer, d.h. sie helfen, starke Schwankungen der Emotionen auszugleichen. Neben Lithium kommen dabei v.a. Antiepileptika zum Einsatz. Krankheiten wie rezidivierende Depressionen, bipolare Störungen (manisch-depressiv) aber auch eine emotionale Instabilität im Rahmen von Persönlichkeitsstörungen können behandelt werden.
 - Nootropika: Bei Nootropika handelt es sich um Medikamente - und teilweise auch um Nahrungsmittelergänzungsmittel -, die die Hirnfunktion im Allgemeinen verbessern. Neben pflanzlichen Präparaten (Ginkgo) kommen synthetische Präparate zum Einsatz. Bei Folgeschäden von Hirnverletzungen können auch Antidementiva zur Anwendung kommen, obwohl keine Demenzerkrankung im engeren Sinne vorliegt.
 - Antidementiva: Antidementiva sind Medikamente zur Behandlung von Gedächtnisstörungen im Rahmen einer Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit. Sie können die zugrunde liegende neurodegenerative Erkrankung nicht heilen, haben aber neben der Verbesserung des Gedächtnisses einen guten Effekt auf die Konzentration und die Emotionsregulation.
 - Psychostimulantien: Psychostimulantien sind Substanzen, die die Funktion des Hirns verbessern. Sie haben einen Effekt auf Wachheit, Aufmerksamkeit und Antrieb. Zur Anwendung kommen sie bei ADHS, Narkolepsie aber auch Fatigue im Rahmen einer Multiplen Sklerose oder Konzentrationsstörung nach Hirnverletzung.
 
Antidepressiva im Detail
Antidepressiva, insbesondere Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI), haben sich als wirksame Mittel gegen die mit Depressionen verbundene Antriebslosigkeit erwiesen. Bei der Auswahl eines Antidepressivums spielt die Anamnese eine entscheidende Rolle.
SSRI wirken, indem sie die Wiederaufnahme von Serotonin im Gehirn hemmen, wodurch mehr Serotonin für die Rezeptoren verfügbar wird. Dies führt zu einer Verbesserung der Stimmung und des Antriebs. Im Allgemeinen haben die SSRI eine ähnliche Wirksamkeit, unterscheiden sich aber etwas in Bezug auf das Nebenwirkungsprofil, den Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und der Pharmakokinetik.
Beispiele für SSRI:
- Citalopram vs. Escitalopram: Escitalopram ist das S-Enantiomer des racemischen Gemischs Citalopram.
 - Fluoxetin: Fluoxetin ist dafür bekannt, dass es bestimmte Leberenzyme, insbesondere CYP2D6, hemmt, was zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen kann. Darüber hinaus wird Fluoxetin häufig als einer der stärker aktivierenden SSRI beschrieben, was bedeutet, dass es mehr Stimulation oder erhöhte Energie verursachen kann, insbesondere im Vergleich zu anderen SSRI wie Citalopram oder Escitalopram.
 - Paroxetin: Paroxetin hat unter den SSRI eine der höchsten Affinitäten für den Serotonintransporter (SERT). Aufgrund der hohen Affinität zum Serotonintransporter gilt Paroxetin als starker SSRI, trotz seiner kürzeren Halbwertszeit.
 - Sertralin: Sertralin hat neben seiner Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmwirkung auch eine leichte Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmwirkung. Sertralin birgt auch ein geringeres Risiko für Arzneimittelwechselwirkungen als einige andere SSRI wie Fluoxetin und Paroxetin, da es einen geringeren Einfluss auf Leberenzyme wie CYP2D6 hat.
 
SSNRI wirken durch die Hemmung der Wiederaufnahme von sowohl Serotonin als auch Noradrenalin, was die Stimmung und den Antrieb verbessert. Venlafaxin und Duloxetin sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Nebenwirkungen vergleichbar.
- Duloxetin: Duloxetin ist ein Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI), der zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt wird, wobei der Schwerpunkt auf der psychischen Gesundheit und chronischen Schmerzen liegt. Das Medikament hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin, zwei wichtigen Neurotransmittern, die an der Stimmungsregulation und der Schmerzwahrnehmung beteiligt sind.
 - Venlafaxin: Venlafaxin wirkt ebenfalls in erster Linie durch die Erhöhung der Serotonin- und Noradrenalinspiegel im Gehirn. Diese Neurotransmitter spielen eine wesentliche Rolle bei der Regulierung von Stimmung und Angstzuständen. In niedrigeren Dosen wirkt Venlafaxin eher wie ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und konzentriert sich hauptsächlich auf Serotonin.
 
NDRI steigern den Antrieb, indem sie die dopaminerge und noradrenerge Funktion im Gehirn verbessern.
Lesen Sie auch: Überblick Zwangsstörung und Medikamente
Trizyklische Antidepressiva erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt, was zu einer Verbesserung der Stimmung und einer Verringerung von Unruhe führt.
- Amitriptylin: Amitriptylin wird häufig zur Behandlung von Depressionen, chronischen Schmerzen und Migräne eingesetzt und wirkt, indem es den Serotonin- und Noradrenalinspiegel im Gehirn erhöht.
 - Imipramin: Imipramin wird in erster Linie zur Behandlung von Depressionen und manchmal auch von Angststörungen eingesetzt, wird aber auch zur Behandlung von Bettnässen (Enuresis) bei Kindern verschrieben.
 
MAO-Hemmer blockieren die Monoaminoxidase-Enzyme, um die Konzentration von Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn zu erhöhen. Die Einnahme von MAO-Hemmern erfordert jedoch besondere Vorsicht.
Pflanzliche Heilmittel wie Johanniskraut werden häufig bei Antriebslosigkeit eingesetzt. Johanniskraut-Präparate müssen eine bestimmte Menge an Extrakt enthalten, um eine antidepressive Wirkung zu erzielen.
Weitere Medikamente
In unserer Apotheke führen wir pflanzliche Arzneimittel, Psychopharmaka, Neuropharmaka aber auch zahlreiche in der inneren Medizin verwendete Medikamente, insbesondere auch Impfungen. Wir überprüfen unser Sortiment regelmässig auf Aktualität und setzen dabei - wenn immer möglich - auf preiswerte Generika.
Kombination von Medikamenten und Psychotherapie
Eine kombinierte Behandlung aus Medikamenten und Psychotherapie kann besonders effektiv sein. Nach Beendigung einer alleinigen Antidepressivabehandlung kann es zu einer erhöhten Rückfallrate kommen, verglichen mit psychotherapeutischen Ansätzen.
Lesen Sie auch: Überblick: ADHS Medikamente
Wichtiger Hinweis
Alle in dieser Publikation erwähnten Produkte sind in Übereinstimmung mit den vom jeweiligen Hersteller publizierten Fachinformationen einzusetzen.
Diese allgemeine Präsentation der häufigsten psychischen Erkrankungen will lediglich über die Symptome und die daraus resultierenden Verhalten informieren, jedoch kann damit keinesfalls eine Diagnose gestellt werden. Einzig eine Psychiaterin / ein Psychiater oder eine Psychotherapeutin / ein Psychotherapeut können eine psychische Erkrankung diagnostizieren. Ausserdem erfordert eine solche Diagnose ein Gespräch zwischen der Patientin/dem Patienten und der Ärztin/dem Arzt bzw.
tags: #medikamente #psychisch #kranke #liste