Die Manie ist eine psychische Erkrankung, bei der das Gefühlserleben und die Gefühlswelt der Betroffenen gestört sind. Sie zählt zu den affektiven Störungen. Alle netDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.
Klassische Anzeichen einer Manie sind ein übermässiges und unbegründetes Hochgefühl, das mit einem übersteigerten Selbstwertgefühl, einer masslosen Aktivität, Rastlosigkeit und der Gefahr, sich selbst und anderen Schaden zuzufügen, einhergeht. Dieser Zustand schlägt häufig innerhalb weniger Sekunden in Gereiztheit um.
Wenn sich manische mit depressiven Phasen abwechseln, sprechen Ärzte von einer manisch-depressiven Erkrankung oder bipolaren Störung.
ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. F31 F30
Was ist eine Manie?
Eine Manie ist eine psychische Störung, bei der die Gefühlswelt, das Erleben und die Äusserung der Gefühle einer Person gestört sind. Betroffene Personen leben phasenweise in einem intensiven, aber unbegründeten Hochgefühl, begleitet von übermässig guter Laune und einem gesteigerten Selbstwertgefühl.
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Eine Manie tritt meist phasenweise auf, den symptomatischen Zeitraum bezeichnen Mediziner als manische Episode. In den Phasen zwischen zwei Episoden zeigen Betroffene keine Anzeichen der Manie.
Manien im Kindes- und Jugendalter sind selten. Bei den meisten Betroffenen stellt sich die erste manische Episode bis zum 25. Lebensjahr ein.
Die Manie tritt manchmal in Kombination mit den Krankheitszeichen einer Schizophrenie auf. Mediziner sprechen dann von einer schizoaffektiven Psychose.
Hypomanie
Eine abgeschwächte Form der Manie, bei der die Stimmungsschwankungen aber immer noch deutlich über dem Normalzustand liegen, wird als Hypomanie bezeichnet. Nicht immer ist eine Hypomanie behandlungsbedürftig. Werden Betroffene und ihr näheres Umfeld durch die Symptome einer Hypomanie nicht grundlegend beeinträchtigt, ist keine Therapie notwendig.
Zustände, die einer Hypomanie ähneln, werden auch häufig von Personen berichtet, die unter Schlafmangel leiden, wie beispielsweise von Menschen mit Nacht- oder Schichtdienst.
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Was verursacht eine Manie?
Die genauen Ursachen der Manie sind nicht vollständig geklärt. Zurzeit wird die Ursache für eine Manie vor allem in einer Störung der Botenstoffe im Gehirn vermutet. Diese sogenannten Neurotransmitter sind für die Weitergabe von Nervenimpulsen verantwortlich. Bei einer Manie liegt in den meisten Fällen ein Ungleichgewicht dieser Transmitter vor. Die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin sind in höherer Konzentration als bei einem gesunden Menschen vorhanden.
Zudem beeinflussen mehrere Genveränderungen die Entstehung einer bipolaren Störung mit manischen Episoden. Allerdings sind diese Gene auch bei vielen gesunden Menschen verändert, sodass sie nicht als alleinige Ursache einer Manie infrage kommen. Selbst bei einer Veränderung dieser Gene müssen also weitere Faktoren hinzukommen, damit sich eine Manie entwickelt.
In vielen Fällen gehen einer manischen Episode Veränderungen oder bedeutsame Ereignisse im Leben der betroffenen Personen oder naher Angehöriger voraus. Das sind zum Beispiel Ereignisse wie:
- Jobwechsel
 - Arbeitslosigkeit
 - Das Ende einer Beziehung
 - Trauerfall
 - Umzug
 
Es ist aber auch möglich, dass eine Manie ohne ein auslösendes Ereignis entsteht.
Wie wird eine Manie festgestellt?
In den seltensten Fällen nehmen Betroffenen die Symptome der Manie selbst wahr. Manische Phasen werden eher als befreiend und bereichernd empfunden. Während einer manischen Episode fehlt meist jegliche Krankheitseinsicht. In der symptomfreien Zeit plagen die Betroffenen zwar häufig Schuld- und Schamgefühle, aber die Krankheit als solche anzuerkennen fällt den meisten sehr schwer. In der Regel sind es Angehörige, die zur Abklärung der Symptome motivieren.
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Obwohl die Manie eine manifeste und ernstzunehmende Erkrankung ist, wird sie nicht mit körperlichen Untersuchungen diagnostiziert. Eine Diagnose der Manie erfolgt durch Gespräche mit einem Hausarzt oder einem Psychiater sowie durch eine eingehende Befragung des Betroffenen und seiner Angehörigen. Für die Diagnosestellung ist es hilfreich, wenn Personen, bei denen eine Manie vermutet wird, ein Gefühlstagebuch oder einen Stimmungskalender führen.
Wie wird eine Manie behandelt?
Die Behandlung der Manie setzt sich meist aus zwei Bausteinen zusammen: der medikamentösen Behandlung und einer Psycho- oder Verhaltenstherapie.
Medikamentöse Behandlung
Um die akuten Symptome einer Manie zu mildern und neuen manischen Episoden vorzubeugen, werden Medikamente wie Lithiumpräparate, Antiepileptika oder atypische Neuroleptika verabreicht. Sie beeinflussen die Transmitteraktivität im Gehirn und lindern die Symptome. In der Akutphase der Manie kommen ausserdem Sedativa zum Einsatz. Sie dämpfen die Rastlosigkeit und gesteigerte Unruhe der Betroffenen.
Zur langfristigen Therapie einer Manie und vor allem zur Vermeidung eines Rückfalls (Rezidiv) nehmen die Betroffenen meist auch in der symptomfreien Zeit Medikamente wie beispielsweise Lithiumcarbonat ein.
Psychotherapie
Begleitend zur medikamentösen Behandlung erfolgt bei einer Manie eine Psycho- oder Verhaltenstherapie. Dabei lernen Betroffene, Frühwarnzeichen einer manischen Episode bei sich zu erkennen, stimulierende Reize während einer Manie zu vermeiden und mit einer akuten Krankheitsphase richtig umzugehen.
Betroffene werden dazu angehalten, ihren gewohnten Tagesablauf beizubehalten, normalen Tätigkeiten strukturiert nachzugehen und einen festen Schlafrhythmus zu behalten. So lassen sich während einer akuten Episode die Symptome verringern. Für das Umfeld wird der Umgang mit Betroffenen einfacher.
Wie lässt sich einer Manie vorbeugen?
Es ist nicht möglich, der Entstehung einer Manie vorzubeugen. Dennoch lassen sich Rückfälle und wiederholte manische Episoden durch eine gut eingestellte medikamentöse Therapie sowie die kontinuierliche Psycho- und Verhaltenstherapie vermeiden oder in ihrer Intensität abschwächen.
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