Psychiatrie im Wandel: Einblicke in Therapie, Sicherheit und Bildungsarbeit

Als vergleichsweise junge Disziplin strebte die Psychiatrie immer danach, neuesten medizinischen Standards in nichts nachzustehen. Messen lassen musste sie sich dabei vor allem an ihren Einrichtungen. Nach jedem medizinischen Fortschritt galten diese jedoch genauso schnell als veraltet, wie sie errichtet wurden. Die bayerischen Bezirkskliniken stellen daher eine Besonderheit dar. In wenigen Jahrzehnten vollzogen sie nach Entwicklung der medikamentösen Behandlung und neuer Klinik-, Therapie- und Pflegekonzepten einen Wandel zu Fachkrankenhäusern. Der andauernde Modernisierungsdruck wirft aber immer wieder Fragen zu Integration und Nachnutzung der alten Architektur auf.

Tiergestützte Therapie in der Psychiatrie

Das Buch zielt auf den Einsatz der Tiergestützten Therapie in der stationären Behandlung psychisch kranker erwachsener Menschen ab. Es besteht aus zwei Teilen: Der erste allgemeine Teil gibt ausgehend von einem geschichtlichen Überblick eine klare Bestimmung und Abgrenzung der verschiedenen Subtypen der Tiergestützten Interventionen. Es werden die Standards und die Qualitätssicherung für Anbieter im deutschsprachigen Raum dargestellt. Verschiedene allgemeine theoretische Ansätze zur Erklärung der Wirksamkeit der Tiergestützten Intervention werden diskutiert. Modelle der Interaktion von Mensch und Tier werden dargestellt.

Dabei geht ein Kapitel spezieller auf die Anwendung in einer stationären Einrichtung ein, darin wird dargestellt, was für den Einsatz von Tieren in Kliniken zu beachten ist, z.B. Hygiene und Unfallgefahr sowie rechtliche Aspekte. Außerdem gibt die Autorin einen Überblick über die Konzepte für Tiergestützte Interventionen mit verschiedenen Tierarten wie Hunden, Pferden, Lamas und Alpakas, Kleintieren und Insekten.

Im zweiten Teil wird ein konkretes Konzept für die Einführung Tiergestützter Interventionen in eine psychiatrische Klinik beschrieben. Hierzu werden zunächst allgemein die personalen, finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen dargestellt. Es wird beschrieben, welche Voraussetzungen für die Tiere geschaffen werden müssen. Diese allgemeinen konzeptuellen Überlegungen werden dann am Beispiel des Bezirksklinikums Mainkofen in Niederbayern konkretisiert. Es wird dargestellt, welche kurz-, mittelfristig- und langfristig geplanten Interventionen umsetzbar sind. Der praktische Nutzen dieses Buches zeigt sich darin, dass ein Teil der Konzepte bereits umgesetzt ist. Es soll auch andere Kliniken und deren Mitarbeiter anregen, eigene Konzepte zu entwickeln, und ihnen Mut machen, diese in der Praxis umzusetzen.

Neurorehabilitation: Ein ganzheitlicher Ansatz

Das große Praxisbuch bietet Grundlagen- und Praxiswissen, detailliert, kritisch, verständlich und an den Bedürfnissen der Patienten orientiert - ein rundum alltagstaugliches Arbeitsbuch für Teams, ein Lehrbuch für die Aus- und Weiterbildung. Der Schwerpunkt liegt auf einer ganzheitlichen, ICF-orientierten Betrachtungsweise des Patienten, bei der die Arbeit an der jeweiligen Aktivität und Partizipation im Vordergrund steht.

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Qualitätsmanagement und Evidenzbasierung führen nicht automatisch zu einer technokratischen Organisation von Interventionen, sondern können gut mit einer wertschätzenden Grundhaltung in einer autonomieorientierten partizipativen Arbeitsweise umgesetzt werden. So stellt das Buch einen inspirierenden Kontrapunkt zu einer durchrationalisierten und standardisierten Gesundheitsökonomie dar.

Sicherheit und Ausbrüche in psychiatrischen Einrichtungen

Vier Männer sind am Abend im niederbayerischen Straubing aus einer geschlossenen Klinik entflohen. Derzeit laufen umfangreiche Fahndungsmassnahmen, wie die Polizei mitteilte. Auch ein Hubschrauber und Suchhunde seien im Einsatz. Die Männer - zwei sind 28, die anderen 27 und 31 Jahre alt - gelten als «gefährlich», wie es hiess.

Bürgerinnen und Bürger wurden aufgerufen, keine Anhalter mitzunehmen und sich verdächtigen Personen nicht zu nähern. Stattdessen sollten sie den Polizeinotruf 110 wählen. Zwei der Männer seien wegen Drogendelikten und zwei wegen Diebstahls in der Klinik untergebracht, sagte ein Polizeisprecher. Für alle vier sei ein Entzug angeordnet worden.

Ersten Erkenntnissen nach sollen die Männer einen Mitarbeiter des Bezirkskrankenhauses Straubing bedroht und attackiert haben. Sie hätten ihn festgehalten und so die Öffnung der Pforte am Haupteingang erzwungen. Danach hätten sie den Mitarbeiter freigelassen und seien zu Fuss in Richtung des Stadtteils Alburg geflohen. Der Mitarbeiter sei in ein Krankenhaus gebracht worden.

Das Bezirkskrankenhaus Straubing ist nach eigenen Angaben eine Fachklinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie und erfüllt den gesetzlichen Auftrag des Massregelvollzuges unter der Trägerschaft des Bezirkes Niederbayern. Für dort untergebrachte Personen gibt es 230 Therapieplätze.

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Erst vergangene Woche war ein Insasse des Bezirkskrankenhauses Mainkofen im niederbayerischen Deggendorf geflohen - allerdings während eines begleiteten Freigangs.

Pädagogik in der Forensischen Psychiatrie

Prekäre Bildungsbiographien gehören oftmals zu den zentralen bearbeitungsbedürftigen Defiziten von psychisch kranken Straftäter·innen. Obgleich eine grundsätzliche Zustimmung und empirische Nachweise hinsichtlich der Notwendigkeit und Effektivität von intramuraler Bildungsarbeit existieren, hat sich ein einheitliches pädagogisches Hilfskonzept in der Forensischen Psychiatrie in Deutschland noch nicht etablieren können. Zudem fehlen ausführliche Erfahrungsberichte aus der Praxis.

Dieses Handbuch des Bundesverbands Pädagogik in der Forensik (MRV) e. V. möchte ebendiese Lücke schließen und sichtbar machen, wie unterschiedlich sich die intramurale pädagogische Arbeit im MRV gestaltet.

Schwerpunkte sind Alphabetisierung und Grundbildung, Schulabschlüsse, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Musik, EDV-Kurse und Aufbau einer Patientenschule mit dem Ziel Schulabschlüsse der Mittelschule (Qualifizierender Abschluss und Mittlere Reife).

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