Die Herkunftsangaben unter den Gesängen weisen auf die Verfasserschaft und Erstveröffentlichung bzw. älteste Quelle hin. Eine Jahreszahl in Klammern bedeutet, dass das Lied wahrscheinlich in diesem Jahr entstanden ist. Eine Reihe von Liedern stammt von mehreren Autoren oder aus verschiedenen Zeiten und Orten. Die Aufzählung solcher Angaben spiegelt den Weg der Überlieferung, den ein Lied durchlaufen hat.
Tempo und Grundschlag richten sich nach verschiedenen Gegebenheiten: Charakter von Text und Melodie, Grösse und Art des Raums, Anzahl der Singenden, Anlass, Absicht. Als Grundmass dient die über die Taktbezeichnung gesetzte Grundschlagangabe. Dabei berücksichtigen wir fliessende Übergänge zwischen dem Viervierteltakt und dem Halbegrundschlag.
Die Sprache der Lieder wurde sorgfältig geprüft, insbesondere auch im Blick auf den Sprachwandel und das unterschiedliche Empfinden gegenüber altertümlichen Formulierungen. Die ursprüngliche Stimme der Autorinnen und Autoren wird so weit wie möglich respektiert und ihre ausgeprägte und meist bibelnahe Bildsprache nicht angetastet. Zeitgenössische Autorinnen und Autoren wurden gebeten, eine Sprache zu wählen, die sich für eine Vielfalt von Gottesbildern offen hält und niemanden ausschliesst. So wurden alle neuen Liedtexte, die gegen die inklusive Sprache verstossen, den Autoren und Autorinnen zur Neubearbeitung zurückgegeben (143, 504). In einzelnen Fällen wurde in ökumenischer Absprache der Begriff «Herr» - falls er sich nicht auf Jesus Christus bezieht - durch «Gott» (304, 571) oder eine andere Umschreibung ersetzt. Wir glaubten auf diese Weise feministischen Kritiken entgegenkommen zu sollen, wo textliche Änderungen problemlos möglich waren.
Damit Kinder ihren Platz in der normalen Gottesdienstgemeinde leichter finden, sind einige wenige Dialektlieder aufgenommen worden. Einen ersten Überblick über die Vielfalt der musikalischen Formen bietet bereits das alphabetische Inhaltsverzeichnis im KG. Christus ist erstanden!
Gattungen und Formen
Der neun Gattungen umfassende Raster ist grobmaschig, erlaubt aber dennoch, ähnlich lautende Inzipits dem richtigen Gesang zuzuordnen. In diesem Raster scheinen die Psalmen nicht auf. Sie werden in einem eigenen Verzeichnis aufgeführt.
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Eine sehr offene Gattung sind die «nichtliedmässigen Gesänge» (Gs). Sie umfassen viele unterschiedliche Gesänge, die nicht als eigentliche Strophenlieder bezeichnet werden können, z. B. diverse Gesänge von Taizé, Rufe, Akklamationen, durchkomponierte Propriumsgesänge (Gloria, Credo), Dialoge, liturgische Stücke usw. Die erwähnten Kürzel betrachten die Gesänge aus einer funktionalen Optik. Anders zeigt sie sich aus einer zeitgeschichtlichen Persepktive. Sie verdeutlicht vor allem, wie Gattungen entstehen und sich weiter entwickeln.
- Gregorianik: Drei Messen → 58-173, div.
 - Cantica → vgl. S.
 - Kyrie-Tropen (Kyrie-Litanei) → 30. 4 (6 mal), 60 → vgl. S.
 - Leisen: 10 Lieder → vgl. S.
 - Kontrafakturen (weltl. Lied wurde zum geistl. 16. Jh.)
 
Historische Entwicklung des Liedguts
Reformation
In der Reformation wird das Lied zum katechetischen Vehikel. Der Buchdruck unterstützt die Breitenwirkung.
17. Jahrhundert
Becker-Psalter (luth. 17. Jh.). Sie ist geprägt von den Schrecken des 30jährigen Krieges. Weltflucht und Sinnenfreude. Zeit fruchtbarsten Liedschaffens. 21 Melodien aus diesem Jahrhundert wurden im 20. Jh. noch verwendet.
18. Jahrhundert
In katholischen Gesangbüchern ist der pietitische Einfluss geringer als in der ref. Aufklärung. Kritische Vernunft als oberstes Prinzip: Toleranz, Gewissensfreiheit. Pflichterfüllung. Lieder sind oft belehrend und moralisierend. Neubereimung von Lobwasser durch Matthias Jorissen. → 520, 531; Chr. Liedbestand aus dem 18. Jh.
19. Jahrhundert
Durch ein neues Geschichtsbewusstsein wird das wertvolle Liedgut früherer Epochen wiederentdeckt. Heinrich Bone → 356, 765; Fr. H. Ranke → 335; A. W. Vier Lieder aus Franz Schuberts Deutscher Messe → 47, 83, 110, 129 (Textbearbeitung unter Beibehaltung des Inzipts von G. Witzig).
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20. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert erbrachte dem KG den grössten Gesangsanteil (rund 200 Gesänge, davon sind ca. 150 neu). Ein kleiner Teil hat seine Wurzeln in der Jugend- und Singbewegung nach dem 1. Weltkrieg, mehrheitlich aber hat das Singgut seinen Ursprung in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Lieder entstanden aus aktuellem Anlass (Kirchentage, Jugendgottesdienste), aber auch im Zug neuer Kirchengesangbücher: EKG 1954, GL 1975, EG 1993 und zahlreicher freikirchlicher Publikationen. Darunter gibt es einige Übertragungen aus nicht deutschsprachigen Ländern.
Einige wichtige Autoren des 20. Jahrhunderts sind:
- Fr. Dörr (10)
 - S. Ellingsen (2)
 - A. Frostenson (2)
 - J. Henkys (5)
 - M. Jenny (8)
 - K. Marti (5)
 - H. Oosterhuis (6)
 - K. Rommel (10)
 - K. Rose (5)
 - S. Walter (5)
 - G. Thurmair (11)
 - M. L. Thurmair (25)
 - D. Trautwein (5)
 - L. J. Berthier (7)
 - H. Beuerle (5)
 - L. David (6)
 - Fr. Gottschick (3)
 - B. Huijbers (3)
 - J. Petzold (6)
 - H. Rohr (18)
 - P. Ruppel (8)
 - J. Seuffert (6)
 - M. Schlenker (4)
 - R. Schweizer (2)
 
Formen und Gattungen im Detail
Die Lieder können nach unterschiedlichen Kriterien aufgelistet werden: So beispielsweise nach zeitlicher Herkunft, nach Formen und Gattungen, nach ihrer Funktion usw. Im Folgenden wählen wir die Perspektive «Formen und Gattungen». Hinweise dafür sind Begriffe oder Kürzel wie: Kehrvers (Kv), Refrain (Rfr) und V/A. Damit werden nicht nur Formabläufe genauer bezeichnet, sondern Anstösse für diffenziertere Ausführungsmöglichkeiten angedeutet. Das liturgische Grundgesetz vom dialogalen Austausch (Psalm, Psalmodie, Leitvers) ist auch im Lied wiederum vermehrt ein Thema. Er ist nicht neu, in der Unterhaltungsmusik ist er allgegenwärtig. Ein Schlager schlägt ein, wenn der Refrain hinhaut (Der Begriff «Schlager» wird davon abgeleitet). Im responsorialen Singen (vgl. Kehrvers, Refrain) wird eine «psychodynamische Komponente» spürbar und wirksam: Das Singen wird interessanter, lebendiger, entlastender.
Das «Auf-einander-zu» ist wie alles liturgische Tun auf der Zeichenebene zu sehen. Erfahrungsgemäss dieses Zeichen im gemeinsamen Singen noch direkter und unmittelbarer als andere Zeichen, weil es schon im Formablauf gegeben ist. V singt dann in der Regel den Vordersatz bis zum Mittelteil (oft Dominante), A singen den zweiten Teil bis zum Schluss (mit der Kadenz auf dem Grundton). Es gibt Lieder, in denen die Melodie ganz gezielt einer Textstruktur folgt, die in allen Strophen gleich angelegt ist und einen Wechsel zwischen den Ausführenden nahezu aufdrängt.
- 203: V ruft ein Jesus-Wort in Erinnerung - A fügen daraufhin eine Bitte an.
 - 425: In den Strophen erklingen die Improperien - im Refrain folgt der Bittruf: « Heiliger Gott! Heiliger starker Gott!»
 - 5: A singen einen Segenswunsch - V konkretisiert den Segenswunsch.
 
Einzelne Liedkompositionen greifen Liedmotive akklamatorisch auf. In manchen Fällen empfiehlt sich ein Wechsel zwischen V und A, weil die Gemeinde mit einem Teil des Liedes überfordert sein könnte, z. B. KG 68 Aus der Erfahrung mit der Vorauspublikation im Faszikel 94 (1994) weiss man, dass die beiden Synkopen im Vordersatz mit einer Gemeinde kaum zu schaffen sind. Der Nachsatz hingegen ist leicht und problemlos. Ein Wechsel ist hier auch textlich angebracht: V singt das Bekenntnis - A singen die Bitte. 205 dürfte der Intervalle wegen im V-Teil für die Gemeinde sehr schwierig sein, obwohl die Begleitung die modulatorische Passage stützt.
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In vielen liturgischen Gesängen ist die Ruf-Antwortstruktur im Wesen der Sache grundgelegt. So beispielsweise in allen Akklamationen (z. B. Amen, Halleluja) und Dialogformen (z. B. Im KG finden sich 8 Kyrie-Litaneien, die alle nach dem gleichen Schema (nach dem greg. Kyrie XVI) gebaut sind. V singt den Tropus - A singen das Kyrie bzw. Eine ähnliche Kyrie-Litanei bringt auch Nr. 60 mit acht verschiedenen Litaneiblöcken für verschiedene Zeiten und Anlässe im Kirchenjahr. Die Auswahl der Tropen in den einzelnen Blöcken steht frei, man muss also nicht eine sechsfache Form wählen. Auf wechselseitiges Singen sind auch die freieren Kyrie-Litaneien 61-65 angelegt.
Auch andere Ordinariumsgesänge kennen aus langer Tradition den Wechselgesang. Vor durchkomponierten Gloria- und Credo-Gesängen scheuen viele Gemeinden zurück. Wir haben deshalb die Lösung der akklamatorischen Rufe aufgenommen, wie sie GL seinerzeit verwirklicht hat. Im Gloria 82 heisst der Ruf: «Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an». Im Credo 94: «Amen, wir glauben». Sogar ein Sanctus (117) baut einen Gemeinderuf ein («Hosanna dir in der Höhe»). Gloria (akklamatorische Antwort: Wir loben dich . . . Eigentlich dienen Wiederholungen immer der Intensivierung. In Einzelfällen ist kein anderer Grund ersichtlich; ein zwingender Grund ergibt sich oft aus der Komposition nicht.
133: Die archaisch wirkende Melodie ist nach einem Vortrag durch V leicht nachzusingen. Möglicherweise stammt sie schon aus dem 13. Jh. Sie soll (nach W. Bäumker) 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld von deutschen Heer gesungen worden sein. So ist es denkbar, dass die des Lesens Unkundigen durchaus diese Form des Singens kannten. «Ihr werdet die Kraft des hl. Es fällt auf, dass nur Schöpfungen seit dem 20. Jahrhundert diese Form verwenden. Die ursprüngliche Herkunft von der Psalmodie scheint noch in einigen Stücken durch (39, 536, 538). Ihrer Einprägsamkeit wegen wird diese Form gern bei kindernahen Liedern verwendet (76, 180, 510, 581). Grundsätzlich wird man den Leitvers in all diesen Liedern gleich behandeln wie in der Psalmodie: Der Vorsänger singt den Kehrvers vor, die Gemeinde repetiert ihn, danach wird er nach jeder Strophe von der Gemeinde unvermittelt aufgenommen. In den meisten Gesängen drängt sich eine Solo- oder Chorausführung der Strophen auf.
Der Refrain
Dem Refrainlied ist seit dem 12. Jahrhundert in der ganzen Liedgeschichte zu begegnen. Der Refrain steht bereits in den Psalmen (z. B. gen Gesängen in hohem Ansehen. Auch die Gregorianik kennt ihn (Karfreitags-Improperien). Prozessionshymnen weisen häufig einen Refrain auf. In einem weiteren Sinn refrainartig sind die Responsorien und der Einschub einer Antiphon zwischen die Psalmverse, wie dies heute noch im Invitatorium der Fall ist. Die Leisen sind Zeugen der frühen Bedeutung des Refrains im Kirchenlied. Die Wirkung des Refrains lässt sich sehr gut in der Unterhaltungsmusik aufzeigen. Im Jazz spielt der «Chorus» eine wesentliche Rolle. Im Schlager ist der zum allgemeinen Mitsingen geeignete Refrain die Hauptsache der Komposition.
Untersucht man die einzelnen Refrains etwas genauer, ist ihre Funktion und Intention offenbar nicht immer dieselbe. Die Cantiones (14./15. Jh.: 345, 347) und Melodien des 18. Jh. (350) gehen damit anders um. Im Durchschnitt aber geht es meist um den einprägsamen Kerngedanken, den das Lied vermitteln möchte (335: «Kommt, lasset uns anbeten. . . »; 763: «Patronin voller Güte, uns allzeit behüte». ). Über die Ausführung eines Refrainslied sagt die Gattung noch nichts aus. Im konkreten Fall legt die Form einen Wechsel zwischen V und A nahe (345, 347). Manchmal ist bei der Einführung eines neuen Liedes die schrittweise Aneignung der Melodie eine Hilfe. Die Gemeinde singt dann beispielsweise nur den Refrain und erst allmählich das ganze Lied. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die Form etwas mehr zu betonen. Z. B. 445/447: Der Chor singt mehrstimmig die Strophen, die Gemeinde singt einstimmig das markante Halleluja.
Leih-Melodien
Für liturgische Anlässe (Taufe) oder Feste (Heilige, Engel), die für die Gemeinde oder Gruppen eher selten sind, werden öfters sog. Leih-Melodien verwendet, d. h. Melodien von bereits bekannten und eingesungenen Liedern. Der Grund, weshalb Melodien austauchbar sind, ist die gleiche Strophenform. In zwei Fällen gibt das KG einen entsprechenden Hinweis: 333 «Ich steh an deiner Krippe hier» (J. S. Bach) kann auch mit der Melodie 356 (von M. Luther) gesungen werden. Die selten gebrauchte Melodie 358 «Ein Stern ist aufgegangen» kann auch durch die Leih-Melodie 305 (Es kommt ein Schiff geladen) ersetzt werden. Dies macht im weihnachtlichen Festkreis noch einigermassen Sinn. Im Übrigen aber ist wegen des geprägten Charakters von Liedern grosse Vorsicht geboten.
In der folgenden Liste findet sich eine Zusammenstellung des meist verwendeten Metrums im KG. Es ist dies die sog. «Ambrosianische Strophe», ein achtsilbiger Vierzeiler. Da mag es durchaus einmal angezeigt sein, mangels eines zeitgeprägten Hymnus in der Laudes oder Vesper ein geeignetes Lied zu wählen, das unter die Ambrosianische Hymnusmelodie Nr. 262 oder Nr. 284 passt. Beispielsweise an einem Kreuzfest Nr. 212, oder an Ostern Nr. 443.
Neues Geistliches Lied (NGL)
Eine scharfe Definition für das NGL gibt bis heute nicht. Am besten lässt sich das Gesangsgut nach seiner Herkunft beschreiben: Kirchentagslieder, Lieder aus der Jugendgewegung, Gesänge aus Taizé und ostkirchliche Anleihen, Lieder aus der grenzüberschreitenden Ökumene usw. Die Gesänge verbindet auch kein einheitlicher Stil. Neben einfacher Mehrstimmigkeit aus Taizé und der Ostkirche, finden sich rhythmische anspruchsvollere, gelegentlich leicht swingende Gesänge, Übernahmen aus andern Ländern und Sprachen, herbe Kirchentonartlichkeit neben Zugeständnissen an zeitgenössische Ohrenfälligkeit.
Breit gesteut ist in dieser Gattung auch die formale Palette: Die bislang im Kirchengsang spärlich vertretene Gattung des Kanons (im KG 53 Stücke) eröffnet ein breites Verwendungsfeld. Inzipit-Kanons eröffnen oder durchsetzen ein Stophenlied, rufähnliche Kanons, Kanons als Leitverse, als Akklamationen oder meditative Einschübe bereichern den Gemeinde- und Chorgesang. Die bereits angesprochenen responsorialen Singformen bieten neben dem Refrainlied Anreiz in kurzen oder längeren Rufen, tropierten Formen, Singsprüchen usw. Bei der Durchsicht der neuen Lieder fallen öfters auch sowohl eine neue Sprache und wie auch neue Thematiken auf, z. B. Die weltweite Ökumene zeigt sich in allen Gesangbüchern vermehrt auch durch Liedübernahmen (Übertragungen) aus andern Ländern.
«Abraham, Abraham. . . M: Franz. T. M: J. M: J. M: J. M: J. M: J. T: L. M: J. Ihr werde die Kraft des hl.