Längere Depressive Reaktion: Definition, Ursachen und Behandlung

Stressassoziierte und affektive Erkrankungen beziehen sich auf psychische Störungen, die stark mit Stress und emotionalen Veränderungen verbunden sind. Diese Erkrankungen können durch chronischen Stress, traumatische Ereignisse oder emotionale Belastungen ausgelöst oder verschlimmert werden. Zu den affektiven Erkrankungen zählen insbesondere Störungen, die mit Stimmungsschwankungen einhergehen, wie Depressionen oder bipolare Störungen.

Was sind stressassoziierte und affektive Erkrankungen?

Stressassoziierte und affektive Erkrankungen sind komplexe psychische Störungen, die durch verschiedene innere und äussere Faktoren beeinflusst werden. Eine frühzeitige Diagnose und eine ganzheitliche Behandlung, die sowohl psychotherapeutische als auch medikamentöse Ansätze umfasst, sind entscheidend, um das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern und langfristige Folgen zu vermeiden.

Stressassoziierte Erkrankungen

Stressassoziierte Erkrankungen entstehen durch langanhaltenden oder intensiven Stress. Diese können sowohl körperliche als auch psychische Symptome verursachen.

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): PTBS tritt nach traumatischen Erlebnissen wie Unfällen, Kriegserfahrungen, körperlicher Gewalt oder Missbrauch auf. Typische Symptome sind Flashbacks, Albträume, Vermeidungsverhalten und übermässige Erregung (Hyperaraousal). Betroffene fühlen sich oft emotional taub oder entfremdet.
  • Akute Belastungsstörung: Ähnlich wie PTBS tritt diese Störung kurz nach einem traumatischen Ereignis auf und hält nur für einige Tage oder Wochen an. Sie kann sich jedoch zu einer PTBS entwickeln, wenn sie nicht behandelt wird.
  • Anpassungsstörung: Eine Anpassungsstörung tritt als Reaktion auf belastende Lebensereignisse auf, wie etwa den Verlust eines geliebten Menschen, Scheidung oder Arbeitsplatzverlust. Die Symptome umfassen Angst, Depression, Reizbarkeit und ein Gefühl der Überforderung.
  • Burnout-Syndrom: Burnout entsteht durch chronischen beruflichen oder sozialen Stress. Es ist gekennzeichnet durch emotionale Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit und eine zunehmende Distanzierung von der Arbeit oder dem sozialen Umfeld. Burnout ist stark mit Überforderung und einem Mangel an Erholung verbunden.

Affektive Erkrankungen

Affektive Erkrankungen betreffen das emotionale Erleben und die Stimmung.

  • Depression: Depression ist eine der häufigsten affektiven Störungen. Sie ist gekennzeichnet durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen, Appetitveränderungen und manchmal auch Suizidgedanken. Depression kann sowohl durch Stress ausgelöst als auch durch eine genetische Prädisposition begünstigt werden.
  • Major Depression: Dies ist eine schwere Form der Depression, die länger als zwei Wochen anhält und die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen, erheblich beeinträchtigt.
  • Dysthymie (Persistierende Depressive Störung): Dysthymie ist eine weniger schwere, aber chronische Form der Depression, die über Jahre hinweg bestehen kann.
  • Bipolare Störung: Die bipolare Störung ist durch extreme Stimmungsschwankungen gekennzeichnet, die zwischen manischen Phasen (übermässig gehobene oder gereizte Stimmung, erhöhte Energie, Impulsivität) und depressiven Phasen wechseln. Diese Schwankungen können das soziale Leben und die Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen.
  • Zyklothymie: Zyklothymie ist eine mildere Form der bipolaren Störung, bei der die Stimmungsschwankungen weniger extrem, aber über längere Zeiträume hinweg anhaltend sind.

Ursachen von stressassoziierten und affektiven Erkrankungen

Die Ursachen sind multifaktoriell und beinhalten eine Kombination von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren:

Lesen Sie auch: Johanniskraut: Anwendung bei depressiven Verstimmungen

  • Biologische Faktoren: Genetische Veranlagung, Neurotransmitter-Ungleichgewichte (wie Serotonin, Dopamin und Naradrenalin), hormonelle Veränderungen (z. B. in der Stressachse mit Cortisol) spielen eine Rolle.
  • Psychologische Faktoren: Traumatische Erlebnisse, chronische Überlastung, negative Denkmuster und ein Mangel an Bewältigungsmechanismen.
  • Soziale Faktoren: Familiäre, berufliche und finanzielle Probleme, Mobbing, soziale Isolation oder belastende Lebensumstände können die Entwicklung dieser Störungen begünstigen.

Diagnostik

Ein Arzt oder Psychotherapeut führt ein ausführliches Gespräch über die Symptome, die Dauer der Beschwerden und mögliche Auslöser. Zudem werden psychologische Tests wie Fragebögen und ein strukturiertes Interview zur Bestätigung der Diagnose durchgeführt. Um körperliche Ursachen (wie hormonelle Störungen oder neurologische Probleme) auszuschliessen, werden oft Bluttests oder bildgebende Verfahren durchgeführt.

Behandlungen

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze für stressassoziierte und affektive Erkrankungen:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der effektivsten Methoden, um mit stressassoziierten und affektiven Störungen umzugehen. Sie hilft den Betroffenen, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern.
  • Traumatherapie: Traumatherapie ist bei PTBS und akuten Belastungsstörungen besonders wirksam.
  • Medikamentöse Behandlung:
    • Antidepressiva werden häufig zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt.
    • Stimmungsstabilisatoren und Antipsychotika werden bei bipolaren Störungen eingesetzt, um die Stimmungsschwankungen zu regulieren.
  • Stressbewältigungsstrategien: Stressbewältigungsstrategien wie Achtsamkeit, Meditation, Progressive Muskelentspannung und Yoga können helfen, die physiologischen und psychischen Auswirkungen von Stress zu reduzieren.
  • Soziale Unterstützung: Ein stabiles soziales Netzwerk und Unterstützung durch Freunde, Familie oder Selbsthilfegruppen sind entscheidend für die Genesung.

Häufige Fragen

  • Welche Rolle spielt das Gehirn bei affektiven und stressassoziierten Erkrankungen? Das Gehirn ist massgeblich an diesen Erkrankungen beteiligt. Ungleichgewichte in Neurotransmittern mit Serotonin, Dopamin und Noradrenalin können Stimmungsschwankungen und emotionale Störungen auslösen. Bei stressassoziierten Erkrankungen wird oft eine Überaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenfinden-Achse (HPA-Achse) beobachtet, die den Körper in einen dauerhaften Alarmzustand versetzt und zu physischen und psychischen Symptomen führt.
  • Können stressassoziierte und affektive Erkrankungen geheilt werden? Viele Menschen können durch eine angemessene Behandlung eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome erfahren oder sogar vollständig genesen. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass einige Erkrankungen chronisch verlaufen können, weshalb eine kontinuierliche Behandlung und Stressbewältigung entscheidend sind, um Rückfälle zu vermeiden.
  • Wann sollte ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen? Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld über einen längeren Zeitraum hinweg an Symptomen wie Traurigkeit, Angst, anhaltenden körperlichen Beschwerden, Schlafstörungen oder einer erheblichen Beeinträchtigung des Alltags leiden, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Besonders wichtig ist dies, wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid auftreten.

Reaktive Depression

Manchmal versetzt uns das Leben einen schweren Schlag, der unserer Seele stark zusetzt. Gewalterfahrungen oder Mobbing können eine reaktive Depression auslösen. Weltweit sind über zehn verschiedene Arten von Depression mit unterschiedlichen Symptomen bekannt. Die reaktive Depression - auch situative oder anpassungsbedingte Depression - ist eine davon. Sie unterscheidet sich von anderen Formen der psychischen Erkrankung durch ihr Auftreten im Zusammenhang mit belastenden Lebensereignissen. Dazu gehört auch der Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden.

Wie entsteht eine reaktive Depression?

Menschen reagieren unterschiedlich auf schwierige Situationen. Es ist wichtig, dass man sich professionelle Hilfe sucht, sobald einige der genannten Beschwerden auftreten.

Diagnose und Behandlung

Eine genaue Diagnose gestaltet sich bei einer reaktiven Depression kompliziert, ist jedoch entscheidend für eine wirksame Behandlung. Psycholog:innen oder Psychiater:innen sind in der Lage, eine genaue Diagnose zu stellen, indem sie andere Erkrankungen ausschliessen. Daraus entwickeln sie einen individuellen Behandlungsplan. Für die erfolgreiche Behandlung einer reaktiven Depression kommen entweder verschiedene Formen der Psychotherapie und/oder Medikamente zum Einsatz. In der Therapie soll die konkrete Ursache identifiziert werden und die Sichtweise der Patient:innen verändert werden, sodass negative Gedanken ins Positive umgedeutet werden. Für die medikamentöse Behandlung haben sich Antidepressiva bewährt, die die Balance des Hirnstoffwechsels wiederherstellen.

Lesen Sie auch: Behandlung depressiver Verstimmungen

Weitere Informationen zu Depressionen

Eine Depression ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen sich niedergeschlagen, freudlos und ohne Antrieb fühlen. Dazu kommen häufig Symptome wie ein geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche. Depressionen beeinträchtigen die Betroffenen in der Regel stark, schränken ihren Alltag ein, belasten Liebesbeziehungen und führen bei manchen Patienten zur Arbeitsunfähigkeit - im schlimmsten Fall sogar zum Suizid.

Häufigkeit von Depressionen

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erleiden jedes Jahr etwa sieben Prozent der Bevölkerung in Europa eine Depression. Werden Angstzustände und leichtere Formen der Depression hinzugerechnet, betreffen diese Störungen jeden vierten Europäer.

Arten/Formen der Depression

Es gibt verschiedene Formen der Depression. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Art und Häufigkeit der Symptome, die Ursache sowie durch persönlichkeitsspezifische Merkmale:

  • Unipolare Depression: Hierbei treten typische Depressionssymptome wie Traurigkeit und Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten auf.
  • Bipolare Depression: Bei einer bipolaren Depression oder bipolaren Störung wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab.
  • Dysthymie: Bei der Dysthymie sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, aber über einen langen Zeitraum vorhanden. Daher wird diese Form auch als "chronische Depression" bezeichnet.
  • Winterdepression: Manche Menschen sind nur in der dunklen Jahreszeit depressiv, aber dafür jedes Jahr wieder.
  • Depressionen bei Kindern und Jugendlichen: Sie zeigt sich bei ihnen oft durch Symptome wie Traurigkeit, Rückzug, aber auch Wutanfälle.
  • Altersdepression: Das Ausscheiden aus dem Berufsleben und das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, stürzt so manchen in eine Leere.
  • Postnatale Depression: Bei manchen Frauen entsteht eine Depression nach der Geburt.
  • Agitierte Depression: Eine agitierte Depression äussert sich in ängstlicher Getriebenheit.
  • Atypische Depression: Im Unterschied zur klassischen Ausprägung einer Depression lässt sich die Stimmung bei der atypischen Depression durch positive Ereignisse verbessern.
  • Endogene und exogene Depression: Noch vor einigen Jahren hat man Depressionen abhängig von den vermuteten Ursachen in endogene und exogene Depressionen unterteilt. Diese Begriffe sind heute in der Fachwelt nicht mehr üblich, aber ansonsten noch weit verbreitet.

Verlauf und Prognose

Depressionen verlaufen individuell ganz unterschiedlich. Den meisten Menschen, die unter einer Depression leiden, hilft eine konsequente Behandlung gut. Die Therapie ermöglicht es, depressive Episoden zu durchbrechen oder vollkommen abklingen zu lassen. Eine Depression gilt als heilbar. Unbehandelt ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass eine Depression über Monate oder Jahre bestehen bleibt. Das gilt insbesondere für schwere Depressionen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten. Etwa die Hälfte der Menschen, die einmal eine depressive Episode durchlebt haben, erleidet einen Rückfall. Bei Betroffenen mit einer schweren Depression sind es 75 Prozent. Mit jedem Rückfall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere depressive Phasen auftreten. Besonders schwer zu heilen sind chronische Depressionen. Sie werden nicht selten zum lebenslangen Begleiter und bedürfen ständiger Behandlung.

Vorbeugung

Es gibt viele Faktoren, die eine Depression begünstigen. Nicht alle lassen sich ausschalten. Um die eigene psychische Gesundheit zu stärken und damit womöglich das Risiko einer Depression zu verringern, empfiehlt es sich, Stress zu reduzieren. Auch ein stabiles soziales Netzwerk wirkt schützend. Pflegen Sie daher regelmässig Kontakt zu Freunden und tauschen Sie sich über Sorgen und Probleme aus. Sport und regelmässige Bewegung haben sich in der Therapie von Depressionen bewährt und leisten einen Beitrag, um der Entstehung einer Depression vorzubeugen.

Lesen Sie auch: Umgang mit Depression in Beziehungen

Anpassungsstörungen

Einschneidende Lebensveränderungen oder belastende Lebensereignisse lösen bei den meisten Menschen Stresserleben aus. Darüber hinaus können ein Gefühl der Bedrängnis und emotionale Beeinträchtigungen auftreten, welche die sozialen Funktionen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und dadurch die Anpassung an schwierige Lebenssituationen behindern. Wenn Sie nach einem belastenden Ereignis Trauer, Hilflosigkeit oder andere negative Gefühle empfinden, ist das eine ganz normale Reaktion. Wenn solche Gefühle aber so stark überhandnehmen, dass Sie Ihnen Ihre Handlungsfreiheit rauben, handelt es sich möglicherweise um eine Anpassungsstörung. Der Übergang zwischen normaler Reaktion und Erkrankung ist fliessend und definiert sich über den persönlichen Leidensdruck und die Beeinträchtigung der Funktions- und Leistungsfähigkeit.

Anpassungsstörungen zählen zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Bei bis zu 30% aller Patienten, welche sich in psychiatrische Behandlung begeben, wird diese Diagnose gestellt. Genaue Daten zur Häufigkeit von Anpassungsstörungen in der Bevölkerung gibt es allerdings nicht.Anpassungsstörungen sind immer Reaktionen auf eine konkrete Belastung. Kritische Lebenssituationen erfordern von jeder betroffenen Person Anpassungsleistungen. Ob während diesem Bewältigungsprozess relevante psychische Beschwerden auftreten, hängt nach heutigem Wissensstand von verschiedenen Faktoren ab. Letztlich geht es dabei um die Balance zwischen individuellen Belastungs- und Schutzfaktoren: Überwiegen erstere zulasten der letzteren, steigt das Erkrankungsrisiko. Auslöser für Anpassungsstörungen sind vielfältig. Nicht immer handelt es sich dabei um akute, heftige Stressoren, oft führen auch weniger schwere, jedoch langanhaltende Belastungssituationen zu Erschöpfung und Leidensdruck. Ob ein Ereignis zur Belastung wird, hängt stark von der subjektiven Bewertung ab. So kann etwa eine Pensionierung für die eine Person eine Belastung und für die andere eine Entlastung darstellen.

Wenn Sie unter einer Anpassungsstörung leiden, ist Ihnen also meist bewusst, was Sie belastet. Die Gedanken an das auslösende Ereignis lassen Sie nicht mehr los. Immer mehr Raum nehmen Gefühle ein, die mit Ängsten, Sorgen und Hilflosigkeit zu tun haben können. In jedem Fall sind es belastende Gefühle, die Ihnen Ihre Unbeschwertheit nehmen. Diese Beschwerden können einzeln, in Kombination und in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Die Symptome sind nicht spezifisch, das heisst, sie finden sich auch bei anderen psychischen Krankheitsbildern. Wenn bei Ihnen der Verdacht auf eine Anpassungsstörung besteht, werden wir Sie zunächst nach Ihrer Vorgeschichte, insbesondere nach Belastungsfaktoren, und nach Ihren Beschwerden fragen. Um andere psychische Erkrankungen ausschliessen zu können, werden wir Sie auch nach Symptomen fragen, die bei Ihnen nicht auftreten. Gelegentlich ergänzen wir unsere Diagnostik mit standardisierten Fragebogen.

Anpassungsstörungen haben bei früher Diagnosestellung in der Regel eine gute Prognose und können vollständig abklingen. Wichtig: Vorübergehender Lebensüberdruss oder auch Suizidgedanken sind bei Anpassungsstörungen nicht selten. Falls Sie unter Suizidgedanken leiden sollten, verschweigen Sie diese bitte keinesfalls. Nur so können wir gemeinsam mit Ihnen herausfinden, wie Sie mit dieser schwierigen Situation bestmöglich umgehen können und welche Form von Hilfe zum jeweiligen Zeitpunkt am sinnvollsten ist. Wir können Patienten und Patientinnen nur vor Ort auf der Notfallstation behandeln.

Somatoforme Störungen

Somatoforme Störungen machen sich bemerkbar durch körperliche Beschwerden, die die betroffene Person sehr klar beschreiben kann, für die es aber bei medizinischer Untersuchung keine organische Ursache gibt. Auffallend bei somatoformen Störungen sind wiederholte Arztbesuche der Betroffenen mit der Aufforderung nach gründlicher Anamnese. Ein negatives Ergebnis bringt die Erkrankten dazu, frustriert die nächste Ärztin oder den nächsten Arzt aufzusuchen, mit deren Diagnose sie dann wieder unzufrieden sind. Die Betroffenen fühlen sich unverstanden und werden zunehmend verzweifelt. Ihr Krankheitsbild besteht oft schon über Jahre, depressive Zustände oder Depressionen können sich entwickeln haben, bis das Thema endlich von der psychischen Seite angegangen wird.

Somatoforme Störungen machen sich mit verschiedensten Krankheitsanzeichen bemerkbar. Meist handelt es sich um Symptome, die vom vegetativen Nervensystem ausgehen, also von der betroffenen Person nicht willentlich gesteuert oder kontrolliert werden können. Manche Erkrankte klagen auch über Schweißausbrüche, Hitzewallungen oder allgemeine Unruhe. Die Hypochondrische Störung betrifft Männer wie Frauen. Obwohl körperlich gesund, sind sie davon überzeugt, an einer schwerwiegenden Krankheit zu leiden. Sie überinterpretieren bestimmte körperliche Symptome und sind mit den Diagnosen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte immer unzufrieden. Bei einer Somatisierungsstörung haben die Erkrankten anhaltende Beschwerden wie Müdigkeit, Magen-, Darm-, Blasen- oder Herzbeschwerden. Die Leiden halten seit mindestens einem halben Jahr an und die Störungen werden vom vegetativen Nervensystem verursacht. Bei der Somatoformen Schmerzstörung klagen die Betroffenen über einen anhaltenden, schweren Schmerz in einem Körperteil, für den es keine körperliche Ursache gibt. Schmerzort und -charakter können wechseln, die Schmerzen können zu Schlafstörungen führen und den gesamten Alltag beeinträchtigen. Im Arztgespräch lassen die Erkrankten psychische Ursachen als mögliche Auslöser nicht zu.

Für eine Somatoforme Störung kommen eine ganze Reihe von Ursachen in Betracht und man muss immer von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgehen. Eine genetische Prädisposition kann möglicherweise existieren, weil in manchen Familien gehäuft Somatoforme Störungen zu beobachten sind. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder auch das Aufwachsen mit einem chronisch kranken Familienmitglied, das infolgedessen mehr Zuwendung erhielt, können die Entstehung einer Somatoformen Störung begünstigen. eine nicht unerhebliche Rolle bei der Entwicklung des Krankheitsbildes. Normale Körperprozesse werden sensibel wahrgenommen, interpretiert und als ein Anzeichen einer ernsthaften Krankheit bewertet. Die Aussagen der Ärztin oder des Arztes können nicht wirklich beruhigen, die nächste Ärztin oder der nächste Arzt wird aufgesucht. Die Selbstbeobachtung verstärkt die Beschwerden noch, immer neu hinzugezogene Fachleute und Diagnosen tragen nicht zur Deeskalation bei. Menschen mit einer ängstlichen und selbstunsicheren Persönlichkeitsstruktur, die sich häufiger ausgeliefert und wertlos fühlen, sind anfälliger für eine Somatoforme Störung.

Somatoforme Störungen machen sich bemerkbar über körperliche Symptome, die die erkrankte Person nicht willentlich zu beeinflussen oder zu steuern vermag. Die von ihr beschriebenen Erscheinungen sind wirklich vorhanden und werden nicht vorgetäuscht. Meist konzentrieren sie sich auf ein Organ, das sie als Zentrum der Beschwerden angeben, was aber auch im Laufe der Zeit wechseln kann. Es ist gar nicht so einfach bei einer Somatoformen Störung eine richtige Diagnose zu stellen. Wenn Sie sich beim ersten Auftreten Ihrer Beschwerden an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt wenden, werden diese zunächst einmal sorgfältig alle körperlichen Ursachen ausschliessen wollen. Zur Untersuchung des Kopfes können zum Beispiel die Magnetresonanztomografie oder die Computertomografie beigezogen werden. Die eingehenden Untersuchungen und die dann geäusserte Erklärung, dass sie nichts Organisches finden können, können natürlich schon zu einer ersten Missstimmung im Arzt-Patienten-Verhältnis führen.

Wenn eine Somatoforme Störung unbehandelt bleibt, dann besucht die betroffene Person meist viele Ärztinnen und Ärzte. Sie nimmt teure Diagnostik in Anspruch, die sie aber nicht beruhigt, sondern ihr Vertrauen in die Medizinerinnen und Mediziner mit der Zeit untergräbt und sie in ihren Überzeugungen immer weiter bestärkt. Es können Krankschreibungen bis hin zu Arbeitsunfähigkeit folgen. Einer Somatoformen Störung kann man nicht vorbeugen. Wenn diese Erkrankung in Ihrer Familie schon vorgekommen ist, dann sollten Sie hellhörig sein und sich frühzeitig selbst informieren. Eine gewisse Sensibilität dafür, dass körperliche Beschwerden durchaus auch eine seelische Komponente haben, hilft frühzeitig psychologische Unterstützung zu bekommen. Wenn Sie bei sich somatoforme Symptome beobachten, dann besprechen Sie mit uns in aller Ruhe die seelischen Aspekte Ihrer Beschwerden. Wenn auf der körperlichen Ebene nichts gefunden werden kann, zögern Sie nicht zu uns zu kommen.

Der Verlauf einer Somatoformen Störung hängt auch vom Verhalten der Ärztinnen und Ärzte ab. Fokussieren diese sich lange Zeit nur auf die körperliche Diagnostik und schreiben die erkrankte Person krank, kann sich die Störung schnell chronisch werden. Ein Blick auf mögliche psychische Ursachen ist bei den beschriebenen Symptomen immer ratsam. Zu den Häufigkeiten Somatoformer Störungen gibt es nur Schätzungen. Wahrscheinlich leidet gut ein Fünftel aller Menschen, die ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufsuchen, an dieser Störung. Nach einer Studie sind davon rund 60 Prozent Frauen. Gelingt es den Ärztinnen und Ärzten, die erkrankte Person zur Mitarbeit zu bewegen und die psychische Komponente der Störung in den Blick zu nehmen, ist viel gewonnen. Meist beginnt die Somatoforme Störung zwischen dem 16. und dem 30. Lebensjahr, oft um das 25. Lebensjahr herum. Laut Ärzteblatt wird die Mehrheit der Betroffenen, die sich keiner Therapie unterziehen, meist nach drei Jahren aufgrund der Beschwerden arbeitsunfähig. Eine somatoforme Störung sollte möglichst frühzeitig behandelt werden, damit sich die Symptome nicht verfestigen. Wichtige Grundlage für die therapeutische Arbeit ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Erkrankten und uns. Bleiben Sie dafür offen, die psychischen Ursachen hinter Ihren Beschwerden wahrzunehmen.

Überblick über Depressionsformen
Form der Depression Beschreibung
Unipolare Depression Typische Depressionssymptome über mehrere Wochen oder Monate.
Bipolare Depression Wechsel zwischen depressiven und manischen Phasen.
Dysthymie Weniger stark ausgeprägte Symptome, aber chronisch (mindestens zwei Jahre).
Winterdepression Saisonal auftretend, insbesondere in der dunklen Jahreszeit.
Altersdepression Tritt im Alter auf, oft verbunden mit Verlusten.
Postnatale Depression Entsteht nach der Geburt.
Agitierte Depression Äussert sich in ängstlicher Getriebenheit.
Atypische Depression Stimmung kann durch positive Ereignisse verbessert werden.

tags: #längere #depressive #reaktion #definition