Im Herbst und Winter geht es Vielen gleich: Mit geringerer Lichteinstrahlung und tieferen Temperaturen sinkt auch die Stimmung. Fällt nur noch wenig Sonnenlicht auf die Erde, kann das Stimmungszentrum aus dem Gleichgewicht geraten. Dies verursacht oft depressive Verstimmungen oder innere Unruhe.
Die besondere Wirkung von Johanniskraut
Bereits Dioskurides hat Johanniskraut und seine heilenden Eigenschaften beschrieben. Die besondere Wirkung vom Johanniskraut kannten schon unsere Vorfahren. Noch 1988 werden in «Heilpflanzen» dem Johanniskraut «wundheilende, energiespendende, schmerzstillende, blutreinigende, bluterfrischende, zusammenziehende, nervenstärkende, beruhigende und krampflösende Eigenschaften» attestiert.
Heute kommt das Sommergewächs vor allem in der dunklen Jahreszeit zum Einsatz. Hier helfen die im Johanniskraut enthaltenen Wirkstoffe. Sie stabilisieren die Konzentration der Glückshormone Dopamin, Serotonin und Noradrenalin im Gehirn. Das hellt die Stimmung auf, beruhigt die Nerven, löst Angstzustände und behebt Ein- oder Durchschlafstörungen.
Johanniskraut wirkt bei täglicher Einnahme meist nach zwei bis vier Wochen. Die goldgelben Blüten sind das Auffälligste an der 60 Zentimeter hohen Pflanze, die jeweils im Sommer rund um den Johannistag am 24. Juni geerntet wird. Für unsere Johanniskraut Kapseln werden nur die Blüten verwendet und das reinste Öl zu erhalten.
Johanniskraut wächst in Europa auf trockenen Böden, an Böschungen, Weg- oder Strassenrändern.
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Johanniskraut in der modernen Medizin
Pflanzliche Antidepressiva gehören heute zu den am häufigsten verwendeten und verschriebenen Heilpflanzenprodukten. Vor allem die Johanniskraut-Präparate sind die wissenschaftlich am besten erforschten pflanzlichen Präparate, die auf dem Markt erhältlich sind. Seit 1980 wird Johanniskraut in klinischen Studien wissenschaftlich auf antidepressive Eigenschaften hin untersucht.
Unter den entsprechenden Phytopharmaka ist der Johanniskraut-Spezialextrakt LI 160 zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depression wissenschaftlich und klinisch am umfangreichsten dokumentiert. Es ist aber zu erwähnen, dass auch für andere Johanniskraut-Extrakte, deren Zusammensetzung im Vergleich zum geprüften Extakt einen unterschiedlichen Gehalt an Hyperforin, Hypericinen, Flavonoiden et cetera aufweisen, ebenfalls kontrollierte Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit vorliegen.
Allgemein darf gesagt werden, dass nur hoch dosierte JohanniskrautPräparate mit genügend Wirkstoffgehalt angewendet werden sollten. Die Ergebnisse einer eigenen Anwendungsbeobachtung aus einer Allgemeinpraxis werden durch zahlreiche kontrollierte Studien bestätigt, welche eine gute Wirksamkeit des JohanniskrautExtraktes LI 160 bei leichten und mittelschweren Depressionen belegen.
Wirkung und Anwendung von Johanniskraut
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) besitzt eine milde antidepressive Wirkung. Medizinisch anerkannt ist deshalb seine Anwendung bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden. Allerdings muss Johanniskraut hochdosiert eingenommen werden, damit es wirken kann, also in Form von entsprechend dosierten Fertigarzneimitteln.
Basierend auf langjähriger Erfahrung kann die Heilpflanze innerlich auch bei zeitweilig auftretenden mentalen Erschöpfungszuständen und leichten Magen-Darm-Beschwerden sowie äusserlich (etwa in Form von Johanniskrautöl) bei leichten Hautentzündungen (wie Sonnenbrand) und leichten Wunden angewendet werden.
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Der antidepressive Effekt der Heilpflanze wird hauptsächlich dem Inhaltsstoff Hyperforin zugeschrieben. Weitere Inhaltsstoffe (wie Hyperosid etc.) tragen möglicherweise zu dieser Wirkung bei, was aber noch genauer erforscht werden muss.
Ölige Zubereitungen von Johanniskraut (wie Johanniskrautöl) besitzen eine entzündungshemmende Wirkung.
Anwendungsformen
Die Heilpflanze gibt es in den verschiedensten Darreichungsformen - als geschnittenes Kraut zur Tee-Zubereitung, als Trockenextrakt in Johanniskraut-Kapseln, -Pillen, -Tabletten, -Dragees, als alkoholischer Auszug (in Form von Tropfen etc.), als Frischpflanzenpresssaft sowie als Johanniskraut-Öl. Letzteres wird aufgrund seiner Farbe auch Rotöl genannt.
Für die Herstellung der Johanniskraut-Präparate werden die getrockneten blühenden Zweigspitzen mit Blüten, Blättern und Stängeln (Hyperici herba) verwendet. Vor allem für die Anwendung als pflanzliches Antidepressivum sollten standardisierte Fertigarzneimittel verwendet werden.
Die Dosierung, Art und Dauer der Anwendung erfahren Sie aus den jeweiligen Packungsbeilagen sowie vom Arzt oder Apotheker.
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Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Ebenso wie chemische Antidepressiva kann Johanniskraut Nebenwirkungen hervorrufen, allerdings weniger häufig. Dennoch gibt es ernstzunehmende Warnhinweise, die Sie vor der Einnahme beachten sollten:
- Die Heilpflanze kann eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht verursachen (photosensibilisierende Wirkung). Daher sollten besonders hellhäutige Personen auf die Anwendung von Johanniskraut verzichten beziehungsweise die Sonne meiden.
- Darüber hinaus sind für Johanniskraut Nebenwirkungen wie allergische Hautreaktionen, Müdigkeit, Unruhe und Magen-Darmbeschwerden beschrieben worden (allerdings selten).
Einige hoch dosierte Johanniskraut-Präparate zur Einnahme sind rezeptpflichtig, viele andere Zubereitungen dagegen bekommt man ohne ärztliches Rezept. Gerade bei der Selbstmedikation ist aber Vorsicht geboten wegen der möglichen Neben- und vor allem Wechselwirkungen von Johanniskraut.
Menschen mit leichter bis mittelschwerer Depression sollten vor der Anwendung von Johanniskraut Dosierung und Dauer der Anwendung mit einem Arzt besprechen. Die alleinige Einnahme von Johanniskraut (ohne chemische Antidepressiva) kann bei depressiven Episoden eine erste Therapie darstellen, jedoch nur unter medizinischer Beobachtung und Aufklärung über Art und Dauer der Anwendung. Denn bei einer unzureichenden Behandlung können sich unter anderem schwere Depressionen entwickeln.
Schwangere, Stillende sowie Kinder unter 12 Jahren dürfen Johanniskraut und seine Zubereitungen aus Sicherheitsgründen nicht anwenden. Bei Jugendlichen wird eine Anwendung nur auf Anraten eines Arztes empfohlen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Beachten Sie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. So verringert sich beispielsweise die Wirkung folgender Arzneien bei gleichzeitiger Anwendung mit Johanniskraut:
- Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel
- Blutverdünner vom Cumarintyp
- Mittel gegen Asthma
- Mittel gegen Herzrhythmusstörungen
- Mittel gegen erhöhte Blutfettwerte (Lipidsenker)
- Herzmedikamente aus der Gruppe der Digitalispräparate
Keinesfalls darf die Heilpflanze aber angewendet werden, wenn Sie folgende Medikamente erhalten:
- das Immunsystem unterdrückende Substanzen (Immunsuppressiva wie Cyclosporin)
- Krebsmedikamente aus der Gruppe der Zytostatika
- bestimmte HIV-/Aids-Medikamente
Dosisanpassungen einer Komedikation können zu Beginn und bei Beendigung der Hypericum-Therapie erforderlich werden. Generell wird der therapeutische Effekt der Komedikation, aufgrund einer Induktion des CYP-3A4, durch Hypericum-Extrakte vermindert. Dies betrifft unter anderem Ciclosporin, Antikoagulanzien, Indinavir, Irinotecan, Östrogene und Psychopharmaka.
Als absolut kontraindiziert gilt zurzeit die Kombination von Johanniskraut-Präparaten mit Ciclosporin (Immunsuppressivum) und Indinavir (HIV-Proteasenhemmer). Die Kombination mit niedrig dosierten Östrogenpräparaten (Mikropille: Ethinylestradiol ≤ 30 µg) kann zu Zwischenblutungen führen.
Durch ein gezieltes Patientenmanagement sowie entsprechende Information und Beratung bei Risikopatienten können Interaktionsprobleme grundsätzlich vermieden werden.
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Johanniskraut: Ein Überblick
Echtes Johanniskraut (oder auch Tüpfel-Johanniskraut, Hypericum perforatum) gehört zur Familie der Johanniskraut-Gewächse (Hypericaceae). Es ist in Europa, Westasien, auf den Kanarischen Inseln und in Nordafrika heimisch und in vielen weiteren Regionen eingebürgert.
Der Gattungsname leitet sich aus dem Griechischen ab ("hyper" und "ereikon" = auf der Heide wachsend) und beschreibt wohl die bevorzugten Standorte der bis etwa 80 Zentimeter hohen Johanniskraut-Pflanze - trockene Böden auf Heiden und Trockenrasen, an Böschungen, Weg- und Strassenrändern.
Den lateinischen Artnamen "perforatum" sowie den deutschen Namen "Tüpfel-Johanniskraut" erhielt die Pflanze wegen seiner punktierten (lateinisch: perforatum = durchbohrt) Laubblätter: Wenn man die - sich paarweise auf den Zweigen gegenübersitzenden (also gegenständig angeordneten) - elliptischen, glattrandigen Blätter gegen das Licht hält, sieht man helle Punkte auf der Blattfläche. Dabei handelt es sich um Öldrüsen, die ätherisches Öl enthalten.
Über den Sommer trägt das Echte Johanniskraut viel gelbe Blüten in traubig zusammengesetzten Trugdolden am Ende der harten, verästelten Stängel. Auffallend sind die vielen langen Staubblättern, die aus den Blüten herausragen. Die Blütenblätter sind wie die Laubblätter drüsig punktiert: Durch das enthaltene dunkelrote Hypericin erscheinen die Öldrüsen als schwarze Punkte auf den Blütenblättern. Zerreibt man die Blüten vom Echten Johanniskraut zwischen den Fingern, färben diese sich rot.
Wissenswertes über Johanniskraut
Johanniskraut-Präparate werden meist durch alkoholischen Auszug aus Blüten des „echten Johanniskrauts“ gewonnen. Es kann aber auch ein öliger Auszug durch Mazeration erfolgen, dies bedeutet eine Lagerung der Blüten über zwei Monate in kaltgepresstem Öl bei direkter Sonneneinstrahlung.
Der Extrakt ist in seiner Gesamtheit wirksam, wobei die in der Pflanze enthaltenen Wirkstoffe Hypericin und Hyperforin von Bedeutung sein könnten.
Steckbrief
- Botanischer Name: Hypericum perforatum (echtes Johanniskraut)
- Synonyme: Tüpfel-Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu
- Vorkommen: heimisch in Europa, Westasien und Nordafrika, eingebürgert in Ostasien, Nord- und Südamerika und Australien
- Aussehen: aufrechter, zweikantiger und markig ausgefüllter Stängel von 15 cm bis 1 m Länge mit buschig verzweigtem oberen Ende; sternförmig angeordnete goldgelbe Blütenblätter; ovale bis eiförmige Laubblätter von 3 cm Länge mit „löchrigem“ Aspekt der Blattspreite (Oberseite) durch die enthaltenen Öldrüsen; zusätzlich schwarze Drüsen am Blattrand
- Standort: tiefe und mittlere Höhenlagen am Waldrand in Heidekraut und Ginsterheiden als Pionierpflanze auf Bahnschotter
- Blüte und Ernte: ab Juni bis August
- Geschichte: Einsatz schon in der Antike und im Mittelalter bei Wundheilung, Ischiasschmerzen und Menstruationsbeschwerden; seit ca. 790 auch Anwendung als Stimmungsaufheller zur Behandlung der „Melancholie“
Johanniskraut - Inhaltsstoffe und Wirkung
Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Johanniskraut die Funktion der Ionenkanäle im zentralen Nervensystem beeinflusst. Hierdurch verbleiben die ausgeschütteten Botenstoffe, die sogenannten Neurotransmitter, länger an ihrem Wirkungsort zwischen den einzelnen Nervenzellen. Dies verstärkt ihren Effekt auf die nachfolgenden Zellen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das „Glückshormon“ Serotonin.
Johanniskraut als Heilpflanze - Anwendung
Typische Anwendungsgebiete sind leichte bis mittelschwere Verstimmungen, allerdings kann das echte Johanniskraut auch bei Spannungszuständen und in der Frauenheilkunde eingesetzt werden.
Depression
Für Präparate mit einer Wirkstoffstärke von 900 bis 1800 mg konnte in einigen Studien eine Wirksamkeit in der Behandlung von Depressionen nachgewiesen werden. Als pflanzliches Antidepressivum stärkt es die Psyche und kann die Stimmung aufhellen. In der Regel kommen Johanniskraut-Extrakte in einer Dosierung von 300 bis 900 mg zum Einsatz, als Einmaldosis oder aufgeteilt über den Tag, wobei eine Einnahme abends wegen der schlafstörenden Wirkung vermieden werden sollte.
Angst, innere Unruhe und Nervosität
Bei Angstzuständen im Rahmen einer Depression eignet sich die Arzneipflanze für einen ersten Therapieversuch. Präparate zur Behandlung von innerer Unruhe und Nervosität werden häufig mit Baldrian, Passionsblume oder Melisse kombiniert.
Frauenheilkunde
Als Tee oder Tinktur wird Hypericum perforatum zur Therapie von Menstruationsbeschwerden und als Stimmungsaufheller während der Pubertät eingesetzt.
Johanniskraut - Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Insbesondere bei Menschen mit heller Haut kann unter Einnahme hoher Dosen von Johanniskraut-Extrakt eine Photosensibilisierung mit sonnenbrand-ähnlichen Hautreaktionen auftreten. Daher sollte direkter Kontakt mit der Sonne gemieden werden. Neben Magen-Darm-Beschwerden sind Müdigkeit, Unruhe und gelegentlich allergische Reaktionen möglich.
Johanniskraut absetzen - was gibt es zu beachten?
Nach dem Absetzen von Johanniskraut-Extrakten dauert es noch etwa eine Woche, bis deren Wirkung gänzlich abgeflaut ist.
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