Schwindel: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Nahezu jeder Mensch hat schon einmal in irgendeiner Situation das Gefühl des Schwindels erlebt. Schwindel (Schwindelgefühl) ist ein weit verbreitetes Symptom, das Menschen jeden Alters betreffen kann und oft mit einem Gefühl des Ungleichgewichts, Benommenheit oder einer Drehbewegung einhergeht.

Über Unsicherheitsgefühle wie Drehen, Schwanken, Fallen oder Benommenheit klagt beim Hausarzt etwa jeder 13. Patient. Schwindel ist ein weit verbreitetes Symptom, das in jedem Alter auftreten kann, jedoch besonders häufig bei älteren Patientinnen und Patienten zu beobachten.

Schwindel kann in verschiedenen Formen auftreten, etwa als Gefühl von Drehen, Schwanken, Unsicherheit beim Gehen oder Ohnmachtsgefühl. In vielen Fällen ist Schwindel harmlos und vorübergehend, doch wenn er wiederholt auftritt oder von weiteren Symptomen begleitet wird, kann er ein Hinweis auf eine ernstere gesundheitliche Störung sein.

Eine genaue Abklärung durch einen Arzt ist daher ratsam. Schwindel an sich ist ein Symptom, es geht darum, den Auslöser zu finden. Dieser kann auf der körperlichen oder der psychischen Ebene liegen.

Schwindel ist ein zutiefst verunsicherndes Gefühl, für die Betroffenen wankt im Liegen oder Stehen alles. Sie meinen zu fallen oder sich nicht sicher auf den Beinen halten zu können. Entweder haben sie die Empfindung, dass sie selbst sich drehen und schwanken oder aber, dass die Umgebung um sie herum sich dreht.

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Ursachen von Schwindel

Die Ursachen für Schwindel können sehr unterschiedlich sein und lassen sich grob in vier Gruppen einteilen:

  • Vestibuläre Ursachen (Innenohr)
  • Neurologische Ursachen
  • Kardiovaskuläre Ursachen
  • Psychogene Ursachen

Alle Schwindelarten, die mit dem Gleichgewichtssystem zusammenhängen, werden als vestibuläre Schwindelformen bezeichnet. Sind körperliche Störungen oder Erkrankungen die Schwindelursache, dann fallen sie unter den Oberbegriff nicht-vestibuläre Schwindelarten.

Wenn der oben beschriebene psychogene Angstschwindel mit Alkohol bekämpft wird, dann hat man vielleicht kurzfristig eine subjektive Verbesserung erreicht, langfristig jedoch einen fatalen Kreislauf in Gang gesetzt. Gerade ältere Menschen nehmen oft eine ganze Reihe von Medikamenten zu sich. Manche Medikamente können als Nebenwirkung Schwindelgefühle hervorrufen, manchmal führt auch erst die Kombination unterschiedlicher Präparate zu Schwindelanfällen.

Vestibuläre Ursachen

Eine häufige Ursache für Schwindel sind Störungen des vestibulären Systems, das sich im Innenohr befindet und eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts spielt. Wenn dieses System beeinträchtigt ist, kann es zu einem gestörten Gleichgewichtsempfinden kommen.

Besonders häufig ist eine Störung im Innenohr (vestibuläre Ursache), beispielsweise ein gutartiger Lagerungsschwindel (BPLS) oder eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis). Der gutartige Lagerungsschwindel ist eine der häufigsten Formen des Schwindels und wird durch plötzliche Kopfbewegungen ausgelöst, die zu einer kurzzeitigen, aber intensiven Drehschwindelempfindung führen. Die Vestibularisneuritis hingegen ist eine entzündliche Erkrankung des Gleichgewichtsnervs, die meist durch eine virale Infektion verursacht wird und zu anhaltendem Drehschwindel führt.

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Zu den bekanntesten Ursachen für eine Dysbalance gehören der Konsum von Alkohol und anderen Drogen. Doch auch der schwankende Boden bei Schifffahrten, eine kurvenreiche Strecke mit dem Auto oder Turbulenzen bei einem Flug können das Innenohr mit Reizen überfluten.

Neurologische Ursachen

Neurologische Erkrankungen sind eine weitere bedeutende Ursache für Schwindel. Hierzu gehören unter anderem die vestibuläre Migräne und Multiple Sklerose. Eine vestibuläre Migräne äussert sich durch wiederkehrende Migräneanfälle, die mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen einhergehen können.

Kardiovaskuläre Ursachen

Aber auch Durchblutungsstörungen des Gehirns (Schlaganfälle), Migräne, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck oder Nebenwirkungen von Medikamenten können Schwindel auslösen. Ein weiterer wichtiger Faktor, der zu Schwindel führen kann, sind Durchblutungsstörungen. Eine unzureichende Blutversorgung des Gehirns kann dazu führen, dass nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe zugeführt werden, was das Schwindelgefühl verstärken kann.

Ein Beispiel dafür ist die orthostatische Hypotonie, bei der der Blutdruck beim schnellen Aufstehen stark absinkt und zu einem momentanen Schwindelgefühl führt.

Psychogene Ursachen

Liegen psychische Ursachen den Schwindelerscheinungen zugrunde, dann spricht man vom psychogenen, somatoformen oder phobischen Schwindel. Rund 60 Prozent der Schwindelarten im hausärztlichen Bereich fallen in den Bereich psychogener Schwindel. Neben organischen Ursachen können auch psychische Faktoren eine Rolle spielen. Stress, Angststörungen oder Depressionen können sich in Form von Schwindel äussern.

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Seelische Belastungen, berufliche Probleme oder ungelöste (familiäre) Konflikte können ihn hervorrufen. Für die Betroffenen ist er meist mit grossem Leidensdruck verbunden. Mit dieser Form des Schwindels müssen Sie nicht leben, wenden Sie sich an einen Facharzt und schildern Ihre Symptome.

Symptome von Schwindel

Schwindel kann sich ganz unterschiedlich äussern. Mediziner sprechen auch von einem multisensorischen Syndrom. Schwindel äussert sich auf vielfältige Weise. Typische Symptome sind das Gefühl, dass sich die Umgebung dreht (Drehschwindel), dass man selbst schwankt (Schwankschwindel) oder kurz vor einer Ohnmacht steht. Häufig treten zusätzlich Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Gangunsicherheit, Angst oder Sehstörungen auf.

Die Dauer der Beschwerden kann von wenigen Sekunden bis hin zu mehreren Stunden oder sogar Tagen variieren. Eine genaue Beschreibung der Symptome ist entscheidend, um die Ursache besser einordnen zu können. Daher ist es ratsam, ein Schwindeltagebuch zu führen, um die Häufigkeit, Dauer und Begleiterscheinungen festzuhalten.

Die Anzeichen hat wohl jeder schon mal erlebt - die Welt scheint sich um einen zu drehen, wie das beispielsweise typisch durch zu viel Alkohol auftreten kann oder wenn Sie nach langem Sitzen oder Liegen zu schnell aufstehen. Zusätzlich können Hör- und Sehstörungen auftreten, auch Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sind möglich. Insgesamt fühlen sich die Betroffenen sehr verunsichert.

Diagnose von Schwindel

Wenn Sie bei sich Schwindelgefühle beobachten, die Sie in ihrer Häufigkeit und Dauer vielleicht beunruhigen und die Sie sich nicht direkt erklären können, dann sollten Sie zur Abklärung der Symptome zum Arzt oder ins Spital gehen. Bei allen Formen von Schwindelgefühlen ist es wichtig, die genaue Ursache herauszufinden. Da Schwindel ein Symptom ist, das auf eine körperliche oder psychische Störung hinweist, ist die genaue und individuelle Diagnostik wichtig.

Die Diagnose beginnt mit einer ausführlichen Befragung Anamneseerhebung zur Art, Häufigkeit und Dauer der Schwindelanfälle sowie zu begleitenden Symptomen. Danach folgt eine körperliche Untersuchung, insbesondere des Gleichgewichtsorgans, der Augenbewegungen, der Halswirbelsäule und der neurologischen Funktionen.

Je nach Verdacht werden weiterführende Untersuchungen durchgeführt, etwa eine Gleichgewichtsprüfung (Vestibulardiagnostik), ein MRI des Kopfes, eine Nervenmessung, eine Ultraschalluntersuchung, EKG-Untersuchung oder Blutanalysen. Ziel ist es, die Ursachen so genau wie möglich zu identifizieren.

Wie äussert sich der Schwindel? Wie lange hält er an? Sekunden, Minuten? Stunden, Tage, Wochen? Was verstärkt ihn? Bestimmte Bewegungen, plötzliches Aufrichten? Kopfschmerzen? Bestimmte Situationen? Welche Begleiterscheinungen beobachten Sie? Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, Hörstörungen? Übelkeit? Nackenbeschwerden? Angst? Aus den gesammelten Informationen kann der Arzt erste Hinweise erhalten.

An diese Befragung schliesst sich die körperliche Untersuchung an. Bei plötzlich auftretenden Schwindelattacken sollten Sie sicherheitshalber ins Spital gehen. Sonst ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Er wird Sie, wenn notwendig, an entsprechende Fachärzte zur weiteren Untersuchung verweisen. Für ältere Menschen kann es sinnvoll sein, sich an einen Geriater zu wenden, einen Mediziner, der speziell für die Erkrankungen älterer Menschen ausgebildet ist.

Behandlung von Schwindel

Grundsätzlich lassen Schwindelgefühle sich mit der entsprechenden Therapie gut behandeln. Wenn dann feststeht, was die Schwindelgefühle hervorruft, lässt sich auch gut gegensteuern. Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Bei gutartigem Lagerungsschwindel helfen spezielle Lagerungsmanöver, um die fehlerhaften Reize im Gleichgewichtsorgan zu beseitigen. Bei Entzündungen kommen entzündungshemmende Medikamente und Physiotherapie zum Einsatz.

Falls der Schwindel auf Kreislaufprobleme oder Herzrhythmusstörungen zurückzuführen ist, werden entsprechende kardiologische Massnahmen ergriffen. Auch psychotherapeutische Ansätze oder Medikamente gegen Angst können bei psychogenem Schwindel sinnvoll sein. Bei chronischem Schwindel ist häufig ein gezieltes Gleichgewichtstraining hilfreich.

Wichtig für die Arzt-Patienten-Beziehung ist, dass die Betroffenen sich mit ihren Ängsten und Unsicherheitsgefühlen ernst genommen fühlen. Dem Altersschwindel kann man gut mit entsprechender Physiotherapie und Gleichgewichtstraining begegnen. Bewegung ist hier in jedem Fall besser als Ruhe. Psychotherapie und eventuell für ein gewisse Zeit angstlösende Medikamente können der richtige Weg bei psychogenem Schwindel sein.

Die psychosomatische Behandlung der Schwindelsymptomatik kann im Einzelsetting (Psychotherapie ambulant) oder im Gruppensetting (Schwindelmanagementgruppe) erfolgen. In der Therapie werden wichtige, krankheitsspezifische Informationen zum Phänomen Schwindel vermittelt und ein Erklärungsmodell gemeinsam erarbeitet. Weiter werden die Faktoren, die den Schwindel mitbeeinflussen (z. B. Fokus auf den Körper, Sorgen, Ängste) und dessen Aufrechterhaltung begünstigen untersucht. Der Fokus liegt auf einer Verbesserung der individuellen Schwindelbewältigung.

Vertrauen Sie als Betroffener darauf, dass Sie die Schwindelgefühle mit der Zeit in den Griff bekommen können. Holen Sie sich therapeutische Unterstützung, um den Situationen besser begegnen zu können, in denen Ihnen „schwindelig“ wird. Bei einem gutartigen Lagerungsschwindel sind gymnastische Übungen sinnvoll. In umfangreichen Studien hat man festgestellt, dass verschiedene Lagerungstechniken gut helfen können. Beim Arzt bekommen Sie diese Dreh-, Haltungs- und Lagerungsübungen genau gezeigt. Bis zum Abklingen der Beschwerden sollten Sie sie dann regelmässig zu Hause durchführen. Manchmal helfen für kurze Zeit auch Medikamente, sogenannte Antivertiginosa, welche die mit dem Schwindel einhergehende Übelkeit dämpfen.

Operation

Operationen sind nur selten notwendig und kommen hauptsächlich bei bestimmten Erkrankungen des Innenohrs oder bei Tumoren im Bereich des Gleichgewichtsnervs infrage. Auch bei einem Morbus Menière, einer Erkrankung mit wiederkehrenden Schwindelanfällen und Hörverlust, können Injektionen erwogen werden, wenn medikamentöse und konservative Therapien nicht ausreichen.

Prognose

Die Prognose bei Schwindel hängt stark von der Ursache ab. In vielen Fällen - vor allem beim gutartigen Lagerungsschwindel - ist eine vollständige Heilung möglich. Auch Entzündungen des Gleichgewichtsnervs oder Kreislaufprobleme lassen sich meist gut behandeln. Bei chronischen oder komplexen Ursachen kann der Schwindel länger anhalten, lässt sich aber mit gezielter Therapie oft deutlich lindern. Entscheidend ist eine frühzeitige und sorgfältige Abklärung sowie eine individuell abgestimmte Behandlung, um eine möglichst gute Lebensqualität zu erreichen.

Vorbeugen und Prävention

Eine generelle Vorbeugung gegen Schwindel ist schwierig, da die Ursachen sehr vielfältig sind. Dennoch können bestimmte Massnahmen helfen, das Risiko zu senken: Dazu gehören regelmässige Bewegung zur Förderung des Gleichgewichts, ausreichend Flüssigkeitszufuhr, eine ausgewogene Ernährung und das Vermeiden von Alkohol. Bei bekannten Risikofaktoren wie niedrigem Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen sollten regelmässige ärztliche Kontrollen erfolgen. Auch ein bewusster Umgang mit Medikamenten, insbesondere bei älteren Menschen, kann helfen, schwindelauslösende Nebenwirkungen zu vermeiden.

Häufige Fragen

Wann sollte ich bei Schwindel ärztliche Hilfe aufsuchen?

Tritt der Schwindel plötzlich auf und geht mit weiteren Symptomen wie Sehstörungen, Sprachproblemen, Lähmungserscheinungen oder Bewusstseinsverlust einher, sollte umgehend ärztliche Hilfe notfallmässig in Anspruch genommen werden. Auch bei wiederkehrendem Schwindel oder Einschränkungen im Alltag ist eine Abklärung sinnvoll.

Ist Schwindel gefährlich?

In vielen Fällen ist Schwindel harmlos und vorübergehend. Dennoch kann er auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen - etwa Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall), Herzprobleme oder neurologische Erkrankungen. Zudem erhöht Schwindel das Risiko für Stürze, insbesondere bei älteren Menschen.

Was kann ich selbst gegen Schwindel tun?

Bei bekannten und harmlosen Ursachen wie Lagerungsschwindel können gezielte Bewegungsübungen helfen. Auch ausreichend trinken, langsam aufstehen und regelmässige Bewegung im Alltag tragen zur Vorbeugung bei. Des weiteren sollte das Tragen von einer Gleitsichtbrille bei Schwindelbeschwerden vermieden werden. Wichtig ist es, Schwindel nicht zu ignorieren, sondern ärztlich abklären zu lassen, um geeignete Massnahmen zu finden.

Können Medikamente Schwindel verursachen?

Ja, insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten kann Schwindel eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein - etwa von Blutdrucksenkern, Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva. Bei Verdacht sollte die Einnahme nicht eigenständig abgesetzt, sondern ärztlich überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Verschwindet der Schwindel wieder von selbst?

Je nach Ursache kann Schwindel von selbst abklingen, insbesondere wenn er durch kurzfristige Kreislaufprobleme oder Stress bedingt ist. Bei anderen Formen, wie z. B. Lagerungsschwindel oder einer Innenohrentzündung, ist eine gezielte Behandlung notwendig. Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Chancen auf eine schnelle und vollständige Besserung deutlich.

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