Angststörungen sind eine Gruppe psychischer Erkrankungen, die durch übermässige und anhaltende Sorgen, Ängste oder Nervosität gekennzeichnet sind. Dazu gehören die generalisierte Angststörung (GAS), die sich durch chronische und unkontrollierbare Sorgen äussert; die Panikstörung, die plötzliche und intensive Angstanfälle verursacht; sowie die soziale Angststörung (SAS), die zu extremem Unbehagen in sozialen Situationen führt.
Angststörungen entstehen durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Gehirnchemie, Genetik und Umweltfaktoren. Im Zentrum dieser Erkrankungen stehen Ungleichgewichte von Neurotransmittern - chemischen Botenstoffen, die Signale zwischen Nervenzellen im Gehirn übertragen. Serotonin spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Stimmung, Emotionen und Stressreaktionen. Dopamin, das hauptsächlich mit Motivation und Belohnung assoziiert wird, beeinflusst ebenfalls die emotionale Regulation. GABA ist ein hemmender Neurotransmitter, der das Gehirn beruhigt.
Hormonelle Verhütung und psychische Gesundheit
Die Pille bleibt neben dem Kondom das beliebteste Verhütungsmittel in der Schweiz. Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik ist die Pille aber vor allem bei jungen Frauen immer weniger beliebt: Nahmen von den Frauen mit Jahrgang 1975 kurz nach dem 20. Geburtstag noch rund 80 Prozent die Pille, waren es beim Jahrgang 1995 nur noch gut 50 Prozent. Dafür beobachtet das Bundesamt, dass die jüngste Generation vermehrt auf die Spirale zurückgreift. Die Statistiker führen dies unter anderem auf die Skandale um die Nebenwirkungen der Östrogen-Gestagen-Pillen der dritten und vierten Generation zurück, die auch in den Medien ein grosses Thema waren.
Wer die Antibabypille nimmt, kann depressiv werden und hat ein leicht erhöhtes Suizidrisiko: Dieser Warnhinweis steht neu auf der Packungsbeilage von Antibabypillen in der EU. Und bald auch in der Schweiz, wie die Heilmittel-Kontrollbehörde «Swissmedic» dem Tagesanzeiger bestätigt hat.
Grund für die neuen Hinweise auf den Beipackzetteln ist eine aktuelle, grosse Studie aus Dänemark. Forscher der Universität Kopenhagen untersuchten dafür zwischen 1996 und 2013 das Suizidrisiko von rund 500'000 jungen Frauen. Der Befund: Bei Frauen, die mit Antibabypille, Hormonpflaster oder -ring verhüteten, sind Suizide und Suizidversuche fast doppelt so häufig wie bei Frauen, die nie hormonell verhütet haben. Besonders hoch sei das Suizidrisiko zwei Monate nach Verschreibung der Pille, so die Studie.
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Dass hormonelle Verhütung Auswirkungen auf die Stimmung haben und Depressionen triggern kann, ist in Fachkreisen schon länger bekannt. Bereits bisher wurde daher in der Packungsbeilage depressiven Frauen von der Pille abgeraten. Nun wird daraus ein genereller Hinweis auf mögliche psychische Nebenwirkungen.
Erfahrungen von Frauen mit der Pille
Vier Leserinnen berichten, wieso sie der Pille abgeschworen haben:
- Tabea (20): «Ich habe mit 15 mit der Pille angefangen und habe in den folgenden Jahren sechs verschiedene Pillen ausprobiert, da ich starke Nebenwirkungen hatte. Nichts hat richtig funktioniert und ich war bei insgesamt sieben Ärztinnen auf der Suche nach einer Alternative. Ich denke, viele Frauen würden die Pille gar nicht nehmen, wenn sie wirklich wüssten, was sie sich und ihrem Körper damit gegebenenfalls antun. Jetzt habe ich seit einem Jahr die Kupferspirale und es war eine der besten Entscheidungen, die ich treffen konnte.»
 - Stefanie (29): «Ich begann mit 18, die Pille zu nehmen und nach fünf Jahren wechselte ich zum Ring. Ich merkte dabei nicht, dass es mir mit der hormonellen Verhütung schlecht ging. Ich bekam wegen der Pille Panikattacken aus dem Nichts, wusste aber nicht, dass das wegen der Pille war. Erst mit 25 wurde mir wirklich bewusst, dass ich depressive Verstimmungen hatte. Als ich die hormonelle Verhütung vor einem Jahr endgültig absetzte, rebellierte mein Körper noch für einige Monate und ich hatte starke Kopfschmerzen. Mittlerweile geht es mir viel besser, ich bin ausgeglichener und weniger depressiv.»
 - Eli (25): «Als ich mit 13 begann, die Pille zu nehmen, habe ich das nicht hinterfragt, wurde von meiner Ärztin aber auch nie richtig über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt. Erst nach zehn Jahren habe ich die Pille dann abgesetzt, da mir bewusst wurde, wie gross der Einfluss auf meinen Körper ist. Ich wurde öfters krank, hatte Magenprobleme und war emotional extrem instabil. Seitdem ich nicht mehr hormonell verhüte, geht es mir viel besser. Die Pille ist ein Medikament und kein Sugus. Es wird zu wenig darüber aufgeklärt, was die Pille im Körper der Frau macht und weshalb sie zur Verhütung dient.»
 - Mona (20): «Als ich die erste Pille genommen habe, hatte ich ziemlich starke Stimmungsschwankungen und fühlte mich in meinem Körper immer sehr unwohl. Positiv war, dass ich meine Tage selbst auswählen konnte. Die negative und aggressive Stimmung, die die Pille auslöste, wurde immer schlimmer und mein Umfeld empfahl mir, etwas zu verändern. Meine Frauenärztin verschrieb mir eine neue, natürlichere Pille. Auch das funktionierte nicht richtig, also wechselte ich auf die Hormonspirale, mit der ich zufrieden bin. Am liebsten hätte ich eine hormonfreie Verhütung, jedoch gibt es keine Verhütung, welche so sicher und zuverlässig ist, wie die hormonelle Verhütung.»
 
Expertenmeinung
Dr. Ina Breinl, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Brust-Zentrum Zürich, sagt zu den negativen Erfahrungen einiger Leserinnen mit der Pille: «Die Pille beeinflusst den Körper stark. Deswegen greifen immer mehr Frauen zu Alternativen.» Der Körper vertrage die Pille grundsätzlich aber gut und viele Frauen hätten damit keine Probleme.
Sibil Tschudin, Leiterin psychosomatische Gynäkologie in der Basler Frauenklinik, begrüsst die neuen Hinweise - warnt aber auch davor, die Pille zu verteufeln. Entscheidend ist, dass wir diese Informationen in der Beratung richtig gewichten. Gut ist sicher, wenn wir dem Thema mehr Beachtung schenken. Etwa Frauen nach psychischen Problemen fragen, wenn wir ihnen die Pille oder ein sonstiges hormonelle Verhütungsmittel verschreiben. Dadurch können wir rechtzeitig eine gute Behandlung ermöglichen.
Als Frauenärztin oder Frauenarzt überprüfen wir gut, ob bei einer Frau medizinische Gründe dagegen sprechen, die Pille oder ein anderes hormonelle Verhütungsmittel anzuwenden. Im Vordergrund stehen Herz-Kreislauf-Risiken. Wenn dies nicht der Fall ist, schaut man, ob einer Frau ein hormonelles Verhütungsmittel entspricht. Wenn das zutrifft, spricht nichts gegen die Antibabypille.
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Alternativen zur Pille
Als Alternative zur hormonellen Verhütung sieht Breinl die Kupfer- oder Goldspirale, die relativ sicher sei. «Zusätzlich beobachte ich den Trend der ‹Zeit-Verhütung›. Dabei hat man nur Geschlechtsverkehr, wenn man nicht empfänglich ist. Diese Methode kann aber im Vergleich zu den klassischen Verhütungsmethoden schnell zu einer Schwangerschaft führen.»
Es gibt heutzutage gute und sicherer Alternativen zur Verhütung mit Hormonen. Etwa die Spirale in verschiedenen Formen. Es ist wichtig, gemeinsam mit einer Frau zu überprüfen, was für sie die richtige Verhütung ist.
Am sichersten sei man mit einer doppelten Verhütung, zum Beispiel mit Pille und Kondom. «Das lohnt sich vor allem auch, wenn man häufiger die Partner wechselt, da dabei auch Infektionen nicht übertragen werden.»
Es ist von Person zu Person unterschiedlich, welches Verhütungsmittel besser oder weniger gut geeignet ist. Darin spielen medizinische Überlegungen eine Rolle, aber auch die Vorlieben der jeweiligen Frau oder des Paares. Es gibt Frauen mit Bedenken gegenüber einer Spirale, weil sie diese als Fremdkörper in ihrer Gebärmutter empfinden. Andere haben Bedenken gegenüber der Pille. Es ist wichtig, diese Bedenken zu berücksichtigen. Denn wenn eine Frau nicht überzeugt ist von einem Verhütungsmittel, ist das Risiko für Nebenwirkungen sicher grösser.
Was tun bei Nebenwirkungen nach Absetzen der Pille?
Das Absetzen der Pille kann körperliche und hormonelle Nebenwirkungen verursachen. Geben Sie Ihrem Körper Zeit, um sich an den hormonellen Entzug anzupassen. Mögliche Nebenwirkungen können sein:
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- Akne
 - Haarausfall
 - Stimmungsschwankungen
 - Unregelmässiger Zyklus
 - Schlafstörungen
 - Wassereinlagerungen
 - Gewichtszunahme
 
Nach dem Absetzen der Pille leiden viele Frauen unter hautspezifischen Nebenwirkungen wie Akne, Hautausschlägen, trockener Haut oder vermehrter Behaarung. Die Dauer sowie das Ausmass können stark variieren. Bei vielen Frauen verschwinden die unerwünschten Begleiterscheinungen innerhalb weniger Tage oder Wochen. In manchen Fällen kann es jedoch auch Monate dauern.
Hausmittel bei Hautunreinheiten
Es gibt verschiedene Hausmittel, die bei der Bekämpfung Ihrer Hautunreinheiten helfen können. Beachten Sie jedoch, dass nicht alle Hausmittel für jeden Hauttyp geeignet sind. Sprechen Sie im Vorfeld am besten mit einem Experten.
- Kamille: Kamille hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann daher bei der Bekämpfung von schlechter Haut nach dem Absetzen der Pille unterstützen.
 - Teebaumöl: Teebaumöl kann aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften bei Pickeln und Akne nach dem Absetzen der Pille helfen.
 - Heilerde: Heilerde kann Ihre Haut dabei unterstützen, überschüssigen Schmutz zu entfernen, da sie reich an Mineralien ist.
 
Vermeiden Sie jedoch folgende Hausmittel, da diese Ihre Haut weiter reizen können:
- Zitronensaft
 - Zahnpasta
 - Backpulver
 
Behandlungsmöglichkeiten von Angststörungen
Eine angemessene Behandlung von Angststörungen ist entscheidend, da unbehandelte Ängste das tägliche Leben, Beziehungen und das allgemeine Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen können. Die wirksamste Vorgehensweise variiert jedoch von Person zu Person. Dieser Artikel untersucht sowohl pharmakologische als auch nicht-pharmakologische Behandlungsoptionen für Angststörungen und gibt einen Überblick über deren Wirksamkeit, Vorteile und wichtige Überlegungen.
Pharmakologische Behandlung
Angstlösende Medikamente wirken, indem sie auf diese Neurotransmittersysteme abzielen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und Symptome zu lindern.
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs): Diese Medikamente, wie Fluoxetin (Prozac) und Sertralin (Zoloft), erhöhen den Serotoninspiegel, indem sie dessen Wiederaufnahme im Gehirn blockieren.
 - Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs): Eine systematische Übersichtsarbeit, die 2020 in Frontiers in Psychiatry veröffentlicht wurde, untersuchte die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Duloxetin bei verschiedenen Erkrankungen. Die Ergebnisse zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung der Angstsymptome.
 - Benzodiazepine: Medikamente wie Alprazolam (Xanax), Lorazepam (Temesta) und Diazepam (Valium) verstärken die GABA-Aktivität und erzeugen eine schnelle beruhigende Wirkung, die akute Angstsymptome lindern kann. Benzodiazepine haben jedoch erhebliche Nachteile, darunter die potenzielle Abhängigkeitsentwicklung und die Toleranzbildung bei längerem Gebrauch.
 - Buspiron: Buspiron ist ein nicht-benzodiazepinisches angstlösendes Medikament, das den Serotonin- und Dopaminspiegel beeinflusst.
 
Nicht-pharmakologische Behandlung
Während Medikamente bei der Behandlung von Angststörungen sehr wirksam sein können, suchen viele Menschen nach nicht-pharmakologischen Ansätzen - entweder als eigenständige Therapie oder in Kombination mit Medikamenten.
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als die wirksamste nicht-medikamentöse Behandlung für Angststörungen.
 - Achtsamkeitsbasierte Methoden: Achtsamkeit und Meditation fördern Entspannung, verbessern die Konzentration und helfen, übermässiges Grübeln zu reduzieren. Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR und Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) haben gezeigt, dass sie Angstzustände durch erhöhte Bewusstheit für den gegenwärtigen Moment und eine Reduzierung von Grübeleien lindern können.
 - Atemübungen: Atemübungen, wie die Zwerchfellatmung und die 4-7-8-Technik, aktivieren das parasympathische Nervensystem und fördern einen Zustand der Entspannung.
 - Geführte Meditation und progressive Muskelentspannung: Geführte Meditation und progressive Muskelentspannung können körperliche Symptome der Angst lindern, wie Muskelverspannungen und schnellen Herzschlag.
 
Lebensstiländerungen
Tägliche Gewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Angstniveaus. Aerobe Übungen sind sehr wichtig. Schlechter Schlaf ist sowohl ein Symptom als auch ein Auslöser von Angst.
Die richtige Behandlung wählen
Die Wahl der richtigen Behandlung für Angst hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Schwere der Symptome, mögliche Nebenwirkungen und professionelle Beratung. Mittelschwere bis schwere Angst, insbesondere wenn sie das tägliche Leben beeinträchtigt, kann eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit Therapie erfordern, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Nicht-medikamentöse Ansätze, wie pflanzliche Heilmittel, sollten mit Vorsicht angewendet werden, da sie möglicherweise Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.
Die Konsultation eines Arztes oder einer Fachkraft des Gesundheitswesens ist entscheidend, um die sicherste und effektivste Vorgehensweise festzulegen, den Fortschritt zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Die Bewältigung von Angst ist ein individueller Prozess, und die Wahl der richtigen Behandlung erfordert fundierte Entscheidungen. Während Therapie, Lebensstiländerungen und Medikamente eine Rolle bei der Symptomkontrolle spielen können, variiert der effektivste Ansatz von Person zu Person.
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