Jobs für psychisch kranke Menschen: Wege zur beruflichen Perspektive

Menschen mit Depressionen können durchaus arbeiten! Eine Depression hat verschiedene Ursachen und taucht in der Regel unabhängig von äusseren Umständen auf. Dabei verspürt die Person einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der über einen längeren Zeitraum anhält und sich ohne Behandlung selten von selbst bessert. Es handelt sich daher um eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung.

Jede*n Fünfte*n trifft einmal im Arbeitsleben eine psychische Erkrankung. Damit bist du in deinen Fähigkeiten und deiner Leistung eingeschränkt. Du brauchst dich für deine psychischen Probleme nicht zu schämen. Sie sind eine Erkrankung wie Herzbeschwerden oder Migräne.

Durch eine psychische Erkrankung können Fähigkeiten wie Belastbarkeit, Konzentration oder Antrieb (vorübergehend) eingeschränkt sein. Viele deiner Fähigkeiten und Stärken sind aber nach wie vor vorhanden. Durch deinen Umgang mit der Krankheit erwirbst du neue Fähigkeiten, die auch für deinen Beruf sehr wertvoll sein können. Baue darauf auf! Psychische Beeinträchtigungen können über längere Zeit bestehen. Lass dich davon nicht entmutigen!

Während einer (schweren) Depression werden Menschen in der Regel über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben. Nach einiger Zeit wird sowohl vom Patienten oder der Patientin als auch vom behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin eine Rückkehr an den Arbeitsplatz ins Auge gefasst. Dies kann sowohl während als auch nach der Behandlung der psychischen Erkrankung erfolgen.

Unabhängig von der Tätigkeit und der Unternehmenskultur ist der (Wieder-)Einstieg in den Job für Menschen mit einer Depression ein wichtiger und oft auch schwieriger Schritt. Unabhängig von der Unternehmenskultur und der Tätigkeit ist der Wiedereinstieg in den Job ein wichtiger Schritt in Richtung Heilung, denn die Übernahme von Verantwortung stärkt das Selbstwertgefühl und ein geregelter Alltag bringt Struktur in das Leben. Ausserdem bietet ein Arbeitsplatz die Möglichkeit, sich mit anderen Kolleg:innen auszutauschen und es verschafft ein positives Gefühl, Aufgaben erfolgreich erledigt zu haben.

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Häufig empfehlen Ärzt:innen und Therapeut:innen, in das vorherige Unternehmen wieder zurückzukehren und den bisherigen Job erneut auszuüben. Für diesen Fall bieten Unternehmen eine berufliche Wiedereingliederung an. Um die Mitarbeiter:innen mit Depressionen so gut wie möglich in ihrem Berufsalltag zu unterstützen, können Arbeitgeber:innen viel machen (in unserem Beitrag «Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz» lesen Sie mehr dazu).

Es kann für dich besser sein, weiterzuarbeiten - mit einigen Anpassungen deiner Arbeit. Denn Arbeit kann zwar krank machen, aber eben auch gesund: «Erwerbstätigkeit ist ein zentraler psychischer Schutzfaktor, und krank macht uns vor allem das Fehlen von Arbeit», schreibt Workmed, das Zentrum Arbeit und psychische Gesundheit im Leitfaden «Wie gehe ich mit psychisch belasteten Mitarbeitenden um».

Die folgenden Leitlinien zeigen dir deine Handlungsmöglichkeiten auf, wenn du psychisch belastet bist. Sie ersetzen allerdings keinen medizinischen Ratschlag. Du brauchst deiner oder deinem Vorgesetzten die Diagnose nicht offenzulegen. Informiere auch deine Arbeitskolleg*innen. Diskutiere mit deiner Chefin, deinem Chef, welche Möglichkeiten es gibt, deine Arbeit an deine Möglichkeiten anzupassen.

Wenn du gesundheitlich stark eingeschränkt bist und in deinem Betrieb nicht weiterzuarbeiten kannst, kann es für dich sinnvoll sein, (vorübergehend) einen Job im zweiten Arbeitsmarkt zu suchen. In diesem gibt es Arbeitsstellen in einem geschützten Rahmen mit tieferen Anforderungen. Lass dich von einer Fachperson therapeutisch unterstützen. Krisensituationen sind eine Gelegenheit, dir über deine berufliche Situation Gedanken zu machen.

Als Arbeitnehmer:in hat man jedoch immer die Alternative, sich nach einer anderen Stelle umzusehen, die für die psychische Gesundheit zuträglicher ist. Vor dem Start in das Berufsleben oder vor einem Jobwechsel ist es ratsam, sich genau zu überlegen, welches Umfeld und welche Tätigkeiten einem guttun und welche vielleicht weniger vorteilhaft wären. Manche Menschen arbeiten lieber mit anderen Menschen gemeinsam, während andere hingegen die Kommunikation und Interaktion lieber meiden. Die einen arbeiten lieber mental und die anderen lieber mit den Händen.

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Unabhängig davon, unter welcher psychischen Erkrankung Sie leiden und welche Art von Beruf Sie ausüben, können bestimmte Vorkehrungen getroffen werden, die die psychische Gesundheit erhalten und berufsbedingte Depressionen vorbeugen. Dabei sollte die Priorität für den oder die Arbeitgeber:in stets darauf liegen, gesunde und zufriedene Mitarbeiter:innen zu haben.

Einige Berufe sorgen dafür, dass Menschen mit Depression schneller an ihre Grenzen kommen. Wer bereits Schwierigkeiten hat, den persönlichen Alltag zu meistern, sollte darauf achten, die Psyche im Beruf nicht noch zusätzlich zu belasten. Insbesondere Berufe, die mit einem hohen Stresspegel einhergehen, sind dabei eher ungeeignet für Menschen mit Depressionen.

Für viele Menschen mit Depressionen ist der Gedanke, im Job viel Kontakt mit anderen Menschen zu haben, unter Umständen abschreckend. Das Arbeiten mit Tieren hingegen ist sehr vielseitig, oft an der frischen Luft, mit regelmässiger Bewegung verbunden und bringt einen auf andere Gedanken. Ausserdem ist es ein gutes Gefühl, die Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Die Arbeitszeiten sind dabei oft flexibel und ermöglichen genug Zeit, sich zu entspannen und psychologische Behandlungen weiterhin wahrzunehmen.

Wer hingegen im Berufsalltag gerne Kontakt mit anderen Menschen hat, findet in der Tätigkeit als Masseur:in eine gute Berufsmöglichkeit. Masseur:innen entspannen durch Massagetechniken die Muskulatur ihrer Patient:innen und helfen so Schmerzen oder Verspannungen des Körpers zu reduzieren. Je nach Arbeitsumfeld können Termine zeitlich flexibel gelegt und somit gut auf beispielsweise Psychotherapiesitzungen abgestimmt werden.

Sowohl als Florist:in als auch als Gärtner:in ist man umgeben von grünen Pflanzen und duftenden Blumen. Das Arbeiten mit den Händen bietet eine gute Möglichkeit, abzuschalten und den Kopf freizubekommen. Kreative Tätigkeiten ermöglichen es, abzuschalten und sich ganz auf die Arbeit zu konzentrieren. Beispielsweise das Nähen oder Reparieren von Kleidungsstücken oder Einrichtungsgegenständen ist eine sehr kreative Arbeit.

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Als Bibliothekar:in verbringen Sie die meiste Zeit mit Büchern, aber auch mit Menschen, die Bücher lieben. Dabei können Sie anderen Menschen bei der Recherche helfen oder mit ihnen gemeinsam ein neues Lieblingsbuch entdecken. Lesen ist eine wunderbare Form der Entspannung, hat zudem einen positiven Effekt auf das psychische Wohlbefinden und hilft, den Kopf freizubekommen.

Suchen Sie einen geschützten Arbeitsplatz? Können Sie momentan nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig sein, suchen aber dennoch eine sinnvolle Tagesstruktur? Alleine zu wohnen sowie die Alltagsgestaltung bereiten Ihnen Mühe und Sie suchen nach einer betreuten Wohnform? Der Arche Biohof bietet Menschen eine Tagesstruktur, die Sozialhilfe beziehen. Für viele Menschen ist das Wohnen in den eigenen vier Wänden aufgrund einer psychischen Erschütterung vorübergehend oder auch über längere Zeit hinweg nicht mehr möglich.

Arbeiten ist ein bedeutender Faktor für das Selbstwertgefühl. Eine Tagesstruktur bietet Sicherheit und Stabilität und fördert den sozialen Austausch. Eine für sich sinnvolle Gestaltung von Freizeit dient nicht nur der psychischen und physischen Erholung, sondern ermöglichte es auch, soziale Isolation zu überwinden.

Es gibt in der Schweiz zahlreiche Vereine und Selbsthilfeorganisationen, die von Betroffenen gegründet und geführt werden. Kennen Sie Freizeit- und/oder Ferienangebote für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung? Kein passendes Angebot gefunden?

Am 13. März 2013 fand im Restaurant UniTurm das erste Forum für sozialverantwortliche Unternehmen statt. Gastredner und Nachhaltigkeitsexperte Prof. Claude Siegenthaler sprach einleitend zum Thema nachhaltige Wertschöpfung durch die Einstellung von Mitarbeitenden mit psychischer Erkrankung. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion berichteten eine betroffene Mitarbeiterin, ihr Vorgesetzter, die Psychiaterin und der begleitende Job Coach über ihre Erfahrungen bei der erfolgreichen Wiedereingliederung am ehemaligen Arbeitsplatz.

Die Job-Coaches des Supported Employment unterstützen Menschen mit einer psychischen Erkrankung bei der direkten Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt. Sie bieten Beratung, Begleitung und Koordinationshilfe unter Einbezug aller Beteiligter bei der Lösung von Schwierigkeiten am Arbeitsplatz sowie bei der (Wieder-)Eingliederung ins Erwerbsleben. Zudem beraten sie Arbeitgebende, um auch die betrieblichen Anliegen zu berücksichtigen. Haben Sie Fragen, wünschen Sie eine Weiterbildung im Betrieb oder suchen Sie motivierte Mitarbeitende?

Finde eine neue berufliche Perspektive! Stand: 22. Warte, wenn du ausgesetzt hast, mit der Wiederaufnahme der Arbeit nicht, bis du wieder vollständig gesund bist. Mach Fehler oder scheitere sogar.

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