Hängende Schultern: Psychologische Ursachen und Zusammenhänge

Hängende Schultern sind oft mehr als nur eine Frage der Körperhaltung. Sie können ein Zeichen für tieferliegende psychische Belastungen sein. In der Physiotherapie und Medizin wird zunehmend erkannt, dass Körper und Seele eine untrennbare Einheit bilden. Daher ist es wichtig, bei körperlichen Beschwerden auch die psychischen Aspekte zu berücksichtigen.

Psychosomatische Schmerzen und hängende Schultern

Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen, für die keine organische Ursache gefunden werden kann. Diese Schmerzen werden als psychosomatisch bezeichnet. Sie sind körperliche Beschwerden, die psychisch bedingt sind. Psychosomatik betrachtet Erkrankungen ganzheitlich, wobei Psyche und Körper als Einheit gesehen werden.

In der Physiotherapiepraxis zeigt sich oft, dass hinter körperlichen Beschwerden eine Wechselwirkung zwischen Emotionen, Geist und Körper steht. Es reicht nicht aus, nur die Schmerzen zu behandeln. Vielmehr ist es wichtig, die körperlichen Beschwerden ganzheitlich zu betrachten.

Ursachen für psychosomatische Schmerzen und hängende Schultern

Psychosomatische Schmerzen entwickeln sich durch die Kombination verschiedener Faktoren, wie Psyche, Körper, gesundheitliche und soziale Situation sowie Persönlichkeit und familiäre Bedingungen. Langanhaltende Belastungen führen zu Stress, der sich auf den Körper auswirkt. Wer in stressigen Momenten auf seinen Körper achtet, merkt, dass sich dieser auch physisch zeigt.

Stress und innere Anspannung erhöhen die Anspannung unserer Muskeln (Muskeltonus). Ein Grossteil der Schmerzen kommt von dauerhaft angespannten Muskeln und Faszien. Viele Menschen sitzen täglich stundenlang im Büro, was oft zu einer schlechten Körperhaltung führt. Beispielsweise zu hängenden Schultern, einer überstreckten Halswirbelsäule oder einem krummen Rücken. Dies führt früher oder später zu Schmerzen, möglicherweise zu Nacken- und Rückenschmerzen oder zu Schulterschmerzen.

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Zusammengefasst: Achten Sie darauf, dass Ihr Körper in Bewegung bleibt und, dass Ihre Muskeln gedehnt werden. Weiters auch darauf, dass Sie Ihren Körper und Geist als Einheit betrachten.

Körperkommunikation und Körperhaltung

Körperkommunikation ist nonverbale Verständigung, die nicht über gesprochene Wörter funktioniert. Körperhaltung, Gestik, Mimik, Augenkontakt, äussere Erscheinung und Stimme gehören zu den Körpersignalen, die manchmal andere Botschaften übermitteln als die gesprochenen. Die verbale Sprache vermittelt Fakten, während die Körpersignale die Bedeutung übermitteln.

Auch die Art und Weise, wie jemand auf einem Stuhl sitzt, ist nicht immer zufällig. Wenn Sie leicht hängend auf einem Stuhl sitzen und die Arme und Beine baumeln lassen, ist dies voraussichtlich ein Zeichen dafür, dass es Ihnen gut geht und dass Sie entspannt sind.

Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) als mögliche Begleiterscheinung

Bei Menschen mit Kiefergelenkserkrankungen ist die Funktion des Kiefergelenks, der Kaumuskulatur und manchmal auch der Muskulatur der Halswirbelsäule eingeschränkt. Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner haben dafür den Sammelbegriff „Craniomandibuläre Dysfunktion“ geprägt, der sämtliche Störungen und Krankheitsbilder umfasst. Die Fehlfunktionen liegen also im Bereich zwischen dem Schädel und Ober- und Unterkiefer. Störungen in der Kau- und Nackenmuskulatur, die an der Bewegung des Kiefers beteiligt ist. Gelenkveränderungen, entweder durch Gelenkverschleiss oder bestimmte Krankheiten: Beispiele sind Arthrose, verzögertes oder verstärktes Wachstum und chronische Entzündungen im Kiefergelenk.

Es können auch mehrere Störungen in Kombination auftreten, die sich gegenseitig verstärken. Dadurch erleben Betroffene oft sehr unangenehme Symptome - von Schmerzen in vielen Regionen des Körpers (Kopf, Schultern, Nacken, Rücken, Gelenke) über knackende Geräusche im Kiefergelenk bis hin zu Problemen beim Mundöffnen.

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Die Ursachen für Kiefergelenkserkrankungen und die craniomandibuläre Dysfunktion können vielfältig sein. Meist sind mehrere Faktoren zugleich am Werk, wenn eine CMD entsteht. Die Grundlage für die Fehlfunktion sehen Fachleute in einer Verspannung der Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskulatur, die am Kauvorgang beteiligt sind. Daneben können auch die Psyche, Stress und seelische Belastungen eine Rolle bei Kiefergelenkserkrankungen spielen. Wer im Alltag, Beruf, der Partnerschaft oder im Familienleben mächtig unter Druck steht, reagiert sich oft nachts im Schlaf beim Zähneknirschen ab. Manche pressen und knirschen sogar tagsüber mit ihren Zähnen, um Stress und Anspannung loszuwerden oder negative Gefühle und Situationen zu verarbeiten. Die Kaumuskulatur verspannt sich und eine craniomandibuläre Dysfunktion kann entstehen.

Was kann man selbst tun?

Wenn hinter Ihren körperlichen Beschwerden eine psychische Ursache steckt, sollten Sie sich mit diesem Gedanken anfreunden. Auf diese Weise fällt es leichter, etwas gegen die Probleme zu tun. Achten Sie darauf, was Ihrem Körper guttut und was nicht. Vermeiden Sie Stress so gut wie möglich. Jeder von uns hat andere Vorlieben, um Stress abbauen zu können.

Erkennen Sie, dass Ihr Körper und Ihre Seele eine Einheit sind.

Diagnose und Therapie

Die Diagnose „craniomandibuläre Dysfunktion“ erhalten Patientinnen und Patienten oft erst spät. Viele haben unzählige Besuche bei verschiedensten Ärztinnen und Ärzten hinter sich. Dies ist auch der Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen geschuldet. Aber wenn die Diagnose steht, lassen sich Kiefergelenkserkrankungen gut behandeln. Häufig können Zahnärztinnen und Zahnärzte die Beschwerden ohne Operation lindern, zum Beispiel mit einer Schienentherapie (Aufbissschiene).

Die Behandlung der Kiefergelenkserkrankungen und craniomandibulären Dysfunktion hängt immer von der Ursache ab. Das Krankheitsbild kann jedoch sehr komplex sein und es braucht manchmal Zeit, bis sich erste Erfolge einstellen. Wichtig ist immer, dass Spezialistinnen und Spezialisten verschiedenster Fachgebiete eng im Team zusammenarbeiten und die Behandlung gemeinsam austüfteln und durchführen. Der oder die erste Ansprechpartner/-in ist meist Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt. Inzwischen gibt es Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner, die sich auf die Diagnostik und Behandlung der craniomandibulären Dysfunktion spezialisiert haben und besonders ausgebildet sind.

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Bei psychosomatischen Schmerzen geht es nicht darum, sie zu betäuben. Aus diesem Grund ist es wichtig, die wahre Ursache Ihrer Beschwerden zu beheben. Ganzheitliche Physiotherapie kann Ihnen helfen, sich von Ihren chronischen Beschwerden zu befreien.

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