Endometriose und depressive Verstimmungen: Ein umfassender Überblick

Die Endometriose ist eine komplexe Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutter ansiedelt. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die sowohl körperliche als auch seelische Auswirkungen haben. Die Ursachen für die Entstehung der Endometriose sind bislang wissenschaftlich noch ungeklärt.

Symptome der Endometriose

Endometriose hat viele Gesichter. Die Symptome können vielfältig sein und sich von Frau zu Frau unterscheiden. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:

  • Starke Bauch- oder Rückenschmerzen im Zusammenhang mit der Menstruation
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen oder Blutabgang beim Stuhlgang oder beim Wasserlösen
  • Reizdarmähnliche Symptome wie schmerzhafte Blähungen, Verstopfung oder Durchfall
  • Häufiger Harndrang
  • Schmerzen, die in die Beine, Richtung After/Gesäss, in die Scheide, den Oberbauch oder die Flanken ausstrahlen
  • Chronische Müdigkeit und Erschöpfung
  • Depression
  • Sehr starke, unregelmässige oder verlängerte Blutungen
  • Störungen der Fruchtbarkeit

Ein weiteres Problem trägt zu der verzögerten Diagnosestellung bei: Beschwerden, welche im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten, gelten bei vielen Laien, aber z.T. auch bei medizinischen Fachpersonen, immer noch als normal und werden nicht ernstgenommen. Selbst in Ländern mit hohen medizinischen Standards dauert es auch heute im Durchschnitt 7 bis 11 Jahre bis zur Diagnosestellung einer Endometriose.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Intensität der Beschwerden nicht immer mit der Ausdehnung der Endometrioseherde korreliert. Grosse Herde können keine Beschwerden machen und sehr kleine äusserst schmerzhaft sein. Die belastenden Schmerzen, aber auch die Endometriose selbst als entzündliche Krankheit führen nicht selten zu chronischer Müdigkeit (chronic fatigue), Erschöpfung und Depression.

Der Zusammenhang zwischen Endometriose und depressiven Verstimmungen

Die belastenden Schmerzen, aber auch die Endometriose selbst als entzündliche Krankheit führen nicht selten zu chronischer Müdigkeit (chronic fatigue), Erschöpfung und Depression. Ob Depressionen im Zusammenhang mit Endometriose eine reine Krankheitsfolge sind, muss aufgrund bisheriger Forschungsarbeiten offenbleiben. Wie bei anderen chronischen Schmerzsyndromen spielen psychische Faktoren eine bedeutsame Rolle. Dazu gehören eine gesteigerte Wahrnehmung unangenehmer Körperempfindungen sowie kognitive Fehlbewertungen. Erwartungshaltung mit Angst vor den Schmerzen sowie depressive Reaktionen verschlimmern das Geschehen und können zum sozialen Rückzug führen. Müdigkeit und Erschöpfung nehmen im Krankheitserleben der Betroffenen oft einen breiten Raum ein mit weit reichenden, einschränkenden Auswirkungen auf das private Umfeld und das Berufsleben. Müdigkeit und Erschöpfung sind ein direktes Endometriosesymptom, beruhen aber auch auf der Beeinträchtigung durch den Schmerz und die Störung des Schlafs und die depressiven Verstimmungen.

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Therapiemöglichkeiten bei Endometriose

Es existiert bis anhin auch keine Therapie, mit der Endometriose vollständig verhindert, beseitigt oder geheilt werden kann. Welche Behandlung infrage kommt, hängt vor allem vom Schweregrad der Endometriose ab und ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht. Schmerzsymptome und Lokalisation der Endometriose haben ebenfalls grossen Einfluss auf die Therapiewahl.

Überblick über gängige Therapieformen:

Therapiebezeichnung/Form Wirkweise Vorteile Nachteile
Gabe von Schmerzmitteln Schmerzsymptome lindern. Zur Behandlung von Endometriose können Schmerzmittel zum Beispiel aus der Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) eingesetzt werden. Schmerzmittel können bei manchen Frauen die Endometriosebeschwerden lindern. Die Langzeitanwendung von Schmerzmitteln kann Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Magen, Übelkeit und Kopfschmerzen hervorrufen. Schmerzmittel haben keinen Einfluss auf den Verlauf der eigentlichen Erkrankung.
Hormonbehandlung mit Gestagenen Wachstum und Neubildung von Endometrioseherden verhindern, verkleinern und Schmerzen lindern. Gestagene halten durch ihre Wirkung auf die Hypothalamus-Hypophysen-Ovarien-Achse den Östrogenspiegel niedrig. Die Einnahme von Gestagenen verhindert, dass die Gebärmutterschleimhaut und die Endometrioseherde im Rahmen der Monatsblutung aufgebaut und abgeblutet werden. Endometriosebeschwerden lassen sich mit Gestagenen effektiv bessern und die Neubildung von Erkrankungsherden vorübergehend stoppen. Die Therapie ist bei guter Verträglichkeit zeitlich unbeschränkt. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Blutungsunregelmässigkeiten (Zwischenblutungen), depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme, Akne sowie eine Abnahme der Knochendichte bei längerer Behandlung. Wird die Therapie beendet, sind Rückfälle wie bei anderen Endometriosetherapien keine Seltenheit.
Hormonbehandlung mit GnRH-Analoga Wachstum und Neubildung von Endometrioseherden verhindern, verkleinern und Schmerzen lindern. Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga (GnRH-Analoga) sind Wirkstoffe, die dem zentralen Steuerungshormon des Zyklus, dem GnRH, nachgebildet sind. Sie blockieren die Empfangsstellen für GnRH in der Hypophyse und verhindern so, dass die Hormone FSH und LH freigesetzt werden, die den Monatszyklus aufrechterhalten und regulieren. So sinkt auch der Östrogenspiegel ab. Die behandelten Patientinnen geraten auf diese Weise vorübergehend in künstliche Wechseljahre, die monatliche Blutung bleibt aus. Endometriosebeschwerden lassen sich mit GnRH-Analoga effektiv bessern und die Neubildung von Erkrankungsherden vorübergehend stoppen. Die Therapie kann angewendet werden, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten wie Gestagene keine Wirkung zeigten. Die Therapie mit GnRH-Analoga allein ist auf drei bis sechs Monate beschränkt. Soll die Behandlung länger dauern, muss ergänzend eine sogenannte „Add-back-Therapie“ erfolgen. Dabei werden geringe Mengen an Östrogen zusätzlich verabreicht. In diesem Fall können GnRH-Analoga bis zu zwölf Monate angewendet werden. Ein Teil der behandelten Frauen haben Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und andere Wechseljahrbeschwerden. Zusätzlich kann der stark verringerte Östrogenspiegel zum Verlust an Knochensubstanz führen. Wird die Therapie beendet, sind Rückfälle wie bei anderen Endometriosetherapien keine Seltenheit.
Operativer Eingriff Entfernung der Endometrioseherde. Bei der operativen Behandlung der Endometriose werden die Erkrankungsherde aus dem Körper herausgeschnitten oder mittels Hitze bzw. Laserlicht vor Ort zerstört. In der Regel geschieht dies im Rahmen einer Bauchspiegelung. In seltenen Fällen, bei abgeschlossener Familienplanung und Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten, kann die operative Entfernung der Gebärmutter, der Eileiter und Eierstöcke in Erwägung gezogen werden. Bei unerfülltem Kinderwunsch infolge einer Endometriose kann die Fruchtbarkeit in manchen Fällen wieder hergestellt werden. Rückfälle sind wie bei anderen Endometriosetherapien auch nach erfolgreicher Entfernung aller Erkrankungsherde keine Seltenheit. Eine Operation v.a. an den Eierstöcken kann auch zu verminderter Fruchtbarkeit führen. Wenn sehr viel Gewebe entfernt werden muss, können unter anderem die Funktion der Blase und des Darms sowie die Sexualität beeinträchtigt werden.

Nach der Operation kann bei manchen Frauen eine zeitweilige hormonelle Therapie beispielsweise mit Gestagenen oder GnRH-Analoga das Risiko eines Rückfalls reduzieren.

Zusätzliche Therapieansätze

Ergänzend zu den genannten zugelassenen Therapie-Möglichkeiten können weitere Massnahmen wie z. B. eine unterstützende Psychotherapie sinnvoll sein. Denn betroffene Frauen leiden oft nicht nur körperlich, sondern auch seelisch stark an der Erkrankung. Physiotherapie (oder physikalische Therapie im Allgemeinen) und auch alternative Heilmethoden können zu den aufgeführten Therapien als Unterstützung oder Begleittherapie helfen.

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