Wo sind Sie am Anfang dieses Neuen Jahres? Noch bei den vorsichtig tastenden Schritten der ersten Tage, bei der kindlichen Freude über viele, viele unbeschriebene Blätter im Kalender?
Oder sind sie schon weiter - angekommen im Alltag des Jahres mit den Zahlen 007. Und die Freude über das Hier und Jetzt - bekommt sie schon wieder die Schatten der Ängste und der Befürchtungen?
Werden die Katastrophen sich wieder einstellen? Werden wir neue Orte des Schreckens kennen lernen. Was kommt nach Bad Reichenhall, nach Lathen und Emsdetten?
Vor ein paar Tagen erst haben wir den alten Kalender abgelegt, schwungvoll hat das Jahr begonnen, vielleicht mit den üblichen Vorsätzen. Nun sind wir wieder soweit: Tag für Tag wird ein Blatt aus dem Kalender gerissen.
Die Frage ist: Können wir das Hier und Heute, den Tag jetzt, die Ruhe dieser Stunde noch genießen? Können wir das Fest noch feiern - so wie es fällt?
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Auch mit der Evangelienlesung des heutigen Sonntages nehmen wir teil an einer Hochzeit. Jesus in Kana. Braut und Bräutigam, die Gäste feiern.
Sie feiern, bis der Wein zur Neige geht und das vorzeitige Ende der Feier eingeläutet wird. „Sie haben keinen Wein mehr!” - mehr sagt die Mutter Jesu nicht.
Und der neue Wein wird wohlschmeckender als der alte. Jesus begegnet uns bei seinem ersten Zeichen, das er tut! Ganz „epiphan” offenbart er seine Herrlichkeit bei dieser Hochzeit in Kana.
Er gibt dem Fest seinen Glanz zurück, nein, er setzt ihm noch einen weiteren Glanzpunkt auf. Die Feier wird nicht vorzeitig abgebrochen - denn es gilt: „Wenn ich feiere, dann feiere ich …!”
Die Ausgelassenheit eines Hochzeitsfestes jeden Tag? Das Feiern wäre schnell am Ende. Und doch entdecke ich in den Hochzeitsgeschichten die Aufforderung zu einer wachen Fröhlichkeit.
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Eine Fröhlichkeit, die entsteht, wenn wir uns neu auf den Weg machen - in ein Neues Jahr, in die Zeit, die vor uns liegt mit ungezählten Chancen und Entdeckungen.
Also auf zu einer Entdeckungsreise durch ein Jahr, in dem Gott Neues schafft, dem Leben neue Kraft und Hoffnung gibt. Ja, das Alte habe ich zurückgelassen.
Den alten Kalender habe ich zur Seite gelegt. Der Rückblick mit den „Highlights 2006” liegt nun im Regal bei den Geschichtsbüchern. Neuer Wein in neuen Schläuchen!
Hoch-Zeiten und Tiefschläge halten sich die Waage. „Freut Euch mit den Fröhlichen!” - so sagt es Paulus in der Epistel für den heutigen Sonntag (Röm 12,15).
Jesus hat es vorgemacht und die Freude noch verstärkt. Denn nur wer herzlich lachen kann, kann auch von Herzen mitweinen. Jetzt ist die Zeit der Freude.
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Andere Zeiten werden Folgen. Das Fasten und die Passion.
Die Herausforderungen des Alltags und die Suche nach Trost
Trost ist keine Billigware. In der Zeit vor Weihnachten zumal. Was Halt und Festigkeit gibt, trotz Dunkelheit und Kälte, wo gibt es das?
Was Vertrauen hervorruft und Mut macht trotz Resignation und gegen Traurigkeit, wo gibt es das? Licht, Helligkeit, Strahlen, Glanz, und das tut gut in der dunklen Jahreszeit.
Wenn wir auf die Dekorationen in den Schaufenstern und Buden blicken, dann sehen wir leuchtende Farben, die nicht nur bei Kindern Freude machen. Die Farbenpracht ist wie eine Gegenwelt zur jahreszeitlichen Natur.
Wir hören die Rufe an den Verkaufsständen: noch kurze Zeit bis zum Fest, nur noch wenige Tage. Das ist nicht ohne Hektik. Aber gibt es ein Fest ohne Hektik, eine Feier ohne die Aufregung der letzten Vorbereitungen?
Die Festvorbereitung lässt etwas von der Spannung und Erwartung aus Kindertagen erinnern. Und der Duft von Mandeln, Kartoffelpuffern, Glühwein und Zuckerwatte schmeckt wie Vorfreude.
Der hier ruft in dem alten Prophetenbuch, spricht von einer Straße, auf der Gott kommt, auf der die Herrlichkeit Gottes aufscheint und sein Lichtglanz leuchtet.
Wie hat man sich eine solche Straße vorzustellen? Müsste das bei den Baumaßnahmen nicht bedacht werden? Werden doch die Hindernisse auf der Straße göttlicher Ankunft nicht geringer sein als beim alltäglichen Straßenbau.
Straßen sind Lebensadern, die Welten verbinden. Die Welt Gottes und die Welt der Menschen. Kann man diese Welten verbinden?
Der Prophet nennt drei Merkmale der Straße, auf der Gott kommt: Den Trostruf, die Vergebung und die Herrlichkeit, den prächtigen Lichtglanz Gottes.
Wo Gottes Herrlichkeit kommt, da bricht sie sich Bahn und schafft Wege wie Leuchtspuren, auch im Dunkel. Wenn man durch eine Allee fährt im Hochsommer, eine auf der die Bäume so dicht stehen, dass die Käfer auf dem Blätterdach von einer Seite auf die andere wandern können, dann herrscht auch bei hellem Sonnenschein nur gedämpftes Licht.
Aber der Lichtschein am Ende der Allee leuchtet so stark, dass er dennoch orientiert. Im Dunkel geht es uns gelegentlich so, dass wir, weil wir keinen Weg mehr sehen, diese momentane Blindheit nach dem landläufigen Verständnis von Realismus auch dafür halten, dass es gar keinen Weg mehr gibt. Ich sehe keinen Weg, also gibt es auch keinen.
Die Herrlichkeit Gottes zeigt einen Weg, wo es vermeintlich keinen mehr gibt. So mag es den Hirten gegangen sein des Nachts auf dem Felde. Nicht viel hatten sie zu erwarten und nicht viel zu verlieren, aber sie folgten dem Lichtstrahl des Sternes, der ihnen den Weg Gottes zu den Menschen wies.
Für Gottes Herrlichkeit gibt es keine Ausweglosigkeiten, weil sein Licht eindringt in die Ausweglosigkeit. Wohl ist gelegentlich menschlicher Sinn so verfinstert und beschwert, dass er keinen Ausweg mehr sieht, weil er immer nur sich selbst sieht und den Fels, gegen den anzulaufen, als sinnlos erscheint.
Wenn Menschen ihre Grenzen wahrnehmen, dumpf und beklemmend, so dass sie gegen die Mauern rennen, weil sie ihnen sinnlos erscheinen, so geschieht es dennoch, dass die Herrlichkeit begrenzte Mauerräume zu geschenkten Freiräumen macht, in denen Menschen neue Wege miteinander gehen. So verbinden sich Gottes Weg und Menschenweg miteinander.
Die Liebe ist so ein Weg, und die Geduld und Phantasie, die wir für jugendliche Randalierer aufbringen, um ihnen Wege zu zeigen, auch. So verbinden sich Welten miteinander, Gottes Welt und Menschen Welt.
Gewiss, es gibt Irrlichter, falsches Blendwerk, nicht nur zur Weihnachtszeit. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wo ist das wahre Licht in der Fülle der Lichter?
Es ist die Eigenart der Herrlichkeit Gottes, dass sie auch da Helligkeit bringt, wo kein Licht mehr zu erwarten ist. Sie spart nichts aus, keinen Winkel.
Für Gottes Herrlichkeit gibt es keine Ausweglosigkeiten. Das können auch menschliche Bauarbeiter lernen: Wo göttliches Licht menschliche Bauarbeiten orientiert, da führen die Wege Menschen zu einander und unüberwindliche Gräben werden zugeschüttet.
Wenn die biblische Tradition von der Herrlichkeit Gottes erzählt, dann tut sie das mit Ehrfurcht vor dem überwältigenden Lichtglanz und mit Scheu. - Man wusste immer, dass Lichtglanz blenden kann, ja, dass er gefährlich ist.
Vergebung als Schlüssel zur Verbindung
Der Weg Gottes verbindet Welten aufgrund von Vergebung. Das ist das zweite Merkmal des göttlichen Straßenbaus. Vergebung gibt es das?
Wie Wege abbrechen und Straßen verbarrikadiert werden, weil Menschen ohne Vergebung leben, das können wir in der individuellen Lebensgeschichte und in der Weltgeschichte alle Tage erleben.
Ich kann ihr, ihm das einfach nicht vergessen. So wachsen die Berge von Schuldlasten, und wenn sie noch nicht hoch genug sind, dann können sie auch boshaft und absichtlich bewusstgemacht und erhöht werden: Bis auf den letzten Pfennig müssen Rechnungen beglichen werden, die alten Rechnungen, die alten Verletzungen, sie schmerzen immer wieder, muss man sie nicht immer wieder beleben?
Es lässt sich wohl auch nicht denken und rechnen, dass Schuld vergeben ist. Früher redete man eben von Gott und brauchte Vergebung, heute wird man selbst mit der Schuld fertig, zur Not mit therapeutischer Unterstützung.
Gott und Vergebung, das ist Tradition, uralte Tradition, von weit her. Aber ist diese Tradition überholt oder ist sie kostbar?
Der Prophet redet davon, dass zerstörte Wege wiederhergestellt und zerstörte Welten wieder verbunden werden, dass verhärtete Herzen erweicht und verbitterte Sinne erneuert werden, weil Gott zuvor vergeben hat. Er hat die Schuld auf sich genommen. Deshalb kann neu angefangen werden.
Was Menschen unmöglich erscheint, hat Gott zuvor geschaffen. Der Prophet, dessen Rufen uns der heutige Predigtext mitteilt, hat vom leidenden Gottesknecht erzählt, der Menschen Schuld abgenommen hat und weil die Schuldberge nicht mehr abzutragen waren, ist er selbst mitten hineingegangen in die tödlichen Schuldberge, die Menschen aufschütten.
Abbau der Berge von Schuld und Überbrückung der Gräben von Hass und Misstrauen, das ist nicht billig zu haben, das braucht unendliche Kraft und Geduld. Da, wo Menschen einander nicht vertragen können, da verspricht Gott Vergebung, das ist Evangelium.
Und doch breitet sich Skepsis aus. Der Prophet selbst formuliert sie: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras und all seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt. Denn des Herrn Odem bläst darein.
Trost als Antwort auf die Vergänglichkeit
Trost, liebe Gemeinde, steht gegen den Verbrauch von Hoffnungen. Trost, auch das ein altes Wort, uralt, Urwort. Erinnerung aus Kindertagen, als wir noch getragen wurden, wenn wir uns schmerzhaft angestoßen hatten.
Als die Mutter noch tröstend sagte: Es wird alles wieder gut. Dieser Zuspruch hatte eine eigenartige Kraft. Er wirkte trotz des Schmerzes heilend. Dieser Trostspruch vertröstet nicht, er bringt schon mit sich, was noch erwartet wird.
Er lässt die Welt schon wieder hell werden, obwohl die Tränen noch nicht getrocknet sind. Aber wenn menschliche Kindheit so trostlos ist, dass kein Trostwort gesprochen wird gegen den Schmerz?
Wenn Welt wahrhaft trostlos ist? Dennoch reicht das göttlich-menschliche Trostwort, das göttlich-menschliche Urwort dahin: Der Prophet teilt es uns mit.
Der Dichter sagt: Gegen die Erde gibt es keinen Trost als den Sternenhimmel. Damit arbeitet er der Resignation zu, und er eröffnet den Weg in den Himmel als Fluchtort in eine andere höhere Welt, in die Menschen abheben oder abtauchen.
Gegen die Erde gibt es keinen Trost als den Sternenhimmel. Aber den Himmel, zu dem hin man abhebt, den überlassen wir in der Tat den Spatzen.
Die Trostrufer, die Boten Gottes, bringen Gottes Himmel auf die Erde, mitten in unsere Welt. Das ist nicht billig zu haben. Trost ist keine Billigware.
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