Arbeitslosigkeit oder eine längere Phase der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit kann psychische Reaktionen hervorrufen.
Jede Person erlebt einen Arbeitsplatzverlust oder eine ungewollte Arbeitslosigkeit anders. Einige reagieren sehr negativ, andere etwas weniger. Manche Menschen erleben dies als traumatisches Ereignis, das Stress verursacht und das Wohlbefinden negativ beeinflusst. Psychische Schwierigkeiten zu erleben und sich nicht ganz wohlzufühlen ist in solchen Situationen ganz normal.
Verschiedene Faktoren können das Erleben von Arbeitslosigkeit und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit beeinflussen, wie z. B. negative Auswirkungen auf Wohlbefinden und Lebensqualität: Trauen Sie sich, um Hilfe zu bitten!
Arbeitslosigkeit kann den Lebensrhythmus verändern, soziale Kontakte reduzieren und zu grösserer Einsamkeit führen.
Stress und Unzufriedenheit äussern sich oft in körperlichen Symptomen wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeitsgefühlen. Diese Alarmzeichen des Körpers dürfen nicht ignoriert werden. All diese Anzeichen sind ernst zu nehmen, da sie langfristig zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und zur Verminderung der Lebensqualität und des Wohlbefindens führen können.
Lesen Sie auch: Methoden zur Behandlung exogener Depression
Wenn der Zustand anhält oder sich verschlimmert: Sprechen Sie mit Verwandten oder Fachpersonen (z. B. Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt) und suchen Sie Hilfe.
Für manche Menschen kann eine Zeit ohne Erwerbstätigkeit frischen Wind ins Leben bringen und als positive Phase mit neuen Perspektiven erlebt werden. Wohlbefinden und Lebensqualität können sich vorübergehend verbessern.
Gemäss Gesundheitsobservatorium (2022) fühlen sich knapp ein Viertel der Schweizer manchmal und 4,5 Prozent meistens bis ständig entmutigt. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Ein Grund dafür kann beispielsweise soziale Überlastung infolge Betreuung von Familie und Angehörigen bei gleichzeitiger Berufstätigkeit sein. Bei Männern ist der Verlust der Arbeit als Identifikationsmerkmal infolge Arbeitslosigkeit oder Pensionierung häufig ein Auslöser.
Abgesehen von den Arbeitsausfallkosten in der Schweiz von etwa 8 Milliarden Franken jährlich, verdoppeln Depressionen die Häufigkeit anderer somatischer Erkrankungen wie beispielsweise Herzinfarkt, Hirnschlag oder Diabetes und umgekehrt.
Ein Burnout ist ein stressbedingtes psychosomatisches Syndrom, gekennzeichnet durch eine physische, psychische und kognitive Erschöpfung im Kontext mit dem Arbeitsplatz. Dabei treten vegetative Symptome, Motivationsverlust und Leistungsminderung auf. Bei zunehmendem Schweregrad ist ein Burnout ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression.
Lesen Sie auch: Der ultimative Leitfaden zur Depression
Eine Erschöpfungsdepression oder Burnout am Arbeitsplatz entsteht häufig bei Personen mit grossem Elan, Idealismus, hoher Leistungsbereitschaft oder Hang zum Perfektionismus.
Sie wollen «etwas verändern», «sich sozial engagieren», «die Extrameile gehen» und so weiter, Zur Erschöpfungsdepression kann es kommen, wenn diese Personen merken, dass sie trotz ihres hohen Einsatzes nicht umsetzen können, was sie sich vorgenommen haben, und an ihre Grenzen stossen.
Eine Depression äussert sich gemäss Lang hauptsächlich durch den Verlust von Interesse und Freude an Dingen, die den Betroffenen sonst wichtig waren, eine depressive Stimmung und einen verminderten Antrieb.
Als Nebensymptome gelten Schlafstörungen, Appetitverminderung, verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit, Zukunftspessimismus sowie oder suizidale Gedanken bis zu deren Umsetzung (Kasten).
Beim Vorhandensein von 2 Haupt- und 2 bis 4 Nebensymptomen kann laut den S3-Leitlinien für unipolare Depression die Diagnose einer leichten bis mittelgradigen Depression gestellt werden, wenn die Symptome länger als 2 Wochen persistieren (S3-Leitlinie). Bei 3 Haupt- und mindestens 4 Nebensymptomen handelt es sich um eine schwere Depression (1).
Lesen Sie auch: Depressionsbehandlung: Was Sie wissen müssen
Insgesamt können Depressionen heute, wenn sie ohne Komorbidität auftreten, sehr gut behandelt werden. Bei zirka 80 Prozent der Patienten gibt es eine signifikante Besserung der Symptome innerhalb von 4 Wochen Behandlung.
Die Therapie einer leichten Depression besteht in erster Linie aus einer Psychotherapie, bei einer mittelgradigen Depression kommen Psychotherapie oder Pharmakotherapie zum Einsatz und bei einer schweren Depression beide Therapieformen.
Die Pharmakotherapie sollte tief dosiert mit 1 Medikament begonnen und nach 3 bis 4 Wochen entweder aufdosiert oder gewechselt werden, wenn nicht mindestens eine 50-prozentige Besserung eingetreten sei, so Lang. Quelle: mod. monitorisiert und die Therapiewirkung nach 3 bis 4 Wochen überprüft werden.
Eine Metaanalyse verglich die Wirksamkeit (Ansprechrate) und die Akzeptanz (Drop-out-Rate) von 21 Antidepressiva miteinander. Gemäss dieser sind alle beteiligten Antidepressiva signifikant wirksam, die meisten davon aber mit Nebenwirkungen behaftet. Die wenigsten Nebenwirkungen haben Agomelatin, Fluoxetin und Escitalopram, hinsichtlich der Wirkung bewegen sie sich im Mittelfeld beziehungsweise unteren Drittel (Fluoxetin) (2).
Am Beginn einer Depression sei es sinnvoll, eine Therapie mit allgemein gut verträglichen Antidepressiva zu beginnen, empfahl Lang. Komme es nicht zu einem befriedigenden Rückgang der Symptome, sollten aus klinischer Sicht eher stärker wirkende Antidepressiva eingesetzt werden. zum Beispiel Amitryptilin, Duloxetin, Mirtazapin und Venlafaxin (2).
Es sei wichtig zu wissen, so Lang, dass die psychotherapeutische Behandlung kontinuierlich besser evaluiert, beforscht und immer spezifischer ausgerichtet wird; sie sei insofern oft nachhaltiger als die Pharmakotherapie. In der Psychotherapie erlerne der Patient Entspannungstechniken (z. B. Meditation, Yoga), die es ihm erlaubten, mit Stressoren besser umzugehen; ausserdem würden durch die Psychotherapie heute mehr Ressourcen gestärkt als nur Symptome bekämpft werden.
Das Darmmikrobiom scheint auch Auswirkungen auf die Psyche zu haben. So spielen die Nahrung und die DarmHirn-Achse bei Depressionen eine Rolle. terscheidet sich das Mikrobiom von Patienten mit Depression und von solchen ohne Depression.
Diese Überlegung führte zu einer Studie, in der das Darmmikrobiom durch die Gabe von Probiotika verändert und praktisch augmentiert wurde. Die Studie untersuchte bei 60 Teilnehmern mit einer schweren depressiven Episode die Wirkung eines Probiotikagemischs versus Plazebo zusätzlich zur Standardbehandlung während eines Monats. In der Probiotikagruppe erhöhte sich der Lactobacillus-Anteil im Mikrobiom, was mit einer Reduktion von depressiven Symptomen assoziiert war (4). Ausserdem verbesserte sich die kognitive Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Plazebogruppe (5). Für eine Empfehlung zur Verwendung eines spezifischen Präparats bestehe aber noch zu wenig Evidenz, so Lang.
Neue Möglichkeiten bietet auch der Einsatz von Psychedelika bei Depressionen. Die erste in dieser Indikation bereits zugelassene Substanz ist das Ketamin, das als Esketaminnasenspray appliziert wird. Ketamin wirke laut der Expertin zügig und gut bei schwerer, behandlungsresistenter Depression. Die erste Wahl der Therapie in diesen Fällen sei jedoch nach wie vor die Gabe von Lithium, welches bei Therapieresistenz sehr gut wirksam sei und auch bei Suizidalität, da es die Suizidrate um das bis zu 10-Fache senke, wie viele Studien gezeigt hätten.
Forschungen laufen auch mit Lysergsäurediethylamid (LSD) (6). In verschiedenen Untersuchungen zeigte LSD einen therapeutischen Effekt bei Angst und Depression, schwächte die Angstreaktion der Amygdala, erhöhte das Sozialerleben und die Empathie, veränderte die Konnektivität im Gehirn und unterdrückte die «Fehlernetzwerke». Die Verabreichung erfordert aber eine längere Überwachung.
Es werde immer klarer, dass auch die Lebensweise die Entwicklung einer Depression begünstigen könne, so Lang. Zu Risikofaktoren gehören Stress, körperliche Erkrankungen, Traumata, soziale Isolation, Arbeitslosigkeit, Bewegungsmangel, Schlafmangel, eine ungesunde Ernährung und ein städtisches Umfeld.
Viele Menschen mit Depression werden im Hausarztbereich behandelt, möglicherweise sogar mehr als von den Psychiatern selbst. Wie Prof. Lang berichtet, verzeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch die Coronapandemie einen Anstieg von Depressionen und Angststörungen weltweit um 25 Prozent; für die Schweiz sei dieser Anstieg jedoch nicht zu sehen.
Tabelle: Übersicht über Antidepressiva und ihre Eigenschaften
| Antidepressivum | Wirksamkeit | Nebenwirkungen | 
|---|---|---|
| Agomelatin | Mittelfeld | Wenige | 
| Fluoxetin | Unteres Drittel | Wenige | 
| Escitalopram | Mittelfeld | Wenige | 
| Amitryptilin | Stärker wirkend | Viele | 
| Duloxetin | Stärker wirkend | Viele | 
| Mirtazapin | Stärker wirkend | Viele | 
| Venlafaxin | Stärker wirkend | Viele | 
tags: #depression #arbeitslosigkeit #einsamkeit #zusammenhang