Das Daumenlutschen ist ein weit verbreitetes Verhalten bei Kindern. Um dieses Verhalten besser zu verstehen und angemessen darauf reagieren zu können, ist es wichtig, die psychologischen Ursachen und möglichen Auswirkungen zu betrachten.
Ursachen des Daumenlutschens
Die Ursachen für das Saugbedürfnis eines Kindes können vielfältig sein:
- Emotionale Gründe
 - Situative Gewohnheiten
 - Körperliche Bedürfnisse
 
Es ist wichtig, als Eltern eine unterstützende Haltung einzunehmen und den richtigen Zeitpunkt für den Beginn der Entwöhnung zu wählen. Die Vorbereitung einer altersgerechten Kommunikation und die Schaffung einer positiven Ausgangslage sind wesentliche erste Schritte.
Erworbene Ursachen
Ab einem Alter von drei Jahren wirken sich Angewohnheiten wie das Nuckeln an Daumen oder Schnuller sowie Zungenpressen negativ auf die Zahnstellung und Kieferentwicklung aus. Daumen, Schnuller oder Zunge behindern das korrekte Aufeinandertreffen der oberen und unteren Zahnreihe. Eine fehlerhafte Position der Zunge zwischen den Schneidezähnen übt Druck aus, sodass Zahnfehlstellungen entstehen. Fast jeder offene Biss geht mit einer Fehlhaltung der Zunge einher.
Hilfe durch Hypnose
Hypnosetherapie ist eine Behandlungsmethode, die sich Trancezustände zunutze macht. Trancezustände treten einerseits natürlich auf, z. B. beim Tagträumen, beim leichten Dösen oder wenn ein Kind ganz in sein Spiel vertieft ist. Sie können jedoch auch durch verschiedene Techniken der Suggestion und der Imagination herbeigeführt werden.
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Ziel der Hypnosetherapie ist nicht, eine willenlose Person von aussen zu manipulieren. Vielmehr soll der alternative Bewusstseinszustand die Möglichkeit schaffen, bereits vorhandene Kompetenzen zu erkennen, zu stärken und nutzbar zu machen. Das Kind soll erfahren, dass es Gedanken und Vorgänge im Körper ein Stück weit beeinflussen kann und dass es fähig ist, auf Herausforderungen einzuwirken.
Hypnosetherapie eignet sich zum Beispiel bei:
- Daumenlutschen
 
Strategien zur Entwöhnung
Es gibt eine Vielzahl praktischer Strategien, die von sanften Methoden wie Belohnungssystemen und spielerischer Ablenkung bis hin zu direkten Interventionen wie dem Einsatz von bitteren Tinkturen oder Daumenhüllen reichen. Ein spezieller Abschnitt widmet sich dem nächtlichen Fingernuckeln und zeigt auf, wie angepasste Abendrituale zur Beruhigung beitragen können.
Ein zentraler Aspekt ist die emotionale Begleitung. Es ist wichtig, die emotionale Kompetenz des Kindes zu stärken, ihm zu helfen, Gefühle zu benennen und alternative Beruhigungsmechanismen zu entwickeln. Praktische Ideen für die Beschäftigung von Händen und Mund fördern die Feinmotorik und bieten sinnvolle Alternativen. Auch der Umgang mit unvermeidlichen Rückschlägen sollte thematisiert werden, sodass Eltern ohne Druck und Tadel reagieren können.
Der offene Biss als Folge des Daumenlutschens
Ein offener Biss ist eine Zahnfehlstellung, bei der die Zähne des Oberkiefers beim Zusammenbeissen keinen Kontakt zu den Zähnen des Unterkiefers haben. Meistens sind die Schneidezähne (Frontzähne) betroffen. Deswegen spricht man auch von einem frontal offenen Biss. Dadurch entsteht eine sichtbare Lücke zwischen der oberen und unteren Zahnreihe. Seltener kommt es zu einem seitlich offenen Biss.
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Weil der offene Biss oft durch das Nuckeln an Daumen oder Schnuller entsteht, spricht man im Volksmund auch von „Schnullergebiss“ oder „Schnullerbiss“.
Symptome bei Kindern
Die Öffnung der Zahnreihe beim offenen Biss erschwert die Kontrolle über den Speichelfluss. Können die Betroffenen die Lippen nicht vollständig schliessen, entstehen Probleme mit der Aussprache. Auch die Mundhygiene ist dann erschwert. Wenn die Zunge sich beim Sprechen zwischen die Zähne schiebt, entsteht eine Lautbildungsstörung: Die Kinder „lispeln“. Da die Schneidezähne nicht richtig verzahnen, fällt den Betroffenen auch das Abbeissen schwer. Die Backenzähne werden dagegen übermässig beansprucht und nutzen schneller ab.
Behandlung
Einen offenen Biss behandelt man in der Regel mit Zahnspangen und einer gleichzeitigen logopädischen Therapie. Die Zahnspange korrigiert die Fehlstellung von Kiefer und Zähnen.
Damit die Therapie zur Rückbildung erfolgreich ist, müssen sogenannte „Habits“ wie Nuckeln am Schnuller oder Daumen sowie Zungenpressen beendet werden. Diese Angewohnheiten wirken sich ab einem Alter von etwa drei Jahren negativ aus.
Bei Kindern erzielt man mit der Kombination aus Zahnspange und logopädischer Behandlung sehr gute Erfolge. Bei Erwachsenen ist teilweise eine Operation nötig.
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Vorbeugung
Damit sich ein offener Biss nicht verschlimmert, sollte ein Kind, das schon vier Jahre alt ist, nicht mehr am Schnuller oder am Daumen lutschen. Idealerweise beginnt man die Therapie bereits um den 6. Geburtstag.
Zusammenfassung
Das Daumenlutschen ist ein komplexes Thema, das sowohl psychologische als auch physische Aspekte umfasst. Durch das Verständnis der Ursachen und die Anwendung geeigneter Strategien können Eltern ihre Kinder einfühlsam und nachhaltig bei der Entwöhnung unterstützen. Bei Bedarf kann eine professionelle Behandlung, wie z.B. eine Hypnosetherapie oder kieferorthopädische Behandlung, in Betracht gezogen werden.
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