Als Burnout oder Burnout-Syndrom wird ein Zustand von körperlicher und psychischer Erschöpfung bezeichnet. Wie das englische Wort besagt, fühlen sich Menschen mit einem Burnout ausgebrannt, leer und energielos.
Was ist Burnout?
Der Begriff Burn-out hat in den letzten Jahren denn auch enorm an Bedeutung gewonnen. Als wissenschaftlicher Begriff wurde das Burnout-Syndrom in den 1970er-Jahren durch einen amerikanischen Psychoanalytiker geprägt. Als Synonym wurde früher - und auch heute noch - das Wort Erschöpfungsdepression verwendet, was nicht ganz präzis ist, weil ein Burnout nicht zwingend zu einer Depression führen muss.
Gemeinhin bezeichnet Burnout einen Zustand ausgeprägter, in der Regel über Monate anhaltender emotionaler und mentaler Erschöpfung sowie körperlicher Ermüdung, der durch berufliche Überlastung entstehen kann. Betroffene haben das Gefühl, ausgebrannt (engl. «burn out») und verbraucht zu sein, ihre Batterien fühlen sich leer an. Das Gefühl der emotionalen Erschöpfung gilt als Kernmerkmal von Burnout, was wissenschaftlich gut belegt ist.
Burnout: Ein schleichender Prozess
Burnout ist ein schleichender Prozess, der mitunter Monate oder Jahre unbemerkt bleiben kann. Meist sind die ersten Zeichen eine andauernde Müdigkeit und Erschöpfung, einhergehend mit verminderter Leistungsfähigkeit.
Betroffene reagieren darauf zunächst mit einer gesteigerten Aktivität: Sie erhöhen ihren Einsatz am Arbeitsplatz, leisten Überstunden, verzichten auf Pausen und gönnen sich keine Erholungsphasen mehr. Das Ausbrennen wird dadurch beschleunigt, das Gefühl der geistigen und körperlichen Erschöpfung nimmt zu. Ein Teufelskreis.
Lesen Sie auch: Mehr zum Thema Burnout
Betroffene fühlen sich lustlos, antriebslos, zunehmend hilflos und ausgeliefert - gefangen in einem Hamsterrad ohne Ausweg. Statt zu agieren, können sie mehr und mehr nur noch reagieren. Hält der Stress weiter an, kommt es zu einer Distanzierung von der Arbeit, Interesseverlust, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit, Zynismus und negativen Gefühlen gegenüber Mitarbeitenden, begleitet von Schlafstörungen und anderen körperlichen Symptomen. Am Schluss macht sich bei den Betroffenen Ohnmacht bis hin zu Verzweiflung breit, sie ziehen sich zurück und empfinden Widerwillen gegenüber sich und allem. Nichts geht mehr.
Die drei Dimensionen des Burnout
- Emotionale Erschöpfung: Sie gilt als zentrales Merkmal und bezieht sich auf das Gefühl, emotional, körperlich und geistig entkräftet zu sein.
 - Zynismus und Distanzierung: Können auftreten und sich in einer gleichgültigen, distanzierten Wahrnehmung und Einstellung gegenüber der Arbeit, Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen und auch Kunden bemerkbar machen.
 - Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit: Beschreibt das Gefühl, trotz grosser Anstrengung immer weniger zu leisten.
 
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen, die zu einem Burnout führen, sind vielfältig und bislang noch nicht ausreichend untersucht. Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass chronischer Stress, der nicht mehr bewältigt werden kann, zentral zur Entwicklung eines Burnouts beiträgt. Stressoren, also Auslöser von häufigem und andauerndem Stress, finden sich ausgeprägt im beruflichen Kontext, etwa ungünstige Arbeitsbedingungen. Doch auch private Belastungen durch Familie, Ausbildung oder Beziehungsprobleme können als Stresstreiber wirken.
Nebst diesen externen Belastungsfaktoren gibt es aber auch Persönlichkeitsfaktoren, die einen Nährboden für Burnout bilden: So sind es häufig sehr motivierte und engagierte Menschen, die gefährdet sind. Auch ausgeprägter Ehrgeiz, Idealismus, Perfektionismus und hohes Verantwortungsbewusstsein, hohe Leistungsansprüche an sich selbst sowie überhöhte, unrealistische Erwartungen gehören zu den Merkmalen, die das Entstehen eines Burnout-Syndroms fördern können.
Arbeitsbedingungen und Stress
Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz hat in ihrem jüngsten Stress-Monitoring («Job-Stress-Index» 2018) aufgezeigt, dass ein klarer Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen, Stress und gesundheitlicher Beeinträchtigung von Erwerbstätigen besteht. Demnach gehören die Arbeitsbedingungen zu den wichtigsten Einflussfaktoren für gesundheitsgefährdenden Stress.
Welche Arbeitsbedingungen für häufige oder andauernde Stressreaktionen verantwortlich sind, haben verschiedenste Institutionen analysiert, u.a. die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz in ihrem Stress-Monitoring, das Bundesamt für Statistik in der im Februar 2019 veröffentlichten «Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017» und das Seco in der «Stressstudie 2010».
Lesen Sie auch: Burnout: Symptome, Ursachen, Lösungsansätze
Stress in der Schweiz: Aktuelle Zahlen
Immer mehr Menschen fühlen sich gestresst. Neuste Zahlen zeigen, dass inzwischen mehr als ein Viertel der Schweizer Erwerbstätigen bei der Arbeit unter Stress leidet. Beunruhigend in dem Zusammenhang sind die jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik: Gemäss der «Schweizerischen Gesundheitsbefragung» fühlten sich im Jahr 2017 gut 21 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bei der Arbeit «meistens» oder «immer» gestresst (Männer 20,9%, Frauen 21,7%).
Noch gravierender fallen die Resultate der neusten Erhebung des «Job-Stress-Index» aus, den die Stiftung Gesundheitsförderung regelmässig ermittelt. Demnach betrug der Anteil der Erwerbstätigen, die unter arbeitsbedingtem Stress leiden, 27,1 Prozent im Jahr 2018. Er hat sich damit gegenüber 2016 mit 25,4 Prozent leicht erhöht; im Jahr 2015 lag der Anteil noch bei 22,5 Prozent. In die gleiche Richtung weist der Anteil erwerbstätiger Personen, die sich emotional erschöpft fühlen: Lag er in den Vorjahren bei rund einem Viertel der Befragten, tendierte er 2018 gegen 30 Prozent.
Laut einer 2022 durchgeführten Umfrage im Rahmen der Job-Stress-Index-Erhebung der Gesundheitsförderung Schweiz waren es im Jahr 2022 rund ein Drittel aller Erwerbstätigen.
Die wirtschaftlichen Folgen von Stress und Burnout
Stress bis hin zum Burnout-Syndrom verursacht nicht nur soziale Tragödien für Betroffene und Angehörige, sondern auch immense wirtschaftliche Kosten. Absenzen, Produktivitätseinbussen durch verminderte Leistungsfähigkeit oder innere Kündigung bis hin zu den Behandlungskosten stellen Gesellschaft, Unternehmen und Gesundheitswesen vor Herausforderungen. Die geschätzten Stresskosten zulasten der Schweizer Wirtschaft bezifferte Gesundheitsförderung Schweiz im Jahr 2016 mit 5,7 Milliarden Franken pro Jahr. Das entspricht immerhin 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Die Suva geht aufgrund einer Studie davon aus, dass Stress in Zukunft zu einem der grössten Arbeitsplatz-Risiken überhaupt werden wird.
Diagnose und Behandlung
Diagnostiziert wird ein Burnout aufgrund der Krankheitsgeschichte und den charakteristischen Beschwerden. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen des Burnouts. Im Zentrum steht die Wiederherstellung der Energiebalance. Abstand gewinnen, Ausruhen, Entspannen und Stress abbauen stehen dabei im Vordergrund. Spezielle Rehabilitationsprogramme oder Kurzaufenthalte in Rehabilitationszentren können diesen Prozess unterstützen.
Lesen Sie auch: Symptome von Burnout erkennen
Herzratenvariabilität zur Stressmessung
Unser Herz reagiert auf alles, was wir erleben, denken und fühlen, mit unmittelbaren präzis abgestimmten Variationen der Herzschlagrate. Damit vermag es sich an die ständig wechselnden Herausforderungen flexibel anzupassen. Während des Schlafens oder in Ruhe beispielweise sinkt die Zahl der Herzschläge, das Herz schlägt ruhiger. Dagegen lässt körperliche Anstrengung oder Stress die Herzschlagfrequenz ansteigen.
Diese sogenannte Herzratenvariabilität nutzt der Arzt Dr. Dieter Kissling vom ifa, Institut für Arbeitsmedizin, in Baden, um chronischen Stress oder ein allenfalls bereits existentes Burnout nachzuweisen. Dabei wird mittels Elektroden am Körper das Muster der Herzschläge über 24 Stunden aufgezeichnet.
Burnout-Symptome ernst nehmen
Ein Burnout ist zwar keine eigenständige Erkrankung, wird aber als Syndrom definiert - also als eine Ansammlung verschiedener Symptome. Burnout-Symptome können psychisch oder körperlich sein, sollten ernst genommen und behandelt werden. Das verbessert nicht nur das Wohlbefinden, sondern senkt auch das Risiko für psychische oder körperliche Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Bluthochdruck.
Burnout-Krankschreibung
Eine Auszeit von der Arbeit ermöglicht es Betroffenen, ihre Situation mit Abstand zu betrachten. Darum ist eine Burnout-Krankschreibung ein wichtiger Teil auf dem Weg zur Besserung.
Behandlungsmethoden
Die Behandlung des Burnout-Syndroms reicht von Entspannungstechniken über Psychotherapie bis hin zu einem stationären Aufenthalt in einer Klinik - je nach Schwere der Symptome. In vielen Fällen helfen Achtsamkeitsübungen, eine Veränderung der Lebensweise und eine kognitive Verhaltenstherapie.
Was tun gegen Burnout?
Gegen Ursachen eines Burnouts gibt es kein Patentrezept, weil sie sehr vielfältig sind. Eine der Hauptursachen ist chronischer Stress. Deshalb spielt der Umgang mit Stress eine zentrale Rolle. Die Ursachen von Stress im persönlichen Umfeld abbauen, damit Stress gar nicht erst entsteht.
Work-Life-Balance wiederherstellen
Wie bereits erwähnt, ist es auch wichtig, die Work-Life-Balance wiederherzustellen. Auf einen gesunden Ausgleich von Berufs- und Privatleben sollte man allerdings nicht erst achten, wenn das Burnout schon da ist.
10 Tipps zur Burnout-Prävention
Um erst gar nicht in einem Burnout zu enden, ist in erster Linie die richtige Work-Life-Balance gefragt, damit der persönliche Stresspegel nicht überschritten wird. Entspannung ist das Zauberwort gegen Burnout, was sich aber scheinbar nicht so einfach umsetzen lässt. Persönliche Freiräume, in denen Erholung angesagt ist, sollten tagtäglich geschaffen werden. Wenn es auch nur kleine Einheiten sind, aber Hauptsache, sie finden regelmässig statt und nicht erst, wenn es zu spät ist.
- Setze klare Grenzen: Lerne, Nein zu sagen. Du bist nicht für alles zuständig.
 - Delegiere: Überlege, welche Aufgaben du abgeben kannst. Oft sind es mehr, als du denkst.
 - Perfektionismus ade: Niemand ist perfekt und Fehler zu machen ist menschlich. Versuche, diese Tatsache zu akzeptieren. Verabschiede dich vom Perfektionismus, auch und gerade, wenn du Aufgaben delegierst.
 - Arbeite mit einer Prioritätenliste: Nicht alles muss sofort erledigt werden, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag. Frage dich, was wirklich wichtig ist.
 - Mach mal Pause: Plane immer wieder bewusst kurze Pausen und längere Erholungsphasen ein. Nimm in dieser Zeit dein Handy nicht hervor.
 - Gönne dir ausreichend Schlaf: Versuche, früher ins Bett zu gehen, um eine halbe Stunde länger zu schlafen. Entwickle ein Schlafritual, das dir hilft, besser ein- und durchzuschlafen.
 - Nimm deinen Konsum von Social Media kritisch unter die Lupe und versuche, ihn zu reduzieren, falls nötig.
 - Gemeinsam stark: Pflege soziale Kontakte und tausche dich mit Familie und Freunden aus.
 - Iss dich fit: Nimm dir bewusst Zeit für deine Mahlzeiten und vermeide Fertiggerichte und Junk Food. Setze stattdessen auf eine bunte, vitaminreiche Ernährung mit viel Gemüse und Früchten.
 - Bewegung tut gut: Sport und jede Form von Bewegung helfen, abzuschalten und die Ausschüttung von Stresshormonen zu reduzieren. Versuche, dich so oft wie möglich ohne Leistungsdruck zu bewegen. Loslassen: Entspannungstechniken wie sanftes Yoga, Autogenes Training, Atemübungen oder progressive Muskelrelaxation helfen dir, runterzukommen und abends besser zu schlafen.Führe ein Dankbarkeitstagebuch: Notiere dir jeden Abend kurz, was heute besonders schön war.
 
Die Rolle des Arbeitgebers
Auf der anderen Seite sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht, und dies sogar gesetzlich: Sie müssen Rahmen- und Arbeitsbedingungen schaffen, die die Gesundheit der Arbeitsnehmenden schützen.
Aufgabe des Arbeitgebers sollte es sein, ein klar organisiertes, strukturiertes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter:innen ein produktives Arbeiten überhaupt möglich ist. Arbeitsprozesse müssen klar definiert sein und der Einsatz neuer Technologien sollte adäquate Schulungen implizieren. Des Weiteren kann der Arbeitgeber durch teambildende Massnahmen und wertschätzende Initiativen zu einem guten Betriebsklima beitragen. In einem positiven Arbeitsumfeld lässt es sich besser und stressreduzierter arbeiten.
Zunehmend an Bedeutung gewinnt auch das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), das darauf abzielt, Gesundheit und Psyche von Arbeitnehmer:innen zu stärken. Durch BGM wird die Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter:innen gesteigert und nicht zuletzt auch ihr Wohlbefinden.
Was können Führungskräfte tun?
- Beobachten Sie Anzeichen für ein Burnout, eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung bei einer oder einem Mitarbeitenden, suchen Sie aktiv das Gespräch mit der betroffenen Person.
 - Schaffen Sie Raum und Zeit: Sorgen Sie als Führungsperson für eine ruhige, stressfreie Atmosphäre. Führen Sie das Gespräch in einem separaten Raum oder gehen Sie mit der betroffenen Person nach draussen spazieren. Planen Sie genügend Zeit ein, damit Sie das Mitarbeitergespräch nicht wegen einer nachfolgenden Sitzung plötzlich abbrechen müssen.
 - Hören Sie unvoreingenommen zu: Vermeiden Sie es, schnelle Schlüsse zu ziehen.
 - Verwenden Sie Ich-Botschaften: «Ich mache mir Sorgen um Sie / um dich!».
 - Vereinbaren Sie einen Termin für ein weiteres Gespräch: Das erste Gespräch kann sehr intensiv und emotional ablaufen. Beide Seiten brauchen nun Zeit, das Gehörte zu verarbeiten.
 
Burnout als Berufskrankheit?
Angesichts dieser massiven Implikationen ist die Diskussion, ob Burnout eine Berufskrankheit ist, alles andere als unberechtigt. Solange jedoch eine medizinisch klare Definition fehlt, wird die Anerkennung von Burnout als Berufskrankheit auf der politischen Ebene auch zukünftig einen schweren Stand haben.