Meine Psychose, mein Fahrrad und ich: Eine Analyse des Buches von Fritz B. Simon

Das Buch "Meine Psychose, mein Fahrrad und ich" von Fritz B. Simon ist ein ungewöhnlicher Zugang zum Thema Psychose, der teils autobiografisch, teils theoretisch ist. Es ist ein Buch über die Beziehung von Geist und Körper, Wahn und Wirklichkeit.

Es handelt von Paradoxien und den Tricks, sie zum Verschwinden zu bringen, der Entstehung von Zeit, Ordnung und Chaos, den merkwürdigen Verstrickungen des Fühlens im Denken, von Milch, freien Gedanken, Miss Elli, der Evolution der Hinkelkästen, von Segeln und Fussball, ganz vielen Autos, persönlicher Verantwortung, der Unwissenschaftlichkeit des Suchens nach Ursache und Schuld, von Selbstorganisation, Hemden mit Krokodilen, Zen sowie Psychiatern und anderen Verrückten.

Es zeigt den Unterschied zwischen Logik und Leben, der dazu führt, dass Weltbilder gelegentlich nicht zur Welt passen, und es singt ein Loblied auf unsere Ambivalenzen.

Der Autor, selbst Psychiater und Systemtheoretiker, beschreibt eine eigene psychotische Episode und nutzt diese als Ausgangspunkt, um psychische Störungen aus der Perspektive der Systemtheorie zu beleuchten. Dabei versteht er "Verrücktheit" nicht als Defekt, sondern als eine Form der Selbstorganisation eines überlasteten psychischen Systems.

Mit einer Mischung aus persönlicher Erfahrung, Fachwissen und Ironie regt das Buch dazu an, psychische Erkrankungen neu zu denken - jenseits pathologisierender Konzepte.

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Der Autor: Fritz B. Simon

Fritz B. Simon, Dr. med., ist Professor für Führung und Organisation am Institut für Familienunternehmen der Universität Witten/Herdecke. Er ist systemischer Organisationsberater, Psychiater, Psychoanalytiker und systemischer Familientherapeut. Zudem ist er Mitbegründer der Simon, Weber & Friends Systemische Organisationsberatung GmbH.

Simon ist Autor bzw. Herausgeber von ca. 300 wissenschaftlichen Fachartikeln und 34 Büchern, die in 15 Sprachen übersetzt sind, u. a.:

  • Der Prozeß der Individuation (1984)
  • Die Sprache der Familientherapie (1984, mit Helm Stierlin und Ulrich Clement)
  • Lebende Systeme (1988)
  • Unterschiede, die Unterschiede machen (1988)
  • Meine Psychose, mein Fahrrad und ich (1990)
  • Radikale Marktwirtschaft (1992, mit CONECTA)
  • Die andere Seite der Gesundheit (1995)
  • Die Kunst, nicht zu lernen (1997)
  • Zirkuläres Fragen (1999, mit Christel Rech-Simon)
  • Tödliche Konflikte (2001)
  • Die Familie des Familienunternehmens (2002)
  • Gemeinsam sind wir blöd!? (2004)
  • Mehr-Generationen-Familienunternehmen (2005, mit Rudi Wimmer und Torsten Groth)
  • Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus (2006)
  • Einführung in die systemische Organisationstheorie (2007)
  • Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie (2009)
  • Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Systemische Aspekte des Fußballs (2009)
  • Einführung in die Systemtheorie des Konflikts (2010)
  • "Zhong De Ban" oder: Wie die Psychotherapie nach China kam (2011, mit Margarete Haas-Wiesegart und Zhao Xudong)
  • Einführung in die Theorie des Familienunternehmens (2012)
  • Wenn rechts links ist und links rechts (2013)
  • Einführung in die (System-)Theorie der Beratung (2014)
  • Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen (2018)
  • Anleitung zum Populismus oder: Ergreifen Sie die Macht! (2019)
  • Der Streit ums Nadelöhr. Körper, Psyche, Soziales, Kultur. Wohin schauen systemische Berater? (2019, mit Jürgen Kriz)
  • Lockdown: Das Anhalten der Welt (2020, mit Heiko Kleve und Steffen Roth)
  • Formen (reloaded). Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen (2022)

Systemische Therapie in Fallbeispielen

In diesem Buch werden die wichtigsten therapeutischen Fragetechniken am Beispiel konkreter Fälle und Interviews illustriert und erklärt. Es beginnt bei der Klärung des Kontextes der Therapie, geht über ihre Zielbestimmung hin zu den Mechanismen der Problementstehung und denen einer möglichen Lösung.

Den Schluss bilden die sogenannten Abschlussinterventionen, die aus Kommentaren oder der Verschreibung von Aufgaben wie beispielsweise Ritualen bestehen können. Neben therapeutischen Techniken werden auch Aspekte der Familiendynamik deutlich, z. B. die Tragik der Elternrolle, die paradoxerweise oft dazu führt, dass aus guten Absichten Katastrophen erwachsen.

Ein wichtiges Element systemischer Therapie ist die Interviewtechnik. Das sogenannte zirkuläre Fragen zielt darauf ab, die gegenseitige Bedingtheit des Verhaltens von Menschen, deren Lebensgeschichte miteinander verknüpft ist, zu verdeutlichen.

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