Burnout Statistik Deutschland: Ursachen, Prävention und Behandlung

Ausgebrannt von der Arbeit - das Burnout-Syndrom ist die Folge von übermässigem Stress im Beruf. Das hektische Arbeitsleben und Perfektionismus tragen dazu bei, dass Menschen innerlich ausbrennen. Das Burnout-Syndrom stellt ein ernstzunehmendes Problem dar, es gilt aber nach heutigen Definitionen nicht als Erkrankung.

Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt es als ein „berufsbedingtes Syndrom“ - ein Komplex aus mehreren Faktoren, die zwar eine Behandlung benötigen, aber keine Erkrankungen an sich darstellen. Zudem kann ein Burnout nicht genau diagnostiziert werden. Lesen Sie in diesem Artikel, worum es sich bei einem Burnout-Syndrom genau handelt, welche Anzeichen auf eine Überlastung hindeuten und welche Ursachen das Risiko erhöhen.

Was ist Burnout?

In den 1970er Jahre beobachtete der Psychologe Herbert Freudenberger, dass sich Beschäftigte im Gesundheitswesen, besonders Pflegekräfte und Ärzte, in ihrem Arbeitsumfeld zunehmend überfordert und gestresst fühlten. Das Burnout-Syndrom beschreibt die Reaktion auf außerordentlichen berufsbedingten Stress.

Burnouts treten bei Menschen in allen möglichen Berufen und Branchen auf. Betroffene haben den Eindruck, dass sie für die Zeit und Energie, die sie in die Arbeit investiert haben, zu wenig Wertschätzung und Gegenleistungen erhalten. Häufig berichten Menschen, die im gesundheitlichen oder sozialen Bereich arbeiten, dass sie sich ausgebrannt oder stark erschöpft fühlen.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde argumentiert, dass man Burnout nicht als eine Erkrankung einstufen könnte, da es sich um kein einheitliches Krankheitsbild handele. Betroffene nehmen einen Burnout stets unterschiedlich wahr. Häufig kommt es auch zu Verwechslungen zwischen einer Depression und einem Burnout.

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Die Weltgesundheitsorganisation hat das Burnout-Syndrom erst im Mai 2019 in den Krankheitskatalog ICD-10 aufgenommen, also die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.

Burnout vs. Bore-out

Während sich Menschen bei einem Burnout überfordert fühlen, ist bei einem Bore-Out (Ausgelangweilt-Sein) das Gegenteil der Fall. Der Job unterfordert Sie, was dazu führen kann, dass Sie Aufgaben langsam und motivationslos angehen. Mit der Zeit treten ähnliche Beschwerden auf wie bei einem Burnout - es kann sich sogar zu einem Burnout zuspitzen. Die Studienlage hinsichtlich eines Bore-Out-Syndroms ist noch dünn.

Ursachen und Risikofaktoren

Wie ein Burnout zustande kommt, hängt von den individuellen Stressfaktoren ab, denen Sie sich bei der Arbeit aussetzen. Sowohl die innere Einstellung als auch die Arbeitsbedingungen um Sie herum spielen bei der Entwicklung eines Burnouts eine bedeutende Rolle. Ihr individuelles Burnout-Risiko hängt damit zusammen, wie Sie mit Stress und mit Ihrem Arbeitsleben umgehen.

Unsere Erziehung hat einen unmittelbaren Einfluss auf unseren Charakter und damit auf unsere Einstellung und Vorstellungen im Leben sowie bei der Arbeit. Ebenfalls beeinflussen Menschen, die wir als Vorbilder betrachten, unsere Wertvorstellungen und Erwartungen an uns selbst.

Menschen, die sehr perfektionistisch sind und hohe Erwartungen an sich selbst haben, weisen in der Regel eine geringe Stresstoleranz auf: Der kleinste Fehler löst massive Unzufriedenheit und damit auch Stress aus. Wenn Sie sich zu sehr in Ihre Arbeit vertiefen, kann die Gefahr, einen Burnout zu erleiden, steigen. Es fällt dann schwer, sich von der Arbeit zu distanzieren, sodass Sie sich unbewusst mit vielen Aufgaben überlasten.

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Ist der chronische Stress vorwiegend die Folge von inneren Faktoren, spricht man von einem Self-Burnout. Wenn bei Ihnen aufgrund der Arbeitsumgebung und den Bedingungen kontinuierlich Frustration herrscht, bestimmt übermässiger Stress dem Arbeitsalltag. Damit erhöht sich auch das Burnout-Risiko.

Symptome und Auswirkungen

Das berufsbedingte Gefühl des Ausgebrannt-Seins kennzeichnet sich durch allerlei Symptome. Zwar spielt sich ein Burnout vor allem im Kopf ab, wirkt sich aber zusätzlich auf den Körper aus.

Einfluss auf das Arbeits- und Alltagsleben Der chronische Stress bei der Arbeit wirkt sich sowohl auf die Leistung als auch auf das Privatleben aus. Menschen mit einem Burnout distanzieren sich zunehmend von ihrer Arbeit und schätzen sie nicht mehr wert: Sie gehen ihren Aufgaben motivationslos und unproduktiv nach.

Unterschiedliche Studien konnten zeigen, dass sich ein Burnout-Syndrom auch auf körperlicher Ebene widerspiegelt. Wer an einem Burnout-Syndrom leidet, trägt ebenfalls ein höheres Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2, erhöhten Cholesterinwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Es besteht ebenfalls ein Zusammenhang zur Gefahr, Übergewicht und einen Vitamin-D-Mangel zu entwickeln.

In Stresssituationen wird die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse aktiviert: Dieser körpereigene Mechanismus kontrolliert die Freisetzung des Stresshormons Cortisol. Steigt unser Cortisol-Spiegel, erhöht sich der Blutdruck, das Immunsystem fährt herunter, der Blutzucker steigt und der Körper verbraucht mehr Nährstoffe.

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Nach längeren Stressepisoden, wie bei einem Burnout, kann in seltenen Fällen die Aktivität der Stress-Achse abnehmen: Sie setzt nur noch geringe Menge Cortisol frei, sobald man in eine stressige Situation gerät.

Es erweist sich als schwierig, das Burnout-Syndrom zu diagnostizieren, da es sich bei jedem Betroffenen durch andere Symptome äussern kann. Ausserdem können Blutwerte keinen Hinweis darauf geben, ob ein Burnout vorliegt.

Prävention von Burnout

Auch für Menschen, die Probleme normalerweise gut bewältigen, besteht bei starkem Stress ein Risiko für Burnout. Die gute Nachricht ist, dass man diesem Prozess nicht hilflos ausgeliefert ist. Durch folgende Strategien der Burnout-Prävention können Sie dem "Ausbrennen" vorbeugen:

  • Eigene Bedürfnisse wahrnehmen: Versuchen Sie, Ihre Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen. Was ist Ihnen wirklich wichtig? Soziale Anerkennung, Aufstiegsmöglichkeiten, Freiheit bei der Gestaltung der Arbeitsabläufe oder Einflussmöglichkeiten? Gestehen Sie sich zu, dass Ihre Bedürfnisse ebenso wichtig sind wie die ihrer Mitmenschen.
  • Grundbedürfnisse aufdecken: Burnout entsteht aus einer Frustration heraus. Suchen Sie sich Aufgaben, bei denen Ihre individuellen Grundbedürfnisse befriedigt werden. Kreativität beispielsweise, Reputation, vielfältige soziale Kontakte oder Bewegung. Wichtig für die Wahl eines Jobs ist daher, dass Sie den Alltag im angestrebten Beruf genau kennen.
  • Stressmanagement, Entspannung, guter Schlaf: Stress ist ein Burnout-Treiber. Steuern Sie aktiv gegen! Hilfreich für die Burnout-Prophylaxe sind Stressmanagement und Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. Eine sanfte Hilfe bei Anspannung, Nervosität und stressbedingten Schlafstörungen bieten Heilpflanzen wie Baldrian, Lavendel, Melisse und Passionsblume.
  • Selbstaufmerksamkeit: Burnout kommt meist unbemerkt. Befragen Sie sich regelmässig selbst, wie viel Stress Sie haben und wie zufrieden Sie mit Ihrem Leben sind.
  • Stresstagebuch: Ein Stresstagebuch hilft aufzudecken, in welchen Situationen und Zusammenhängen Stress auftritt und ob er sich kontinuierlich verstärkt. Wer sich nicht nur auf seine Selbstwahrnehmung verlassen will, bittet am besten Freunde und Familie um Hilfe. Sie spiegeln wider, wenn Sie reizbarer oder weniger motiviert erscheinen als gewöhnlich.
  • Soziale Kontakte: Das soziale Netzwerk ist ein wichtiger Faktor in der Burnout-Prävention. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Freunde und Ihre Familie. Der Kontakt mit Ihnen nahestehenden Menschen bietet Ihnen den notwendigen Ausgleich zum Arbeitsleben.
  • Innere Antreiber entmachten: Menschen, die für Burnout anfällig sind, haben innere Antreiber, die sie in die Überforderung peitschen. Maximen wie "Sei perfekt!", oder "Mach es allen recht!" sind Beispiele dafür. Nur wer seine persönlichen inneren Antreiber kennt, ist in der Lage, sie zu entmachten. Niemand ist perfekt und Fehler gehören zum Leben!
  • Klare Lebensziele definieren: Finden Sie heraus, welche Ziele Ihnen im Leben wirklich wichtig sind. So setzen Sie Ihre Energie gezielt ein. Versuchen Sie auch, sich von Vorstellungen zu verabschieden, die Ihnen andere eingeimpft haben. So verzetteln Sie sich nicht in kräftezehrenden Projekten, die Sie letztlich nicht zufrieden stellen.
  • Stärkung der Selbstakzeptanz: Für Burnout sind vor allem Menschen anfällig, die ihr Selbstbewusstsein überwiegend aus einer Rolle im Beruf oder Privatleben ziehen: etwa die perfekte Mutter oder die erfolgreiche Managerin. Menschen mit einer starken Selbstakzeptanz haben auch ein Selbstbewusstsein, das von Erfolgen unabhängig ist. Damit schwindet die Gefahr des Überengagements, und das Gefühl, ausgebeutet zu werden, verblasst.
  • Gesunde Lebensweise: Auch eine gesunde Lebensweise hilft, Burnout vorzubeugen. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, vor allem aber regelmässiger Sport und viel Bewegung - dies hilft beim Stressabbau. Schränken Sie den Konsum von Aufputschmitteln (zum Beispiel Nikotin, Koffein) oder Genussmitteln (zum Beispiel Alkohol, Zucker) ein. Dadurch fühlen Sie sich nicht nur fitter, sondern vermeiden eher, über persönliche Grenzen hinauszugehen.
  • Hilfe suchen: Oft ist es nicht einfach, gute Vorsätze in der Praxis umzusetzen. Falls Sie bei sich über einen längeren Zeitraum ein erhöhtes Stresslevel oder Symptome von Burnout bemerken, wenden Sie sich unbedingt an einen Arzt, Psychotherapeuten oder Psychiater. Je früher ein Burnout erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Burnout vorbeugen - was tun im Job?

Da das Burnout-Syndrom oft zusammen mit Unzufriedenheit in der Arbeit entsteht, ist es wichtig, die oben genannten Strategien auch an der Arbeitsstelle anzuwenden. Folgende Punkte helfen Ihnen bei der Burnout-Prävention und verbessern das Arbeitsklima:

  • Autonomie anstreben: Wer sich seine Aufgaben und Arbeitszeit flexibel einteilt, ist weit weniger für Burnout gefährdet. Versuchen Sie, ein möglichst flexibles Arbeitszeitmodell mit Ihrem Arbeitgeber auszuhandeln.
  • Zeitmanagement: Wer sich in einem anspruchsvollen Job nicht verzetteln und aufreiben will, tut gut daran, sich Strategien fürs richtige Zeitmanagement anzueignen.
  • Nein-Sagen: Die Fähigkeit, eine angetragene Aufgabe auch einmal auszuschlagen, ist eine wichtige Burnout-Prophylaxe. Sonst halsen Sie sich schnell zu viel auf. Das gilt für Aufgaben, die von aussen an Sie herangetragen werden, aber auch für solche, die Sie sich selbst auferlegt haben.
  • Unrealistische Erwartungen abbauen: Wer sich unrealistisch viel Anerkennung und persönliche Befriedigung durch seine Aufgaben erhofft, wird enttäuscht. Das trifft auf den Krankenpfleger zu, der sich Dankbarkeit von seinen Patienten erwartet, genauso wie auf die Sekretärin, die unliebsame Besorgungen übernimmt und sich dafür Lob und Anerkennung erhofft.
  • Leben und Arbeiten im Gleichgewicht: Der Begriff "Work-Life-Balance" - das Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit - beinhaltet ein essenzielles menschliches Grundbedürfnis. Wer es nicht schafft, sich angemessene Freiräume und Auszeiten zu gönnen, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, in die Burnout-Falle zu tappen.
  • Karriereplanung: Auch der schönste Job führt möglicherweise nach Jahren in monotone Langeweile. Wer ein Karriereziel vor Augen hat, läuft weniger Gefahr, im Alltagseinerlei stecken zu bleiben. Auch Weiterbildungen sind eine gute Methode zur Burnout-Prävention und um Inspirationen für den beruflichen Alltag zu finden.

Um ein Ausbrennen zu verhindern, helfen auch auf Burnout spezialisierte Coaches, die Ihnen bei der Umsetzung von Strategien in der Arbeit helfen.

Behandlung von Burnout

Die Bandbreite an individuellen Einflussfaktoren und unterschiedlich wahrgenommen Symptomen erschwert es Ärzten und Wissenschaftlern, einheitliche Therapieprogramme für Menschen mit Burnout zu entwickeln. Studien kamen bislang auch nicht zu aussagekräftigen Ergebnissen. Es ist nicht klar, ob eine alleinige Psycho-, Entspannungs- oder naturheilkundliche Therapien Wirkung zeigt. Die besten Resultate konnten Verhaltenstherapien erzielen.

In dieser Psychotherapie lernen die Betroffenen, wie sie ihr Denkverhalten ändern können, um auf stressige Situationen besser zu reagieren und das Gefühl der Überforderung einzudämmen. Zusätzlich soll mithilfe von Interventionen im Arbeitsbereich verhindert werden, dass sich ein Burnout weiterentwickeln kann. Einige Ärzte vermuten auch, dass Bewegung Menschen mit Burnout-Syndrom helfen kann.

Die wichtigste Massnahme, um einem Burnout vorzubeugen: den Stress am Arbeitsplatz reduzieren. Auch die Arbeitsumgebung kann Stress fördern, etwa durch Lärm, schlechte Lichtverhältnisse, schlechtes Raumklima und Ablenkungen. Unternehmen können Stressmanagement-Programme anbieten, um gegen solche Belastungen vorzugehen. Dabei lernen Mitarbeiter in der Regel in mehrwöchigen Kursen, mit Stress im Alltag umzugehen. Oft können Sie gegenüber Stresstrainern auch Konflikte am Arbeitsplatz oder mit Vorgesetzten vertraulich ansprechen.

Ebenso kann ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, einem Burnout vorzubeugen. Unsere Ernährung leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Burnout, da sie die Folgen von übermässigem Stress eindämmen kann.

  • Omega 3: Omega-3-Fettsäuren aus Hering, Makrele, Walnüssen und Leinöl sowie Ballaststoffe aus Vollkorngetreide können nachweislich einen erhöhten Blutdruck senken. So verringern sie das Risiko weiterer Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Vitamin D: Auch ein Vitamin-D-Mangel steht im Verdacht, Stress und andere psychische Krankheiten verschlimmern zu können. Vitamin D wirkt wie ein Hormon und hat auch wichtige Funktionen im Gehirn, es unterstützt etwa die Konzentrationsfähigkeit.
  • Vitamin C und Magnesium: Sind wir gestresst, verbraucht der Körper grosse Mengen Vitamin C und Magnesium: Diese beiden Nährstoffe können unser Immunsystem stärken. Vitamin-C-haltige Lebensmittel sind zum Beispiel Johannisbeeren und Paprika. Magnesium kommt vor allem in Vollkorngetreide und Nüssen vor. Der Mineralstoff Magnesium besitzt zudem eine muskelentspannende Wirkung.
  • Nährstoffe für das Nervensystem: Einer inneren Unruhe kann ein erregtes Nervensystem zugrunde liegen.

Burnout und Depression

Burnout ist ein stressbedingtes psychosomatisches Syndrom und zeigt eine hohe Überlappung mit Depression. Unterscheidet sich Burnout überhaupt von einer Depression? Weist die Depression, die mit Burnout einhergeht, Besonderheiten auf? Entspricht sie einer Erschöpfungsdepression?

Es zeigt sich in der klinischen Beobachtung jedoch, dass eine Depression, die mit Burnout einhergeht, zusätzlich zu den typischen Symptomen einer Depression spezifische Merkmale aufweist. Dazu gehören eine starke Reizsensibilität, langdauernde ausgeprägte Erschöpfung, reduzierte Belastbarkeit und prominente kognitive Störungen, die oft die Remission des depressiven Affekts überdauern. Residuale Symptome erhöhen das Risiko für Rückfälle und müssen daher besonders beachtet werden. Dieses Zustandsbild entspricht der von Staehelin und Kielholz beschriebenen Erschöpfungsdepression.

Die Therapie einer Erschöpfungsdepression sollte sich zudem an den S3-Leitlinien zur Behandlung der unipolaren Depression orientieren. Zur Pharmakotherapie der Erschöpfungsdepression eignen sich vornehmlich Antidepressiva mit selektivem Wirkmechanismus und geringem Nebenwirkungspotenzial. Da Patienten mit einer Erschöpfungsdepression meist sehr sensibel auf Nebenwirkungen sind, ist ein langsames Aufdosieren bis zur wirksamen Dosis ratsam.

Die Evidenz einer Wirksamkeit bei stressbelasteten Personen ist für kognitiv-behaviroale Interventionen am robustesten, wobei auch ein Fitnesstraining eine gewisse Wirksamkeit, vor allem bezüglich physiologischer Parameter, aufweist. Generell liegt für kognitive behaviorale Verfahren hinsichtlich einer störungsspezifischen Psychotherapie auch bei Burnout die beste wissenschaftliche Evidenz vor, allerdings sind diesbezügliche Publikationen noch spärlich.

Arbeitssucht

Arbeiten bis zum Burnout: Die verbreitetste Sucht hat in der Gesellschaft eine hohe Akzeptanz Arbeitssüchtige verbergen ihre Probleme vor ihrer Umwelt und vor sich selbst. Ohne Hilfe gelingt den wenigsten der Ausstieg aus der Selbstausbeutung.

Jeder zehnte Erwerbstätige leidet laut Studien daran. Seit etwa fünfzig Jahren erforschen Wissenschafter dieses Phänomen, oft mit der Dutch Work Addiction Scale. Sie unterscheidet zwischen exzessivem Arbeiten und zwanghaftem Arbeiten: Wenn jemand viel und unter hohem Zeitdruck arbeitet, spricht man von exzessivem Arbeiten; bei innerem Getriebensein und der Unfähigkeit, sich am Feierabend zu entspannen, von zwanghaftem Arbeiten.

Arbeitssucht liegt vor, wenn beide Verhaltensweisen auftreten. Holger Heide, Experte für Arbeitssucht, weist darauf hin, dass sich Betroffene von ihren Bedürfnissen und Gefühlen abspalten. Sie überschreiten ihre Grenzen und können sich buchstäblich zu Tode arbeiten. So berichten Betroffene von massiven körperlichen Einbussen, Schlafstörungen, depressiver Stimmung bis hin zum Burnout.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt begünstigen die Arbeitssucht: Wo Arbeitszeiterfassung abgeschafft, Arbeitszeiten flexibilisiert und Verantwortlichkeiten breiter verteilt werden, steigen die Anforderungen an Abgrenzung. Der Einzelne muss nicht nur seine Projekte durchführen, sondern auch Pausen und Feierabendzeiten im Blick haben. Das ist die Kehrseite von mehr Autonomie. Ein besonderes Risiko birgt die Digitalisierung, wenn der Job durch das Smartphone häufig nur eine Armlänge entfernt ist.

Begünstigende Faktoren seien ein niedriges Selbstwertgefühl und Perfektionismus, sagt die Wirtschaftspsychologin Christine Voigt. Auch das elterliche Vorbild spielt hinein: Wenn der Vater oder die Mutter arbeitssüchtig sind, neigen auch ihre Kinder dazu, so die Arbeitsforscherin Beatrice van Berk. Vererbte Traumata können ebenfalls dazu führen, dass Menschen sich getrieben fühlen, ständig leisten zu müssen, so Jo Aschenbrenner, Expertin für berufliche Neuorientierung.

Was können Menschen tun, die ungesundes Arbeitsverhalten bei sich bemerken? Der wichtigste Schritt ist, es sich einzugestehen und zu erkennen, dass man es wahrscheinlich nicht allein in den Griff bekommt. Es überrascht nicht, dass es in Deutschland Gruppen für anonyme Arbeitssüchtige gibt. Auch ein Coach oder eine Therapeutin kann helfen, die Arbeit wieder in die Schranken zu weisen und festgefahrene Überzeugungen zu ändern. Arbeitssüchtige müssen oft lernen, dass sie die Arbeit niederlegen dürfen, bevor sie total erschöpft sind. Und auch, sich durch feste Feierabendzeiten Raum für andere Aktivitäten zu schaffen.

Wir müssen akzeptieren, dass die Arbeit nie ganz fertig ist. Aber wir können dafür sorgen, dass uns die Arbeit nicht (mehr) fertigmacht, sondern uns Zufriedenheit gibt und uns erfüllt.

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