Burnout bei Jugendlichen: Ursachen, Symptome und Prävention

Burnout ist vor allem als Krankheit von Berufstätigen bekannt. Permanente Erschöpfung tritt allerdings häufig auch bei Kindern und Jugendlichen auf - Überforderung und Überlastung können zu Lustlosigkeit, Leistungsabfall und Depression führen.

Ursachen von Burnout bei Jugendlichen

Die Ursachen für Burnout im jungen Alter sind vielfältig und nicht immer klar benennbar. Sicher ist jedoch, dass hoher Leistungsdruck in allen Altersspannen einer der Hauptgründe darstellt. Bei Kindern und Jugendlichen spielen sowohl direkter Leistungsdruck von Aussen - von der Peer Group oder von den Eltern - als auch innerer Leistungsdruck eine grosse Rolle. Angesichts dieser Entwicklung erleben viele Jugendliche eine hohe Erwartungshaltung, Leistungsdruck, ein hohes Tempo in der Schule, im Elternhaus, im sozialen Umfeld und in der Freizeit. Die Leistungsanforderungen sind gestiegen, die Erwartungen an die individuelle Performance sind hoch. Junge Leute suchen Kontakt, Akzeptanz und Herausforderungen, vergleichen sich untereinander. Dazu tragen heute vor allem auch soziale Netzwerke bei.

«Ständige Bewertung, Vergleiche und Online-Präsenz in allen Bereichen wird zwar selten so wahrgenommen. Sie stellt aber eine enorme Belastung dar und schafft hohen Druck.»

Auch komplizierte Trennungsgeschichten sind ein grosses Problem für Kinder und Jugendliche. Streit und Missgunst zwischen den Eltern belasten sie extrem und werden so zu einem grossen Risikofaktor für Depressionen und andere psychische Störungen. So seien 70 bis 80 Prozent der jungen Patienten und Patientinnen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Baselland Trennungskinder. Vor allem der Versuch, den anderen Elternteil aus dem Leben des Kindes auszuschalten, wirke sich negativ auf das Kind aus. Kinder und Jugendliche wollten nicht auf die Mutter oder den Vater verzichten, nur weil die Eltern sich nicht mehr verstehen.

Weiterhin können auch Mobbing, Traumatisierungen und Misshandlungen zu Burnout bei Jugendlichen und Kindern führen. Alle diese Vorkommnisse wirken auf das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Dabei spielen auch genetisch vererbte Veranlagungen eine Rolle. «Manche Kinder strotzen nur so vor Selbstwertgefühl, andere brauchen von Anfang an mehr Stärkung», sagt Contin-Waldvogel.

Lesen Sie auch: Mehr zum Thema Burnout

Weitere Faktoren, die zu Burnout bei Jugendlichen beitragen können:

  • Hohe Informationsdichte und -verfügbarkeit
  • Digitalisierung und Gleichzeitigkeit von Prozessen und Ereignissen
  • Steigende Berufsanforderungen, die das berufliche Weichenstellen in die Primarstufe verlagern
  • Mangel an "freier Zeit und Raum" für die Entwicklung der Kreativität
  • Das moderne Multitasking, das zum Gefühl führt, nie wirklich allem gerecht werden zu können

Symptome von Burnout bei Jugendlichen

Ein Erschöpfungssyndrom beginnt schleichend, Familie und Freunde und auch Betroffene selbst merken das nicht gleich. Hinweise für chronische Überlastung zeigen sich bei Kindern häufig durch Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen. Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Muskelverspannungen und Leistungseinbrüche können hinzukommen. Das Gefühl, ständig ausgelaugt, nichts wert zu sein oder zu versagen, innere Leere, Spielunlust oder vermehrtes Gamen oder Medienkonsum führen zu sozialem Rückzug und Isolation - und die Symptome nehmen weiter zu.

Kinder mit Burnout spüren häufiger körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlafstörungen oder Appetitveränderungen. Psychische Symptome wie Angst, Reizbarkeit, Rückzug oder erhöhte Emotionalität können ebenfalls auftreten.

Die Symptome des Burnout-Syndroms im Kindes- und im Jugendalter decken sich stark mit den Symptomen einer Depression:

  • Anhaltende Erschöpfung
  • Reizbarkeit
  • Rückzug von sozialen Aktivitäten
  • Schlafstörungen
  • Leistungsabfall in Schule oder bei Freizeitaktivitäten
  • Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen
  • Ein vermindertes Interesse an früheren Interessen und Aktivitäten

Je mehr Symptome der oder die Betroffene aufzeigt, desto wahrscheinlicher ist es, dass tatsächlich eine starke Belastung vorliegt. Wenn die Symptome über mehrere Wochen hinweg anhalten, besteht Handlungsbedarf. In dem Fall sollte unbedingt eine Fachperson aufgesucht werden.

Prävention von Burnout bei Jugendlichen

Ein bedeutsamer Faktor bei der Prävention ist die Schule. Für eine gesunde Entwicklung sollten Kinder und Jugendliche ihren individuellen Begabungen entsprechend gefördert werden. Als Prävention gegen Burnout bei Kindern sollten sich Lernziele an den Fähigkeiten der Kinder orientieren. Dazu sollte an den Schulen gemeinsam mit Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern eine gemeinsame Kultur gegenseitiger Wertschätzung, des Lernens und Wachsens geschaffen werden.

Das Vermitteln von Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit, Lern- und Bewältigungsstrategien sowie sozioemotionaler Kompetenzen, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen sind weitere präventive Massnahmen. In einem kreativen Umfeld gelingt es Kindern und Jugendlichen, intrinsische Motivation und Freude an nachhaltigem Lernen zu entwickeln. Das bedeutet «Schule fürs Leben, nicht Leben für die Schule».

Lesen Sie auch: Burnout: Symptome, Ursachen, Lösungsansätze

Zudem sollten die Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder überprüfen. Dabei ist es wichtig, gemeinsam mit dem Kind eine altersangemessene Zeitdauer für die Nutzung zu definieren. Eltern sollten gemeinsam mit dem Kind eine altersangemessene Zeitdauer für die Nutzung von Medien definieren.

Weitere präventive Massnahmen:

  • Eine sinnvolle Balance von Fordern, Fördern und Respektieren der individuellen Möglichkeiten und Grenzen
  • Förderung regelmässiger Pausen, einer ausgewogenen Ernährung, gesunden Schlaf und sportliche Aktivitäten
  • Ein Austausch im Alltag über Stress und Belastungen
  • Schulleitungen und Lehrpersonen können auf ein ausgewogenes Verhältnis von Leistungsanforderungen und Erholungsphasen achten
  • Vermittlung von Strategien zum Stressmanagement
  • Schaffung eines unterstützenden Umfelds

Behandlung von Burnout bei Jugendlichen

Damit es nicht so weit kommt, sollten sich Jugendliche frühzeitig Hilfe holen. Die erste Anlaufstelle sind häufig die Familie, gute Freunde, Verwandte oder auch eine Lehrperson. Fachstellen, Telefonberatung aber auch anonyme Online-Chats bieten gut erreichbare und kompetente Ansprechpartner. Wenn dieser erste Schritt getan ist, geht es darum, die aktuellen Stressfaktoren zu verstehen - und für Entlastung zu sorgen.

Die Behandlung des Burnout-Syndroms bei Kindern hat zum Ziel, die schulische Belastung zu reduzieren, Strategien zur Stressbewältigung zu fördern und ein unterstützendes soziales Umfeld zu schaffen.

Behandlungsansätze:

  • Psychotherapie, vor allem Verhaltenstherapie und Familientherapie
  • Kognitive Umstrukturierung
  • Training sozialer Fähigkeiten und die Wahrnehmung und die Bewertung sozialer Situationen

Es braucht auch eine Abgrenzung von Burnout und Depression. Beides kann gleichzeitig auftreten, doch braucht es auch Differenzierung. Beides ist ernst zu nehmen und angemessen zu behandeln.

Die Einschätzung der Situation erfordert neben viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen ein umfangreiches Wissen aus Medizin, Psychiatrie/Pädiatrie/Neurologie, Psychologie, Pädagogik und Psychotherapie.

Lesen Sie auch: Symptome von Burnout erkennen

Ambulante Behandlung

In der Kinder-/Jugendpsychiatrie und Psychosomatik am Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ überlegen wir gemeinsam mit den Eltern und dem Kind resp. den Jugendlichen, welche Hilfe, Entlastungen resp. Massnahmen unterstützen können. Bei Bedarf ziehen wir - in Absprache mit der Familie - auch die Schule resp. Lehrpersonen und ein weiteres Helfernetz zur Besprechung der Hilfe bei. Zusätzlich sind wir, soweit angezeigt, bei der Suche nach Therapieplätzen behilflich. Aus Kapazitätsgründen bieten wir am Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ derzeit keine ambulanten Therapien an.

Stationäre Behandlung

In der Therapiestation für Kinder und Jugendliche (Psychosomatik, Psychotherapie, Psychiatrie) am Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ erhalten Kinder und Jugendliche mit Erschöpfungssymptomen, die sich auf ihren Alltag (Familie, Freunde, Schule, Freizeit) auswirken, eine bedarfsorientierte stationäre Behandlung, wenn die ambulante Therapie nicht ausreicht.

Nicht jedes Stress- oder Erschöpfungsgefühl ist jedoch ein Burnout bei Kindern und Jugendlichen. Oft kann es sich um ein kurzfristiges Problem handeln.

Wirklich verhindern lassen sich psychische Erkrankungen nur bedingt. Verschiedene Temperamentseigenschaften tragen dazu bei, sich bei ungünstigen Bedingungen rasch zu stabilisieren. Auch ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Eltern, stabile Beziehungen und das Gefühl von Geborgenheit fördere die seelische Balance.

tags: #Burnout #Symptome #Jugendliche #Ursachen